Kloppomania
Fünfter Sieg in Serie – und die Euphorie in Dortmund steigt ins Unermessliche. Nach dem ungefährdeten 2:0 gegen den Hamburger SV lagen sich wildfremde Menschen in den Armen. Die Südtribüne feierte die Mannschaft und forderte dann, dass der Trainer kommt. Es war wie beim selbsternannten Mainzer Karnevalswein: Jürgen Klopp stand alleine vor der „gelben Wand“ und bedankte sich. Und ging sofort danach auf die Euphoriebremse. Die Party mit den Fans soll nicht zum Dauerzustand werden.
Klopp hat sich die Ovationen redlich verdient: Nicht nur seine lockere, unkonventionelle Art kommt gut an. Sein Einsatz und seine Identifikation mit der Aufgabe ist entscheidend. Das Publikum im Ruhrgebiet erkennt nämlich „Blender“, die nur große Worte spucken, sehr schnell – und die haben keine Chance.
Klopps größtes Verdienst besteht darin, dass er dem Verein nach jahrelanger Dümpelei neue Perspektiven gibt. Er hat der Mannschaft wieder Leben eingehaucht, die Handschrift seines Trainerteams ist unverkennbar. Borussia im April 2009 präsentiert sich als gut abgestimmtes Team, in dem Laufwege und Spielverständnis stimmen. Die Truppe ist körperlich fit, kann immer wieder zulegen. Das ist der große Unterschied zu Zeiten eines Thomas Doll und eines Bert von Marwijk (zumindest die letzte Phase), als Dortmund „Schema F-Fußball“ im Einheitstempo spielte. Zum ersten Mal seit langer Zeit gibt es wieder so etwas wie Spielkultur beim BVB.
Gegen das Spitzenteam aus Hamburg war das Stadion ausverkauft. Und selbst gegen Karlsruhe und Bielefeld – nicht unbedingt Gegner mit hoher Attraktivität – rechnen die Verantwortlichen mit 80 000 Zuschauern.
Dabei hat sich sportlich nicht viel geändert: Borussia liegt weiterhin fünf Punkte hinter einem UEFA-Cup-Platz, weil die anderen Teams seit Wochen ebenfalls punkten. Selbst der Erzrivale aus Gelsenkirchen steht vor den Schwarz-Gelben: Schalke ist mit den Interimstrainern Mike Büskens und Youri Mulder seit vier Spielen ungeschlagen.