Freitag, 8. Mai 2009
DFB-Pokal und UEFA-Cup retten Werders Saison
Eine Papierkugel spielte Schicksal. 82. Minute, HSV-Innenverteidiger Michael Gravgaard wollte den Ball zu seinem Keeper Frank Rost zurückspielen. Doch von einer auf dem Platz liegenden zusammengeknüllten Papierkugel sprang der Ball ans Bein des Dänen und von da ins Toraus. Ecke für Werder Bremen: Und die nutzten die Gäste zum 3:1 beim Hamburger SV – ausgerechnet Kapitän Frank Baumann, ein eher seltener Torschütze, traf zur Vorentscheidung. Der HSV konnte im Halbfinale des UEFA-Cups nur noch durch Olic auf 2:3 verkürzen und war trotz des 1:0-Auswärtserfolges in Bremen aufgrund der weniger geschossenen Auswärtstore draußen. Werder hat hingegen nach dem Pokalfinale das zweite Endspiel erreicht und trifft in Istanbul auf Schachtjor Donezk aus der Ukraine.
Werder ist in diesem Jahr eine richtige Wundertüte. In der Bundesliga blieben die Hanseaten im Mittelmaß stecken. In den Pokalwettbewerben beißt die Mannschaft aber richtig, schaltete unter anderem im UEFA-Cup den AC Mailand aus.
Dabei lagen im dritten Nordderby in zwei Wochen (das vierte folgt am Sonntag in der Bundesliga) die Trümpfe eindeutig auf Seiten der Hamburger. Nach dem frühen Führungstor durch Olic führte der HSV addiert mit 2:0; Werder zeigte sich allerdings wenig geschockt. Angetrieben vom starken Duo Diego und Özil übernahmen die Gäste die Initiative und kamen durch Diego nach präzisem Anspiel von Pizarro zum Ausgleich. Das Spiel wogte hin her; Chancen gab es auf beiden Seiten. Und wieder entschieden die Torhüter: Rost sah bei Pizarros Schuss nicht gut aus, auch wenn der Ball richtig flatterte. Und dann kam eben jenes besagte Tor aus der 84. Minute…
Wermutsstropfen auf der Bremer Seite dürften aber die gelben Karten für Diego und Hugo Almeida sein, die damit im Finale fehlen werden.
Damit ist Werder Bremen die erste deutsche Mannschaft seit 2002, die das Finale eines europäischen Klubwettbewerbes erreicht. 2002 verlor der BVB gegen Feyenoord Rotterdam.
Im gleichen Jahr unterlag Bayer 04 Leverkusen äußerst unglücklich im Finale der Champions League gegen Real Madrid. Heute sind deutsche Mannschaften von den Finalspielen der europäischen Königsklasse weit entfernt – auch der FC Bayern, der gegen Barcelona im Viertelfinale schmerzhaft seine Grenzen gezeigt bekam.
Das norddeutsche Derby im UEFA-Cup bot ordentlichen Fußball, doch im Vergleich zu den Halbfinals der Champions League waren die Spiele in Tempo, Taktik und Technik eine Klasse schlechter. Der UEFA-Pokal, der im nächsten Jahr als Euro League firmiert, hat immens an Bedeutung verloren, weil sich alles auf die Meisterklasse fokussiert. Einst von Franz Beckenbauer despektierlich als „Cup der Verlierer“ tituliert, ist er jetzt wirklich einer. Oder was qualifiziert die Mannschaften, die den dritten Platz in der Gruppenphase der Champions League belegten, für den Wettbewerb? Sportlich sind sie gescheitert und ausgeschieden. Werder und Schachtjor Donezk belegten dritte Plätze in ihren Gruppen, scheiterten an Pananthinaikos Athen und Inter Mailand bzw. FC Barcelona und Sporting Lissabon.
Nachtrag: Bei Ebay tauchen inzwischen mehrere (!!!) Papierkugeln auf, die alle die besagte aus dem Spiel sein sollen.