Freitag, 4. Juli 2014
Wild Chief die Alternative zu Sea The Moon
Das Echo in den sozialen Netzwerken war gewaltig. Viele Facebook-Nutzer kritisierten die Entscheidung heftig: Andreas Helfenbein wird am Sonntag im Deutschen Derby in Hamburg-Horn nicht im Sattel des Favoriten Sea The Moon sitzen und durch den belgischen Spitzenjockey Christophe Soumillon ersetzt
„Noch nicht richtig fit nach seinem Sturz in Frankfurt“, argumentierte das Gestüt Görlsdorf, die Besitzer des Hengstes. Das Ganze entwickelte sich zu einem solchen Sturm, dass die Verantwortlichen und auch Jockey Helfenbein selbst eine Erklärung nachlieferten. Danach waren die Wogen wieder etwas geglättet.
Natürlich bestimmen die Besitzer den Jockey ihres Pferdes, denn sie zahlen ja auch die Rechnungen. Dennoch ist es für Andreas Helfenbein bitter: Der Routinier steuerte den etwas schwierigen Sea The Moon bei seinen drei Starts und gewann alle Rennen. Helfenbein hat bislang eine ganz hervorragende Saison, nach meiner ganz unmaßgeblichen Meinung reitet er derzeit so gut wie noch nie. Die 20 Starter in der Analyse, dazu empfehle ich auch noch einen etwas älteren Text unserer Kolumne.




2011 hieß der Sieger im Deutschen Derby Waldpark und im Sattel saß Jozef Bojko, einer dieser ewig unterschätzten und manchmal geringschätzten in Deutschland tätigen Jockeys.

1. Lucky Lion (Trainer Andreas Löwe/Jockey Ioritz Mendizabal): Das bislang beste Pferd des Jahrganges, jedoch auf Distanzen bis 1700 Meter. Großartige Vorstellung im Mehl-Mülhens-Rennen über 1600 Meter. Kernfrage ist allerdings, ob der Löwe-Schützling das Stehvermögen für 2400 Meter hat. Von der Abstammung her eher nicht…

2. Sea The Moon (Trainer Markus Klug/Jockey Christophe Soumillon): Hochveranlagter, aber immer noch etwas unreifer Hengst. Der Sieger in der Union, wo er auf der Zielgerade noch ausbrach. Noch ungeschlagen, gewann eigentlich immer relativ mühelos. Ganz klar der zu schlagende Kandidat, auch wenn Frontrenner im Derby meist schlecht aussehen. Aber in diesem Rennen ist eigentlich immer genug Tempo, da muss er nicht an der Spitze gehen.

3. Magic Artist (Trainer Wolfgang Figge/Jockey David Probert): Überraschte nicht nur mich, als er in sehr gutem Stil im Münchner Bavarian Classic triumphierte. Das war die bislang beste Form des schon als Zweijährigen sehr fleißigen Hengstes aus dem Stall Salzburg. Nach dem Eindruck aus München könnte er das Stehvermögen für 2400 Meter haben, von der Abstammung ist das nicht sicher. Immerhin gewann die Schwester Magic Art (von Nayef) das österreichische Derby.

4. Wild Chief (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Fabian Lefebvre): Ein ganz starke Leistung als Vierter im französischem Derby, wo er noch nicht einmal den besten Rennverlauf hatte. In Chantilly ging er als 730:10-Schuss ab, in Hamburg wird er um einiges tiefer stehen. Wenn er die Distanz kann (davon gehe ich aus), ein interessanter Kandidat, der lange noch nicht alles gezeigt hat.

5. Geoffrey Chaucer (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Einer der seltenen Starter von Aidan O’Brien in Deutschland. Im Vorfeld des Epsom Derbys hoch gehandelt, dort enttäuschte er aber gewaltig. Und auch der dritte Platz aus dem Derrinstown Stud Trial, bei dem er als Dritter ein sehr schlechtes Rennen hatte, wurde bislang nicht bestätigt.

6. Swacadelic (Trainer Jean-Pierre Carvalho/Jockey Filip Minarik): Das einzig verbliebene Pferd aus dem Quartier von Trainer Carvalho. Talentierter Hengst, der mit der Derbydistanz keine Probleme haben sollte. Zuletzt Dritter in der Union, aber eine Formumkehr gegen Sea The Mooon ist schwer vorstellbar.

7. Born to Run (Trainer Roland Dzubasz/Jockey Martin Dywer): Der Winterfavorit, zuletzt Vierter im Bavarian Classic. Da sah er zeitweise auf der Gegengerade ganz gut aus, aber letztendlich deutlich geschlagen. Außenseiter. Die Schwester Barcelona gewann ein Gruppe 2-Rennen über Hürden.

8. Speedy Approach (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Eduardo Pedroza): Wohl die Number 1 aus dem Wöhler-Quartier. Der Trainer, heißt es auf der vorzüglichen Homepage des Stalles, habe „richtig Mumm auf ihn.“ Zweiter in der Bavarian Classic, muss sich aber weiter steigern. Ob er der große Steher ist, steht zudem noch ein wenig in den Sternen.

9. Pinzolo (Trainer Charlie Appleby/Jockey William Buick): Nachgenannter Monsun-Sohn aus dem großen Godolphin-Quartier. Im englischen Derby als 14. weit abgehängt, davon triumphierte er in einem Listenrennen über 2000 Meter. Diese Formen reichen aber nicht aus.

10. Madurai (Trainer Waldemar Hickst/Jockey Alexander Pietsch): Ein sehr guter Zweijähriger, gehörte dort zur Spitze des Jahrgangs. Nahm die leichtere Route, zuletzt deutlicher Sieger in der Maidenklasse. Noch ein wenig dunkles Pferd, Stehvermögen sollte da sein. Für Freunde des gepflegten Außenseiters.

11. Weltmacht (Trainer Markus Klug/Jockey Tom Queally): Unser Tipp im Vorfeld und auch jetzt hat diese Kolumne immer noch eine gute Meinung zu der Stute. Zwar unterlag sie in einem Gruppe 2-Rennen in Hoppegarten, aber ihre Bezwingerin Longina ist ein richtig gutes Pferd. Die 2400 Meter in Hamburg sollten Weltmacht zudem entgegenkommen.

12. Chartbreaker (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Cristian Demuro): Als Vierter deutlich geschlagen in der Union und auch im Derby Trial in Hannover als Dritter letztendlich chancenlos. Schwer vorstellbar.

13. Giant’s Cauldron (Trainer Peter Schiergen/Jockey Adrie de Vries): Noch sieglos, wobei die schlechte Form aus der Union zu streichen ist, weil er dort durch die Turbulenzen aus dem Rhythmus kam. Beste Form als Zweiter im Iffezheimer Derby Trial, der Sieger Sirius bestätigte diese Form im Idee-Hansa-Preis. Dennoch muss sich Giant’s Cauldron gewaltig steigern, wenn er im Derby vorne sein will.

14. Amazonit (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Harry Bentley): Sieger des Bremer Derby Trials. Es dauerte etwas, bis er in Schwung kam, letztlich gewann er aber sicher. Was die Form wert ist, ist schwer einzuschätzen. Schlug bei seinem Maidensieg gute Pferde, ehe er dann in Iffezheim schwach lief. Sollte noch Reserven haben, aber dennoch schwer vorstellbar.

15. Karltheodor (Trainer Roland Dzubasz/Jockey Martin Lane): Bekam erste Grenzen als Fünfter im Frankfurter Metzler-Preis gezeigt. Wäre schon eine gewaltige Überraschung.

16. Open your Heart (Trainer Roland Dzubasz/Jockey Mirco Demuro): Erst zwei Lebensstarts, in der Union noch überfordert. Das Derby könnte ihn auch überfordern.

17. Russian Bolero (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Jozef Bojko): noch sieglos, Platz 2 im Bremer Derby Trial, aber ein Erfolg in Hamburg wäre eine Überraschung.

18. Baltic Storm (Trainer John David Hillis/Jockey Frederik Tylicki): Ebenfalls noch sieglos und auch erst zwei Starts im Leben. Platz 3 im Bremer Derby Trial war eine solide Leistung, dennoch schwer vorstellbar.

19. Eric (Trainer Christian Freiherr von der Recke/Jockey Stephen Hellyn): Gewann zweijährig das hochdotierte Iffezheimer Ferdinand Leisten-Memorial, qualifizierte sich als Vierter im Iffezheimer Trial für das Derby. Aber dort war Eric schon deutlich geschlagen. Großer Außenseiter.

20. Amorous Adventure (Trainer Karl Demme/Jockey Maxim Pecheur): Mit sieben Starts einer der Teilnehmer mit der meisten Erfahrung, rückte als Vierter im Bremer Derby Trial ins Starterfeld, aber nach allen Formen wäre es ein kleines Erdbeben, wenn Amorous Adventure am Sonntag triumphieren würde.

Urteil
20 Pferde sorgen für ein volles Derby-Feld, aber viele Starter haben zumindest auf dem Papier kaum Chancen. Sea The Moon wird wahrscheinlich gewinnen, aber 23 oder 24 sind keine Quoten, die ich attraktiv finde. Zumal es Alternativen gibt: Wild Chief überzeugte als Vierter im französischen Derby, nach dieser Form müsste er hier eine gute Rolle spielen. Einen kleinen Hinweis verdient zumindest die einzige Stute Weltmacht. Bei Lucky Lion habe ich Bedenken wegen der Distanz, an die beiden nachgenannten Ausländer glaube ich nicht.



Dienstag, 27. Mai 2014
Der unerfüllte Traum von der deutschen Großwette
Manchmal möchte ich Engländer sein. Oder zumindest auf der Insel leben. Wenn es zum Beispiel um so eine Wette wie die Scoop 6 geht. Schlappe 16 Millionen Pfund (ca. 19,76 Mio. Euro) waren letzten Samstag dort im Jackpot, der Gewinner musste nur die Sieger sechs verschiedener Pferderennen vorhersagen. Und weil das in den letzten Wochen niemand geschafft hatte, war der Jackpot so prall gefüllt.
Zugegeben: Diese Sieger sind nicht leicht zu finden. Fast alle Scoop 6-Rennen sind schwierige Handicaps, wo die Suche nach dem Gewinner schon alleine reichlich hart ist. Grundeinsatz sind zwei Pfund, dann muss man sich allerdings auf einen Tipp pro Prüfung beschränken. Je mehr Tipps ich also platziere, desto mehr kostet der Schein. Desto höher sind aber auch die Gewinnchancen.
Jedenfalls haben am Wochenende acht Mitspieler die sechs Sieger getroffen und kassierten jeder etwas mehr als 1,3 Millionen Pfund. Außerdem haben sie noch eine Bonus-Chance auf zusätzliches Geld, wenn sie am nächsten Samstag den Sieger in einer ausgewählten Prüfung treffen.
Dieser Scoop 6-Jackpot hat einen unheimlichen PR-Effekt für den englischen Rennsport. Der Turf ist in den Schlagzeilen – positiv und nicht wegen verschobener Rennen oder angeblicher Tierquälereien. Die Geschichte des armen Joe Mc Guire, der in der Woche davor seine Wette im letzten Rennen verlor, war nicht nur ein Thema für die Fachblätter, sondern auch für den Boulevard.
Natürlich hat der Rennsport in England einen ganz anderen Stellenwert als hier in Deutschland. So berichten Zeitungen und Fernsehen regelmäßig über den Sport, haben zumindest die nationalen Medien noch ihren Horse Racing-Korrespondenten – egal ob Boulevard oder Qualitätszeitung. Das alles hängt nicht von der politischen Ausrichtung des Blattes aus: Der eher linke Guardian hat zum Beispiel eine ganz hervorragende Turf-Berichterstattung.
Aber auch im Vereinigten Königreich muss der Sport kämpfen: So hat etwa die BBC die Berichterstattung eingestellt. Channel 4 übernahm die Rennen, die die BBC bislang noch übertrug. Im Vergleich zu Deutschland mögen das marginale Probleme sein, aber auf der Insel waren einige dennoch sehr schockiert über die Entscheidung der renommierten BBC.

Lottoland
Wäre doch schön, wenn die BLÖD-Zeitung in unserem Land mal über den braven Familienvater XY schreiben würde, der für zwei Euro Einsatz zwei Millionen bei einer deutschen Scoop 6 gewonnen hätte. Das bleibt leider ein Traum, denn so eine Wette setzt sich hier leider nicht durch. Das war nicht immer so: Daniel Delius erinnert in seinem Turf-Times-Aufgalopp an das Rennquintett in den siebziger Jahren, das „stets siebenstellige Umsätze in beträchtlicher Höhe generierte“ und das man in jeder Lotto-Annahmestelle spielen konnte. Rennquintett ist längst Geschichte – und was danach kam, blieb erfolglos, weiß auch Delius. Wie die Top 6-Wette, die ähnlich wie die Scoop 6-Wette funktionierte und fast zum gleichen Zeitpunkt im Jahre 1999 wie das englische Pendant eingeführt wurde. Der Unterschied: Die deutsche Variante scheiterte.
„Weil die Verantwortlichen keine neue Zielgruppen erreichten, die Umsätze zum Schluss beschämend schlecht waren und die Quoten entsprechend mäßig“, analysierte diese Kolumne einst.
Hier fehlt die Basis, der Galopprennsport ist in Deutschland nur eine unter vielen Sportarten – weit hinter dem Marktführer Fußball, nach dem erst mal nichts kommt. Damit eine Großwette wie die Scoop 6 oder die V 75, die in Schweden sehr erfolgreiche Traberwette sich durchsetzt, müssen neue Interessenten her. Dazu muss die Wette landesweit spielbar sein, zudem muss richtig viel Werbung gemacht haben, damit sie bekannt wird. Das kostet viel Geld.
Zudem ist Deutschland immer noch ein Land der Lottospieler. Pferderennen hat in Augen vieler das Image des unseriösen Zockens. Manchmal gucken eine Leute, die in der Woche dreistellige Summen in ein ödes Zahlenglückspiel namens Lotto stecken, einen ungläubig an, wenn man erzählt, dass man sich für Pferderennen interessiert und auf diese auch wettet.
Wer in unserem Land bei Pferdewetten mit wenig Einsatz möglichst viel Geld verdienen möchte, dem bleibt eigentlich nur die Viererwette. Wenigstens diese funktioniert, auch wenn die Quoten nicht vergleichbar sind.
Nun werde manche Leser fragen, warum jammert der hier und spielt nicht einfach über Internet diese Wette in England mit? Das geht leider nicht, denn ich kann mich als Deutscher nicht bei vielen großen englischen Buchmachern anmelden. Die verweigern mir quasi ein Konto. William Hill etwa hat die Sportwetten für deutsche Interessenten gesperrt. Klingt archaisch, ist aber so und hat was mit dem unterschiedlichen Glücksspielrecht zu tun.

Korrektur
Im Gegensatz zu anderen englischen Buchmachern kann ich bei Totepool auch als Deutscher ein Konto aufmachen. Ich habe es gerade probiert. Danke für den Hinweis.
Totepool



Freitag, 23. Mai 2014
Die Geheimfavoriten heißen Ito und Weltmacht
So langsam kristallisieren sich die Favoriten für das Deutsche Derby 2014 in Hamburg heraus. Aber noch sind einige Fragen nicht beantwortet, stehen noch wichtige Vorprüfungen – wie etwa die Kölner Union, der Iffezheimer Derby Trial oder das Münchner Bavarian Classic – bevor. Es kann also noch viel passieren. nurpferdeundfussball analysiert die Top-Derby-Kandidaten des Jahrgangs 2011.

Sea The Moon (Trainer Markus Klug/Gestüt Görlsdorf): Das war schon eine starke Leistung, wie Sea The Moon den Frankfurter Metzler-Preis über 2000 Meter entschied, obwohl er kleinere Probleme mit der Bahn hatte und zudem noch ein wenig unreif wirkte. Es war ja auch erst sein zweiter Lebensstart, doch je länger die Strecke wurde, desto sicherer war der Erfolg. Damit unterstrich der Sea The Stars-Sohn seinen guten Ruf, den er nach seinem imponierenden Debüterfolg hatte.
Nächstes Ziel ist die Kölner Union; Stehvermögen sollte dieser Sohn eines englisch-irischen Derbysiegers und einer Mutter, zu deren Geschwister die Derbysieger Samun und Schiaparelli sowie die Diana-Siegerin Salve Regina zählen, genügend haben.

Lac Leman (Roland Dzubasz/Gestüt Auenquelle): „Den Derby-Sieg für Auenquelle holen“, verkündete Trainer Roland Dzubasz kühn bei der Vorstellung dieses Hengstes in der Stallparade des Fachblattes Sport-Welt. Einmal war der Doyen-Sohn zweijährig am Start, da rollte er von hinten das Feld auf und gewann leicht gegen den guten Stallkameraden Karl Theodor. Kein Wunder, dass der Hengst aus Hoppegarten über Winter zu den Favoriten im Derby-Wettmarkt 2012 zählte.
Diesen Status untermauerte Lac Leman mit einem ganz leichten Sieg in Hoppegarten gegen Nasal (enttäuschte beim nächsten Start) und Suracon (siegte danach in Dresden). Bessere Gegner wird der Dzubasz-Schützling beim nächsten Start in München beim Bavarian Classic sehen, aber bislang hat er wenig falsch gemacht. Stehvermögen? Vater Doyen war ein Top-Pferd über 2400 Meter, der von Big Shuffle stammende Bruder Lemorton ein Kandidat für kürzere Distanzen.

Lucky Lion (Andreas Löwe/Gestüt Winterhauch): Der bisherige Primus des Jahrgangs, Sieger im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen, davor erfolgreich im Busch-Memorial. Ein hochtalentiertes Pferd, dessen Grenzen man noch nicht gesehen haben muss. Allerdings waren es bislang nur Distanzen bis 1700 Meter, beim Stehvermögen gibt es mütterlicherseits einige Fragezeichen. Ioritz Mendizabal, sein Reiter in Köln, plädierte für einen Start im kürzeren französichen Derby.

Nordico (Mario Hofer/Eckhard Sauren): Zweijährig bereits fleißig und erfolgreich, zuletzt zwei Mal Zweiter hinter Lucky Lion über 1600 und 1700 Meter. Stehvermögen eher fraglich, mehr ein Meiler.

Andoyas (Jens Hirschberger/Gestüt Auenquelle): Zuletzt zweimal Pech im Rennverlauf, gewonnen hätte der Hengst aber gegen Lucky Lion nicht. Der Auenqueller lief immer aber wie ein Pferd, das längere Wege als die verlängerte Meile kann. Aber 2400 Meter? Vater Lando konnte diese Distanz, aber mütterlicherseits dominieren in dieser Linie Meiler und Sprinter.



Auf den Spuren seines Vaters: Swacadelic siegt in Hannover

Swacadelic (Jean-Pierre Carvalho/Georg Baron v. Ullmann): Der erste von mehreren chancenreichen Ullmann/Schlenderhan-Kandidaten für das Derby und bislang eine der Entdeckungen der Saison. Zuletzt gewann er– wie sein Sire Adlerflug - den Derby-Trial in Hannover. Mal sehen, was die Form bringt. Aber mir gefiel, wie cool er da sein Rennen lief. Keine Probleme mit der Derby-Distanz.

Ito (Jean-Pierre Carvalho/Gestüt Schlenderhan): Manchmal macht es Klick, wenn man Rennpferde sieht: Dieses Pferd ist etwas Besonderes. Ito imponierte bei seinem zweiten Lebensstart ungemein. Der Kölner Kampler-Cup mag zwar nur ein Rennen für sieglose Pferde sein, aber zu dieser Jahreszeit sind das oftmals gutbesetzte Prüfungen. Jedenfalls gewann der Schlenderhaner im Stile eines Derbykandidaten.
Endgültig Farbe bekennen gegen die Jahrgangsspitze muss er wahrscheinlich in der Union. Sehr blaublütig gezogen – Vater Adlerflug Derbysieger, die Mutter Iota triumphierte in der Diana. Keine Probleme mit der Distanz.

Guardini (Jean-Pierre Carvalho/Georg Baron v. Ullmann): Nach dem Katastrophen-Jahr 2013 hat Schlenderhan/Ullmann in diesem Jahr wieder richtig aufgerüstet. Der nächste Kandidat heißt Guardini, ist ebenfalls hochnobel gezogen, imponierte beim Kölner Debüt und unterlag dann in Longchamp über 2400 Meter nur knapp einem Pferd des Aga Khan. Soll erst mal in Frankreich weitermachen, obwohl er noch eine Nennung für die Union hat.

Weltmacht (Markus Klug/Gestüt Röttgen): Zwei imponierende Siege, bislang nur gegen Stuten. Und je länger es wurde, desto überlegener wurde Weltmacht. Ich bin gespannt, ob die Mount Nelson-Tochter im Derby gegen die Hengste an den Start kommt. Aber wenn sie läuft, dann ist das Pferd, das einen zweiten Blick verdient. In der Diana für die Stuten ist sie bereits Favoritin, vorher soll sie in den Ribblesdale Stakes, einem Gruppe 2-Rennen während Royal Ascot, laufen. Keine Probleme mit der Derby-Distanz.

Amanzonit (Jens Hirschberger/Gestüt Karlshof): Erst einmal gelaufen, schlug in Köln bei seinem Debüt über 2200 Meter den ebenfalls debütierenden Ito, der noch reichlich grün in diesem Rennen lief. Auch Amazonit wirkte etwas unbeholfen, aber Harry Bentley machte ihn noch reichlich schnell. Nicht nur Ito wertete die Form übrigens auf, auch andere Teilnehmer wie Rapido liefen danach sehr gut. Nennungen für Bavarian Classic und Union.

Giuliani (Jean-Pierre Carvalho/Georg Baron v. Ullmann): Nur Platz 6 im Metzler-Preis hinter Sea The Moon. Das war eine kleine Ernüchterung nach dem guten Debüt, sein Stall könnte bessere Kandidaten haben.

Giant’s Cauldron (Peter Schiergen/Gestüt Ebbesloh): Hochgeschätzt im Stall, aber nach zwei Rennen noch sieglos und lief dabei noch ziemlich grün. Unterlag zuletzt dem eigentlich schwächer eingeschätzten Stallkollegen Firestorm, der auch noch eine Derbynennung hat.

Die Kandidaten für das Derby 2014



Dienstag, 29. April 2014
17 noch „ganz dunkle“ deutsche Dreijährige
Ein paar bekannte Namen des deutschen Vollblutjahrgangs 2011 fehlen. Der frische Busch-Memorial-Sieger Lucky Lion etwa. Oder der aktuelle Derbyfavorit Sea The Moon. Weil diese Pferde bereits bekannt sind. Das kann man von unserer Auswahl an interessanten deutschen dreijährigen Pferden meist nicht sagen, denn viele waren noch gar nicht auf der Rennbahn. Es sind die noch nicht erkannten Hoffnungen ihrer Trainer.

nurpferdeundfussball hat sich mal durch diverse diesjährige Stallparaden der Sport- Welt „gekämpft“ (die es in kompakter Form als DVD hier gibt) und jeweils einen noch „dunklen Dreijährigen“ ausgesucht, von dem sein Trainer eine sehr gute Meinung hat. Voraussetzung für die Auswahl war, dass die Kandidaten noch sieglos sind und im besten Fall zweijährig noch nicht am Start waren. Entscheidend für die Auswahl sind die Kommentare der Trainer.
Manchmal fiel die Beschränkung auf nur einen Kandidaten pro Quartier richtig schwer, denn bei Trainern wie Schiergen, Carvalho, Hickst oder Wöhler gibt es viele talentierte Aspiranten.
Die Stallparaden des Fachblattes erschienen in diesem Jahr in neuem Format. Die Pferde werden nach vier Kategorien vorgestellt: Bodenvorlieben, Distanz, Saisonziel und Besonderheiten. Damit verpasst der Leser zwar einige blumige Formulierungen der Vorjahre, aber der Informationswert ist deutlich höher.
Aber nicht vergessen: Es ist alles nur eine Prognose – mal sehen, wie die Pferde am Ende der Saison abgeschnitten haben. Wo eine Angabe übrigens fehlt (meistens beim Boden), gibt es diese Information seitens der Trainer auch nicht.

Andreas Bolte: Victorious (F.H. v. Tertullian – Valioni)
Distanz 1200 bis 1600 Meter; Ziel: Sieg in einem Auktionsrennen;
„Sehr großer kräftiger Hengst mit traumhaften Bewegungen, 2013 im Wachstum, bekam alle Zeit vom Besitzer, arbeitet vielversprechend.“

Jean-Pierre Carvalho: Eyetie (F.H. v. Tertullian – Evening Breeze)
Distanz vermutlich ab 2000 Meter
„Wird im April beginnen, könnte etwas für höhere Ziele sein. Nennung für das Mehl-Mülhens-Rennen.“

Roland Dzubasz: Open Your Heart (b.H v. Samum – Dramraire Mist)
Gut bis weicher Boden, Distanz 2000 bis 2400 Meter, Ziel Deutsches Derby, alternativ slowakisches Derby, Auktionsrennen
„Sensibler, noch etwas unreifer, aber talentierter Halbbruder von Ordenstreuer.“

Paul Harley: Laydaro (b. H v. Dai Jin – Laeya Star)
Gutes Geläuf; Distanz 2000 bis 2400 Meter; Ziel Deutsches Derby
„Ein sehr talentiertes, aber spätes Pferd. Das Derby kommt eventuell zu früh.“

Waldemar Hickst: Saraceno (b. H. v. Scirocco – Serenata)
Gut, aber auch weicher Boden; Steher; Saisonziel: Black-Type-Rennen gewinnen
„Hat viel Potenzial und galoppiert sehr gut. Vor allen in der zweiten Saisonhälfte sollte er zu seinem Recht kommen. Bruder zu zwei starken Gruppe-Pferden“. (Santiago, Sordino)."

Jens Hirschberger: Oriental Light (b. S. v. Doyen – Oriental World)
Steherin, Nennung für den Preis der Diana
„Hat eigenen Charakter, ähnlich wie ihr Onkel Oriental Tiger, kann eine Menge, doch muss man sie besonders behandeln.“

Mario Hofer: Nereus (schwb. H. von Monsun – Namibia)
Eher weicher Boden, Steher, Saisonziel schwer einzuschätzen.
„Sicher eine Hoffnung, aber spätreif, jetzt aber auf gutem Weg, Nennung für das Deutsche Derby, besitzt französische Inländergeltung.“

Axel Kleinkorres: Avanduro (b. H. v. Manduro – Avocette)
Steher, Ziel Derbyteilnahme
„Ich gehe mit Derbynennungen sehr sparsam um, dieses Pferd hat eine solche nicht ohne Grund erhalten. Er bringt beste Voraussetzungen mit: beste Aufzucht, viel Ausdruck, tolles Pedigree.“

Markus Klug: Weltmacht, db. S. v. Mount Nelson – Wild Side
Weitere Wege, Ziel Preis der Diana
„Halbschwester von Wilddrossel, Wild Coco und Wild Silva, gilt als besseres Pferd und Hoffnung, hat neben der Diana auch eine Derbynennung."

Ferdinand Leve: Finch Hatton, F.H. v. Pivotal – Felicity
Guter Boden, „aber weich darf er auch sein“, 1600 Meter, Saisonziel „Ohne wenn und aber das Mehl-Mülhens-Rennen in Köln.“
„Völlig unkompliziertes Pferd“.

Andreas Löwe: Palanos, b. H. v. Sholokhov – Peace Flower
Boden normal bis weich; Distanz 1800 bis 2000 Meter; Saisonziel Sieg in einem Auktionsrennen
„Hat sich über Winter ganz toll entwickelt, erster Start 2013 war zu streichen, weil noch völlig grün.“

Toni Potters: Moment of Glory, db. H. v. Desert Prince – Morning Glory
Boden normal bis weich; Distanz ab 2000 Meter; Saisonziel Österreichisches Derby
Trainer Potters sieht in Moment of Glory seinen besten Dreijährigen.

Miroslav Rulec: Safebuster, b. H. v. Scirocco – Yukiko
Boden gut bis weich, Steher, Ziel Schweizer Guineas und Derby, eventuell Frankreich
„Ist auf jedem Fall etwas ganz Gutes, bekam als Zweijähriger Schienbeine, Rennpferd-Manieren. Der Kopf war bis jetzt noch nicht so weit wie der Körper.“

Peter Schiergen: Giant’s Cauldron, F.H. v. Peintre Celebe – Golden Time
Weite Wege, Ziel Deutsches Derby
„Bruder des Gruppe I-Siegers des Girolamo, wie dieser sehr talentiert, hatte zweijährig mit Scheinbeinen zu tun, war im Gestüt.“

Sascha Smrczek: Pai Mei, F.H. v. Saddex – Pacific Sun
Bodenunabhängig, ab 2000 Meter, Tschechisches Derby, gutdotierte Rennen im In- und Ausland.
„War bei ihrem Frankreich-Start noch sehr grün, Pferd mit Steigerungspotenzial, eiltein guter Ruf voraus.“

Manfred Weber: Pescara, F.S. v. Samun – Patineuse
Weicher Boden, weite Wege, Ziel bessere Rennen
„Sehr gut entwickelt, großes Modell, tolle Aktion“

Andreas Wöhler: Thea, b. S. v. Sholokhov – Ticinella
Guter Boden, ab 2000 Meter, Nennung Preis der Diana
„Ausdrucksvolle Stute, hat Zeit benötigt. Nicht auszuschließen, dass sie bis ganz nach oben vorstoßen kann.“



Mittwoch, 12. Februar 2014
Deutsche Hindernisrennen: Ein schleichender Tod
Was für eine grandiose Vorstellung: Last Instalment gewann am Sonntag auf der Rennbahn im irischen Leopardstown den Hennessy Gold Cup, ein Jagdrennen der höchsten Kategorie. Der Wallach, der über ein Jahr wegen einer Verletzung pausiert hatte, sprang auf schwerem Geläuf wie ein junger Hirsch über die hohen Hindernisse. (das Video)
Eine Leistung, die nicht nur die Herzen der Anhänger höher schlagen ließ. Denn Last Instalment demonstrierte alle Qualitäten eines Hindernispferdes: Sprungvermögen, Mut, Ausdauer und dann diesen Schuss Beschleunigung, der gute Rennpferde auszeichnet.
Es war eine Werbung für den Sport, weil auch die anderen tadellos sprangen. Aber so ist es häufig, wenn Pferde von hohem Format aufeinander treffen und die besten Jockeys des Landes im Sattel sitzen. Dann sind Hindernisrennen die hohe Kunst des Galopprennsports.
In England und Irland dominiert der National Hunt-Sport die Wintermonate. Die Festivals in Cheltenham, Aintree und Punchestown sind die Höhepunkte der Saison und schaffen von Jahr zu Jahr neue Stars. Alte Helden wie Arkle, Red Rum oder Desert Orchid kennt in Großbritannien und Irland jedes Kind, aktuell sind etwa Sprinter Sacre oder Big Buck´s nicht nur Insidern ein Begriff.
Ihre Popularität verdanken viele National-Hunt-Pferde auch der Tatsache, dass sie über eine lange Zeit aktiv sind. Nicht wie ihre blaublütigen Geschwister von der Flachbahn, die oft – besonders wenn sie gut sind - mit drei oder vier Jahren aufhören und in die Zucht gehen. Gut, letzteres ist im Sport über die Sprünge nicht mehr möglich, weil 99,99 Prozent der männlichen Teilnehmer sich bereits im Wallachstatus befinden.

Nächster Tiefschlag
In Deutschland befindet sich der Hindernissport hingegen schon seit Jahren im kontinuierlichen Flug nach unten. Vor kurzem kam der nächste Tiefschlag: Hamburg verzichtet künftig während des Derbymeetings auf die Rennen über die Sprünge. Darunter fällt auch das traditionelle Seejagdrennen, eigentlich immer eine Attraktion für die Besucher.
Die Entscheidung ist keine Überraschung nach den schrecklichen Unfällen des letzten Jahres. Tote Pferde und verletzte Jockeys sind natürlich eine sehr traurige Sache. Aber wenn der Hindernissport eine Lobby in Deutschland hätte, dann hätten die Verantwortlichen in Hamburg einfach mal die Hecken schneiden lassen, um eine besseren Überblick zu gewährleisten.
Es ist ein schleichender Tod. Denn welche Rennbahnen veranstalten eigentlich noch Hindernisrennen? Mir fallen da nur noch Bad Harzburg, Krefeld, Mannheim, Bremen und Quakenbrück ein. Hannover zum Beispiel, noch vor gar nicht langer Zeit eine Hochburg des Sports, erklärte Ende 2012 den Ausstieg. Eine der ersten Entscheidungen, die die neuen Veranstalter in Baden-Baden trafen, war das Aus für Jagd- und Hürdenrennen.
Es ist ein Teufelskreis: Weniger Rennen bedeutet weniger Praxis und natürlich auch weniger Verdienstmöglichkeiten für Besitzer, Trainer und Jockeys. Dabei ist Erfahrung gerade im Hindernissport das A und O. Unsichere Teilnehmer machen Fehler und stürzen – manchmal mit fatalen Konsequenzen.
Machen wir uns doch nichts vor: Viele deutsche Hindernisprüfungen in den letzten Jahren waren eine Katastrophe. Schlecht springende Pferde, fehlerhafte Jockeys ohne viel Praxis, Zwischenfälle ohne Ende – das ist abschreckend und gibt den Gegnern des Sports nur neue Munition.
Wie kann also dem deutschen Hindernissport geholfen werden? Gegenfrage: Will man dies überhaupt in Deutschland? Im deutschen Turf gibt es akutere Baustellen, obige Frage wird da eher zur Randnotiz.

Lieber Golf
So lange ich mich erinnern kann, standen Hindernisrennen hier in der Diskussion. Weil es immer zahlenmäßig weniger gab, weil immer mehr Rennvereine auf sie verzichteten. Diese Rennen brachten keinen Umsatz, waren mehr Negativwerbung für den Sport.
Außerdem lagen viele Jagdbahnen im Innenraum einer Rennbahn; dieser wurde spätestens ab den neunziger Jahren auf vielen Bahnen als Golfplatz anderweitig genutzt.
Wenn es in Deutschland mal Initiativen gab, dann beruhten sie auf dem Engagement Einzelner wie etwa der Stall Jenny-Cup eines engagierten Besitzers. Der Erfolg blieb leider aus.
Es besteht nur sehr wenig Hoffnung auf Heimspiele für die deutschen Enthusiasten dieses großartigen Sports. Ihnen bleibt nur der Blick auf die Insel (oder nach Frankreich). Immerhin tauchen in England und England verstärkt erfolgreiche Pferde deutscher Abstammung auf. Well Chief oder Twist King etwa triumphierten in großen Prüfungen. Aktuell sei der im Gestüt Fährhof gezogene The Giant Bolster # genannt. Oder der Superstar Sprinter Sacre, ein Sohn des hier fast vergessenen Deckhengstes Network.
Übrigens sind Hindernisrennen nicht unbedingt gefährlicher als Flachrennen. Es geht eben nicht immer über Marathondistanzen und tückische Hindernisse wie beim Grand National. Allerdings hat man diese bekanntlich auch schon entschärft.



Dienstag, 4. Februar 2014
„Spielverderber“ Twain, Seriensieger Kronerbe
Heute war PMU-Renntag in Dortmund, leider habe ich es nicht mehr auf die Rennbahn geschafft. Da blieb nur der Stream von Racebets, dem offiziellen Partner des Deutschen Rennsports. Es wurde ein Abend mit anfangs eingeschränktem Unterhaltungswert, woran der meist stockende Internetstream bei Racebets wesentlichen Anteil hatte. Ab Rennen 3 lief dann alles reibungslos.

Ärger des Tages
Ursprünglich stand hier „Dilettanten des Tages“ als Überschrift. Das war dann doch ein wenig harsch, aber unsere Freunde von Racebets verdienen schon Kritik. Denn offenbar läuft der Stream bei anderen Anbietern ohne große Probleme, beim Partner des DVR jedoch nicht.
Dabei habe mich gegen 16 Uhr 30 bereits gefreut: Da kamen die Bilder aus dem Führring noch ohne Unterbrechung auf den Schirm. Doch je näher es Richtung Start des ersten Rennens ging, desto wackeliger wurden die Bilder. Die erste Prüfung war schon Stopp and Go am Bildschirm. Dann blieb das Bild auf einmal ganz stehen – mitten auf der Gegengerade. Und nichts ging mehr, kein Bild, kein Ton. Das Ergebnis war nur zu ahnen.
Rennen 2 war wenigstens zu erkennen, das Bild stoppt aber alle naselang. Haben Sie schon einmal eine 2500 Meter-Prüfung mit ungefähr zehn Stopps gesehen? Wahrlich kein Vergnügen, fast schon seelische Grausamkeit.
Nun ist das mit dem fehlerhaften Stream nichts Neues bei Racebets. Keine Ahnung, woran es liegt. Aber offensichtlich bekommt man das Problem nicht in den Griff. Ist das Unfähigkeit, ist das Gleichgültigkeit? Ich tue mir das nicht mehr länger an, verwette noch mein Guthaben – und dann auf Wiedersehen, Racebets.
Immerhin lief der Stream danach einigermaßen störungsfrei – ähnlich wie an den meisten anderen Tagen.

Spezialist des Tages
Er hatte schon vorher den großartigen Bahnschnitt von 1,6, der siebenjährige Wallach Kronerbe. Nach dem Erfolg im Sport der Könige-Rennen, dem Ausgleich 3 über 1200 Meter, wird dieser Schnitt noch besser. Im letzten Moment zog Lena Mattes den Bahn-Spezialisten am lange führenden Sharp Bullet vorbei, ein cooler Ritt der jungen Reiterin. Es war der fünfte Erfolg von Kronerbe auf der Dortmunder Sandbahn. Die Form aus diesem Feld voller Formpferde dürfte einigen Wert besitzen. .
Beim Thema Sandbahn-Spezialisten denke ich immer noch an einige Namen aus meiner Rennbahn-Anfangszeit ein. Taikron zum Beispiel, trainiert von Werner Krbalek. Der muss in den 80erJahren gefühlte zehn Rennen hintereinander gewonnen haben. Oder später Cheraky, Besitzer Stall Club 15 (oder so ähnlich), Trainer Andreas Löwe. Oder Stars and Stripes, der Halbbruder von Sternkönig, trainiert in Dortmund von Arnold Zweifel. Der Fuchs mit der weißen Blesse siegte am liebsten Start - Ziel.

Jockey des Tages
Diese Auszeichnung hat sich Lena Mattes reichlich verdient. Nicht nur der Ritt auf Kronerbe war eine coole Nummer, auch der Erfolg mit Super Kenny war eine wohldosierte Angelegenheit, so sehr sich Eddy Pedroza auf dem heißen Favoriten Dutch Master (17:10) auch bemühte. Doch diesmal war Dutch Master reell geschlagen, die einzige Parallele zur letzten unglücklichen Niederlage: Beide Pferde waren wieder deutlich vor dem Rest des Feldes.
Wie so häufig in den letzten Wochen nutzte der Nachwuchs auch an diesem Abend seine Chancen: Nicht nur Amateur Mattes trumpfte auf, auch Alexandra Vilmar feierte mit Thirsty Bear im sechsten Rennen einen überlegenen Erfolg. Jana Oppermann schaffte nach zwei zweiten Plätzen einen überlegenen Erfolg mit Twain. Während sie beim zweiten Platz mit Gods Gift ein wenig unglücklich agierte, lieferte sie auf Twain danach einen taktisch ganz versierten Ritt ab.

Trainer des Tages
Zwei Erfolge mit Gabrial The Prince und Super Kenny, ein zweiter Platz für Ciccomia, Brunello wurde Dritter: Es lief nicht schlecht für Trainer Sascha Smrczek an diesem Tag. Besonders Super Kenny überraschte, seine Formen waren nur schwer zu bewerten. Das französische Publikum sah es ähnlich, ignorierte die guten Leistungen aus Le Croise Laroche (Platz 2) und Argentan (Platz 4). So zahlte der Wallach hohe 203:10 für den Sieg.

Trend des Tages
Fast alle Rennen wurden von Pferde aus dem Vordertreffen gewonnen; Speedpferde spielten an diesem Tage auf dem Geläuf nur eine untergeordnete Rolle. Nur Twain gewann in der letzten Prüfung als eigentliches Speedpferd; allerdings hatte Jana Oppermann den Mäder-Schützling diesmal schon früher nach vorne geschickt und ihn nicht so extrem aus der Reserve wie beim letzten Start geritten.

Wettbilanz des Tages
Eigentlich könnte Twain zu meinem Sandbahn-Lieblingspferd werden. Zweiter Erfolg in diesem Jahr – und jedes Mal hatte ich ihn gespielt. Aber diesmal wurde er ein wenig zum „Spielverderber“, denn eigentlich wollte ich mein Guthaben bei Racebets ja reduzieren. Die Siegwette auf Twain verhinderte dies, ansonsten waren ein zweiter Platz von Andreotti (Re. 2) und zwei vierte Plätze von Tasmeem (Re. 3) und Audientia (Re. 4) die beste Ausbeute.



Freitag, 15. November 2013
Der Primus heißt Tres Blue
Immer wieder ein beliebtes Spiel am Ende einer Saison: Wie gut sind die Dreijährigen, der klassische Jahrgang im Turf? nurpferdeundfussball hat sich mal den deutschen Vollblutjahrgang 2010 angeschaut und die weitere Karriere der Derbystarter nach dem wichtigsten Rennen analysiert.

Lucky Speed (Sieger): Nach seinem Triumph nicht mehr am Start, eine „Infektion“ verhinderte den Einsatz in München, Baden oder Köln. Soll im nächsten Jahr aber wieder laufen.

Tres Blue (2.) : Der Gast aus Frankreich und das Pferd, das die Derby-Form am ehesten bestätigte. Gewann danach Gruppe III- und Gruppe II-Prüfung in Frankreich, wurde nach Australien verkauft und lief als interessantes Niedriggewicht im Melbourne Cup. Dort war der Hengst jedoch chancenlos – obwohl er mein Mumm in diesem Jahr war. Macht nichts, dann eben in den nächsten Jahren.



Karriere: Verkaufsvideo für Tres Blue

Nordvulkan (3.): Stürmte als Riesenaußenseiter im Derby noch auf Platz 3 und ich dachte, das ist ein klassisches St. Leger-Pferd. Von wegen – sowohl in Hoppegarten als auch Istanbul danach völlig chancenlos. Wobei das Hoppegarten-Rennen dank des großartigen Ritts von Dennis Schiergen auf Nymphea immer noch sehr sehenswert ist.

Quinzieme Monarque (4.): Der nächste Riesenaußenseiter, der in Hamburg ein großes Rennen lief. Aber der Hengst aus US-Zucht bestätigte diese Form nicht, auch wenn die Gruppe 1-Aufgaben in Baden-Baden und Longchamp eine Nummer zu ambitioniert waren.

Global Bang (5.) Zum Schluss wurden dem Hofer-Schützling die 2400 Meter im Derby doch etwas lang, dennoch bot Global Bang eine starke Leistung. Danach war er noch einmal zu sehen und enttäuschte im Münchener Dallmayr-Preis als chancenloser Fünfter. Er soll nicht gesund gewesen sein, hieß es nach dem Rennen.

Saratino (6.): Bestätigte seine Derby-Form immerhin durch Siege und zweite Plätze in schwächeren Rennen (unter anderem 2. im Dortmunder St. Leger). Nur die letzte Aufgabe über 3000 Meter in Longchamp war eine Nummer zu groß.

Limario (7.): Der Winterfavorit 2012, schlug nach dem Derby mehrere Kontrahenten erneut in Hannover. Schwache letzte Form in Hoppegarten, seine neue Heimat heißt Frankreich.

Ivanhowe (8.): Was war das für eine beeindruckende Vorstellung in der Union. Der Schlenderhaner gewann bei seinem zweiten Start die wichtigste deutsche Derby-Vorprüfung wie ein Pferd anderer Klasse. Kein Wunder, dass er als Favorit in Hamburg an den Start kam. Doch dort lief er reichlich blass, hinterher nannten die Verantwortlichen gesundheitliche Gründe für sein schwaches Abschneiden. Rätselhaft, wie so vieles bei Schlenderhan in diesem Jahr. Danach kein weiterer Start in diesem Jahr. Bislang bleibt Ivanhowe wohl im Rennstall.

Samos (9.): Gewann nach seinem Derby-Mittelfeldplatz immerhin zwei passabel dotierte Rennen in Frankreich.

Erlkönig (10.): Der Schützling von Markus Klug lieferte ein ordentliches zweites Halbjahr ab, auch wenn der einzige Erfolg in einem Sieglosen-Rennen zustande kam.

See The Rock (11.): Gewann nach dem Derby im “Stile eines sehr guten Pferdes” (Turf-Times) das BBAG-Auktionsrennen in Baden und im Stalle Wöhler dachte man danach, dass man vielleicht doch noch ein richtiges As im Derby-Jahrgang habe. Auch ich war durchaus beeindruckt, spielte See The Rock im Preis von Europa und das Ergebnis war – ernüchternd. Ebenso die Leistung in Baden-Baden danach. So ganz abgeschrieben habe ich den Hengst aber nicht, ein interessanter Kandidat für die dünner werdende Grand Prix-Klasse in Deutschland.

Schulz (12.): Nach seinem Derby-Auftritt nicht mehr gelaufen.

Empoli (13.): Nach dem Klassiker überzeugte Empoli dreimal durchaus in guten Rennen, ohne zu gewinnen. Wesentlich „beteiligt“ an den Disqualifikationen im Preis von Europa, wo er eigentlich Zweiter war und durch seinen Schlenker gegen den Earl of tinsdal auf Platz 4 zurückgesetzt wurde. Für 580.000 Euro verkauft.

Nicolosio (14.): „Tolles Pferd, beeindruckender Sieg, ein Kandidat für bessere Aufgaben“, dachten viele nach dem Sieg von Nicolosio im Derby-Trial von Hannover. Leider wurde die Form nie so richtig bestätigt, im Derby blieb der Hengst ohne Möglichkeiten und auch danach entpuppte er sich eher als Pferd mit Listenformat. Nicht mehr und nicht weniger…

Vif Monsieur (15): Fand nach dem Derby zu richtig guter Form, steigerte sich noch einmal schön. Gut, der zweite Platz im Preis von Europa (siehe Empoli-Text) liest sich etwas anders, aber der Sieg in Iffezheim auf schweren Boden beeindruckte schon. Sein neuer Trainer Sascha Smrczek bedankte sich danach auch bei seinem Kollegen Jens Hirschberger:

Bermuda Reef (16.): Immer noch sieglos nach zwei weiteren Starts, die Form aus Hannover war immerhin passabel.

Noble Galileo (17.) : Ohne Erfolg nach dem Derby.

Flamingo Star (18.): Ein Start nach dem Rennen aller Rennen und dabei enttäuschender Letzter im Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf (Gr. III) über 1700 Meter.

Problaby (19.): Gewann danach immerhin als Favorit das norwegische Derby.

Urteil
Erstes (und nicht überraschendes) Fazit: Zwei Spitzenpferde wie im Jahr davor mit Novellist und dem Derbysieger Pastorius gab es 2013 definitiv nicht. Das mag auch daran liegen, dass einstige Hoffnungsträger wie Derby-Sieger Lucky Speed oder der hochgehandelte Schlenderhaner Ivanhowe nach dem Derby nicht mehr gelaufen sind. Der Jahrgang 2010 ist daher eher Durchschnitt; von den deutschen Startern entwickelten sich Empoli, Vif Monsieur und Saratino noch am besten. Gruppe 1-Format hat jedoch niemand von ihnen. Der französische Gast Tres Blue machte nach Hamburg die größte Karriere und bestätigte Platz 2 mehrfach eindrucksvoll. Außerhalb des Derbys ist die schnelle Stute Best Regards zu nennen, die in den besten deutschen Sprinter-Prüfungen munter mitmischte.



Montag, 14. Oktober 2013
Warum ich nicht mehr nach Mülheim fahre
Am Samstag war mal wieder Renntag auf der Galopprennbahn in Mülheim-Ruhr. 4500 Zuschauer waren laut Veranstalter da, es gab einen Hauptsponsor, der einige Rennen unterstützte und auf der Rennbahn sein Betriebsfest feierte. Das freut mich, denn Sponsoren bedeuten Geld und sichern so die Existenz des Rennvereins. Nur ich war schon ewig nicht mehr auf dieser Rennbahn. Das letzte Mal war am 1. Mai 2009.
Warum ich nicht mehr nach Mülheim fahre? Die Gründe sind vielschichtig und für einige kann der Veranstalter wirklich nichts. Generell gilt: Die Zeiten haben sich drastisch verändert, der Wettbewerb ist für den deutschen Rennsport viel härter geworden.
Dabei bin ich in früheren Tagen immer sehr gerne nach Mülheim gefahren. Zum einen war die Rennbahn von Dortmund relativ schnell erreichbar (sowohl mit Auto als auch Bahn), zum anderen war die Atmosphäre immer sehr angenehm. Nicht übermäßig Schicki-Micki, aber auch nicht zu prollig – die Mischung stimmte einfach. Es war eben ein heimeliges Plätzchen – auch wenn der Rennplatz zum Beispiel am 1. Mai sehr gut besucht war.
Dazu gab es immer sehr interessante Rennen. Dazu zählten nicht nur die sportlich und finanziell wertvollen wie den Preis der Diana oder die Winterkönigin, oft debütierten in den Maidenrennen zukünftige Cracks. Ich kann mich erinnern, dass ich spätere Derbysieger wie All my Dreams oder Lavirco das erste Mal am Mülheimer Raffelberg gesehen habe. In den neunziger und anfangs der 2000er Jahre war ich in der Regel vier bis fünf Mal auf der Rennbahn an der Stadtgrenze.

Ohne Chance
Und heute? Inzwischen machen die Mülheimer nur noch drei Renntage im Jahr. Das sportliche Programm ist Magerkost: Handicaps der unteren Kategorie, Sieglosen-Rennen etc, auch wenn diesmal die Felder groß waren und einige Rennen wie der Ausgleich 3 eine Menge Wettalternativen boten. Aber es fehlen einfach die besseren Rennen. Es ist zwar nachvollziehbar, dass man nur veranstaltet, wenn man Sponsoren für solche Prüfungen hat. Dennoch sind das Tage ohne Höhepunkt. Da steht Mülheim nicht alleine dar, zumal es inzwischen in Deutschland sehr schwierig ist, einen Ausgleich 2 geschweige denn einen Ausgleich 1 mit genügend Startern zu bekommen. Aber es lohnt sich definitiv nicht, für so ein Programm von Dortmund nach Mülheim zu fahren.
Dann ist da noch die Konkurrenz am Samstag. Gut, die Fußball-Bundesliga spielte an diesem Wochenende nicht. Aber am Samstag laufen auch Top-Rennen in England und die gab es diesmal im Dutzendpack in Newmarket und York. Dewhurst und Middle Park Stakes, zweimal Gruppe 1-Rennen für die Zweijährigen. Oder zwei Mega-Handicaps wie das Cesarewitsch in Newmarket und die Sprint Trophy in York. Das sind Prüfungen mit unzähligen Möglichkeiten, Adrenalin pur, quasi die hohe Schule des Wettens. Hinterher freuen sich meist die Buchmacher, weil ein 600-Schuss wie jetzt in Newmarket triumphierte. Diese Rennen kann ich in bester Qualität am heimischen PC verfolgen. Da hat kein Samstagsrenntag in Deutschland eine Chance gegen. Auch nicht Mülheim. Zumindest nicht mit einem Programm ohne Höhepunkte.



Montag, 8. Juli 2013
Das Derby und die falschen Schlagzeilen
Eigentlich müsste dieser Text den „Helden von Hamburg“ gewidmet sein. Jockey Andrasch Starke etwa – der Erfolg mit Lucky Speed war der sechste Derbysieg des Reiters. Und der vielfache Champion-Jockey bewies erneut eindrücklich, dass keiner den Derby-Kurs in Hamburg-Horn besser reitet als er. Manchmal habe ich den Eindruck, dass Starke jeden einzelnen Grashalm und jede unebene Stelle dort kennt. Lucky Speed bescherte er jedenfalls ein optimales Rennen und weil der Silvano-Sohn zudem ein hochveranlagtes Pferd ist, triumphierte er an diesem Tag.
Eigentlich wäre es auch mal an der Zeit, Trainer Peter Schiergen zu würdigen. Schon als Jockey war er „Mister Zuverlässig“. Andere ritten spektakulärer, Schiergen war aber viel effektiver und machte kaum Fehler. Als Trainer setzte er diese Erfolge nahtlos fort. Natürlich hatte er immer tolle Pferde im Stall, aber es war definitiv nicht einfach, einer Legende wie Heinz Jentzsch zu folgen.
Aber Schiergen meisterte dies in seiner unaufgeregten Art ohne größere Turbulenzen – so wirkte das zumindest nach außen. Und auch als die Schlenderhaner Pferde den Stall verließen, kompensierte er diese nicht leichte Situation ohne große Schäden.
Andere sind lauter, der einstige Rekordjockey aber bleibt bescheiden und liefert Jahr für Jahr beständig gute Ergebnisse ab. Zudem bildet er mit Andrasch Starke quasi das Dreamteam des deutschen Turfs. Danedream war die große Belohnung für das ganze Schiergen-Team. Es war der vierte Derbysieg für den Trainer; als Jockey blieb ihm ein Erfolg im Rennen der Rennen bekanntlich verwehrt.
Natürlich sollte man auch noch andere Pferde würdigen, die an diesem Tag ein großes Rennen liefen: Etwa Tres Blue, kurz sah es nach einem Derbysieg des französischen Gasts aus, doch dann kamen Starke und Lucky Speed mit eben letzterem. Oder Nordvulkan, der das Rennen seines Lebens lief und den ich in der Vorschau noch etwas despektierlich als „Feldfüller“ bezeichnet habe.
Selbstverständlich muss auch diese Kolumne gelobt wurden, denn unsere Tipps wurden Erster und Zweiter. Und dass, obwohl der Autor eigentlich eine ziemlich heftige Wettflaute durchleidet.
Also alles nur Friede, Freude, Eierkuchen in Hamburg-Horn? Wenn da nicht das dritte Rennen am Samstag gewesen wäre, das in den einschlägigen Foren bei Facebook deutlich mehr Resonanz als das Derby bekommt. Ein ganz normales Hürdenrennen, das Ergebnis ist bekannt: Zwei tote Pferde, ein verletzter Jockey nach einem Unfall, den ich in dieser Brutalität noch nie erlebt habe. Eigentlich hätte man das Rennen abbrechen müssen – schon zu Beginn, weil die drei reiterlosen Pferde für Behinderungen sorgten. „Mein Gott, springen die schlecht“, dachte ich noch und dann fielen auch bereits die Pferde an der ersten Hürde. Der Versuch, sie einzufangen, misslang. Sie drehten in die andere Richtung und krachten dann in die anderen Teilnehmer.

Katastrophe
Im Blickpunkt der Kritik danach: die Rennleitung. Ein Abbruch sei in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen, argumentierten die Verantwortlichen in Person von Dr. Peter Tasch später. Ob das richtig ist, weiß ich nicht – allerdings waren die Verantwortlichen auf so ein Szenario nicht vorbereitet. Es war eine Verkettung unglücklicher Zustände, die zur Katastrophe führten.
Wenn ich auf der Bahn gewesen wäre, wäre ich nach Hause gegangen. Die Lust auf Pferderennen war mir jedenfalls vergangen. In Hamburg machten die Verantwortlichen bekanntlich weiter.
Und danach war die Diskussion um die Hindernisrennen mal wieder voll entbrannt. Bekanntlich bin ich ein großer Anhänger dieser Spielart. Gut geschulte springende Pferde sind ein Genuss, für mich sind die Top-Rennen in England und Irland die hohe Kunst des Galopprennens.
Natürlich sind die Kurse dort auf diese Zwischenfälle vorbereitet. Wenn dort Pferde ihre Jockeys abwerfen oder fallen, laufen sie reiterlos mit. Das führt zwar manchmal auch zu haarigen Situationen, wenn sie andere Teilnehmer behindern. Aber die Kurse bieten Fluchtwege an, zudem weiß das Personal, was es machen soll. Der Versuch, die Pferde einzufangen, führte ja in Hamburg gerade zur Richtungsänderung und damit zur Katastrophe.
In Hamburg löst man das Problem, in dem man zukünftig auf Hindernisrennen verzichten will. Das ist ein weiterer Todesstoß für den deutschen Hindernissport, wobei ich ihn in dieser Form auch nicht brauche. Es ist ein Teufelskreis: Zu wenig Rennen bedeuten auch zu wenig Praxis für Ross und Reiter. Das Ergebnis sind leider solche Rennen.
Eine Analyse der Ereignisse soll es für die Öffentlichkeit nicht geben – so habe ich das zumindest verstanden. Am besten löst man ein Problem, in dem man es ignoriert, so die Logik der Verantwortlichen. Das ist definitiv der falsche Weg.
Immerhin war der Galopprennsport auch in Medien vertreten, die ansonsten kein Wort über das wichtigste Rennen des Jahres geschrieben haben. So ist das leider heute, ich könnte auf diese Art von Schlagzeilen gut verzichten.



Mittwoch, 3. Juli 2013
Lucky Speed und der Franzose
Letzten Samstag standen sie noch mit lukrativen Festkursen in der Racebets-Liste für das Deutsche Derby 2013 am Sonntag in Hamburg-Horn: Trading Leather und Galileo Rock. Dann kam das irische Derby, es siegte Trading Leather vor Galileo Rock und schon waren die zwei Hengste natürlich keine Kandidaten mehr für das deutlich prestigeärmere Deutsche Derby. Und meine Wette im Vorfeld auf Trading Leather ging verloren.
Auch in Deutschland schwanden einige Hoffnungen schon im Vorfeld. Besonders den Stall von Trainer Andreas Wöhler traf es: Chopin wurde nach seinem durchaus achtungsvollen Lauf im englischen Derby aus dem Rennen genommen, weil 2400 Meter doch zu lang sind. Der lange hoch gehandelte Nuntius bekam die Rote Karte nach seinem enttäuschenden Laufen in der Union. Dann verletzte sich zu allem Überfluss Protectionist im Training, immerhin überzeugender Sieger im Bremer Derby-Trial. Am selben Tag musste Trainer Norbert Sauer auch noch den chancenreichen Außenseiter Orsello wegen einer Verletzung abmelden.
Die verbliebenen Kandidaten im Überblick

Bermuda Reef (Trainer Peter Schiergen/Jockey Lanfranco Dettori): Höchst edel gezogen (Mutter gewann das Derby, Vater einer der erfolgreichsten Deckhengste der Welt), aber noch sieglos und nach Form nur Außenseiter. Zuletzt machte er im Bremer Derby Trial noch etwas Boden, war aber dennoch chancenlos.

Empoli (Peter Schiergen/Eduardo Pedroza): Gut gesteigerter Hengst aus dem Schiergen-Quartier, beste Form Platz 2 in der Union, auch wenn er gegen Iwanhowe letztendlich ohne Möglichkeiten war. Viel Stehvermögen, vielleicht hat er noch weitere Reserven.

Erlkönig (Markus Klug/Daniele Porcu): Am Sonntag gewann Trainer Markus Klug mit einem großem Außenseiter den Idee Hansa-Preis und vielleicht kann ja Erlkönig Berlin Berlin folgen. Zweimal bekam der Schimmel auf weichem Boden in besserer Gesellschaft die Grenzen gezeigt, die letzte Form auf gut bis weichem Geläuf war besser. Dennoch wäre ein Derby-Erfolg eine Sensation.

Flamingo Star (Roland Dzubasz/Lennart Hammer-Hansen): Hatte den Sieg schon fast sicher im Münchener Bavarian Classic, doch dann kam Lucky Speed mit eben diesem. Halbbruder des sehr guten Feuerblitz. Vater war zwar ein Sprinter, mütterlicherseits aber viel Stamina vorhanden dank der berühmten Flamingo-Linie. Für mich ein durchaus chancenreicher Außenseiter zu einem sehr lukrativen Kurs.

Global Bang (Mario Hofer/Andrea Atzeni): Mit Abstand bestes deutsches Pferd im Mehl-Mülhens-Rennen, kam nach Startverlust von ganz hinten, eine famose Vorstellung. Das war über 1600 Meter, die Frage nach dem Stehvermögen ist noch unbeantwortet. Im letzten Jahr gewann Trainer Mario Hofer mit Pastorius, bei dem es vorher ähnliche Zweifel gab.

Ivanhowe (Wilhelm Giedt/Cristian Demuro): Es war ein wenig komisch in diesem Jahr mit Schlenderhan. Die ersten Pferde des Traditionsgestüts liefen erst im Mai, als die Saison schon längst im Gang war. Die wenigen Starter waren aber sofort in Top-Form und Iwanhowe setzte im Derbyjahrgang ein Zeichen: Lockerer Sieg beim Jahresdebüt und dann ein grandioser Erfolg in der Union. Dabei musste Jockey Adrie de Vries gar nicht viel machen, der Soldier Hollow-Sohn hatte noch einiges im Tank. Jockey de Vries ist verletzt, aber dennoch ist der Schlenderhaner ein würdiger Favorit.




So war es 1995: All my Dreams triumphiert mit Kevin Woodburn. Und dann warden weitere Erinnerungen wach an Pferde wie A Magicman oder Lecroix

Limario (Roland Dzubasz/Harry Bentley): Der Winterfavorit, lief aber in dieser Sasion in den ersten beiden Rennen recht schwach. Der zweite Platz hinter dem unglücklichen Protectionist liest sich da schon besser, aber auch da hatte er keine Siegchance. So recht traue ich seinem Stehvermögen nicht.

Lucky Speed (Peter Schiergen/Andrasch Starke): Großartige Leistung im Bavarian Classic, als er mit viel Speed noch zum Sieg rauschte. Was die Form auf schwerem Boden wert ist, ist etwas fraglich. Aber wie Lucky Speed beschleunigte, das sah schon nach Rennpferd aus. Sein Trainer Peter Schiergen bezeichnet ihn als bodenunabhängig, Stehvermögen über 2400 Meter sei ebenfalls vorhanden. Der Silvano-Sohn ist zudem die Wahl von Stalljockey Andrasch Starke, in Hamburg immer von Vorteil.

Nicolosio (Waldemar Hickst/William Buick): Ganz starke Form im Derby-Trial von Hannover, als er Probably, Noble Galileo und See The Rock quasi deklassierte. Diese Form macht den Hickst-Schützling zu einem der Mitfavoriten. Davor war der Hengst jeweils Zweiter in der französischen Provinz. An mangelndem Stehvermögen wird er nicht scheitern.

Noble Galileo (Mario Hofer/Frederic Spanu): Ein Sohn des großen Galileo, des wohl derzeit erfolgreichsten Deckhengstes der Welt. Aber die bisherigen Leistungen reichen nur für eine Überraschung.

Nordvulkan (Roland Dzubasz/Jozef Bojko): Immerhin schon siegreich in diesem Jahr, aber in diesem Feld nach allen Vorleistungen nur ein Feldfüller.

Probably (Rune Haugen/Kieren Fallon): Der Gast aus Norwegen, als zweijähriger noch in Irland trainiert von David Wachman und immerhin in Grupperennen platziert. Beim Jahresdebüt Zweiter hinter Nicolosio in Hannover, aber der Danehill Dancer-Nachkomme wäre nicht der erste skandinavische Gast, der zu hohen Odds einen Platz erreicht. Und so hoch steht Probably gar nicht im Wettmarkt.

Quienzieme Monarque (Jens Hirschberger/Mirco Demuro): Der große Unbekannte, lief in den USA, Formen sind schwer einzuschätzen. Der fünfte Platz in der Union war eine ordentliche Leistung, dennoch irgendwie schwer vorstellbar.

Samos (Waldemar Hickst/Alexander Pietsch): Der Doyen-Sohn galt schon immer als Pferd für bessere Aufgaben im Hickst-Stall. Zweimal in Frankreich am Start, einmal siegreich, einmal Zweiter auf der Top-Bahn in Longchamp hinter dem guten Superplex. Ging als 26:10-Favorit ins Bavarian Classic und enttäuschte dort als Sechster. Ob es nur der schwere Boden war? Beim Stehvermögen gibt es auch einige Fragezeichen.

Saratino (Mario Hofer/Frederic Tylicki): Nur Siebter im Großen Preis der Dortmunder Wirtschaft über 1750 Meter, zudem Stamina-Zweifel. Muss seine Leistungen schon deutlich übertreffen, um eine Chance zu haben.

Schulz (Markus Klug/Andreas Helfenbein): Der Kandidat mit dem markanten Namen, den man so herrlich dehnen kann, hat schon mehrfach bewiesen, dass er zur erweiterten Jahrgangsspitze gehört. Mag eher weichen Boden, Steigerung ist durchaus möglich, in meinen Augen ein Pferd mit Chancen.

See The Rock (Andreas Wöhler/Mickael Barzelona): In Sachen Derby waren es keine glücklichen Wochen für den Wöhler-Stall. Übrig blieb nur See The Rock. Das ist zwar ein ordentliches Pferd, aber andere Kandidaten bieten deutlich mehr.

Tres Blue (Henri Pantall/Fabrice Veron): Es ist schon phänomenal, wie die Pferde von Henri Pantall in Deutschland laufen. Als wenn sie hier einen Extra-Gang finden. Zuletzt war das im Mehl-Mülhens-Rennen zu sehen, als sein Pferd Peace at Last als krasser Außenseiter triumphierte. Tres Blue ist ein ähnlicher Fall, die Formen sind solide, reichen aber nicht ganz aus. Immerhin hat er schon über 2400 Meter in einem Listenrennen gewonnen. Im letzten Jahr versuchte sich der Rail Link-Sohn erfolglos im Winterfavoriten.

Vif Monsieur (Jens Hirschberger/Koen Clijmans): War schon ein sehr guter Zweijähriger und siegte dann als Außenseiter im Frankfurter Frühjahrs-Preis. Danach chancenlos in München und wird sich auch in Hamburg deutlich steigern müssen.

Urteil
Iwanhowe ist ein würdiger Favorit, aber Favoriten habe ich in den letzten Jahren genug im Derby gespielt. Wahrscheinlich wird der Boden gut sein, Lucky Speed wird das egal sein, denn er kann jedes Geläuf und ist mein Tipp mit Andrasch Starke. Ansonsten gibt es noch eine Wette auf Tres Blue, weil Trainer Pantall seine Pferde in Deutschland immer in Top-Form präsentiert.