Mittwoch, 8. April 2009
Michael Meier: Rückkehr einer Reizfigur
Es wird ein Wiedersehen mit vielen Emotionen: Michael Meier, einst Manager von Borussia Dortmund und jetzt in Diensten des 1.FC Köln, kehrt am Samstag ins Westfalenstadion zurück. Im Vorfeld gab er der Dortmunder Tageszeitung Ruhr-Nachrichten ein Interview. Unter der Überschrift „BVB immer im Herzen“ blickte Meier auf „wunderschöne Zeiten mit unglaublichen Erfolgen" zurück – Fragen zur Finanzkatastrophe, die Borussia beinahe die Existenz kosteten, umdribbelte er allerdings mehr oder weniger elegant. Das sorgte nicht nur im Forum des BVB-Fanzines schwatzgelb.de für zornige Reaktionen.
Mit dem gebürtigen Lüner und dem damaligen Präsidenten Dr.Gerd Niebaum sind die größten Triumphe, aber auch der absolute Super-GAU in Form des Beinahe-Unterganges verbunden. 1986 wurde Niebaum Präsident des BVB, der zu diesem Zeitpunkt fast in der zweiten Liga gelandet wäre. Mit dem Juristen kehrte der Erfolg in Dortmund ein, 1989 wachte der BVB mit dem Gewinn des DFB-Pokals endgültig aus dem Dornröschen-Schlaf auf.
Ab 1. Dezember 1989 trat Meier seinen Dienst als Manager in Dortmund an. 1991 kam mit Ottmar Hitzfeld ein Trainer, der den BVB an die Spitze führte. 1992 verpassten die Schwarz-Gelben die Meisterschaft noch denkwürdig knapp. Niebaum und Meier pokerten hoch, holten hochkarätige Spieler aus Italien zurück in die Bundesliga. Das zahlte sich aus: 1995 und 1996 wurde Borussia mit der wohl besten Mannschaft der Vereinsgeschichte Meister. Namen wie Klos, Kohler, Julio Cesar, Sammer, Freund, Möller, Riedle oder Chapuisat sorgen heute noch für eine Gänsehaut. 1997 folgte die absolute Krönung: Dortmund siegte im Champions League-Finale gegen Juventus Turin – ausgerechnet im Münchener Olympiastadion. Die Verantwortlichen des FC Bayern waren grün vor Neid.
Borussia war auf einmal auf Augenhöhe mit Europas Spitzenvereinen wie Real Madrid, Juventus Turin, AC Mailand oder Manchester United – ein ungleiches Duell. Denn rote Zahlen begleichen deren Investoren oder Präsidenten zur Not aus ihrer Privatschatulle.
Zu diesem Zeitpunkt war Gerd Niebaum der ungekrönte König in Dortmund. Das BVB- Management in Dortmund galt als innovativ und vorbildlich; Meier wurde mehrfach von seinen Bundesliga-Kollegen als Manager des Jahres ausgezeichnet.

Das böse Erwachen
1997 begann allerdings auch schon der Niedergang. Sportlich lief nicht mehr viel, unternehmerisch verloren Niebaum und Meier so langsam die Bodenhaftung. So sollte unter anderem die eigene Sportmarke „Goool“ den Giganten Adidas, Nike oder Puma Marktanteile abjagen. Der Börsengang im Oktober 2000 war das nächste Alarmzeichen, brachte aber noch mal dringend benötigtes Kapital nach Dortmund.
Der BVB investierte wieder kräftig in die Mannschaft, holte mit Rosicky, Koller und Amoroso teuere Spitzenkräfte und knackte die eigenen Transferrekorde. 2002 wurde der Verein letztmals deutscher Meister und erreichte das Finale im UEFA-Cup. Ein Jahr später folgte der sportliche Tiefschlag: Zuerst verpasste Dortmund durch ein Unentscheiden gegen Cottbus die direkte Teilnahme an der Champions League und scheiterte in der Qualifikationsrunde am FC Brügge. Die dringend benötigten Einnahmen aus der europäischen Königsklasse fehlten. Irgendwann musste Borussias waghalsiges Finanzkonstrukt zusammenkrachen, zumal der teuere Ausbau des Westfalenstadions aus eigenen Mitteln den Verein zusätzlich belastete.
Am 22. Dezember 2003 berichteten der kicker und die Süddeutsche Zeitung zeitgleich, „dass sich Borussia Dortmund in einem akuten Liquiditätsengpass befindet und frisches Geld benötigt, um riesige Haushaltslöcher im laufenden Geschäftsjahr zu decken.“ Geplant sei eine Anleihe bei einer englischen Investitionsbank über 12 Jahre.
Was dann folgte, war ein Wirtschaftskrimi allererster Güte - nur dass diesmal nicht irgendein anonoymes Unternehmen, sondern der Lieblingsverein der Übeltäter war. Fast im Wochenrythmus gab es neue Schockmeldungen, Fußballfans machten auf einmal einen Crash-Kurs in Sachen BWL und konnten einiges lernen über Kommanditgesellschaften auf Aktien, Kapitalfonds und die Wünsche von Großinvestoren. Es hatte sich ausgeträumt: Im Oktober 2004 trat Niebaum als BVB-Präsident zurück, Meier räumte seinen Stuhl im Juli 2005.

Wer das finanzielle Drama um den BVB noch einmal nachlesen möchte: Die Akte Schwarzgelb von Frank und Sascha Fligge, 2005, erschienen im Medienhaus Lensing Dortmund. Einfach mal googeln, ob es das Buch noch gibt.