Montag, 22. Juni 2009
Galopper der Woche: Yeats
Es waren unglaubliche Szenen, die sich am letzten Donnerstag gegen 17 Uhr auf der englischen Rennbahn in Ascot abspielten: Gerade hatte Yeats zum vierten Mal nacheinander den Gold Cup, das vielleicht wichtigste Rennen über lange Distanzen für Rennpferde, gewonnen. Der Weg zurück zur Siegerehrung wurde zu einer wahren Tour des Triumphes. Jockey Johnny Murtagh riss immer wieder die Arme hoch, um ihn herum flossen die Tränen des Glücks. Es waren bewegende Momente: Über 60 000 Besucher auf der königlichen Bahn gaben dem Sieger, schrieb nicht nur die Boulevardzeitung Sun am nächsten Tag in ihrer Printausgabe, „a real hero’s welcome“. Und selbst Leute wie mich, denen die Dominanz der Ballydoyle-Pferde manchmal ziemlich auf den Geist geht, riss diese Vorstellung von den Sitzen.
Ein achtjähriges Rennpferd namens Yeats schrieb mit seinem vierten Sieg in Serie Geschichte. Noch nie hat ein Pferd in 202 Jahren, in denen der Gold Cup schon gelaufen wird, so einen Erfolg geschafft. Sagaro siegte in den 70er Jahren drei Mal hintereinander.
Kampfgeist, Speed, Härte – der vierte Triumph zeigte Yeats außergewöhnliche Qualitäten noch auf einmal auf beeindruckende Weise. Kurz vor Erreichen der Zielgerade drückte Murtagh auf den Knopf und sein Partner reagierte, löste sich von seinen Kontrahenten und war auf einmal vier Längen entfernt. Kurz sah Patkai in der Geraden gefährlich aus, doch Yeats beschleunigte wieder und war am Ende dreieinhalb Längen vor dem Stoute-Schützling im Ziel.
„Ich hatte Bauchschmerzen den ganzen Morgen“, sagte nach dem Rennen Aidan O’Brien, Trainer des Ausnahmepferdes. „Ich dachte nicht, dass er gewinnen kann“, fürchtete er zugleich die Enttäuschung, wenn der Hengst verloren hätte.
Die Bedenken seines Trainers waren verständlich: Zuletzt in Navan kam Yeats als Sechster ins Ziel, 32 Längen geschlagen.
War es sein letzter Gold Cup? „Ehrlich, ich habe Angst, ihn noch mal laufen zu lassen“, meint O’Brien. Als National Hunt-Stallion prognostizieren Yeats viele eine große Zukunft. Es wäre ein würdiger Abschied - nach 24 Starts, 15 Siegen und rund 1,3 Millionen Pfund, die der Achtjährige in seiner Karriere eingaloppierte.