Hinterher schrie alles
„Schande und nationale Katastrophe“: Italiens Kicker verabschiedeten sich mit einem 2:3-Niederlage gegen die Slowakei und einer weiteren schwachen Leistung von der WM, der Weltmeister 2006 fährt als Gruppenletzter der Gruppe F nach Hause – hinter Großmächten wie Paraguay, der Slowakei und Neuseeland.
Dabei wäre es für die Minimalisten der Squadra Azzura beinahe so gekommen wie in den Jahren zuvor: In der 81. Minute verkürzte Di Natale auf 1:2 und nur noch ein Tor fehlte zum dritten Remis und damit zum Einzug in die zweite Runde. Italien schoss zwar noch ein Tor durch Quagliarella, doch zwischendurch hatte Kopunek zum 3:1 für die Slowakei getroffen. Italiens Spieler waren nur noch „Ritter der Schande“, wie es Mittelfeldmotor Gennaro Gattuso gewohnt poetisch formulierte und wie ich es dem holprigen google-Übersetzungsprogramm von der Seite der
la gazzetta dello sport entnehmen durfte.
Es war eines dieser WM-Spiele, die man so schnell nicht vergisst. Weil die Slowaken schnell merkten, dass der Weltmeister an diesem Tag zu schlagen war und es für das kleine Land ein großer Tag werden konnte. Dabei hatten die Slowaken vorher enttäuscht und ein von der Kritik stark getroffener Trainer Vladimir Weiss Journalisten Prügel angedroht.
Schock in rosa: Italiens Leib- und Magenblatt nach dem Ausscheiden
Doch gegen Italien lieferte der Trainer sein Meisterstück, stellte seine Mannschaft mutig offensiv auf und führte verdient durch zwei Tore des ehemaligen Nürnbergers Robert Vittek mit 2:0. Italiens begann erst in der Schlussphase Fußball zu spielen, doch alle Bemühungen waren vergeblich.
Ohne Espirit
Das Scheitern der Azzuri spiegelt die Krise im Lande wieder. Schon die Qualifikation verlief für das Team von Weltmeister-Coach Marcello Lippi enttäuschend, in Südafrika setzte sich das fort: Ohne Pirlo war Italien ein Team aus braven Arbeitern ohne jegliche spielerische Impulse. Erst als Pirlo in der Schlussphase gegen die Slowakei kam, spielte das Team variantenreicher. Für eine WM ist das reichlich wenig.
Italiens Fußball hat ein Qualitätsproblem: Die Weltmeister Buffon, Cannavaro, Gattuso, Pirlo, Camoranesi und Zambrotta sind in die Jahre gekommen, ihren Nachfolgern fehlt ihre Klasse und im Nachwuchsbereich sieht es eher mau aus. Kein Wunder: Im Stamm-Team des Champions-League-Gewinners Inter Mailand stand kein einziger Italiener. Wobei Italien nie ein Team war, das offensiv glänzte. Sie waren die gefürchteten Minimalisten, hatten in der Offensive aber immer Ausnahmekönner wie Baggio, Del Piero oder Totti, die Spiele allein entscheiden konnten.
„Italiens Fußball muss sich neu orientieren“, forderte Marcello Lippi nach dem Ausscheiden. Der neue Trainer Cesare Prandelli dürfte vor keiner leichten Aufgabe stehen…