Feiertag und bestes Wetter – es war mal wieder Zeit für Rennbahn live. Am 1. Mai laufen die schnellen Pferde am Mülheimer Raffelberg. Also ab in den Regionalexpress bis Dusiburg Hauptbahnhof und dann mit der Linie 901 Richtung Rennbahn. Die Anfahrt war erstaunlich problemlos – außer einem kleinen Umweg im Duisburger Hauptbahnhof auf dem Weg zur U-Bahn.
Neun Rennen, davon ein Rennen für Araber-Pferde, standen auf dem Programme. Höhepunkt des Tages war das „73. Silberne Band der Ruhr“, ein Listenrennen über die lange Distanz von 2950 Metern.
Früher war ich häufig in Mülheim, gerade zu den Terminen am 1. Mai und im Juni, wenn der Preis der Diana, das Stutenderby gelaufen wurde. Mein letzter Besuch war allerdings 2003. Gründe für diese Abstinenz gibt es mehrere: Einer war, dass die Rennen immer schlechter wurden. Veranstaltungen mit einem Ausgleich 3 als sportlichen Höhepunkt kann ich auch in Dortmund auf der Sandbahn erleben, dafür muss ich nicht nach Mülheim.
Wie fast allen Rennvereinen geht es auch den Mülheimern wirtschaftlich schlecht. So veranstaltet man 2009 nur drei Renntage – in den besten Jahren waren es mehr als zehn.
Böse Stimmen sagen ja, dass der Niedergang mit dem Abgang des Kratz-Bratwurstwagens begann und manche die Bahn lieber ganzjährig als Golfkurs sehen.
Kratz ist wieder da und auch sonst lohnt sich der Besuch. Natürlich könnte man die Tribünen mal renovieren, wirkt das Ganze etwas Basic. Dafür hat der Besucher den Vorteil, dass das ganze Schickimicki-Pack wie beispielsweise in Düsseldorf fehlt und er nicht permanent in irgendwelche VIP-Zelte stolpert. Und dass die Bahn von den Zuschauern angenommen wird, zeigte der Massenbesuch am Maifeiertag. Der Umsatz war laut
GaloppOnline allerdings weniger erbaulich.
Sportlich blickte alles auf
Valdino, unter anderem Sieger im klassischen St. Leger und im letzten Jahr das dominierende Pferde auf Steher-Distanzen. Nicht überraschend ging der Wallach als 14:10 Favorit ins „Silbernen Band der Ruhr“, auch wenn der gute Boden nicht nach seinem Geschmack war. Doch es bewahrheitete sich mal wieder die alte Turfweisheit, dass es keine „Unverlierbaren“ gibt. Der Schützling von Uwe Ostmann war Mitte der Geraden geschlagen. Es siegte
Flamingo Fantasy (Trainer Waldemar Hickst) nach einem typischen Terry Hellier-Ritt auf Warten, etwas was er meisterhaft beherrscht.
Ich hatte Valdino mit dem polnischen Derbysieger
Ruten im Einlauf kombiniert, weil das Ostmann-Pferd natürlich mit auf den Schein musste und mir bei Ruten die gute Zeit, die er in Warschau über 2800 Meter lief, aufgefallen ist. Zudem stimmte die Form von Trainer Ändreas Löwe an diesem Nachmittag. Der polnische Import, ein ziemlich massiger Schimmel, enttäuschte auch nicht und wurde Zweiter vor
Free Minded.
Was gab es noch? Lydia Lammers ritt
Download ziemlich cool im Ausgleich 3 nach Hause. Dazu ein Wettgewinn, der sich ankündigte: : Im ersten Rennen war mein Tipp Vierter, im zweiten Rennen spielte ich eine Kombizweierwette mit Dwemira und Scandera (sah aus wie ein National Hunt-Steepler), sie wurden Dritter und Vierter. In Rennen 3 war ich Erster und Dritter, bevor es dann 4. Rennen endlich so weit vor: Bolivia vor Night of Magic, Treffer.
Der Preis des „Golfclub Mülheim-Raffelberg“ für dreijährige sieglose Stuten war der heimliche Höhepunkt der Veranstaltung, denn hier dürften einige sehr gute Pferde gelaufen sein. Nicht nur die Siegerin (wieder mit Terry Hellier im Sattel, diesmal aber vorne) gefiel.
Und dann gab es noch den „Preis der Seven Gastro“, ein Ausgleich 4 über 1600 Meter, Kategorie F, GAG +6 – also ein Rennen für ganz schlechte Pferde. Formpferde waren natürlich Mangelware und irgendwie gefiel mir keiner:
Princess Dragon stand zu tief am Toto und so etwas gewinnt nicht in dieser Klasse.
Fortuity besitzt eigentlich eine gute Abstammung, mit Jan Pubben einen cleveren Trainer, aber die Formen – katastrophal. Also lautet die Entscheidung: keine Wette. Am Ende gewann Fortuity völlig überlegen zum Toto von 98:10. Selbst Rennbahn-Kommentator Manfred Chapman war sprachlos.