Montag, 27. April 2009
Klinsi hat fertig
In den Redaktionen von Bild und Sport-Bild dürften heute die Sekt- und Champagnerkorken geknallt haben. Der FC Bayern München hat Trainer Jürgen Klinsmann gefeuert – was die Springer-Gazetten ja schon seit Wochen fordern. Die Zusammenarbeit zwischen Klinsmann und dem deutschen Rekordmeister entpuppte sich dann doch als millionenschweres Missverständnis.
Jupp Heynckes und Hermann Gerland sollen die Mannschaft bis Saisonende betreuen. Das neue Dreamteam soll dafür sorgen, dass der FC Bayern im nächsten Jahr weiter gegen Barcelona, Inter und Manchester United in der Champions League spielt und nicht auf Malaga, Cagliari oder Wigan im UEFA-Cup trifft.
Heynckes gewann einst mit Real Madrid die Champions League und trainierte Bayern schon einmal von 1987 bis 1991. Seine letzten Trainerstationen auf Schalke und in Mönchengladbach waren allerdings weniger erfolgreich.
Gerland war früher ein furchterregender Verteidiger beim VfL Bochum und ist seit Jahren verantwortlich für die zweite Mannschaft der Münchener. Besonders freue ich mich schon darauf, wenn der „Tiger“ Schweini, Poldi, Fronk und co. mal richtig zusammensch…t.



Kloppomania
Fünfter Sieg in Serie – und die Euphorie in Dortmund steigt ins Unermessliche. Nach dem ungefährdeten 2:0 gegen den Hamburger SV lagen sich wildfremde Menschen in den Armen. Die Südtribüne feierte die Mannschaft und forderte dann, dass der Trainer kommt. Es war wie beim selbsternannten Mainzer Karnevalswein: Jürgen Klopp stand alleine vor der „gelben Wand“ und bedankte sich. Und ging sofort danach auf die Euphoriebremse. Die Party mit den Fans soll nicht zum Dauerzustand werden.
Klopp hat sich die Ovationen redlich verdient: Nicht nur seine lockere, unkonventionelle Art kommt gut an. Sein Einsatz und seine Identifikation mit der Aufgabe ist entscheidend. Das Publikum im Ruhrgebiet erkennt nämlich „Blender“, die nur große Worte spucken, sehr schnell – und die haben keine Chance.
Klopps größtes Verdienst besteht darin, dass er dem Verein nach jahrelanger Dümpelei neue Perspektiven gibt. Er hat der Mannschaft wieder Leben eingehaucht, die Handschrift seines Trainerteams ist unverkennbar. Borussia im April 2009 präsentiert sich als gut abgestimmtes Team, in dem Laufwege und Spielverständnis stimmen. Die Truppe ist körperlich fit, kann immer wieder zulegen. Das ist der große Unterschied zu Zeiten eines Thomas Doll und eines Bert von Marwijk (zumindest die letzte Phase), als Dortmund „Schema F-Fußball“ im Einheitstempo spielte. Zum ersten Mal seit langer Zeit gibt es wieder so etwas wie Spielkultur beim BVB.
Gegen das Spitzenteam aus Hamburg war das Stadion ausverkauft. Und selbst gegen Karlsruhe und Bielefeld – nicht unbedingt Gegner mit hoher Attraktivität – rechnen die Verantwortlichen mit 80 000 Zuschauern.
Dabei hat sich sportlich nicht viel geändert: Borussia liegt weiterhin fünf Punkte hinter einem UEFA-Cup-Platz, weil die anderen Teams seit Wochen ebenfalls punkten. Selbst der Erzrivale aus Gelsenkirchen steht vor den Schwarz-Gelben: Schalke ist mit den Interimstrainern Mike Büskens und Youri Mulder seit vier Spielen ungeschlagen.