WM-Notizen (6): „Gefreut und gut gegessen“
Deutschland feierte seine Fußball-Nationalmannschaft: Mit 4:1 hatte das Team von Bundestrainer Joachim Löw den alten Erzrivalen England besiegt und dabei eine der besten Leistungen in der Geschichte der Nationalmannschaft geboten. Gut, zwischendurch musste etwas gezittert werden, als der Schiedsrichter aus Uruguay beim Stand von 1:2 ein klares englisches Tor („Die Rache für Wembley 1966“) nicht anerkannte. Aber über weite Strecken der Partie dominierte Löws „Kinderriegel“ gegen die großen Namen aus der Premier League und bot spielerisch eine tadellose Leistung. Deutschland befindet sich spätestens seit gestern im schwarz-rot-goldenen Jubeltaumel.
Das Kontrastprogramm gab es bei der heutigen Pressekonferenz der deutschen Mannschaft. Auf dem Podium saßen neben Pressesprecher Harald Stenger noch Mittelfeldspieler Sami Khedira (23) und Stürmer Miroslav Klose (32). Von Euphorie keine Spur, beide wirkten so, als wenn sie gerade mal im Pokal einen Viertligisten raus gekegelt hätten.
„Die Reaktionen in Deutschland zeigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt der eloquente Khedira, Sohn eines tunesischen Vaters und einer deutschen Mutter, aufgewachsen im Schwabenland und seit 1995 beim VfB Stuttgart. Von wegen große Party nach dem Triumph gegen den alten Rivalen. „Wir haben uns gefreut, gut gegessen – und das war es….“ Ansonsten sagt er vieles, was man als Profi so erzählt: „Wir glauben an unsere Stärken und sind taktisch und technisch excellent ausgebildet.“

Ohne Messer zwischen den Zähnen
Miroslav Klose hätte theoretisch nach seiner schwachen Saison bei Bayern München mal offensiv werden können. Jetzt, wo er bei der WM zum zweiten Mal getroffen hat, hätte er mal abledern können gegen seinen Vereinstrainer van Gaal oder seine Kritiker, die ihm die nötige Klasse absprachen. Macht er natürlich nicht. Dafür ist er viel zu bescheiden, ein viel zu netter Typ. Bedankt sich für das Vertrauen von Joachim Löw, lobt das intakte Mannschaftsgefüge und zeigt sich enttäuscht von den Engländern. Weil die nicht als Mannschaft aufgetreten waren und keine Reaktionen zeigten. „Eigentlich hätten sie mit dem Messer zwischen den Zähnen herauskommen müssen.“
Und jetzt wartet mit Argentinien die nächste Großmacht des Fußballs im Viertelfinale. Wer dann vielleicht im Halbfinale oder Finale kommen könnte, interessiert die zwei Nationalspieler nicht. Khedira: „Wir beschäftigen es jetzt nur noch mit Argentinien.“ Klose: „Spiele müssen erst mal gespielt werden.“ Was Profis eben so erzählen…