WM-Notizen (5): Fritz blitzt nur noch wenig
Ältere erinnern sich an 1966 und 1970, „Mittelalte“ an das Halbfinale 1990 in Italien, Jüngere an den deutschen Sieg in Wembley bzw. das triumphale englische 5:1 im Rückspiel in München – Deutschland trifft auf England im Achtelfinale der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika. Und diese Kolumne bleibt seriös und schreibt nicht von der „Mutter aller Fußballschlachten“, sondern nennt das Match schlichtweg einen Klassiker.
Sportlich befürchte ich diesmal allerdings nichts Gutes für die deutsche Mannschaft. Gegen Ghana wirkte die Löw-Truppe besonders in der Abwehr anfällig, zudem ist das Mitwirken von Schweinsteiger im deutschen Mittelfeld fraglich. Gerade er dürfte kaum zu ersetzen sein. Aber vielleicht schlägt ja die große Stunde von Toni Kroos, eines der größten Talente im deutschen Fußball, als Schweinsteiger-Vertreter.
England zeigte gegen Slowenien endlich aufsteigende Form, nachdem sie in den zwei Spielen vorher bitter enttäuscht hatten und vom eigenen Boulevard schon als „Cape Clowns“ bezeichnet wurden. Lampard, Gerrard, Rooney und co. zeigten sich formverbessert, nach oben ist aber noch etwas Luft.
Wenig martialisch geht es diesmal im Umfeld zu, selbst die meisten der berüchtigten englischen Tabloids verzichten auf die gängigen Kriegsbilder. Keine Schlagzeile wie „Surrender Fritz! (Ergib’ Dich Fritz, Mirror)“ aus dem Jahr 1996, als die Teams bei der Europameisterschaft in England aufeinander trafen. Nur der Daily Star - redaktionelle Philosophie: viel Busen, ganz wenig Politik – bedient sich des bekannten Vokabulars und stellt Rooney mit Stahlhelm auf die Titelseite.
Ganz ohne Häme kommen die anderen Tabloids aber auch nicht aus, zum Beispiel der mirror. Und die Sun schickt diesmal keine Jodelkapelle mit Page 3-Girls vors deutsche Quartier, sondern bedient sich Jürgen Klinsmann.
Selbstverständlich gibt es auch lesenswerte Zeitungen auf der Insel: Der Guardian beispielsweise hat eine intelligente Analyse der deutsch-englischen Rivalität publiziert.
Wir erinnern noch einmal an das große Halbfinale 1990 bei der WM in Italien. Im Blickpunkt: Englands bester Fußballer der letzten 25 Jahre. Und der heißt nicht David Beckham.