Favoritenstürze und ein alter Herr trumpft auf - Royal Ascot live
15:10: Letzter Tag Royal Ascot, erstes Rennen sind die Chesham Stakes für Zweijährige über 1400 Meter, nach Einschätzung der Racing Post das schwächste Youngster-Rennen des Festivals. Gewettet werden die beiden Aidan O'Brien-Pferde Beethoven und Emperor Claudius, von drei Vertretern von Mark Johnston scheint Shakespearan laut Wettmarkt der stärkste zu sein. Unter 100 steht noch Aerodynamic, wenig Anklang findet bislang Honor in Peace von US-Trainer Wesley Ward.
15:35: Packender Endkampf im ersten Rennen, am Ende hat der vorher noch sieglose Big Audio mit Richard Hughes die Nase knapp vorn gegen Emperor Claudius aus dem O'Brien-Quartier, der vom letzten Platz angeflogen kam und 10 Meter weiter gewonnen hätte. Die Buchmacher können aufatmen, denn der Hannon-Schützling war kaum gewettet. Ein tolles Rennen lief zudem der Dritte, Party Doctor. Die beiden ATR-Experten schlagen vor, dass Richard Hannon endlich mal von der Queen geadelt wird.
15:55: Auf dem Papier sind die Hardwicke Stakes ein Rennen zwischen zwei Pferden: Campanologist und Doctor Freemantle. Gerard Butler, Trainer des Allwetterspezialisten Dansant, hat etwas Bedenken wegen der Startbox und des Bodens. Das Pferd sei allerdings gut in Form. Sohn Butler sagt allerdings, dass Dansant gewinnt. Ich wette mal Dettori, Godolphin und Campanologist, auch wenn ich mit den Königsblauen immer daneben liege.
16:10: Es reicht so langsam! Ausgerechnet Bronze Cannon aus dem Stall von John Gosden, der die gesamte Woche noch wirklich nichts gerissen hat, schlägt meinen Tipp Campanologist. Vor einem Monat wäre das noch umgekehrt ausgegangen....
Sohn Butler lag gar nicht so schlecht, aber eine Siegchance hatte Dansant wie der Favorit Doctor Fremantle nicht.
16:23: Trotz allem Frust: Es geht weiter und jetzt kommt das Rennen, das ich schon die ganze Woche erwarte. Gruppe 1, Golden Jubilee Stakes, 1200 Meter: Overdose und auch Takeover Target aus Australien sind zwar nicht dabei, doch internationale Pferde sind zuhauf am Start: J J The Jet Plane aus Südafrika, Sacred Kingdom aus Hongkong, Cannonball aus den USA oder der ungeschlagene Ialysos aus Griechenland, den jetzt Luca Cumani trainiert. Gerade lobt Cumani seinen neuen Schützling, weil er so gelassen ist und bei der Überfahrt aus Griechenland nicht erst DVDs geguckt habe, sondern sofort eingeschlafen sei. Griechenlands Turfstolz trifft hier aber ganz andere Gegner.
Ich bin ein großer Anhänger von J J The Jet Plane, der wahrscheinlich als Favorit startet. Bei meinem derzeitigen Glück bedeutet das, dass er knapp geschlagen wird.
16:55: "What a strange race": Nicht nur die ATR-Experten sind fassungslos, die Buchmacher werden sich freuen: Der 210:10 Außenseiter Art Connoisseur gewinnt die Golden Jubilee vor dem US-Herausforderer Cannonball und dem Riesen-Außenseiter Lessons in Humilitity aus dem Formstall von Karl Burke. All die gemeinten Pferde wie JJ The Jet Plane oder Sacred Kingdom waren geschlagen. Der Südafrikaner kommt dennoch als Hintergrundbild auf mein Handy.
Der Gewinner siegte zweijährig in überlegener Manier in den Coventry Stakes während Royal Ascot 2008 und da dachte man im Quartier von Michael Bell, Art Connoisseur sei ein Pferd für die 2000 Guineas. Die hochtrabenden Pläne realisierten sich nicht, das Pferd enttäuschte danach mehr oder weniger regelmäßíg. Und jetzt dieser Paukenschlag - die ältere Dame in den Pastellfarben verteilte höchstpersönlich die Ehrenpreise.
Cannonball als Zweiter war nur knapp geschlagen: Beim Dienstag über 1000 Meter war er noch outpaced, doch sein Quartier war absolut optimistisch und rechnete mit einem großen Lauf. Sie hatten Recht!
17:10: Geoff Lester erzählt gerade, dass das Wokingham eines seiner glücklichsten Rennen sei und ihm einst einen Urlaub in Lloret de Mar finanziert habe. Der Glückliche, aber eine Busreise nach Lloret per Bus gab es früher schon für 29 DM! 27 Pferde über 1200 Meter, das Wokingham ist eines der schwersten Rennen im britischen Turfkalender. Wer gewinnt? Keine Ahnung, meine Tipps Zidane und Evens and Odds sind mehr Verzweiflung als Wissen...
Die Favoritenrolle hält Jimmy Styles.
17:35: Endlich gute Laune bei Trainer William Haggas, nachdem diese Woche noch gar nichts lief: Mitfavorit High Standing, unter anderem angesagt von Racing Posts Pricewise, siegt knapp vor Godolphins Asset und Rock of Rochelle, allesamt mit hohen Startboxen. Zocker Harry Findlay freut sich wie ein Schneekönig, denn er ist Mitbesitzer. Das war definitiv kein Resultat für die Buchmacher. Meine Tipps laufen immer noch...
17:45: Zwei haben wir noch und jetzt geht es wieder über längere Distanzen. Die Duke of Edinburgh Stakes, ein Heritage Handicap, ist aber auch nicht leichter. Geld kommt für Young Mick, drei Pferde sattelt Mark Johnston. Meine Tipps verrate ich diesmal ncht...
Trainer William Haggas, gerade erfolgreich, nennt die vergangene Woche hochtraumatisch, verrät aber auch Big Fat John Mc Cririck nicht, wann seine wettfreudigen Besitzer den nächsten Coup planen.
18:05: Wenn man die Seuche hat, dann hat man die Seuche. William Buick fällt schon beim Start von meinem Tipp Hatton Flight, der ohne Reiter das Rennen gewinnt. Geht natürlich nicht, vorne sind Drill Seargent und Record Breaker aus dem Mark Johnston-Stall, beide stehen am Toto 150. Einen haben wir noch und dann ist dieses Martyrium zuende. 30. Sieg im übrigen für Mark Johnston bei Royal Ascot.
Aber nicht nur in Ascot triumphieren die Außenseiter, in Düsseldorf gewinnt eine sträflich unterschätzte Bella Platina aus dem Dortmunder Stall von Uwe Stoltefuß für Toto 180:10 das Listenrennen.
18:20: Ein Rennen steht noch an, die Queen Alexandra Stakes über weite 4370 Meter. Mein Tipp ist auch noch Mitfavorit, steht bei lächerlichen 40:10, am morgen wurde er noch für 80:10 gehandelt. Nicky Henderson sattelt auch den Ex-Deutschen Caracciola, zuletzt triumphaler Sieger in York und mit 12 Jahren das älteste Pferd, das jemals ein Listenrennen gewann.
18:40: Der alte Caracciola gewinnt zum Abschluss. "Er wird besser und besser mit 12 Jahren" meinen die Experten. Respekt! Mein Tipp war natürlich geschlagener Vierter. Zweiter Tyyrells Wood, Dritter Amerigo.
Das war Royal Ascot 2009. Wetttechnisch ein Desaster, die Pressetipps der englischen Zeitungen waren aber auch nicht besser.
Sportlich war es natürlich ganz großes Kino. Topjockey wurde Johnny Murtagh, obwohl er die letzten beiden Tage am Zaun stand.
Morgen gibt es Rennen in Dortmund, das wird entspannter. Der große Preis der Dortmunder Wirtschaft steht im Mittelpunkt und verspricht Einiges.