Wolfsburg zwei Punkte vor Bayern und Stuttgart; drei Punkte Vorsprung sind es gar vor Hertha BSC – wenn die Wolfsburger das am letzten Spieltag gegen Bremen in der heimischen Arena noch vermasseln, dann sind sie wirklich reichlich doof. Ich bin aber sicher, dass der VfL ab Sommer endlich seinen Briefkopf mit einem ordentlichen Titel schmücken kann. Zu gut waren die Leistungen der letzten Spiele: 3:0 gegen Dortmund, 5:0 beim Niedersachsenrivalen Hannover. Und Werder sollte daran denken, wie viele gute Spieler die Bayern ihnen schon abgenommen haben.
Wenn ich diese Zeilen vor sieben, acht oder neun Jahren geschrieben hätte, dann wäre mein Urteil anders gewesen. Trotz der schlechteren Ausgangslage hätte ich den Bayern zugetraut, die Situation noch zu drehen. Doch der FCB des Jahre 2009 hat nicht mehr die mentale Stärke seiner Vorgänger. Das wurde beim 2:2 in Hoffenheim, dem so jäh abgestürzten Emporkömmling der Hinrunde, deutlich.
Eher traue ich dem VfB Stuttgart zu, das er am letzten Spieltag in München gewinnt und von einem eventuellen Wolfsburger Ausrutscher profitiert. Hertha spielte nur torlos remis und ist quasi aus dem Titelrennen.
Ganz großes Kino in Dortmund
Der größte Verlierer der letzten Wochen ist der Hamburger SV. Die Hanseaten scheiterten in zwei Pokal-Halbfinals gegen Werder Bremen und auch in der Bundesliga ist die Teilnahmen an der neuen Euro League nach dem überraschenden 0:1 gegen Köln stark gefährdet.
Denn Borussia Dortmund verdrängte den HSV nach dem 6:0 gegen Bielefeld von Platz 5 und hat das weitaus bessere Torverhältnis. Die Nachricht, dass Köln 1:0 führte, war auch lange Zeit das einzig gute im Westfalenstadion, denn Borussia verfiel in Halbzeit 1 dem Trott längst vergessener Tage und präsentierte sich so schwach wie lange nichzt mehr. Die abstiegsbedrohte Arminia spielte da durchaus selbstbewusst auf und hatte auch die besseren Möglichkeiten. Doch wie das so ist im Fußball: Nach einem Freistoß von Alex Frei war Sebastian Kehl vor Arminia-Keeper Dennis Eilhoff am Ball, 1:0 für den BVB nach 43 Minuten. Und spätestens nach dem 2:0 durch Hajnal in der 53. Minute war das Spiel gelaufen. Borussia steigerte sich in einen wahren Spielrausch, Bielefeld ergab sich seinem Schicksal. Mein persönlicher Höhepunkt war Tingas Kopfball knapp über der Grasnarbe zum 5:0. Bei Bielefeld wurde Trainer Michael Frontzeck am Sonntag nach dem Spiel
entlassen. Ein neuer Mann, der noch nicht bekannt ist, soll die Mannschaft vor Abstieg und Relegation retten.
„Ihr für uns! Und wir für Euch“, stand auf dem Plakat, mit dem die BVB-Spieler am Ende durchs Stadion liefen und sich damit bedankten. Es war einer dieser magischen Momente nach einer hervorragende Saison, die wirklich Lust auf die neue Spielzeit macht. Da sollte die letzte Hürde gegen Gladbach nicht mehr zur Stolperfalle werden. Die Borussia vom Niederrhein braucht noch einen Punkt gegen den Abschied und einigen Anhängern der selbsternannten „wahren“ Borussia wäre es ein besonders Vergnügen, den verhassten Schwarz-Gelben die Tour zu verderben. Doch das wird nicht passieren.