Mittwoch, 30. September 2009
Das Aus für einen Mann mit Prinzipien
Es waren nicht die Wochen der Schweizer Trainer in der Fußball-Bundesliga: Letzte Woche feuerte der VfL Bochum nach der Heim-Niederlage gegen Mainz 05 Marcel Koller, am Montag musste Lucien Favre bei Hertha BSC Berlin gehen.
Sportlich war die Saison für den Hauptstadtclub bislang eine einzige Katastrophe: Ein Sieg und sechs Niederlagen bedeuten den letzten Platz in der Tabelle, für das Torverhältnis von 6:17 klingt das Wort verheerend noch beschönigend. Zuletzt kassierte die Hertha mit 0:4 gegen Freiburg und 1:5 in Hoffenheim zwei demütigende Niederlagen, Trainer sind schon für weniger schlechte Leistungen geflogen.
Bei Favre nimmt das Ganze allerdings einen besonderen Charakter ein. Noch im Frühjahr verlängerten die Hertha-Verantwortlichen seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2011, weil der Verein sportlich so erfolgreich war.
Berlin huldigte den Schweizer Trainer, weil die Hertha seit ewigen Zeiten mal wieder vorne mitspielte und bis kurz vor Saisonende noch Chancen auf die Meisterschale besaß. Favres Berliner waren in der letzten Spielzeit nur ganz schwer zu besiegen, der Systemfußball des Fußballlehrers, der in der Schweiz den FC Zürich zweimal zum Meistertitel führte, feierte große Erfolge. Die Mannschaft präsentierte sich als defensiv starke Einheit, die die Räume perfekt verengte und dem Gegner quasi keine Luft zur Entfaltung bot. Im Angriff sorgten dann die starken Individualisten wie Voronin oder Pantelic (wenn er mal spielte) für die entscheidenden Tore. Doch der Trainer mochte keine Stars.

Fehleinkäufe
„Favre verstand sich stets als Projektleiter einer Fußballmannschaft, die im Kollektiv seinen Kurzpassfußball spielen sollte, ohne dass darin viel Platz für Individualisten oder gar Stars gewesen wäre“, analysierte die FAZ treffend. Der exzentrische Stürmer Marko Pantelic, der aber hohes Ansehen im Mannschaftskreis genoss und in vier Jahren für Hertha 45 Tore erzielte, passte überhaupt nicht ins System des Schweizers und durfte am Ende der Saison abdanken.
Im Sommer verließen weitere wichtige Stützen den finanziell klammen Verein: Andrey Voronin, vom FC Liverpool ausgeliehen, war zu teuer für eine Verpflichtung, der herausragende Abwehrspieler Josip Simunic ging nach Hoffenheim. Manager Dieter Hoeneß – seit 1996 verantwortlich – verließ ein Jahr vor Ende seines Vertrages den Klub, auch weil er den Machtkampfes mit Favre und Präsident Gegenbauer überdrüssig war.
Die Neuen konnten die Abgänge in keiner Weise kompensieren. Heimkehrer Artur Wichniarek, schon einmal in Berlin gescheitert, blieb auch beim zweiten Anlauf bislang alles schuldig (kicker-Durchschnittsnote 4,80) und die für wenig Geld gekommenen Bengtsson, Janker, Cesar, Pejcinovic und Ramos zeigen bisher wenig Bundesligareife. Hinzu kommen Verletzungen und Formkrisen bei vielen Spielern des Vorjahres. Zur Misere passt auch, dass der erfahrene Florian Kringe, Neuzugang von Borussia Dortmund und absolut bundesligatauglich, sich bereits bei seinem ersten Einsatz verletzte und wochenlang ausfällt.



Der Fußball ist schnellebig: Hertha-Manager Dieter Hoeneß verkündet die Verlagsverlängerung mit Trainer Lucien Favre bis zum 30. Juni 2011. Nun ist keiner mehr im Amt. Hoeneß ging im Sommer, Favre am Montag.



Köln knackt die 500 000-Marke
Es gibt sie noch, die wirtschaftlich positiven Nachrichten aus dem deutschen Galopprennsport: Am Ende des Renntages am Sonntag durfte sich der Kölner Rennverein über einen Umsatz von 520 986 Euro freuen (Vorjahr 474 238 Euro), zum ersten Mal wurde in der Domstadt in dieser Saison laut GaloppOnline die 500 000 Euro-Marke überschritten (Quellen GaloppOnline, Kölner Rennverein).
„An beste Zeiten des Turfs" fühlte sich dann auch das Zentralorgan des deutschen Galopprennsports erinnert und berichtete von einer „rappelvolle Rennbahn“ und „einem Umsatz, wie man ihn kaum zu erträumen gewagt hatte“. Letzterer Satz ist nun doch etwas etwas übertrieben.
Denn die Verantwortlichen im Weidenpescher Park dürften im Vorfeld umsatzmäßig durchaus die 500 000 Euro-Marke angepeilt waren. Das Wetter stimmte und ließ die Besucher strömen, mit zwei Gruppe- und drei Listenrennen boten die Kölner ein sportlich exzellentes Programm, das viel Raum für Wettalternativen bot.
Zudem gab es im Rennen mit der Viererwette auch ohne Jackpot eine Garantiesumme von 50 000 Euro. Die Prüfung entwickelte sich zum Wett-Höhepunkt des Tages: 80000 Euro wurden alleine in der Viererwette gewettet, mit 125 000 Euro war es das umsatzstärkste Rennen der Karte – noch vor dem Preis von Europa.
Die anderen Zahlen des Wochenendes: Ein Plus pro Rennen verbuchte Mannheim, Dresden erreichte das Niveau des Vorjahres. Am Samstag blieb in Mülheim ein Minus (2009 126 000 Euro, 2008 139 000 Euro), obwohl rund 6 500 Besucher auf der Bahn waren.
In Gotha gab es laut GaloppOnline ein Plus von 50 000 Euro auf 61 000 Euro, obwohl im Vorjahr die Veranstaltung doch abgesagt wurde. Ich nehme daher einmal an, dass die Vergleichszahl aus dem Jahr 2007 stammt.