Donnerstag, 10. Juni 2010
WM-Sonderhefte: Der Klassiker aus Nürnberg
So langsam wird es Zeit, dass der Ball in Südafrika rollt. Weil inzwischen jede Tageszeitung meint, noch ein paar Anzeigen abgreifen zu müssen und eine Beilage zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010 auf den Markt wirft. Das Meiste daraus kennt der wahre Fußball-Nerd schon – weil er sich längst eins der einschlägigen Sonderhefte besorgt hat. nurpferdeundfussball hat die Hefte vom kicker und von den 11 Freunden (siehe separater Text) unter seine anspruchsvolle Lupe genommen, weitere Rezensionen von Sonderheften gibt es bei allesaussersport.

Das kicker-Heft, 219 Seiten, 4,90 Euro
Etwas spät waren sie diesmal dran, die kicker-Leute. Denn Mitbewerber Sport-Bild war mindestens eine Woche früher draußen und wollte schon mal vorher den Markt abgreifen. Und dann verletzte sich Kapitän Michael Ballack und Sport-Bild machte dicke Backen: Denn viele Texte über die Taktik der deutschen Nationalmannschaft waren nun Makulatur, weil sich in ihnen vieles um Ballacks Rolle drehte. Auch die kicker-Redakteure werden geflucht haben, denn sie durften ihre Artikel im besten Fall ändern, im schlechtesten Fall neu schreiben. Aber jedenfalls hat das Nürnberger Blatt diese wichtige Personalie im Heft.

Inhalt: Die gewohnte, seit Jahren bewährte Mischung: Interview mit Bundestrainer Joachim Löw, umfangreiche Analysen zur deutschen Nationalmannschaft, detaillierte Vorstellung der deutschen Gegner, Farbfotos und Mannschaftsinfos aller Teilnehmer und dann noch mal zwei Seiten (die Gruppenfavoriten) bzw. eine Seite (der Rest) Text zu den restlichen Startern. Hinzu kommen zwei Doppelinterviews mit Philip Lahm und Martin Demichelis sowie Kaka und Ronaldo und ein Artikel über die WM-Geschichte. Und dazu natürlich Fakten und Daten in Hülle und Fülle.

Fazit: Eigentlich kann man der kicker-Mannschaft immer das Gleiche attestieren: Solide Arbeit auf fachlich hohem Niveau, manchmal etwas dröge, aber für die Unterhaltung sind andere zuständig. Wer über Spielsysteme, Schwächen und Stärken oder herausragende Spieler der Teams etwas erfahren möchte, der ist mit dem kicker-Heft bestens informiert - ein verlässlicher Partner ohne große Überraschungen. Nicht umsonst werben die Nürnberger mit dem Wort „Der Klassiker“ für ihr Sonderheft.
Es ist im übrigen das erste Heft unter dem neuen Chefredakteur Klaus Smentek, der den langjährigen Chef Rainer Holzschuh ablöste. Und als erfahrener kicker-Mann weiß Smentek, dass auch hier die Devise "Never change a winning team" galt. So gab es nur optisch einige Veränderungen beim Layout, die nicht alle positiv ausfielen. Weiße Schrift auf grauen Hintergrund ist eine Kastenkombination, die nicht unbedingt wirkt. Besonders glücklich finde ich die Mannschaftsseiten auch nicht, wo die erste Hälfte jetzt mit allerlei Statistik gefüllt wird und die Spielerliste etwas gequetscht unten auf der Seite auftaucht.
Wer mal in alte kicker-WM-Sonderhefte herein schauen möchte: der kicker präsentiert sie als e-paper auf seiner Homepage