Der Berg kreiste im englischen Rennsport
Neu datierte Flach- und Hindernis-Championate, weitere Renntermine mit hochklassigen Rennen auf der Flachen, eine "Team"-Handicapserie an sechs Samstagen im Sommer, mehr Gruppe I-Rennen am Samstag oder Qualifikationsrennen für die großen Rennen des Hindernisfestivals in Cheltenham – mit diesen Vorschlägen möchte das „Racing for Change“-Projekt neue Zielgruppen für den Galopprennsport in England interessieren. (Quellen: The Times, Guardian und ein nicht mehr online frei verfügbarer Text der Racing Post)
Auch auf der Insel haben Galopprennen an Attraktivität verloren, manche munkeln sogar von einer Krise. Im Wettmarkt beispielsweise sind Fußball und Online-Spiele wie Poker gerade in der jüngeren Zielgruppe starke Konkurrenten. Ein weiteres Alarmzeichen: Die BBC will ihre TV-Übertragungen von den Rennbahnen um 50 Prozent reduzieren.
Aus deutscher Sicht mögen diese Probleme marginal sein, hier blickt man immer noch neidisch auf die Insel. Weil zum Beispiel jede große Zeitung – ob Broadsheet (seriös) oder Tabloid (Boulevard) – über einen eigenen Racing-Korrespondenten verfügt, liest man regelmäßig etwas über den Sport. Alle wichtigen Rennen werden von Channel 4 oder der BBC im Fernsehen übertragen. Wer einmal gesehen hat, mit welchem Aufwand dort Galopprennen präsentiert werden, der erträgt mit Freude den „Buddy-Journalismus“ zwischen Reportern und Verantwortlichen und fragt sich andererseits, was in Deutschland in den letzten 20 Jahren eigentlich alles falsch gelaufen ist.
Wie das so ist, wenn es Probleme gibt, bildete man auch in England eine Kommission und nannte sie „Racing for Change“. In ihr sitzen Vertreter der einzelnen Interessengruppen Rennbahnen, Buchmacher, Besitzer, Jockey und Regierung.

Champions Day
Anfang der Woche stellte die Kommission ihre Vorschläge vor, die 2011 in Kraft treten könnten.
• Die Championate auf der Flachbahn starten Mitte April mit dem Craven-Meeting in Newmarket und enden mit einem „Champions Day“, möglicher Termin wäre Ende September in Ascot.
• Die Championate auf der Hindernisbahn beginnen mit dem Open Meeting in Cheltenham (Mitte November) und enden mit dem Grand National Meeting Anfang April in Aintree.
• Weitere Top-Renntage mit hohen Preisgeldern auf der Flachbahn
• Mehr Gruppe 1-Renntage am Samstag
• Eine neue Serie von Flach-Handicaps an sechs Sommer-Samstagen mit möglichen Punktewertungen für Jockeys, Trainer, Pferde oder Besitzer.
• Qualifikationsrennen für die Top-Rennen des Cheltenham-Hindernisfestivals.
• Stärkere Verbindungen zwischen Cheltenham und Aintree, den Top-Hindernisfestivals.
Die ersten Reaktionen auf die Pläne waren gemischt. Kritik kam erwartungsgemäß von den Verantwortlichen der Rennbahnen in Doncaster und Sandown, aber auch von Hindernis-Championtrainer Paul Nicholls, der keinen Grund sieht, das bewährte System zu verändern.


Beim Festival in Aintree könnte sich zukünftig entscheiden, wer die Championate im Hindernissport gewinnt.