Mittwoch, 2. Juni 2010
Sternkönigs Sternstunde


Es war die beste Form seines Lebens: 1994 triumphierte der vor kurzem verstorbene Schimmelhengst Sternkönig im Preis der Privatbankiers Merck, Finck & Co., dem Deutschland-Preis (Gruppe 1) auf dem Düsseldorfer Grafenberg. Es war ein Ergebnis, dass die meisten nicht erwartet hatten.
Als 109:10-Außenseiter notierte der Hengst aus dem Traditionsgestüt Röttgen an diesem Sonntag am Toto. Auch der Rennverlauf war nicht gerade optimal war: Sternkönig lag beim Erreichen der relativ kurzen Düsseldorfer Gerade noch ziemlich hinten im Feld und Jockey Andreas Helfenbein musste unterwegs einige Stopps hinternehmen. Doch dann nahm ihn Helfenbein nach außen und der markante Schimmel zeigte großen Speed, war am Ende leicht vor Duitor und Monsun. Es war einer der größten Erfolge in der Karriere von Jockey Andreas Helefenbein, der am Ende fast erleichtert die Hand zu einer Geste des Triumphes hochriss und die Momente danach sichtlich genoss.
Der Röttgener, trainiert von Theo Grieper, gehörte zum berühmten Jahrgang 1990 in Deutschland, der Ausnahmepferde wie Monsun, Lando, Kornado und eben Sternkönig hervorbrachte. Doch irgendwie standen seine Leistungen immer etwas im Schatten der Rivalen: Zum Beispiel im Derby 1993, als ihn nur Lando und Monsun schlugen. Der Erfolg in Düsseldorf wirkte dann auch wie ein seelischer Befreiungsschlag für seine Umgebung.
Als Deckhengst konnte er nicht so sehr Akzente in der deutschen Zucht setzen wie beispielsweise Monsun. Seine besten Nachkommen waren der Röttgener Kallisto, der das italienische Derby gewann, und der eisenharte Dauerläufer Simonas.



Mit Capello endet Englands Leidenzeit
Wann merkt man, dass eine Fußball-WM naht? Wenn die TV Spielfilm irgendein Sternchen im höchst knappen schwarz-rot-goldenen Bikini auf den Titel packt und wenn es bei Aldi/Lidl/Real/Penny/Rewe/Edeka/Kaufland/Kik diverse Scheußlichkeiten wie die Hawai-Kette in den Nationalfarben gibt. Es ist also mal wieder so weit: Deutschland rüstet sich unübersehbar für die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Zeit für diese Kolumne also, die wichtigsten Fragen rund um das fußballerische Großereignis zu beantworten. Zumal der Autor auch schon die Sonderhefte von kicker und 11 freunde durchgearbeitet hat.

Wer wird Weltmeister? Die Antwort Spanien ist nicht besonders originell, ist der Europameister doch Favorit bei allen Buchmachern. Auch Brasilien klingt nicht gerade kreativ, doch alle acht Jahre gewinnen die Südamerikaner den Titel: 1994, 2002 und jetzt ?. Doch nurpferdeundfussball tippt anders und weiß, das diese Voraussage Hohn und Spott bringen könnte: England wird Weltmeister. Ja, die Mannschaft ohne gescheiten Torwart und sichere Elfmeterschützen. Aber sie haben jetzt mit Fabio Capello einen Trainer, der die über 40jährige Leidenszeit beenden kann. Weil der Italiener die Engländer taktisch wettbewerbsfähig gemacht. Und gute Fußballer haben sie ohne Ende in den Reihen der Three Lions: Ashley Cole, Rio Ferdinand, John Terry, Frank Lampard, Steven Gerrard und natürlich den unglaublichen Wayne Rooney. Für die meisten dieser Generation ist es im übrigen die letzte Chance, einen Titel mit der Nationalelf zu holen.
Aktuelle Wettquoten gibt es hier oder hier.

Wo landen die Deutschen? Im Viertelfinale ist diesmal Schluss – und nicht nur, weil mit Michael Ballack die Schlüsselfigur fehlt. Dass Trainer Joachim Löw auf Spieler wie Klose und Podolski baut, die ihn in der Nationalmannschaft nie enttäuscht haben, aber im Verein ohne Form sind, ist zwar lobenswert, aber diesmal zahlt sich die Nibelungentreue nicht aus. Löws junges Team hat Potenzial, aber erst die EM 2012 wird ihr Turnier.

Was machen die Teams aus Afrika? Der afrikanische Fußball stagniert - bestenfalls. Das Chaos in den meisten afrikanischen Staaten setzt sich auch bei den Fußball-Nationalmannschaften der Länder fort. Darum ist bei der ersten WM auf heimischen Boden ein Weltmeister aus Afrika schwer vorstellbar. Die Elfenbeinküste stellt zum Beispiel ein Team mit vielen klangvollen Namen im europäischen Fußball. Doch wer gesehen hat, wie die Mannschaft beim Afrika-Cup gegen Algerien nach anfänglicher Überlegenheit auseinander fiel, kann sich nicht vorstellen, dass die Elfenbeinküste die Vorrunde gegen Brasilien und Portugal übersteht. Zumal ich kein Freund von Trainer Sven Göran Eriksson bin, der schon als englischer Nationaltrainer unter Beweis stellte, das seine beste Zeit vorbei ist.

...irgendein Geheimtipp? Geheimtipp kann man nicht unbedingt sagen, weil Paraguay eine souveräne Qualifikationen in Südamerika spielte und dort hinter Brasilien und Argentinien inzwischen die Nummer 3 ist. Und die Argentinier haben sie in der Quali abgehängt. Der Grund für meine Unterstützung ist natürlich, dass mit Nelson Valdez und Lucas Barrios zwei Dortmunder bei „Los Guaranies“ aktiv sind. Außerdem sind sie nicht mehr die Defensivkünstler vergangener Jahre und spielen laut kicker durchaus mutig nach vorne. Damit Barrios genügend Bälle bekommt….

…und noch etwas: Der Sound der Vuvuzelas. Diese klingen angeblich wie ein „verwundeter Elefant“ und machten die Übertragungen vom Confederation-Cup für mitteleuropäische Ohren zu einem klanglichen Inferno. Aber sie sind die größte Chance für den Gastgeber. Als Vorgeschmack gibt es unten schon ein durchaus gelungenes Sound-Beispiel, im Stadion klingen die anders….