BVB – Bayern, Teil 2: Kung Fu-Attacken und geplatzte Träume
12 Siege, 17 Unentschieden, 11 Niederlagen - so lautet die Heimbilanz des BVB gegen den FC Bayern München und auch im letzten Jahr gab es ein 1:1. Dortmund schwächelt bislang noch etwas, der FC Bayern unter Neutrainer Louis van Gaal zeigte sich nach katastrophalem Start gegen Meister Wolfsburg wieder von besserer Seite. Daran hatte Arjen Robben, den die Bayern für 25 Millionen Euro Ende August von Real Madrid verpflichteten, großen Anteil. Einer, der in Dortmund immer für Kontroversen gut war, hat hingegen seine Karriere beendet: Oliver Kahn hütet seit 2008 nicht mehr das Bayern-Tor. Unser Rückblick auf drei weitere denkwürdige Spiele.

3. April 1999: Borussia Dortmund – Bayern München 2:2 (2:0), 68 600 Zuschauer
Natürlich gehört es sich nicht, gegnerische Spieler mit Affengeräuschen zu begrüßen und mit Bananen zu bewerfen. Oliver Kahn musste dies jahrelang in den Bundesligastadien ertragen – und er hat sich das redlich erarbeitet. Sportlich akzeptierten ihn die meisten Fans, doch seine provokative Art und dominierende Rolle als Leitwolf der vielfach verhassten Bayern polarisierten das Publikum.
Auch in Dortmund, zum Beispiel am 3. April 1999: Der BVB lieferte in der Ära Skibbe eines seiner besten Spiele in einer ansonsten durchwachsenen Saison. 2:0 lautete der Stand nach 32 Minuten, zweimal traf Heiko Herrlich. Nach 36 Minuten gab es den nächsten Aufreger: Bayern-Innenverteidiger Sammy Kuffour sah Rot. Das alles erzürnte den Bayern-Schlussmann: Zweimal flippte Kahn während des Spiels völlig aus, versuchte Herrlich ins Ohr zu beißen und attackierte Stephane Chapuisat mit einem Kung Fu-Sprung, der zum Glück sein Ziel verfehlte. Schiedsrichter Bernd Heynemann sah nichts, das Fachmagazin kicker auch nicht und bewertete Heynemann mit einer generösen 2,5.
Doch der FC Bayern war im ersten Jahr unter Ottmar Hitzfeld ein Team, das nur schwer zu schlagen war. Zudem sah bei Dortmund Stefan Reuter nach 51. Minuten Gelb-Rot. Bayern glich innerhalb von fünf Minuten durch Zickler (58.) und Jancker (63.) aus. Zu allem Überfluss scheiterte Lars Ricken noch mit einem Foulelfmeter an Kahn, der zu diesem Zeitpunkt schon längst hätte Rot sehen müssen. Am Ende wurde Bayern mit 15 Punkten Vorsprung souverän Meister, Dortmund endete mit 21 Punkten Rückstand auf Platz 4.

8. September 2001: Borussia Dortmund – Bayern München 0:2 (0:1), 68 600 Zuschauer
Vor der Spielzeit hatte der BVB noch einmal groß investiert: Neu waren der kantige Tscheche Jan Koller und der brasilianische Goalgetter Marcio Amoroso, bereits im Winter war der begnadete Techniker Tomas Rosicky von Sparta Prag gekommen. Sportlich waren die Neulinge absolute Knüller, finanziell beschleunigten sie allerdings den Weg in den Abgrund. Und Borussia legte richtig gut los, blieb zu Saisonbeginn viermal ungeschlagen und besonders Amoroso traf aus allen Lagen. Entsprechend optimistisch erwartete Dortmund den FC Bayern – und kassierte den ersten Dämpfer der Saison.
Die Münchener erwiesen sich an diesem Nachmittag als viel zu clever, beherrschten den Gegner nach Belieben und gewannen hochverdient durch Tore von Salihamidzic (22.) und Santa Cruz (58.). Ausgerechnet Salihamidzic, der Dauer-Provokateur im Bayern-Dress, war einer der Torschützen. Es war ein bitterer Nachmittag für alle, die mit Schwarz-Gelb sympathisierten. Am letzten Spieltag lachten aber die Dortmunder, die vom Unvermögen der Leverkusener profitierten und letztmals die Meisterschaft holten. Für Bayern München blieb nur Platz 3.

26. Januar 2007: Borussia Dortmund – Bayern München 3:2 (1:2), 80 700 Zuschauer
Am Ende der Hinrunde 2006/07 war der Weihnachtsfrieden in Dortmund gestört: Nach einer indiskutablen Leistung im letzten Heimspiel gegen Leverkusen protestierten die Fans, Trainer Bert von Marwijk musste gehen. Sein Nachfolger wurde Jürgen Röber und der legte mit einem 3:2 gegen Meister Bayern einen Traumstart hin. 2:1 führten die Münchener zur Pause durch van Buyten und Makaay, nachdem Alex Frei die Borussia in Führung geschossen hatte. Früher hätte man da zur Pause nach Hause gehen können, denn so einen Vorsprung hätten die Bayern mit allen Mitteln über die Zeit gebracht. Doch die Gäste präsentierten sich an diesem Abend sehr schwach und fanden keine Mittel gegen den überragenden Alex Frei, der das 2:2 selber schoss und den 3:2-Siegtreffer durch Tinga vorbereitete.
Die Träume von einer erfolgreichen Dortmunder Rückrunde endeten aber sehr schnell: Zum einen gewann gegen diese Bayern in der Rückrunde fast jeder, zum anderen rutschte der BVB durch unglaublich schlechte Leistungen in die Abstiegszone. Vor Ostern 2007 war nicht nur ich der festen Meinung, dass der BVB in die 2. Liga absteigen muss, so schwach präsentierte sich die Mannschaft. Die Wende brachte ein 4:1 am 28. Spieltag in Aachen unter dem neuen Trainer Thomas Doll, es folgte noch das berühmte 2:0 gegen Schalke, das dem Erzrivalen die Meisterschaft kostete. Und schon war die Spielzeit für viele BVB-Fans gerettet. Für den FC Bayern war die Saison 2006/07 eine einzige Demütigung: nur Platz 4, UEFA-Cup und keine Qualifikation zur Champions League.