Samstag, 30. Mai 2009
Diana-Trial stärkt die Hoffnung in Hoppegarten
Es gab sie 2008, die guten Nachrichten aus dem deutschen Turf. Zum Beispiel aus Hoppegarten, der Rennbahn am Stadtrand von Berlin mit der glorreichen Vergangenheit: Gerhard Schöningh, ein in London lebender Fondsmanager, kaufte im März 2008 das Rennbahn-Areal vom Bund und avancierte in düsteren Zeiten zum großen Hoffnungsträger im deutschen Turf.
Auf sechs Gleisen, so die Süddeutsche Zeitung, dampften zur Weimarer Zeit die Zuschauer herbei. Hoppegarten war die Zentrale des Deutschen Galopprennsports, seit 1868 liefen in der Brandenburger Gemeinde die Pferde im Kreis. Was die DDR und der Sozialismus nicht schafften, erledigte dann nach der Wende beinahe eine Mischung aus Politikern, Anwälten, Gutachtern und Funktionären. Jahrelang waren die Eigentumsverhältnisse ungeklärt, der Union-Klub, früher Eigentümer der Anlage, prozessierte gegen das Land Brandenburg, das immer wieder verzögerte und auf Zeit spielte. 1995 meldete der Union-Klub Insolvenz an – die Zukunft der Rennbahn Hoppegarten war arg gefährdet.
Artur Boehlke, schon zu DDR-Zeiten Direktor des volkseigenen Betriebs „VEB Vollblutrennbahnen“, kam aus dem Ruhestand, gründete einen neuen Rennverein und hielt gemeinsam mit anderen Enthusiasten die Bahn am Leben.
Dann betrat Fondsmanager Schöningh die Bühne. Der gebürtige Krefelder, der in England Pferde bei Henry Cecil im Training hat, hatte Zeit und Geld, kaufte sich aber kein Anwesen in der Karibik plus passenden Sportwagen der Kategorie Ferrari oder Lamborghini, sondern tätigte eine weitaus sinnvollere Investition.
Mit Schöningh kehrte die Hoffnung ins Berliner Umland zurück. Schritt für Schritt soll die Anlage wieder zu altem Glanz kommen, endlich das verwöhnte Westberliner Publikum anlocken und irgendwann in der Zukunft mal schwarze Zahlen schreiben. Erste gute Ansätze sind zu sehen, auch wenn es nur Kleinigkeiten sind wie ein gelungener Internetauftritt.
Auch sportlich setzt der neue Inhaber Zeichen: Am Pfingstsonntag wird zum ersten Mal der Diana Trial, ein mit 65.000 Euro dotiertes Gruppe II-Rennen, auf der Parkbahn gelaufen. Früher firmierte das Rennen als Schwarzgold-Rennen und deutscher Stutenpreis und war zuletzt in Köln beheimatet. Auf dem Papier ist es eine völlig offene Angelegenheit. Sehr gut hat mir in Mülheim Bolivia gefallen, die ihr Maidenrennen gegen Night of Magic, die spätere Siegerin der Oaks d’Italia, leicht gewann. Viel Potenzial bei ihren Siegen in der Sieglosenklasse zeigten auch Miss Europa, Soberania und Wildfährte. Die vielleicht beste Form hat aber Night Magic, die Dritte im Frankfurter Gruppe III-Rennen hinter den Derby-Kandidaten Glad Panther und Saphir war. Ihr Saisondebüt gibt die Winterkönigin Sworn Pro, 316:10-Überraschungssiegerin in der wichtigsten Zweijährigen-Prüfung für Stuten. Und auch die anderen Starter – Dubai, Exotic Dream und Near Galante – sind alles andere als chancenlos. Ein faszinierende Prüfung – fehlt nur noch ein ostdeutsches Pferd, das irgendwann einmal in solchen Rennen mitmischen kann.