Donnerstag, 16. April 2009
CL-Halbfinale: Die englische Krankheit
Same procedure as last year? Fast, nur dass im Champions League-Halbfinale 2009 der FC Arsenal den FC Liverpool ersetzt. Geld schießt auch weiterhin die Tore in der europäischen Königsklasse: Drei Vertreter aus der englischen Premiere League, dank Murdochs Fernsehgeld die finanzkräftigste der Welt, und der FC Barcelona aus der spanischen Primera Division stehen in der Vorschlussrunde. Schon jetzt einmal eine Sympathie-Vorschau auf das Halbfinale.

FC Chelsea London gegen FC Barcelona
Der neureiche Emporkömmling aus dem Londoner Westen misst sich mit dem FC Barcelona, alter, aber nicht verarmter, katalanischer Adel. Barca schaffte es, dass ich bei der 0:4-Demütigung des FC Bayern im Viertelfinale zum ersten Mal in meinem Leben Mitleid mit den Münchenern hatte. Messi, Xavi, Iniesta und Co. führten den deutschen Rekordmeister in der ersten Halbzeit auf eine Weise vor, dass sogar Udo Lattek weinte. Und wer den hartgesottenen DSF-Stammtischler zu Tränen zwingt, der hat das Finale verdient.
Chelsea sind hingegen eindeutig die Schurken. Oder wer mag Roman Abramovich und seine Millionen, mit denen der Londoner Club endlich die Nummer 1 in Europa werden soll?

Manchester United - FC Arsenal London
Hier fällt die Wahl schwerer. Arsenal hat derzeit wieder einen guten Lauf, ist seit 17 Spielen ohne Niederlage und besitzt mit Arsene Wenger einen schlauen Manager, der an seine junge Mannschaft glaubt. Arsenal spielt spektakulärer als Manchester United, doch die fehlende Erfahrung könnte entscheidend sein.
Das Beste an Manchester United ist Manager Alex Ferguson. Wenn er Interviews gibt, verstehe ich dank seines schottischen Akzents fast gar nichts. Der knorrige Sir zieht seit 23 Jahren sein Ding bei Manchester United durch und lässt sich auch von Glazers dieser Welt nicht in die Karten schauen. Seine Mannschaft, immerhin Titelverteidiger, entwickelt sich in letzter Zeit aber leider zu absoluten Minimalisten. Auch gegen Porto beschränkte sich United nach der frühen Führung weitgehend auf die Kontrolle des Gegners. So sagt das Herz Arsenal, der Verstand aber Manchester.

Und was lernt die Bundesliga von der Premier League, damit nicht spätestens im Viertelfinale Schluss ist? Eintrittspreise drastisch erhöhen (billigste Karte 30 Euro); weg mit der 18 Uhr-Sportschau, dafür eine Zusammenfassung um Mitternacht am Samstag und mehr Geld aus dem Pay-TV; Spiele auch um 11 und 13 Uhr am Samstag und am Samstag abend....
Es geht nicht mehr und nicht weniger als um die Zukunft des deutschen Fußballs.