Die Fußballnationalmannschaft geht am Ende der Saison noch mal auf große Reise: Am 29. Mai spielt das Team von Trainer Joachim Löw in Schanghai gegen China (104. der FIFA-Weltrangliste), am 2. Juni folgt das Spiel in Dubai gegen die Vereinigten Arabischen Emiraten (114. der FIFA-Weltrangliste).
Der Termin ist reine Sport- und Wirtschaftspolitik. Der deutsche Fußball präsentiert sein Aushängeschild, die Nationalmannschaft, auf einem wichtigen Markt der Zukunft.
Sportlich haben die Begegnungen wenig Wert. Zum einen sind die Gegner relativ schwach, zum anderen wird zum Saisonende nach Asien nur eine
Rumpfmannschaft fahren.
In Schanghai und Dubai werden fehlen:
• die Spieler der Pokalfinalisten Bayer Leverkusen (Adler, Kießling, Rolfes, Helmes) und Werder Bremen (Mertesacker, Frings, Özil, Fritz, Wiese), die am 30. Mai in Berlin aufeinander treffen.
• Kapitän Michael Ballack, der mit dem FC Chelsea im FA-Cupfinale gegen Everton steht.
• die U21-Spieler, die ihre Europameisterschaft in Schweden spielen. Mit einer Ausnahme – als zweiten Torhüter hinter Robert Enke nominierte der Bundestrainer Manuel Neuer vom FC Schalke 04.
Große taktische Varianten wird Löw mit dieser Besetzung kaum einüben können, zumal ja aus seiner Wunschelf einige wichtige Leute fehlen.
Keine Rolle in den Plänen von Yogi Löw spielen hingegen die Spieler von Borussia Dortmund – eine Tatsache, die nicht nur auf
Dortmunder Journalisten etwas befremdlich wirkt. Löw sollte mal wieder in Dortmund vorbeischauen: Ein gesunder Sebastian Kehl in der Form der Rückrunde ist der beste deutsche defensive Mittelfeldspieler, der sich vor Rolfes oder Frings nicht verstecken muss. Über Patrick Owomoyela oder Roman Weidenfeller lässt sich streiten, Fakt ist aber: Beide haben eine hervorragende Rückrunde gespielt und zählten auf ihren Positionen zu den Besten der Liga. Mal schauen, wie der
kicker sie in seiner Rangliste des deutschen Fußballs einstufen wird. Weltklasse und Internationale Klasse wird es wohl nicht sein (einfach, weil auch die internationalen Spiele fehlen), aber zumindest die dritte Kategorie, der weitere Kreis, sollte es schon sein.
Für die Asienreise nominierte der Bundestrainer unter anderem Robert Huth (mit Middlesbrough höchstwahrscheinlicher Absteiger aus der Premier League) und den Wolfsburger Christian Gentner, der es verdient hat. Dazu kommen der Hoffenheimer Tobias Weis sowie die Stuttgarter Cacau und Christian Träsch, einem 21jährigen Außenspieler mit gerade einmal 18 Bundesligaspielen. Irgendwie macht sich die dauerhafte Präsenz in Stuttgart und Sinsheim doch bezahlbar…