Sonntag, 25. Oktober 2009
Der Galopper der Woche: Neon Light
Wenn jemand vor drei Wochen prophezeit hätte, dass Neon Light zur Winterkönigin wird, dann hätte wohl ihre Umgebung nur mit dem Kopf geschüttelt. Doch wie so oft kam alles ganz anders: Die Stute des Stalles Titan, im Training bei Andreas Wöhler, gewann in Baden-Baden den Preis der Winterkönigin (Gr. III). Im Sattel saß Jozef Bojko und nicht Stalljockey Eduardo Pedroza, der sich für die Stallgefährtin Tech Exceed entschieden hatte.
Und wie die 71:10-Chance Start-Ziel siegte, das machte schon Eindruck. Bojko ließ die Stute von Beginn an marschieren und zum Schluss war nur die 18:10-Favoritin Elle Shadow gefährlich. Doch Neon Light hatte die besseren Reserven, die restlichen Starterinnen folgten schon mit deutlichem Abstand.
Dass Neon Light überhaupt in der Top-Prüfung an den Start kam, verdankte sie ihrer Top-Leistung beim Debüt in Düsseldorf. Dort siegte sie auf ebenfalls weichem Boden hochüberlegen mit acht Längen – zur großen Überraschung ihrer Umgebung. Denn eigentlich dachten Besitzer und Trainer, dass das Pferd den Start noch benötigt.
Dafür sprach auch die Abstammung: Die Nachkommen von Refuse to Bend brauchen laut Turf-Times meist etwas Zeit. Und auch die Mutter No Merci, immerhin fünf Mal in Listenrennen placiert, wurde erst mit zunehmender Reife immer besser.
Nach dem Düsseldorfer Erfolg vor 14 Tagen disponierte ihre Umgebung allerdings um – und nur 14 Tagen nach ihrem Debüt-Erfolg ist Neon Light jetzt über Winter die beste Stute ihres Jahrgangs.



Dienstag, 13. Oktober 2009
Der Galopper der Woche: Gullible Gordon
Im Winter gibt es eine Alternative zu den faden deutschen Rennen auf der Allwetterbahn. Wenn die Tage kürzer werden, konzentriert sich in England das Interesse auf die National Hunt (NH)-Saison. Die wichtigen Hindernis- und Jagdrennen werden im Winter gelaufen; Höhepunkt der Saison ist das Cheltenham-Meeting im März, ein Termin, bei dem jeder Anhänger des Hindernissports feuchte Augen bekommt.
Mit dem Meeting im walisischen Chepstow beginnt für viele die NH-Saison erst richtig, weil dort die ersten hochdotierten Prüfungen auf dem Programm stehen. So stellt Championtrainer Paul Nicholls gerne an diesem Tag viel versprechende Talente für den Hindernissport vor. Und aus seinem Quartier kam auch die eindrucksvollste Vorstellung des Tages: Der sechsjährige Wallach Gullible Gordon gewann die Free Bets Novices Chase überlegen mit 23 Längen Vorsprung.
Natürlich ist die Form schwer einzuschätzen, obwohl die geschlagenen Gegner wie Carrick Oscar oder Theatrical Moment mit durchaus soliden Formen an den Ablauf kamen. Sie hatten allerdings nicht den Hauch einer Chance an diesem Tag: Gullible Gordon legte bei seinem Start über die schweren Jagdsprünge einen imponierenden Takt vor, flog wie ein Routinier fehlerlos und sicher über die Hindernisse. Schon weit vor dem Ziel konnte Ruby Walsh das Tempo rausnehmen, ansonsten wäre der Erfolg noch deutlicher ausgefallen. Es war eine Demonstration, die den Nicholls-Schützling zweifellos für bessere Aufgaben empfahl.
Seine Hürdenform las sich zwar solide, aber wenig eindrucksvoll: Bei acht Starts siegte er einmal und war dreimal platziert. Seine beste Form zeigte der Wallach im Februar 2008, als er in einem Handicap-Hürdle auf weichem Boden in Taunton unter anderem Kayf Aramis besiegte. Kayf Aramis gewann immerhin in diesem Jahr das Pertemps Final, eines dieses Mega-Hürden-Handicaps des Cheltenham-Festivals.



Montag, 5. Oktober 2009
Der Galopper der Woche: Sassoaloro
Am Ende war es eine Ein-Pferde-Show: Der fünfjährige Hengst Sassoaloro gewann überlegen mit vier Längen Vorsprung das 125. St. Leger auf der Galopprennbahn in Dortmund-Wambel und ist damit unser Galopper der Woche – trotz Sea The Stars oder Antara, denen noch mehr die Schlagzeilen an diesem Wochenende gehörten. Aber die beiden letztgenannten haben wir in dieser Rubrik ja schon vorgestellt.
Vor dem Rennen über die Marathondistanz von 2800 Meter war für mich Sassoaloro das große Fragezeichen im Rennen. Der 3. Platz aus dem hochdotierten Bosphorus Cup in Istanbul klang zwar nicht schlecht, doch der Sieger Halicarnassus ist zwar ein eisenharter Bursche, aber nach meinem Geschmack war er zu oft in englischen Gruppe- und Listenrennen geschlagen.
Viele Wetter hatten allerdings volles Vertrauen in den Schützling von Trainer Hans Albert Blume. Für 54:10 ging Sassoaloro ab – und als Jockey Terence Hellier plangemäß die frühzeitige Entscheidung suchte, war das Rennen schnell entschieden.
Für die Verantwortlichen war der Sieg keine Überraschung. „Wir sind mit großen Hoffnungen aus Köln angereist“, erklärte Alida Blume bei der Siegerehrung. Besonders nach dem Rennen in Istanbul war man im Blume-Lager optimistisch, weil der „Hengst dort zeigte, welches Potenzial er hat“, so die Tochter des Trainers.
Ein Siegertyp war er vorher aber nicht unbedingt: Den letzten Erfolg feierte Sassoaloro am 22. April 2007 in Köln, als er dort als Dreijähriger im Ausgleich 3 siegte. Damals trainierte ihn noch Andreas Wöhler – und in dessen Quartier galt er durchaus als Derbyhoffnung. Doch nach einem enttäuschenden vierten Platz im Bavarian Classic in München war die Dreijährigen-Saison beendet.
Beim Comeback im September 2008 war er dann Zweiter in Krefeld. Die Besitzer des Stalles Schwindelfrei entschieden sich für einen Trainerwechsel, seit Oktober 2008 hat Hans-Albert Blume das Pferd in seiner Obhut und schaffte im gleichen Jahr noch eine Placierung in einem französischen Listenrennen.
2009 ist offensichtlich der Knoten geplatzt. Davon zeugen der vierte Platz im Preis der Badischen Unternehmen, der dritte Rang in der Bosphorus-Trophy und jetzt der überlegene Erfolg im St. Leger.



Montag, 28. September 2009
Der Galopper der Woche: Jukebox Jury
Er sah schon vor dem Rennen im Führring fantastisch aus und bestätigte sein Wohlbefinden dann auch eindrucksvoll im Rennen: Der dreijährige Hengst Jukebox Jury, trainiert von Mark Johnston in England und geritten von Royston Ffrench, gewann nach einer Kampfpartie gegen Eastern Anthem aus dem Godolphin-Imperium den Preis von Europa (Gr. 1) in Köln. Frankie Dettori im Sattel des Zweitplacierten schien das Rennen perfekt getimt zu haben, doch Jukebox Jury zeigte großen Kampfgeist und war am Ende knapp vorne.
„Dieses Pferd gewinnt nie mit großem Abstand“, erklärte Jock Benett, Vertreter von Johnston in Köln. „Doch wenn es zu einem Zweikampf kommt, ist er nur sehr schwer zu schlagen.“
Jukebox Jury dürfte durchaus noch Potenzial nach oben haben. Schon zweijährig galt der Schimmel als Derby-Hoffnung im großen Johnston-Quartier. Die Träume waren verständlich, denn als Youngster war der Montjeu-Sohn erfolgreich in den Royal Lodge Stakes (Gr. 2) in Ascot und belegte den zweiten Platz hinter Crowded House in der Racing Post Trophy (Gr. 1) in Doncaster.
Eine Verletzung stoppte die klassischen Pläne, doch die hohe Wertschätzung des Hengstes blieb: Jukebox Jury gab sein Comeback Anfang Juli im Eclipse (Gr.1) in Sandown. Dort hatte er allerdings keine Chance gegen die Spitzenpferde Sea The Stars, Rip Van Winkle und Conduit.
Es folgten ein Erfolg in einem Gruppe 3-Rennen in Haydock, ein etwas enttäuschender vierter Platz in den Great Voltiguer Stakes in York (Gr.2) und der Triumph im Grand Prix De Deauville (Gr. 2) gegen Pouvoir Absolu und Kasbah Bliss, eigentlich besser bekannt als Hürdler der Spitzenklasse. In Köln war jetzt der erste Gruppe 1-Erfolg fällig – auch für Jockey Royston Ffrench, der den Schimmel bei fast allen Starts ritt.
Für seinen Trainer Mark Johnston war es zudem ein denkwürdiger Tag: Denn auf der irischen Rennbahn The Curragh gewann Shakespearan aus seinem Quartier die Goffs Million Mile, dotiert mit 1,6 Millionen Euro.




Montag, 21. September 2009
Der Galopper der Woche: Simonas
Am 12. April 2003 begann in einem wenig aufregenden Rennen für vierjährige und ältere sieglose Pferde eine große Karriere, die keiner der Besucher auf der Kölner Rennbahn ahnen konnte: Mit bereits vier Jahren feierte der Wallach Simonas ein erfolgreiches Debüt und siegte überlegen im Preis des Bergischen Freilichtsmuseums Lindlar. Trainiert wurde der Sternkönig-Sohn von Ralf Suerland, Besitzer war das Turf Syndicat 2001, bei dem Ex-Jockey Manfred Hofer die treibende Kraft war. Sechs Jahre später könnte der Schimmel am Freitag, als er mit viel Kampfgeist ein Altersgewichtstrennen in Bremen vor Mauritino gewann, seine Abschiedsvorstellung gegeben haben – sagt zumindest Trainer Andreas Wöhler, will aber noch einmal mit Besitzer Gary Tanaka sprechen.
Solche Gegner wie jetzt in Bremen hätte Simonas in seiner Glanzeit deklassiert. Denn nach dem Debütsieg folgte noch unter der Ägide von Ralf Suerland ein schneller Marsch durch die Handicaps: Im September gab es in Köln den ersten Erfolg im Ausgleich I. 2004 übernahm dann Trainer Andreas Wöhler das Training und offenbar hatte sich der Schimmel des Turf Syndikats weiter verbessert: Nach zwei leichten Erfolgen in Mailand folgte der erste Gruppesieg über weite 2800 Meter in Rom.
Die beste Leistung seiner Karriere zeigte Simonas Ende 2004 als Zweitplacierter im Canadian International (Gr. I) in Woodbine/Kanada: Nur Sulamani aus dem Godolphin-Imperium besiegte ihn.
2005 erwarb Gary Tanaka, ein amerikanischer Geschäftsmann und Finanzier mit japanischen Wurzeln, den Wallach. In dem Jahr war er unter anderem Zweiter hinter Collier Hill im Kölner Gerling-Preis, gewann den Hamburger Hansa-Preis vor Soldier Hollow und platzierte sich als Zweiter hinter Gonbarda im Kölner Preis von Europa.
Den letzten großen Erfolg feierte Simonas im Oktober 2006, als er in der Baden-Württemberg Trophy in Baden-Baden leicht gegen Mohandas und Kiton gewann.
Simonas war in seiner Glanzeit ein Steher, der besonders auf weichem oder schweren Boden zur Bestform auflief. Der markante Schimmel gehörte in den letzten Jahren fast zum Inventar des Wöhler-Stalles, das alte Leistunsgvermögen besaß er aber nicht mehr. Insgesamt gewann er 12 seiner 44 Rennen und verdiente in seiner langen Karriere über 615.000 Euro Preisgeld.



Montag, 14. September 2009
Der Galopper der Woche: Antara
GaloppOnline nennt sie „fast schon sensationell“ – die Stallform von Trainer Roland Dzubasz aus Hoppegarten. Am Wochenende landete der Trainer zwei „Big Points“: Am Samstag triumphierte Vanjura im Hoppegartener Jugendpreis, am Sonntag schaffte Antara in Hannover im Großen Preis der Metallbau Burckhardt GmbH, einem Listenrennen über 1600 Meter, den nächsten besseren Treffer.
Antara, eine dreijährige Stute aus der Zucht ihres Besitzers Thomas Gehrig, nimmt schon einen besonders Stellenwert im größten ostdeutschen Quartier ein. Die Bilanz ist fast makellos: Bereits 79.400 Euro galoppierte die Platini-Tochter bei sieben Starts ein. Viermal siegte sie, dreimal war sie platziert.
Auf der Neuen Bult in Hannover musste das Team nicht groß zittern: Im Ziel hatte die Stute mit Alexander Pietsch, der sie bei sechs ihrer sieben Starts ritt, drei Längen Vorsprung vor Rock my Soul und Mambo Light.
Davor siegte sie ebenso leicht im Großen Preis der Brauerei Aying, dem mit 50 000 Euro sehr lukrativ dotierten Münchener BBAG-Auktionsrennen, gegen Sanjii Danon und Walero. Und auch die drei dritten Plätze in Serie waren keine schlechten Formen, da manchmal der Rennverlauf etwas unglücklich war und Antara nie weit geschlagen war.
Zweijährig dauerte es etwas, bis die Platini-Tochter in die Gänge kam. Doch dann kam sie gewaltig: Am 26. Oktober gewann sie beim Debüt ihr Maidenrennen auf der Heimatbahn in Hoppegarten, nur sechs Tage später, am 1. November, triumphierte Antara im Charly-Seiffert-Memorial, dem BBAG-Auktionsrennen für die Youngster in München-Riem.



Montag, 7. September 2009
Der Galopper der Woche: Getaway
Es war das Wochenende der Spitzenpferde: Sea The Stars imponierte bei seinem Sieg in den Irish Champion Stakes. Ebenso beeindruckte der sechsjährige Hengst Getaway, der mit drei Längen Vorsprung den Großen Preis von Baden (Gr. I) gegen die englischen Gäste Eastern Anthem und Youmzain entschied. Und weil der Sieg in einem der wichtigsten deutschen Galopprennen, dem Höhepunkt der Großen Woche in Baden-Baden, so deutlich ausfiel und ich zudem Sea The Stars schon an anderer Stelle gefeiert habe, ist Getaway der Galopper der Woche.
Mitte des Jahres mussten Trainer Jens Hirschberger und sein Patron, Georg Baron von Ullmann bzw. das Gestüt Schlenderhan, einen schweren Verlust hinnehmen: Adlerflug, Derbysieger 2007, verletzte sich im Training schwer und musste seine Rennkarriere beenden. Doch im großen Quartier fand sich schnell Ersatz: Mit Getaway und Wiener Walzer, der diesmal Vierter auf unpassendem Boden wurde, haben sie zwei Kandidaten, die in den Gruppe I-Rennen über die längeren Distanzen erfolgreich sind. In Köln hatte der Derbysieger Wiener Walzer nach einem packenden Duell noch die Nase vorn, in Iffezheim revanchierte sich Getaway mit Adrie de Vries auf weichem Geläuf und ließ seinen Gegnern keine Chance.



Seit Anfang des Jahres steht Getaway im Quartier von Jens Hirschberger in Bergheim. In den Jahren zuvor trainierte Andre Fabre auf der Rennbahn in Chantilly den von Ullmann-Schützling. Unter der Obhut des zigfachen französischen Trainer-Champions war der Monsun-Sohn unter anderem in den Jockey Club Stakes (Gr.2) in Newmarket und im Grand Prix de Deauville (Gr.2) erfolgreich. Die beste Leistung bot der Hengst aber im 2007er Arc, als er nicht weit geschlagen vom Sieger Dylan Thomas auf Platz 4 endete. In diesem Jahr siegte Getaway im Deutschland-Preis in Düsseldorf und enttäuschte auch nicht als Zweiter in Hamburg und Köln.
Saisonhöhepunkt wird allerdings der dritte Start im Arc sein, wo er in die Kategorie chancenreicher Außenseiter fällt. Der Kurs bei einigen Buchmachern ist mehr als großzügig.



Sonntag, 30. August 2009
Der Galopper der Woche: Wiesenpfad
Der 29. August 2009 wird ein Tag sein, den Trainer Waldemar Hickst und sein Team so schnell nicht vergessen werden: Zuerst gewann Wiesenpfad den 54. Preis der Sparkassen-Finanzgruppe (Gr. III) zum Auftakt der Großen Woche in Baden-Baden und dann war Salve Germania am Abend auf der Rennbahn in Saratoga/USA im mit 200.000 US-Dollar dotierten Ballston Spa Handicap über 1700 Meter erfolgreich. Zwei große Erfolge auf zwei Kontinenten – es war ein denkwürdiger Tag für den Trainer aus Köln-Weidenpesch.
Dabei spielt der sechsjährige Hengst Wiesenpfad eine besondere Rolle im Trainerleben des Waldemar Hickst. Am 8. Oktober 2006 siegte der damals dreijährige Waky Nao-Sohn im Großen Preis der Landeshauptstadt Düsseldorf und holte sich damit den ersten Gruppesieg seiner Karriere. Knapp drei Jahre später summiert sich die Zahl seiner Gruppe-Erfolge auf sechs. Und besonders auf der Bahn an der Oos läuft Wiesenpfad zu großer Form auf: Bei acht Starts war er fünf Mal in Iffezheim erfolgreich, unter anderem gewann er vor zwei Jahren schon einmal den Preis der Sparkassen-Finanzgruppe.
„Er gibt nicht viele Pferde, die auch noch sechsjährig Grupperennen gewinnen können“, erklärte Waldemar Hickst nach dem Rennen. Andreas Suborics hatte den Hengst, der zuletzt beim Frühjahrsmeeting in Baden-Baden etwas enttäuscht hatte, aus dem Hintertreffen durch alle Lücken sicher bugsiert und als dann Walzertraum auf den letzten Metern sich näherte, zog Wiesenpfad noch einmal gut an.
In der Arbeit durfte Suborics den Hengst allerdings nicht reiten, zwei junge Mädchen aus dem Hickst-Stall übernahmen das. „In der Arbeit galoppiert er wie ein Dackel“, flachste Hickst nach dem Rennen, obwohl die letzten Arbeitsleistungen schon sehr gut gewesen wären.
Besitzerin des Hengstes ist Heide Harzheim, Tochter des Trainers Harro Remmert. Und hier schließt sich quasi der Kreis: Denn Hickst, der in der ehemaligen Sowjetunion geboren wurde (entweder in Kasachstan oder in Kirgisien – da sind sich die Quellen nicht einig) und 1991 nach Deutschland kam, arbeitete lange Zeit als Arbeitsreiter, Jockey und Futtermeister am Remmert-Stall. Harro Remmert hatte von seinem Mitarbeiter immer eine hohe Meinung – kein Wunder, dass Hickst für viele Besitzer trainiert, die bereits bei Remmert Pferde hatten.



Montag, 24. August 2009
Der Galopper der Woche: Borderlescott
Vor zwölf Monaten weinte er noch Tränen des Glücks, diesmal nahm es Trainer Robin Bastiman schon gelassener. Der von ihm trainierte 7jährige Wallach Borderlescott hatte zum zweiten Mal in Folge die Nunthorpe Stakes (Gr. I) über 1000 Meter gewonnen – diesmal in York, nachdem 2008 das Ebor Meeting dort wegen starker Regenfälle ausfiel und Newmarket in die Bresche sprang.
Zwei Dinge machen speziell die Rennen über die kurze Distanzen so populär beim englischen Publikum: In den Sprinterszene dominieren nicht die großen Ställe mit ihren teuren Vollblütern, oftmals sind dort kleinere Trainer mit nicht so blaublütigen Pferden erfolgreich. Sprinter sind zudem ähnlich wie Hindernispferde oft über einen längeren Zeitraum aktiv, das Publikum kennt und mag sie.
Robin Bastiman und Borderlescott passen in diese Kategorien. Bastiman trainiert etwa 20 Vollblüter in Cowthorpe, acht Meilen von der Rennbahn York entfernt. Keines seiner anderen Pferde hat nur annähernd die Klasse des Wallachs.
Borderlescott hat sich im Laufe der Jahre über die großen Sprint-Handicpaps in die Gruppe-Klasse gelaufen. 2006 gewann er zum Beispiel den Stewards Cup in Goodwood. Oft hatte er auch Pech, war knapp geschlagener Zweiter oder Dritter. Der Wallach ist unheimlich beständig, kennt eigentlich keine schlechten Rennen und ist natürlich der absolute Liebling im Bastiman-Stall.
„Das ist seine Zeit des Jahres“, meinte sein Trainer nach dem Sieg in York. „Es dauert zwar etwas, bis er fit ist, aber nun wird er besser mit jedem Rennen.“
Nur einer konnte sich am Ende nicht freuen: Pat Cosgrave, zuletzt fast immer Sattel von Borderlescott, unter anderem auch beim Gruppe I-Sieg in Newmarket. Diesmal ritt ihn Neil Callan. „Ich weiß, dass Pat darüber krank ist“, so Bastiman nach dem Rennen. Mit einem alten Pferd könne man aber drei Dinge machen, um es zu verbessern: Scheuklappen oder Visor anlegen oder aber die Hände wechseln, die reiten. „Wir haben die Hände gewechselt.“
Die Nunthorpe Stakes 2009 sowie alle anderen Rennen des famosen Ebor-Meetings kann man hier noch mal sehen.



Montag, 17. August 2009
Der Galopper der Woche: Goldikova
Ich gebe ja zu, dass der französische Rennsport bei mir etwas nebenher läuft und ganz klar der Fokus auf den englischen und deutschen Rennen liegt. Da entdeckt man manchmal außergewöhnliche Pferde etwas spät: Goldikova fiel mir erst auf, als sie die Breeders Cup Mile Ende 2008 in Santa Anita in den USA gewann.
Zweifelsohne ist die Stute das überragende Pferd in Europa auf der Meile. Das stellte sie am Sonntag im Jacques Le Marois in Deauville mal wieder eindrucksvoll unter Beweis. Hochüberlegen siegte die Anabaa-Tochter gegen den Engländer Aqlaam und auch der Schlenderhaner Irian, erfolgreich im deutschen Mehl-Mülhens-Rennen, hatte nicht den Hauch einer Chance.
13 Starts, 9 Siege, 2 zweite Plätze, einmal Dritter lautet die beeindruckende Bilanz von Goldikova, die trainiert wird von Freddie Head und die berühmten blau-weißen Wertheimer-Farben trägt. Bei allen Erfolgen ritt sie Olivier Peslier, seit Jahren einer der besten französischen Jockeys.
Dreijährig stand die Wertheimer-Stute noch etwas im Schatten einer anderen Ausnahmestute: Im Poule D’Essai Des Pouliches, den französischen 1000 Guineas, war sie Zweite hinter Zarkava, im Prix De Diana belegte sie Rang 3 – die Siegerin hieß wiederum Zarkava.
Nach diesem Versuch über die längere Strecke gingen die Verantwortlichen auf die Meile zurück. Das zahlte sich aus: Goldikova gewann vier Mal in Folge, davon drei Gruppe I-Rennen. Höhepunkt war der Erfolg gegen die weltbesten Meiler während des Breeders Cup-Meetings.
Den einzigen Flop ihrer Karriere leistete sich die Stute, als sie zum Saison-Auftakt nur 7. im Prix D’Ispahan in Paris-Longchamp wurde. Zu diesem Zeitpunkt liefen allerdings alle Pferde aus dem Stall von Freddie Head schlecht.
Spätestens in den Falmouth Stakes im englischen Newmarket, die so völlig unangefasst gewann, zeigte sich Goldikova in alter Stärke. Die beiden Siege jetzt in Deauville bestätigten eindrucksvoll die Ausnahmequalitäten der Stute. Trainer Head schätzt sie übrigens höher als Miesque ein, die Stute, die er als Jockey zweimal zum Erfolg in der Breeders Cup Mile ritt.