Warum ich nicht mehr nach Mülheim fahre
Am Samstag war mal wieder Renntag auf der Galopprennbahn in Mülheim-Ruhr. 4500 Zuschauer waren laut Veranstalter da, es gab einen Hauptsponsor, der einige Rennen unterstützte und auf der Rennbahn sein Betriebsfest feierte. Das freut mich, denn Sponsoren bedeuten Geld und sichern so die Existenz des Rennvereins. Nur ich war schon ewig nicht mehr auf dieser Rennbahn. Das letzte Mal war am 1. Mai 2009.
Warum ich nicht mehr nach Mülheim fahre? Die Gründe sind vielschichtig und für einige kann der Veranstalter wirklich nichts. Generell gilt: Die Zeiten haben sich drastisch verändert, der Wettbewerb ist für den deutschen Rennsport viel härter geworden.
Dabei bin ich in früheren Tagen immer sehr gerne nach Mülheim gefahren. Zum einen war die Rennbahn von Dortmund relativ schnell erreichbar (sowohl mit Auto als auch Bahn), zum anderen war die Atmosphäre immer sehr angenehm. Nicht übermäßig Schicki-Micki, aber auch nicht zu prollig – die Mischung stimmte einfach. Es war eben ein heimeliges Plätzchen – auch wenn der Rennplatz zum Beispiel am 1. Mai sehr gut besucht war.
Dazu gab es immer sehr interessante Rennen. Dazu zählten nicht nur die sportlich und finanziell wertvollen wie den Preis der Diana oder die Winterkönigin, oft debütierten in den Maidenrennen zukünftige Cracks. Ich kann mich erinnern, dass ich spätere Derbysieger wie All my Dreams oder Lavirco das erste Mal am Mülheimer Raffelberg gesehen habe. In den neunziger und anfangs der 2000er Jahre war ich in der Regel vier bis fünf Mal auf der Rennbahn an der Stadtgrenze.

Ohne Chance
Und heute? Inzwischen machen die Mülheimer nur noch drei Renntage im Jahr. Das sportliche Programm ist Magerkost: Handicaps der unteren Kategorie, Sieglosen-Rennen etc, auch wenn diesmal die Felder groß waren und einige Rennen wie der Ausgleich 3 eine Menge Wettalternativen boten. Aber es fehlen einfach die besseren Rennen. Es ist zwar nachvollziehbar, dass man nur veranstaltet, wenn man Sponsoren für solche Prüfungen hat. Dennoch sind das Tage ohne Höhepunkt. Da steht Mülheim nicht alleine dar, zumal es inzwischen in Deutschland sehr schwierig ist, einen Ausgleich 2 geschweige denn einen Ausgleich 1 mit genügend Startern zu bekommen. Aber es lohnt sich definitiv nicht, für so ein Programm von Dortmund nach Mülheim zu fahren.
Dann ist da noch die Konkurrenz am Samstag. Gut, die Fußball-Bundesliga spielte an diesem Wochenende nicht. Aber am Samstag laufen auch Top-Rennen in England und die gab es diesmal im Dutzendpack in Newmarket und York. Dewhurst und Middle Park Stakes, zweimal Gruppe 1-Rennen für die Zweijährigen. Oder zwei Mega-Handicaps wie das Cesarewitsch in Newmarket und die Sprint Trophy in York. Das sind Prüfungen mit unzähligen Möglichkeiten, Adrenalin pur, quasi die hohe Schule des Wettens. Hinterher freuen sich meist die Buchmacher, weil ein 600-Schuss wie jetzt in Newmarket triumphierte. Diese Rennen kann ich in bester Qualität am heimischen PC verfolgen. Da hat kein Samstagsrenntag in Deutschland eine Chance gegen. Auch nicht Mülheim. Zumindest nicht mit einem Programm ohne Höhepunkte.