Dienstag, 22. Oktober 2013
Ein Wiedersehen mit „Schnitzel” Rosicky
Diese Woche ist bekanntlich Champions League. Borussia Dortmund gastiert bei Arsenal London, von manchen inzwischen Arsenal Deutschland genannt. Aber ich freue mich nicht so sehr auf Pierre Mertesacker, Lukas Podolski, Mesut Özil oder den Ex-Dortmunder Junior Thomas Eisfeld. Mein Interesse gilt vielmehr Tomas Rosicky, in den Jahren 2001 bis 2006 einer der entscheidenden Spieler im Dress des BVB. Vor zwei Jahren beim Duell BVB-Arsenal fehlte er verletzt, diesmal sitzt er zumindest auf der Bank.
33 Jahre ist der Tscheche inzwischen. 20 war er, als er im Winter 2000/2001 von Sparta Prag zu Borussia Dortmund wechselte. Rosicky galt als großartiges Talent, ein Spielmacher-Typ mit hervorragenden technischen Qualitäten. In Tschechien sah man den Mittelfelspieler als Nachfolger des großen Pavel Nedved, „Fußball-Mozart“ nannte man ihn.
Der Westfale an sich ist jedoch für solche Vergleiche wenig empfangsbereit. „Schnitzel“ tauften ihn die Dortmunder nach seinen ersten Auftritten beim Hallenturnier in den Dortmunder Westfalenhallen – weil er so schmächtig daher kam und unbedingt ein paar zusätzliche Kilos benötigte.
Eigentlich hätte sich Borussia den Tschechen, für den es viele Interessenten gab, gar nicht mehr finanziell leisten können. Im Jahre 2001 war der Klub unter Präsident Gerd Niebaum und Manager Michael Meier schon finanziell ziemlich klamm, der Gang an die Börse war ein Indiz dafür, dass der BVB dringend Geld benötigte. Nur ahnten das damals nur Insider; Borussia Dortmund galt in der Öffentlichkeit als erste Adresse und finanziell potent.
Zudem wiederholten Niebaum und Meier nur die Strategie „Investition in Steine und Beine“, mit denen sie in den neunziger Jahre den Klub zu zwei Meisterschaften und einem Champions League-Titel geführt hatten.



Wie beim Eishockey: Rosicky trifft gegen den HSV ins leere Tor

Im Winter 2001 kam Rosicky (Ablöse 14,5 Mio); im Sommer 2001 folgten der tschechische Sturmtank Jan Koller (12,75 Mio. Euro) und der brasilianische Top-Torjäger Marcio Amoroso (Ablöse 21,5 Mio. Euro.). Außerdem wechselten in diesem Jahr noch Stürmer Ewerthon (Ablöse 7,1 Mio.) und ein junger talentierter Mittelfeldspieler mit dem Namen Sebastian Kehl für 3,2 Mio. Euro zur Borussia.
Besonders der Vertrag mit dem exzentrischen Amoroso galt später als einer der „Sargnägel“ für den klammen BVB. Doch im ersten Jahr zauberte Dortmunds neue Truppe. Rosicky führte gekonnt Regie, brillierte mit tollen Pässen und harmonierte prächtig mit Amoroso. Mit seinem Landsmann Jan Koller verstand er sich so und so prima. 2002 feierte die Mannschaft die Meisterschaft unter Trainer Matthias Sammer, profitierte natürlich auch vom Unvermögen/Pech der in dieser Spielzeit so starken Leverkusener.

Der Unsichtbare
Doch je länger Rosicky in Dortmund spielte, desto schwächer wurden seine Leistungen. Von einem potenziellen Weltklassespieler war er besonders in den Spielzeiten 2003/2004 und 2004/2005 meilenweit entfernt. „Rosicky auch dabei?“ lautete eine beliebte Frage auf der Südtribüne, denn der Edeltechniker versteckte sich gerne, wenn es mal nicht so gut lief. Man nannte ihn auch den Unsichtbaren.
Später, als er schon bei Arsenal spielte, habe ich ein Interview in einer englischen Zeitung/Zeitschrift mit ihm gelesen. Dort kritisierte der Tscheche Trainer Sammer: Er habe ihm den Spaß am Spiel genommen, weil er so viele Defensivaufgaben erfüllen musste. Das mag richtig sein, denn unter der Regie des heutigen Bayern-Sportdirektors spielte der BVB zum Schluss einen fürchterlich unattraktiven Fußball, der oft den Stadionbesuch zur Qual werden ließ.
Trotzdem hätte mehr von ihm kommen müssen. Unter Trainer Bert van Marwijk wurden Rosickys Leistungen dann auch wieder besser, dennoch waren seine Tage in Dortmund gezählt.
2006 wechselte er zu Arsenal London, um die eigene Karriere wieder international ins Rollen zu bringen. Die Jagd nach Titeln blieb aber erfolglos. Bei den Gunners kam der Tscheche nie über die Mitläufer-Rolle hinaus, den Sprung in die absolute Spitzenklasse schaffte er nicht. Nur zeitweise blitzte sein Können auf. Zudem verhinderten oft Verletzungen den Einsatz, seine Krankenakte liest sich eindrucksvoll.
Auch vor dem erneuten Duell mit dem BVB in der Champions League musste Rosicky kurz passen. Immerhin darf er sich über die öffentliche Zuneigung seines Trainers führen. „Wir alle lieben Rosicky. Darum ist es gut, dass er wieder dabei ist“, sagt Arsene Wenger. Der Mann hat eben Ahnung vom Fußball.

Seine Bilanz beim BVB

Die Bilanz bei Arsenal

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