Derby-Blues
Gerade habe ich seit Ewigkeiten mal wieder in den DSF-Stammtisch reingezappt und dabei nur den Kopf geschüttelt: „Eine gute Leistung“ attestierte die Runde dort dem BVB. Besonders Udo Lattek muss ein anderes Revierderby zwischen Dortmund und Schalke gesehen haben als ich und die meisten anderen Zuschauer im Stadion.
Dann mal Klartext: Schalke war von zwei schlechten Mannschaften die Glücklichere, das reichte allerdings, um das emotionsgeladene Derby zu gewinnen. Natürlich hatte Borussia Pech, dass der Schuss von Barrios unter die Latte nicht im Tor war. Ob er jetzt die Linie überschritten hat oder nicht, war selbst in der dritten TV-Wiederholung nicht eindeutig zu erkennen. Zudem foulte Farfan Schmelzer vor dem 1:0, der Treffer hätte also nicht zählen dürfen. Die Schalker wären aber gar nicht aus der eigenen Hälfte Richtung Dortmunder Strafraum gekommen, wenn ein Borusse mit einem taktischen Foul den Spielzug unterbunden hätte. Gelegenheiten gab es genügend dazu.
Selten war ich nach einem Stadionbesuch so geknickt wie nach diesem Spiel. Einfallslos versuchte Schwarz-Gelb meist mit hohen Anspielen auf die Stürmer zum Erfolg zu kommen. Am Anfang konnte Barrios noch ein paar Mal gut ablegen gegen Bordon und Höwedes, ansonsten aber bedankten sich die hoch gewachsenen Schalker Abwehrspieler für diese Bälle. Besonders in der zweiten Halbzeit fehlte im Spielaufbau jegliche Kreativität, zumal auch die Außen Owomoyela und Schmelzer schwach spielten.

Völlig verkrampft
Von der Spielkultur, die das Klopp-Team in der erfolgreichen Rückrunde im letzten Jahr zeigte, ist nichts mehr zu sehen. Das Team agierte gestern über weite Strecken völlig verkrampft.
Gründe für die Misere gibt es einige: Der verletzte Sebastian Kehl ist im Mittelfeld nicht zu ersetzen. Im Angriff war es reichlich naiv von den Verantwortlichen zu glauben, dass ein Barrios aus der chilenischen Liga sofort die Tore macht und einen Torjäger wie Alex Frei ersetzen kann. Zidan ist zu verspielt, Valdez kein Knipser und war gestern nach seiner Einwechslung ein Totalausfall. Und auch Rangelov ist derzeit keine Alternative. Nachteilig macht sich zudem bemerkbar, dass Borussia mit Lee und Kringe (der diese Position auch spielen kann) wertvolle Alternativen für die Außenbahn verkauft hat.
Dortmund in der gestrigen Form befindet sich im Steilflug Richtung Tabellenkeller. Schon tauchen die ersten Diskussionen um Trainer Jürgen Klopp auf, der im letzten Jahr noch als „Messias“ gefeiert wurde. Klopp ist jetzt als Psychologe gefordert. Doch er wird die Probleme in den Griff bekommen – da bin ich mir sicher. Ich hoffe, die Verantwortlichen auch...