Auf den Spuren von Overdose - heute Liveblog aus Baden
Friede, Freude, Eierkuchen - so war die Stimmung bislang bei der Großen Rennwoche in Baden-Baden/Iffezheim, wenn man Veranstalter und Fachpresse so glauben darf. Alle sind erleichtert, dass in Baden die Pferde überhaupt wieder laufen, was zeitweise ja gar nicht so sicher war. Ausnahmesprinter Overdose, nicht nur Ungarns Turfliebling, war auch da, sorgte für ein ungewohntes hohes Kameraufkommen im Führring und kassierte in der Goldenen Peitsche nach 15 Starts die erste Niederlage.
Bundesweite Schlagzeilen machten die zwei Glücklichen, die die Viererwette am Sonntag trafen - ob sie nun aus München (Sport-Welt/Galopponline) oder NRW (dpa) stammen.
Guter Auftakt also für den neuen Betreiber, der wie jeder Neuling eine Schonfrist verdient. Die Frage dürfte aber sehr spannend sein, wie ein erfolgreicher Fußballvermarkter wie Infront die Materie Galopprennsport umsetzt.
Für mich war Baden-Baden wettmäßig noch nicht so erfolgreich, ich habe allerdings auch nur Samstag und Dienstag einige Wetten placiert. Heute habe ich Zeit und daher gibt es einen Liveblog von den heutigen Rennen - nicht live aus Iffezheim, sondern aus meinem Wohnzimmer vom Internetstream.
Frozen Power auf Rang 8, Kitaro 9. - und beide ohne jegliche Siegeschance: Enttäuschend liefen die beiden dreijährigen Starter im Großen Preis der Mehl-Mülhens-Stiftung über die Meile in Hannover. So langsam verdichtet sich bei mir der Eindruck, dass der klassische Jahrgang 2007 in Deutschland auch bei den Hengsten nicht besonders leistungsstark ist. Zumindest auf Distanzen bis 1600 Meter – denn Frozen Power und Kitaro waren der Erst- und Zweitplacierte im klassischen Mehl-Mülhens-Rennen, der wichtigsten und bestbesetzten Prüfung für den klassischen Jahrgang auf kürzeren Strecken.
Natürlich zählt Frozen Power aus dem Godolphin-Emporium nicht zu den deutschen Vertretern des Jahrgangs, aber an ihm, der in Köln nach Kampf gewann, lässt sich das Dilemma gut festmachen. Und deshalb habe ich ihn eingedeutscht.
Zumal auch Noble Alpha, der Dritte aus dem Mehl-Mülhens-Rennen, die Form bislang nicht aufwertete: Er war chancenlos im Franz-Günther von Gärtner-Gedächtnisrennen (Hamburger Meile) in Hamburg und enttäuschte danach im Münchener Dallmayr-Preis – allerdings über 2000 Meter.
Mal schauen, wie die Situation über die längeren Distanzen aussieht. Auch da bin ich eher skeptisch: Zazou und Russian Tango, der Zweite und der Dritte aus dem Derby, sind eher für Pferde für 2000 Meter. Vielleicht findet Scalo wieder seine alte Form, können sich Kandidaten wie Lindentree oder Mulan weiter steigern, aber das sind eher vage Hoffnungen auf der Derbydistanz.
Endlich Sehrezad
In Hannover gewann der fünfjährige Hengst Sehrezad aus dem Stall von Andreas Löwe. Und selten war der Zusatz „redlich verdient“ so angebracht wie hier. Denn der Titus Livius-Sohn des Stalles Phillip ist das berühmte „Muster an Beständigkeit“, war mehrfach in ähnlichen Prüfungen placiert und scheiterte zuletzt in Hamburg nur knapp an Earl of Fire. Diesmal hatte Jockey Jiri Palik den Speed des Hengstes gut getimt. Dahinter endeten Abbashiva, Alianthus, Win for Sure, Freminius und Le Big – so dicht, dass „man eine Decke überwerfen konnte“. Nur die Dreijährigen waren nicht darunter…
Wenn es in Deutschland so etwas wie einen Preis für den Ritt des Jahres geben würde, dann wäre Jockey Terry Hellier schon seit Jahren ein chancenreicher Kandidat. 2010 wäre mit Sicherheit sein siegreicher Ritt auf Enora im Düsseldorfer Henkel-Preis der Diana, dem Gruppe1- Klassiker für die Stuten über 2200 Meter, in der engeren Auswahl. Denn was der inzwischen 44jährige auf dem Pferd des Gestütes Röttgen an diesem Sonntag zeigte, das war mal wieder ganz ganz großes Kino.
Denn Mitte gegenüber lag Enora auf einmal auf dem letzten Platz. Auf Bahnen wie Köln, Hamburg oder auch Dortmund ist das kein Problem, denn dort gibt es eine lange Zielgerade, auf der Ross und Reiter spät kommen können. Auf dem engen Düsseldorfer Kurs ist das schon eher schwierig, besonders wenn in diesem Klassiker 15 weitere nervöse Stuten um den Sieg kämpfen. Doch Hellier zeigte mal wieder seine berühmte Coolness, war zu Beginn der Geraden immerhin Vorletzter und fand dann jede noch so kleine Lücke, um die Position zu verbessern. Da hört sich einfach einfacher an als es ist, weil andere Jockeys das auch möchten bzw. verhindern wollen. Aber Hellier ließ sich von der ganzen Hektik nicht anstecken, beorderte Mitte der Zielgerade Enora noch außen, die packte noch einmal gut an und verhinderte mit großem Speed den Erfolg von Elle Shadow, auf der eigentlich Andrasch Starke alles richtig gemacht hatte.
Es war der erste klassische Erfolg für Trainer Torsten Mundry, der erste Sieg in der Diana für das Gestüt Röttgen seit 1981 (insgesamt vier Siege) und der dritte Erfolg für Jockey Terence Hellier in diesem Klassiker.
Speed siegte
Was ist die Form wert? Schwer zu sagen, aber eines steht fest: Wenn die Diana noch wie vor einigen Jahren im Juni gelaufen worden wäre, hätte Enora nicht gewonnen. Denn erst am 13. Juni gab die Noverre-Tochter ihr Debüt, endete auf zu kurzen 1850 Metern als Vierte hinter Stuten wie Night Fashion, Power Eva und Batya. Beim zweiten Lebensstart gab es dann den ersten Sieg über passende 2200 Meter in Köln, als New Wonder und All I Want das Nachsehen hatten. Und dann im dritten Versuch bereits der erste klassische Treffer und so ganz überraschend kam das für manche nicht: 162 ist zwar eine Außenseiter-Quote, aber etwas Meinung war schon dar. „Sie ist ein reines Speedpferd“, sagt ihr Trainer Torsten Mundry.
Damit verdarb Mundry seinem altem Jockeykollegen Peter Schiergen etwas die Party. Denn drei Pferden aus Schiergens Asterblüte-Quartier belegten die Plätze 2 bis 4 und unterstrichen das Argument, dass der Kölner Trainer in diesem Jahr bei den Stuten – siehe auch Aslana – besser aufgestellt ist als bei den Hengsten.
Vielleicht die beständigste Stute des Jahrgangs ist Elle Shadow, doch meistens findet die Wittekindshoferin einen Bezwinger. Nicea und Lagalp zeigten sich hingegen deutlich verbessert.
Keine Chance hatte hingegen die Favoritin Hibaayed aus dem englischen Godolphin-Quartier, die als 7. endete. Die äußere Startnummer in Düsseldorf ist ein ziemlicher Nachteil, dazu war der Boden vielleicht schon etwas zu weich. Zudem sei die Stute nach Aussage von Jockey Frankie Dettori „rossig“ gewesen. 21 000 Zuschauer sollen es am Sonntag auf dem Düsseldorfer Grafenberg gewesen sein. Wenn das so stimmt,wäre das durchaus ein Indiz, dass der Galopprennsport doch nicht so „out“ ist wie manche annehmen. Allerdings ist im Rheinland und Düsseldorf auch viel Turfenthusiasmus vorhanden. Am Umsatz lässt sich hingegen noch einiges machen.
Jetzt erst gefunden, aber dennoch passt das gut zum Henkel-Preis der Diana am Sonntag auf dem Düsseldorfer Grafenberg. Klaus Allofs, Manager bei Fußball-Bundesligisten Werder Bremen und gebürtiger Düsseldorfer, spricht in diesem Interview darüber, wie er zum Galopprennsport kam und was ihn daran besonders fasziniert. Und ich erinnere mich an seinen Galopper Tucuman, der einst durch die Handicaps auf der Dortmunder Allwetterbahn marschierte.
„Wie brutal ist der Arbeitsalltag eines normalen Rennpferdes“ fragte sich das ARD-Politmagazin Report Mainz und schickte ein Team zur Derby-Woche nach Hamburg-Horn. Das Ergebnis, das am Montag abend in der ARD lief, war tendenziös, fehlerhaft und nicht gerade ein Glanzstück öffentlich-rechtlichen Schaffens.
Schon die Anmoderation von Fritz Frey verhieß nichts Gutes: „Im Internet kursieren schreckliche Bilder von geschundenen Bildern…Schwerste Stürze, offene Brüche, schlimme Unfälle – furchtbar.“ In diesem Tenor machten dann die Autoren Thomas Reutter und Nicola Timm weiter. Galopprennen und Wetten sind aber offensichtlich ziemlich neu für das Autorenduo. Den Satz „Bei den Wetten geht es um 1,6 Millionen Euro“ habe ich jedenfalls nicht verstanden.
Es folgte der Auftritt des Experten Dr. med. Maximilian Pick, einst selbst Tierarzt auf der Rennbahn in München-Riem und nach eigenen Angaben Gutachter für Pferde. Einige Vorwürfe des Beitrags:
• Der Zustand der Pferde nach dem Rennen: „Ausgequetscht bis zum Letzten. Erschöpft. Für mich als Pferdefreund ist es ein Bild des Jammers, so etwas zu sehen“, kommentierte Pick. Kein Wunder: Galopper sind Hochleistungsathleten, schon mal andere Leistungssportler nach dem Wettkampf gesehen? Die wirken danach nicht unbedingt, als wenn sie gerade frisch geduscht haben. Dazu war es an diesem Dienstag und den Tagen vorher ziemlich heiß in Hamburg.
• Peitschenmissbrauch: Ein durchaus ernstes Thema, das gerade bei Rennlaien oft große Emotionen aufwühlt. Ich bleibe aber dabei: Im deutschen Galopprennsport ist das nicht unbedingt ein Thema, ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich auf einer deutschen Rennbahn gesehen habe, dass ein Pferd quasi „ins Ziel geprügelt wurde.“ Zudem wird manchmal die Peitsche auch nur gewedelt. In England geht es da viel härter zu. Und natürlich zeigten die Autoren kein Beispiel aus dem Galopprennsport, sondern von den Trabern. Das sah dramatisch aus, allerdings: Ob der Fahrer das Pferd trifft oder nur wedelt, ist auf dem Bild gar nicht so genau zu erkennen. Sah jedenfalls schlimm aus, ist aber nicht typisch für einen Endkampf im Trabrennsport.
• Haltungsform der Pferde: Nicht nur Galopper stehen bis zu 23 Stunden am Tag in ihrer Box, das ist offensichtlich ein Problem des gesamten Pferdesports. Allerdings stelle ich mir das reichlich schwierig vor, wenn in einem großen Trainingsquartier eine Horde von Junghengsten auf der gleichen Koppel steht.
German Racing schweigt
Immerhin baten die Autoren Albrecht Woeste, oberster Repräsentant des Galopprennsports, um einen Kommentar. Woeste wirkte geschockt, unvorbereitet und konnte keinen der Vorwürfe mit Fakten widerlegen. Ein ganz schwaches Bild: Allerdings weiß ich nicht, was Woeste insgesamt alles gesagt hat, seine Äußerungen sind ja nur Ausschnitte.
Jedenfalls blieben die Autoren nicht fehlerfrei. Es gab an diesem Nachmittag keinen Todesfall auf der Rennbahn. Oder die zitierte Rubrik „Tote Pferde“ aus dem Galopperforum. Dort tauchen auch Todesfälle von Pferden wie Singspiel oder Sternkönig auf: Vollblüter, die nach einer Karriere als Deckhengst und einem Leben voller Annehmlichkeiten das Zeitliche gesegnet haben. Die Kommentare auf der Report-Seite zeigen weitere Ungereimtheiten.
Es sind diese kleine Schlampereien, die die Intention des Films belegen: möglichst viel Krawall, Vorurteile müssen bestätigt werden. Der Grund für diese „Tierquälereien“ seien die Wetten und damit die Gier nach Profiten, wollen die Autoren sagen. Da wissen sie aber wenig von den wirtschaftlichen Realitäten im deutschen Turf, wo die Entwicklung seit Jahren steil nach unten geht.
Und wie reagiert der Galopprennsport auf die Vorwürfe? Offiziell gar nicht, von German Racing als Sprecher des Rennsports gibt es auch vier Tage nach der Sendung keine Reaktion auf die Vorwürfe. Dort stehen andere Themen im Vordergrund....
Nachtrag: Das soll hier kein Watchblog werden. Doch gerne weise ich auf eine treffende und sehr lesenswerte Analyse hin, die die Probleme im deutschen Galopprennsport wunderbar seziert. Diese erschien heute in der Prisma, der TV-Beilage diverser Tageszeitungen.
Nachtrag 31.07.2010: Es gibt eine späte Reaktion des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen, Datum 28.7. und nachzulesen hier.
Ich bin nicht besonders patriotisch, aber irgendwie ist es ein blödes Gefühl, wenn das wichtigste deutsche Pferderennen von einem ausländischen Starter gewonnen wird. Buzzword triumphierte am Sonntag im Deutschen Derby auf der Galopprennbahn in Hamburg-Horn und ist damit seit der Öffnung des Rennens 1994 der erste Sieger, der nicht in Deutschland trainiert wird.
Kein Zweifel: Der Pivotal-Sohn aus dem königsblauen Godolphin-Imperium der Maktoum-Familie aus Dubai war in diesem Tag das beste Pferd im 20er-Feld. Kurz sah es danach aus, dass mein Tipp Zazou an ihm vorbeizieht, doch am Ende entwickelte Buzzword mit Royston Ffrench im Sattel mehr Reserven und gewann sicher.
Es war ein aufregender Tag für „Trainer-Rookie“ Mahmood Al-Zarooni, der seit diesem Jahr Vollblüter für Godolphin in Europa trainiert. Eine Stunde früher rannte seine Starterin Miss Jean Brodie auf den zweiten Platz in den Irish Oaks, bevor es dann Buzzword in Hamburg besser machte. Es war der erste Sieg in einem Gruppe 1-Rennen für Al-Zarooni.
Für seinen Schützling hatten Gruppe 1-Rennen nur begrenzten Neuigkeitswert. Nach seinem Erfolg in einem Gruppe 3-Rennen in Longchamp lief Buzzword gegen die Elite des Jahrgangs. Beste Leistungen waren ein dritter Platz im Grand Criterium und ein vierter Platz in den französischen 2000 Guineas, übrigens vor Zazou.
Die deutschen Wetter unterschätzten den Godolphin-Hengst sträflich und wetteten lieber Seventh Sky mit Publikumsliebling Andrasch Starke. 188 für 10 Euro ist eine fantastische Quote, normalerweise wären 70 oder 80 angemessen gewesen. Glückwunsch an alle, die dieses Geschenk mitgenommen haben.
Die Klassiker-Bilanz von Godolphin sieht erstaunlicherweise ausgesprochen mager aus – besonders wenn man sie mit der von Ballydoyle und Trainer Aidan O’Brien vergleicht.
Immerhin bester Deutscher
Dennoch hätte ich lieber Zazou als Sieger gesehen: Weil ich ihn gewettet habe und weil es Trainer Mario Hofer endlich einmal verdient gehabt hätte, einen Derbysieger zu satteln. Und wenn Godolphin Buzzword nicht für 50 000 Euro am Montag nachgenannt hätte, wäre es diesmal so weit gewesen: Erster Derbysieg für Hofer, zweiter Derbyerfolg nach Dai Jin für Besitzer Werner Heinz und dritter Triumph im Deutschen Derby für Jockey Oliver Peslier nach Borgia und Dai Jin.
Zazou hatte einen optimalen Rennverlauf, lief ein ausgezeichnetes Rennen und unterstrich eindrucksvoll, dass er das beste deutsche Pferd des Jahrgangs ist. Nur am Ende wurden die 2400 Meter vielleicht doch etwas lang, Buzzword gewann letztendlich sicher.
Tadellos auch die Vorstellung von Russian Tango als Dritter, dem lange führenden Lamool und Lindentree, der noch gut ins Rennen fand. Doch das alles wurde noch getoppt vom Außenseiter Sir Lando, der vom Ende des Feldes noch auf Platz 3 stürmte, dabei nach Ansicht der Stewards Russian Tango behinderte und auf Platz 4 zurückgesetzt wurde. Dennoch Riesenkompliment für Trainer Wido Neuroth aus Norwegen, dem mit Apple Au Maitre schon einmal ein ähnliches Husarenstück gelang.
Die Enttäuschung des Rennens war der Favorit Monterosso, gemeinsam mit Buzzword nachgennant. Der Schützling von Trainer Mark Johnston fand nie ins Rennen, hatte keine Siegchance und belegte am Ende nur Rang 7.
Eine enttäuschende Bilanz musste am Ende der Hamburger Renn-Club ziehen: 15 Prozent weniger Gesamtumsatz als im Vorjahr und wenn es dabei bleibt, dass der Hamburger Senat den 400 000 Euro-Zuschuss für Sportveranstaltungen streicht, dann würde ich nicht unbedingt darauf wetten, dass 2011 das Derby in Hamburg stattfindet.
„Kann nur gewinnen, wenn er die berühmte Abkürzung kennt“ schwadronierte einst immer Turf-Journalist Klaus Göntzsche in der Bild am Sonntag, als diese noch eine Derbyvorschau im Heft hatte. Außenseiter gibt es wieder ohne Ende im Deutschen Galopp-Derby am Sonntag (18.7.) in Hamburg-Horn, wenn 20 Pferde zum wichtigsten Rennen im Turfkalender in die Boxen einrücken. Mein Derbytipp steht allerdings schon seit Mitte Juni…
Die Derbystarter im Überblick 1 Monteresso (Trainer Mark Johnston/Kieren Fallon): War schon früh in der Saison aktiv, bereits in Januar und Februar erfolgreich auf der Allwetterbahn in Lingfield und marschierte dann durch die Handicaps in Grupperennen. Höhepunkt natürlich der Erfolg in den King Edward VII-Stakes (2400 Meter) während Royal Ascot, dort schlug der Schützling von Mark Johnston unter anderem seinen heutigen Konkurrenten Buzzword. Nur neun Tagen lief er nachgenannt im irischen Derby, hatte dort als Vierter aber keine Chance, war aber mit drei Längen nicht weit geschlagen. Sein Trainer agiert derzeit in Top-Form, nach Abstammung ist Monterosso eher ein Pferd für kürzere Distanzen. Aber entscheidend ist auf dem Platz: Da hat der Dubawi-Sohn bereits über die Derby-Distanz von 2400 Metern gewonnen.
2 Zazou (Trainer Mario Hofer/Jockey Olivier Peslier): Der Hengst war schon ein herausragender Zweijähriger und ist offensichtlich ein noch besserer Dreijähriger. Eindeutig bisher die Nummer 1 im Jahrgang, der die wichtigste Derby-Vorprüfung, das Kölner Union-Rennen, trotz eines nicht optimalen Rennverlaufs gewann wie er wollte. Zazou hat etwas, was Klassepferde auszeichnet und die Engländer „Turn of Foot“ nennen: Er beschleunigt mühelos einen Gang höher, deutlich erkennbar in der Union. Nach Abstammung ist es nicht sicher, ob er über 2 400 Meter kommt, aber da vertrauen wir Pedrigree-Expertin Christa Riebel von der Sport-Welt: Sie kommt zu dem Schluss, dass ausreichend Stamina da ist.
3 Buzzword (Trainer Mahmoud Al Zarooni/Royston Ffrench): Letzter Sieg zweijährig im Prix La Rochette (Gr.3) in Longchamp, danach griff man nach den Sternen: Dewhurst, Breeders’Cup, französische 2000 Guineas (dort immerhin Vierter vor Zazou), Epsom Derby – und überall eigentlich chancenlos. Zuletzt war Buzzword 3. hinter Monterosso in besagtem Royal Ascort-Rennen. Für eine Formumkehr spricht nur wenig, dennoch ist der Pivotal-Sohn gefährlich, weil er in seiner Laufbahn schon ganz andere Gegner gesehen hat.
4 Scalo (Andreas Wöhler/Eduardo Pedroza): Der Lando-Sohn war schon früh nach Siegen in Frankfurt und München prominent im Derby-Wettmarkt. Erster Dämpfer in der Union, als Pedroza ihn klassisch festritt und der Ittlinger nur auf Rang 5 kam. Und besonders die Siegform im Münchener Bavarian Classic schätze ich nicht so hoch ein, weil die Gegner ihre Form nicht bestätigten. Keine Probleme mit der Distanz.
5 Kite Hunter (Mario Hofer/Johan Victoire): Immer in der erweiterten Jahrgangsspitze, tolle Leistung unter anderem als Zweiter im Mehl-Mülhens-Rennen. Alles aber über kürzere Strecken. Nach Abstammung kann ich mir nicht vorstellen, dass Kite Hunter die 2400 Meter bewältigt.
6 Russian Tango (Andreas Wöhler/Jozef Bojko): Spätestens nach seinem überlegenen Maidensieg zu Beginn der Saison galt Russian Tango im Wöhler-Quartier als Kandidat für bessere Rennen. Platz 3 im Mehl-Mülhens-Rennen und der Erfolg im Bremer Derby Trial untermauerten dies. Wobei der Sieg in Bremen schwer einzuschätzen ist: Flaues Tempo, am Ende endeten die Pferde fast in einer Linie. Russian Tango zeigte zudem noch deutlich Unreife, pullte stark. Dass er gewann, spricht für ihn. Auch die Frage nach dem Stehvermögen konnte der Bremer Test nicht endgültig beantworten.
7 Neatico (Peter Schiergen/Christophe Soumillon): Guter Zweijährigerer, aber dreijährig eher enttäuschend. So eine Aufgabe wie zuletzt in München muss er einfach gewinnen, um Derbyambitionen anzumelden. Aber vielleicht erinnert sich der Sohn von Medicean an seinen früheren Stallgefährten Lando. Der enttäuschte auch zuerst dreijährig – und dann siegte er im Derby.
8 Lindentree (Waldemar Hickst/Yann Lerner): Noch wenig geprüft. Nach dem überzeugenden Debüterfolg kam der erste Dämpfer mit Rang 3 in einer ähnlichen Aufgabe in Hannover. Es folgte ein überzeugender Platz in der Union, ohne eine echte Chance gegen den Sieger Zazou zu haben. Dürfte noch nicht alle Karten aufgedeckt haben, dennoch ist eine Formumkehr gegen Zazou nur schwer vorstellbar.
9 Ustilago (Werner Baltromei/Dominique Boeuf): Noch sieglos, bislang nur in Frankreich gelaufen. Die Formen kann ich überhaupt nicht einordnen, aber eher zweifelhaft, ob Ustilago die Röttgener Derby-Flaute beenden kann. Seinen schlauem Trainer traue ich das aber durchaus zu….
10 Baschar (Miltcho Mintchev/Anthony Crastus): Die dritten Plätze in der Union und im Großen Preis der Sparkasse Dortmund lesen sich gut, obwohl Baschar in beiden Prüfungen keine wirkliche Siegchance hatte. Außenseiter, mehr nicht....
11 Nordfalke (Peter Schiergen/Andreas Göritz): Eigenlich sollte Steffi Hofer den Wittekindshofer reiten, doch Deutschlands Jockeyentdeckung der letzten Jahre verletzte sich so schwer, dass sie im wichtigsten Rennen des Jahres nicht reiten kann. Nordfalke bekam seine Grenzen in der Union gezeigt, davor nur hauchdünn geschlagener Zweiter in Dortmund. Große Bedenken habe ich bei Nordfalke in Sachen Stamina.
12 Keep Cool (Andreas Löwe/Terence Hellier): Zweiter in Frankfurt und danach Vierter im Bavarian Classic – mehr als eine Außenseiterchance ist da nicht zu entdecken. Auch wenn Keep Cool zuletzt ein harmloses Sieglosenrennen in Dortmund wie ein heißer Favorit gewann.
13 Next Hight (Peter Schiergen/Filip Minarik): Der toll gezogene Hengst ist noch sieglos nach fünf Rennen, er könnte die berühmte Abkürzung benötigen.
14 Supersonic Flight (Mirek Rulec/Daniele Porcu): Noch wenig geprüft, der 2. Platz in Hannover hinter Seventh Sky liest sich ganz gut, zumal er jetzt drei Kilo günstiger im Gewicht steht. Ein Pferd mit viel Potenzial, das Derby könnte aber etwas früh kommen.
15 Nightdance Paolo (Peter Schiergen/Jiri Palik): Jeweils Dritter in Frankfurt und München hinter Scalo, durchaus deutlich geschlagen, nicht mehr als Außenseiter
16 Lamool (Mario Hofer/Adrie de Vries): Zuletzt 5. in einem Gruppe 3-Rennen in Chantilly. Auch Lamool müsste seine Vorformen deutlich überbieten, um hier eine Chance zu haben.
17 Seventh Sky (Peter Schiergen/Andrasch Starke): Die geraden Jahre sind in Hamburg fast immer Andrasch Starke-Jahre. Seit 1998 gewann der in Stade aufgewachsene Jockey fast alle zwei Jahre (nur 2004 nicht), siegte fünf Mal, unter anderem mit Samun und Schiaparelli, den Halbbrüdern von Seventh Sky. Der brauchte allerdings erheblich mehr Zeit als seine Geschwister, der Knoten platzte erst mit dem Erfolg im Derby-Trial von Hannover. Stehvermögen ist da, allerdings schätze ich die Gegner in Hannover nicht so stark ein. Zudem trug der Hengst ein niedrigeres Gewicht als einige seiner Konkurrenten.
18 Val Mondo (Uwe Ostmann/Ioritz Mendizabal): Beste Form als Zweiter im “Decken-Finish” im Bremer Derby-Trial. Macht zudem den Eindruck eines großen Stehers, was er nach Abstammung über die Mutterlinie gar nicht sein kann.
19 Jammy Shot (Andreas Wöhler/Mirco Demuro): Auf Sand im Dezember in Dortmund noch meilenweit geschlagen, scheint Jammy Shot auf Gras ganz andere Klasse zu haben. Noch Potenzial nach oben, für den Derbysieg reicht es aber nicht.
20 Sir Lando (Wido Neuroth/Norwegen/Jimmy Fortune): Appel Au Maitre erstaunte einst als Zweiter im Kölner Union-Rennen, der immer noch wichtigsten Derbyvorprüfung. Überraschen kann Sir Lando auch. Aber gewinnen…
Urteil
Zazou könnte für Trainer Mario Hofer im 141. Deutschen Derby die Nase vorn haben. Zugegeben ist das keine besonders originelle Vorhersage, zumal das Tippen von Favoriten überhaupt nicht meiner Wettphilosophie entspricht. Wer aber gesehen hat, wie Zazou in der Köln Union mühelos einen Gang höher schaltete, der kann meinen Enthusiasmus nachvollziehen. Die Gegner kommen mit Monterosso und Buzzword aus dem Godolphin-Imperium. Wer unbedingt einen Außenseiter für eine lukrative Platzwette braucht, dem empfehle ich Supersonic Flight.
Katrin Müller-Hohenstein und Oliver Kahn waren in Südafrika, dafür waren Starjockey Christophe Soumillon und die deutsche Jockeylegende Hein Bollow zu Besuch beim Großen Preis der Wirtschaft auf der Dortmunder Galopprennbahn. Und auch nurpferdeundfussball nahm die Stadtbahn bis zur Haltestelle Rüschebrinkstraße und erwischte dort sogar einen Bus, der uns direkt zur Bahn brachte.
Der Renntag ist einer der wenige Grasbahntermine in Wambel und ein Höhepunkt des Dortmunder Rennjahres. Unterwegs habe ich gerätselt, wann ich zum ersten Mal beim Preis der Wirtschaft war. Irgendwann in meinen Anfangsjahren gewann mal die zweite oder dritte Wahl von Trainer Heinz Jentzsch, einer Legende des deutschen Galopprennsports. Ich kann mich nur noch daran erinnern, dass Horst Horwart im Sattel saß. Was ich genau weiß: 1992 siegte Iron Fighter vor Enharmonic aus dem Besitz der englischen Queen, der Einlauf zahlte über 900 und ich traf diesen mit 2,50 DM.
Jedenfalls sieht es in dem Raum unter der ersten Dortmunder Tribüne aus, als wenn dort eine Bombe eingeschlagen hätte. Dort, wo es Kaffee und Kuchen gibt, stehen vereinzelte Tische, ansonsten ist der Raum leer. Immerhin ist der Bierstand besetzt. Dabei war der Raum, der wahrlich keine Schönheit war, in den letzten Jahren ein Indiz dafür, dass die Dortmunder Rennbahn sich auch optisch in ein besseres Licht setzen möchte: Beispielsweise gab es Tische mit Tischdecken, Strohballen an den Biertischen sollten Stallatmosphäre schaffen. Jetzt sieht es wieder nach Wartehalle eines Provinzbahnhofes aus.
Die Rennleitung protestiert
Das sportliche Programm kann selbstverständlich nicht mit der Extravaganza von Royal Ascot mithalten, doch der Große Preis der Wirtschaft lockt traditionell immer gute Pferde. Auf dem Rasen siegte der Favorit Illo vor Norderney und Scolari, der Vorjahressieger Zaungast lief ein ordentliches Rennen als Vierter. Doch dann tönte die Sirene der Rennleitung, die Protest gegen den Sieger einleitete. Illo (Trainer Jens Hirschberger/Jockey Adrie de Vries) hatte unterwegs Scolari entscheidend behindert, sein Jockey Christoph Soumillon musste den Ittlinger neu aufnehmen. Die Entscheidung ist nachvollziehbar und so triumphierte Norderney mit Andrasch Starke am grünen Tisch.
Große Felder prägten das Rahmenprogramm: 15 Pferde bewarben sich beispielsweise um den Preis vom Ingenieurbüro Fehringer, einer Prüfung der Kategorie E für sieglose vierjährige und ältere Pferde. Mit dabei El Django, über den das Fachblatt Sport-Welt schreibt: „Gezogen wie ein Weltmeister, von Deckhengst-Legende Sadler’s Wells aus der Superstute Elle Danzig“. Die noble Abstammung half ihm aber auch nicht beim ersten Lebensstart in bescheidener Gesellschaft: El Django endete im geschlagenen Mittelfeld, es gewann Bonfire Night nach einem beherzten Ritt von der Spitze. Ich hatte einen Einlauf gespielt mit Altano und dem Debütanten Melkam. Sie endeten auf den Plätzen 2 und 5 und besonders Melkam verdient einen Hinweis, weil er völlig unangefasst nach schwachem Start noch nach vorne lief.
Der interessanteste Teilnehmer im Preis des Gestütes Wittekindshof, einem Rennen für sieglose Dreijährige, trug den Namen Keep Cool, war in seinen letzten drei Starts immer hinter Pferden der Jahrgangsspitze platziert und stand natürlich in eindeutiger Favoritenposition. Und das Pferd aus dem Stall von Andreas Löwe gewann auch so und festigte damit seine Position im Derbyfeld.
Christian Sprengel strahlte indessen nach dem Erfolg von Bonfire Night am Bierstand und durfte nach dem dritten Rennen noch einmal feiern: Eastern Eagle siegte im Ausgleich 3 über 1400 Meter und machte so meinen Einlauf mit Saldenlöwe und Festspiel kaputt, die auf den Plätzen 2 und 3 endeten.
Donnerschlag durch Durban Thunder
Und das Wettpech setzte sich fort: Schulte lief zweimal vorher nicht schlecht und sollte auch gegen Gegner aus prominenten Ställen nicht chancenlos sein. Von wegen, das Pferd mit dem sauerländischen Namen kam zwar noch ins Rennen, aber da war vorne schon alles gelaufen. Keiner hatte eine Chance gegen den Debütanten Flash Dance aus dem Gestüt Schlenderhan. Dabei sah der Monsun-Sohn gar nicht so imposant aus, auch die Scheuklappen beim ersten Start mahnten zur Vorsicht.
Rebetiko-Saba Dancer-Lovileo und Boss Mak lautete die Viererwette in der anschließenden Wettchance und sie zahlte über 500 000 Euro. Ein glücklicher Wetter aus Hannover traf sie mit 0,50 Euro Grundeinsatz.
Auf 13:10 hatten die Wetter Durban Thunder aus dem Stall Tinsdal im siebten Rennen heruntergewettet. Ich bin da immer etwas skeptisch, zumal der erst zweimal geprüfte Hengst auf solide Ausgleich 3/Ausgleich 2-Galopper traf. Aber der Schützling von Torsten Mundry untermauerte eindrucksvoll seine Favoritenrolle, gewann wie ein Pferd, dessen Leistungsgrenzen noch lange nicht erkannt sind.
Und wer nach dem Hauptrennen noch auf dem Bahn weilte, durfte sich über den Sieger Shangrila freuen, der über 1000 am Toto zahlte. Falls er ihn getroffen hat…
Es war die beste Form seines Lebens: 1994 triumphierte der vor kurzem verstorbene Schimmelhengst Sternkönig im Preis der Privatbankiers Merck, Finck & Co., dem Deutschland-Preis (Gruppe 1) auf dem Düsseldorfer Grafenberg. Es war ein Ergebnis, dass die meisten nicht erwartet hatten.
Als 109:10-Außenseiter notierte der Hengst aus dem Traditionsgestüt Röttgen an diesem Sonntag am Toto. Auch der Rennverlauf war nicht gerade optimal war: Sternkönig lag beim Erreichen der relativ kurzen Düsseldorfer Gerade noch ziemlich hinten im Feld und Jockey Andreas Helfenbein musste unterwegs einige Stopps hinternehmen. Doch dann nahm ihn Helfenbein nach außen und der markante Schimmel zeigte großen Speed, war am Ende leicht vor Duitor und Monsun. Es war einer der größten Erfolge in der Karriere von Jockey Andreas Helefenbein, der am Ende fast erleichtert die Hand zu einer Geste des Triumphes hochriss und die Momente danach sichtlich genoss.
Der Röttgener, trainiert von Theo Grieper, gehörte zum berühmten Jahrgang 1990 in Deutschland, der Ausnahmepferde wie Monsun, Lando, Kornado und eben Sternkönig hervorbrachte. Doch irgendwie standen seine Leistungen immer etwas im Schatten der Rivalen: Zum Beispiel im Derby 1993, als ihn nur Lando und Monsun schlugen. Der Erfolg in Düsseldorf wirkte dann auch wie ein seelischer Befreiungsschlag für seine Umgebung.
Als Deckhengst konnte er nicht so sehr Akzente in der deutschen Zucht setzen wie beispielsweise Monsun. Seine besten Nachkommen waren der Röttgener Kallisto, der das italienische Derby gewann, und der eisenharte Dauerläufer Simonas.
Wenn ein ausländisches Pferd ein deutsches klassisches Rennen gewinnt, dann fällt die Stimmung danach immer etwas gedämpfter aus. Das dürfte auch am Montag nach dem Mehl Mülhens-Rennen, den deutschen 2000 Guineas, der Fall gewesen sein, zumal die Besitzer nicht irgendein ein joviales Turfsyndikat waren, die freudestrahlend im Absattelring ihren Erfolg zelebrierten. Der Sieger Frozen Power kommt aus dem mächtigen Godolphin-Stall und gewann das Gruppe II-Rennen auf der Kölner Rennbahn in einem „echten Herzschlagfinish“ (Galopponline) vor Kite Hunter sowie Noble Alpha und dem Favoriten Russian Tango, die auch durch die vergrößerte Zielfotografie nicht zu trennen waren.
Es war ein packendes Rennen und am Ende hatte Frankie Dettori mit dem Oasis Dream-Sohn seinen Vorstoß außen genau richtig getimt: Einen Hals Vorsprung hatte Frozen Power gegenüber Kite Hunter, der innen immer wieder anzog und von der Spitze aus ein großartiges Rennen lief. Und auch Kite Hunters Stallgefährte Noble Alpha und Russian Tango enttäuschten nicht, beide waren nur einen weiteren Hals entfernt.
Wobei besonders der Wöhler-Schützling Russian Tango einen Hinweis verdient: Der lief immer noch etwas grün, kam nach einer kurzen Schwächeperiode aber wieder und zog gut an. 2000 Meter dürfte er können, bei der Derbydistanz von 2400 Meter habe ich bezüglich des Stehvermögens immer noch ein paar Bedenken.
Hochüberlegen
Der Sieger Frozen Power war schon im Winter während des Dubai Carnivals in Meydan City ziemlich aktiv, gewann unter anderem ein Rennen. Die Formen sind aber schwer einzuordnen – ich hatte den Godolphin-Schützling nicht auf meine Rechnung.
Sein Trainer dürfte vielen in Deutschland noch kein Begriff sein: Mahmood al-Zarooni trainiert seit Beginn des Jahres einen Teil der Godolphin-Pferde in Newmarket. Zarooni war im letzten Jahr Assistenztrainer von Saeed bin Suroor, der weiterhin erster Trainer für die Scheichs bleibt. Schlecht macht der Newcomer seinen Job nicht: Der Erfolg in Köln war sein erster klassischer Erfolg.
Vielleicht denkt er aber auch kurz an seinen deutschen Trainerkollegen Mario Hofer: Der war am Montag im Mehl Mülhens-Rennen knapp geschlagen Zweiter (und ebenfalls hauchdünn unterlegener Dritter). Ähnliches erlebte Zarooni am Sonntag in den Irish 1000 Guineas, als Anna Salai nur mit einem Kopf gegen Bethreb (Pat Smullen/Dermot Weld) unterlag.
Die Vorstellung der Woche kommt übrigens auch von der irischen Rennbahn The Curragh. Und wieder spielen Trainer Richard Hannon und Jockey Richard Hughes eine tragende Rolle. Nur das der vierbeinige Held diesmal nicht Paco Boy, sondern Canford Cliffs hieß. Der Hengst triumphierte höchst eindrucksvoll in den Irish 2000 Guineas. So ungefähr nach 1300 Metern konnte man schon sehen, wer das Rennen gewinnt. Als alle andere Jockeys bereits schon kräftig arbeiteten, saß Richard Hughes immer noch seelenruhig auf dem 32:10-Favoriten. Und dann sagte Hughes „Go“ – und Canford Cliffs beschleunigte und gewann hochüberlegen mit drei Längen.
Es ist bislang ein phantastisches Jahr für Richard Hannon - einer der großen Namen der englischen Szene, seit 1970 Trainer von Rennpferden und bekannt für frühreife Zweijährige. Mit Paco Boy, Dick Turpin, dem Doppelzweiten aus den französischen und englischen 2000 Guineas, und eben diesem Canford Cliffs dürfte Hannon drei der besten europäischen Meiler im Stall haben. Und für den Iren Hughes, der quasi auf der Curragh aufgewachsen ist, dürfte es ein besonderer Erfolg gewesen sein.
Nachtrag: Die Stimmung in Köln war nach dem Erfolg von Frozen Power alles andere als gedämpft, wie ich der Homepage des Kölner Rennvereins entnehmen darf. Das Kölner Publikum feierte frenetisch Jockey Frankie Dettori, der natürlich seinen berühmten Dettori-Jump nach großen Siegen vorführte.