Mittwoch, 1. Juli 2009
Hammerwerfen statt Derby Live
Auftakt geglückt: Finanziell waren die ersten zwei Renntage der Hamburger Derby-Woche, die am Samstag startete, durchaus erfolgreich. Es gab ein Umsatzplus im Vergleich zum (allerdings katastrophalen) Vorjahr, „Super-Umsatz“ (GaloppOnline) ist aber doch etwas übertrieben.
Sportlich standen zwei sehr gut besetzte Grupperennen im Mittelpunkt. Besonders der Hansa-Preis, in dem in manchen Jahren oftmals nur sehr kleine Felder an den Start kamen, entpuppte sich mit Pferden wie Kamsin, Getaway, Ambassador, Adelar oder Poseidon Adventure als richtiges Wettrennen. Am Ende hatte der Top-Steher Flamingo Fantasy die Nase vorn. Samstäglicher Höhepunkt war die Dreierserie von Trainer Werner Baltromei, der zudem mit Earl of Fire das Hauptereignis, das Franz-Günther von Gärtner-Gedächtnisrennen, entschied.
Doch bei allem Top-Sport: Leider war von der Derby-Woche kein einziges Bild auf irgendeinem der zahlreichen Fernsehsender dieser Republik zu sehen – ob privat oder öffentlich-rechtlich. Galopprennen wandeln sich von einer Randsportart zu einer Sportart, die im TV gar nicht mehr stattfindet.
Selbst für das „Rennen der Rennen“, das 140. Deutsche Derby, sieht es in diesem Jahr wegen einer Live-Übertragung – wie schon in den vergangenen Jahren – mal wieder schlecht aus.
Das Problem sei, so Eugen-Andreas Wahler, Vorsitzender des Hamburger Renn-Clubs im Gespräch mit GaloppOnline, dass am Derbytag das ZDF den ganzen Tag über Sport übertrage. Für die Sport-Redaktion des Zweiten Deutschen Fernsehens sind Galopprennen leider ein großes weißes Feld. Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten Jahren dort mal irgendein Pferderennen lief. Da helfen auch keine bitterbösen Briefe, Faxe oder Mails – das ZDF zeigt sich in Sachen Galopprennen ziemlich dickfellig. So berichten die Mainzer am Sonntag von den Deutschen Meisterschaften der Leichtathleten und der 2. Etappe der Tour de France. Ab 18 Uhr sind dann doch Pferde im Programm – allerdings Springreiten, irgendein ein großer Preis beim CHIO in Aachen. Bei diesen drei Sportarten kann das ZDF zumindest seine Doping-Kompetenz beweisen.
Überhaupt blickt der Galoppfreund neidisch auf die Spring- und Dressurreiter. Denn das fast zeitgleich stattfindende CHIO in Aachen, das Weltfest des Pferdesports, ist im WDR-Fernsehen wie immer groß präsent. Es begann heute (Dienstag) mit der Eröffnungsfeier – es folgen ausführliche Sendungen am Mittwoch, Freitag, Samstag und Sonntag. Der WDR ist über Satellit oder Kabel in ganz Deutschland empfangbar.


Nicht nur gut besucht, sondern auch im TV mehr als präsent: das CHIO in Aachen. Foto: ALRV

Immerhin, so Wahler, hätten einige ARD-Redakteure signalisiert, dass sie sich auf der Redaktionskonferenz für eine Live-Übertragung am Nachmittag einsetzen wollen. Und zumindest am Abend gibt es beim NDR um 23 Uhr wieder die Rivalen der Rennbahn – eine halbstündige Zusammenfassung vom Derby, die in den letzten Jahren eigentlich immer relativ gut war.
Auch der WDR hat am nächsten Sonntag ein Herz für Vollblutfans. Um 13 Uhr läuft dort ein Portrait über Albert Darboven unter dem Titel „Ein Leben für Kaffee+Pferde“. Nur dumm, dass Herr Darboven an diesem Sonntag auf der Rennbahn in Hamburg-Horn ist und die Sendung nicht sehen kann.



Am Ende gewinnen immer die Deutschen
Es ist schon erstaunlich: Jahrelang haben die deutschen Nachwuchs-Nationalmannschaften nie etwas gerissen und jetzt kommen die Titel im Dreierpack: Nach der U 17 und U 19 wurde jetzt auch die U 21 Europameister. Das Team von Trainer Hrubesch gewann den Titel in Schweden durch ein famoses 4:0 gegen den alten Rivalen aus England.
Gründe für diesen Wandel? Für das Fachblatt kicker und Schlussmann Manuel Neuer steht ein Namen für den Aufschwung: Sportdirektor Matthias Sammer. „Der Sportdirektor hat gemeinsam mit Bundestrainer Joachim Löw die personellen und strukturellen Bedingungen reformiert, weiter professionalisiert und extrem an Leistung und Erfolg orientiert. Die Resultate sprechen für sich“, mutmaßt das Zentralorgan des deutschen Fußballs.
Zumindest hat Sammer personell durchgegriffen und den zu diesem Zeitpunkt verantwortlichen Trainer Dieter Eilts nach der sehr glücklichen Qualifikation gegen spielerisch überlegene Franzosen in die Wüste geschickt. Es kam als Interimslösung Horst Hrubesch, Europameister mit der U 19 und als aktiver Spieler das personifizierte Kopfball-Ungeheuer. Als Vereinstrainer war der Westfale allerdings weniger erfolgreich.
Hrubesch haben viele unterschätzt. Als Trainer ist er ein gewiefter Taktiker, der genau weiß, wann er seine Mannschaft loben und tadeln muss. Denn das Auftreten der U21-Kicker glich einer Achterbahnfahrt: Einer sehr guten zweiten Halbzeit gegen Spanien, die aber vom Ergebnis (0:0) nicht belohnt wurde, folgten ein glückliches 2:0 gegen Finnland und ein schmeichelhaftes 1:1 gegen Englands B-Mannschaft.
Doch nach diesem Katastrophenkick stand die Mannschaft wieder auf: Gegen die spielerisch überlegenen Italiener hatte die Mannschaft etwas Glück und einen herausragenden Manuel Neuer im Tor, verdiente sich aber den 1:0-Erfolg in der zweiten Halbzeit durch eine abgebrühte Leistung, die den starken Nachwuchs aus der Serie A zur Verzweiflung brachte.
Im Finale gegen die Premier League-Starlets aus England lieferte der deutsche Nachwuchs dann ein taktisches und spielerisches Meisterwerk ab. Beim famosen 4:0 hatte England nur zu Beginn den Hauch einer Chance, verzweifelte an der kompakt stehenden deutschen Mannschaft und fand kein Rezept gegen den immer wieder klug kombinierenden DFB-Nachwuchs. „Am Ende gewinnen immer die Deutschen“: Gary Lineker hatte doch recht. Und nicht nur der Verantwortliche im 11 Freunde-Liveticker (hier und hier) feierte Mats Hummels, der nach halbjähriger Pause ein großartiges Comeback feierte und neben Mesut Özil aus einer starken deutschen Elf noch herausragte.