Dienstag, 4. August 2009
Zu wenig Helden für einen Tag


Liebe Zweit-, Dritt- und Viertligisten, etwas mehr hätte es aber schon sein dürfen in der 1. Runde des DFB-Pokals. Nur zwei Mal durften die Bundesligisten ins Gras beißen - und das ist doch reichlich wenig, obwohl Ihr doch Heimrecht hattet und schon lange keine Feierabendkicker mehr seid.
Natürlich taten sich die Erstligisten meist schwer und mussten manchmal richtig zittern. Preußen Münster, inzwischen Viertligist, verpasste die Sensation nur knapp gegen Hertha. Oder Fortuna Düsseldorf, nach langen Jahren in der Wildernis wieder in der 2. Liga, im ARD-Livespiel gegen den HSV. Die Gästen führten früh 1:0, doch Fortuna drehte das Spiel und lag zur Pause mit 2:1 vorne. Und der Beobachter fragte sich, warum der Düsseldorfer Mittelfeldspieler Marco Christ nur ein U-21-Länderspiel und nicht 200 Bundesligaspiele in seiner bisherigen Laufbahn absolviert hat. Den Hamburgern gelang zwar der Ausgleich und sogar das 3:2 in der Verlängerung, doch Fortuna wehrte sich mit letzter Kraft. Das Düsseldorfer Publikum, jahrelang vom großen Fußball entwöhnt, feuerte ihr Team frenetisch an. Selbst die Mütter mit den großen Sonnenbrillen und den Kids mit der teuren Kleidung machten mit. In der 120. Minute belohnte der Fußballgott den Enthusiasmus von Mannschaft und Fans: Das 3:3 durch Lambertz, bei dem Petric eindrucksvoll bewies, dass er Stürmer und nicht Abwehrspieler ist, schickte die Arena endgültig in die kollektive Ekstase. Das am Ende der HSV im Elfmterschießen siegte, war egal. Bonuspunkte sammelte die Fortuna zudem beim Musikpogramm: The Cure und New Model Army, vielleicht sollte sich der BVB auch einmal um die Toten Hosen als Sponsoren bemühen.

Auf den Spuren von Rudi Thömmes
Vielleicht wäre es ja auch anders ausgegangen, wenn das ZDF übertragen hätte. Deren Urgestein Rolf Töpperwien hat sich im Laufe der Jahre den Ruf als Favoritenschreck redlich verdient. Wo „Töppi" auftauchte, purzelten die höherklassigen Teams. Diesmal war der ZDF-Mann in Trier beim Match der Eintracht gegen Hannover. Nun hat Eintracht Trier wahrlich einen großen Namen als Pokalschreck. An deren kantigen Stürmer Rudi Thömmes in der Saison 1997/98 denken Schalker und Dortmunder nur ungern zurück, weil beide nacheinander in Trier ausschieden und Thömmes jedes Mal traf. Der BVB verabschiedete sich allerdings eine Runde später als der S04 - was die schwarz-gelbe Seele wiederum tröstete.
Nach turbulenten Jahren spielt die Eintracht derzeit viertklassig in der Regionalliga West, Trainer ist ein gewisser Mario Basler. Zur Halbzeit sah es noch gar nicht nach einer Blamage für die Gäste aus: Hannover lag 1:0 vorne. Nun hat Töpperwien ein Ritual im DFB-Pokal: Er filmt mit seinem Kamerateam in der Kabine des Außenseiters. So auch diesmal: Leider fiel im Bericht just da der Ton aus, so konnte man die Pausenpredigt von „Super-Mario" nur erahnen. Zumindest sah jeder Zuschauer, dass die Eintracht auch eine Taktik-Tafel besitzt.
Jedenfalls soll Basler ziemlich laut geworden sein, verkündete Töpperwien. Brüllende Trainer in der Pause können auch einen anderen Effekt haben, doch in diesem Falle drehte Trier auf, Hannover bedankte sich mit haarsträubenden Fehlern und blamierte sich zum Schluss mit 1:3. Das dritte Tor der Eintracht markierte Sahr Senesie, einst in Diensten des BVB.
Als dritter Bundesligist verabschiedete sich Mainz 05 beim VfB Lübeck. Auch der VfB hat finanziell und sportlich schon viel bessere Zeiten gesehen und kickt jetzt viertklassig in der Regionalliga Nord. Nun darf sich der vor kurzem noch insolvente Verein über 270 000 Euro (Quelle kicker) für das Erreichen der nächsten Pokalrunde freuen. 2:1 hieß es nach Ende der Verlängerung gegen pomadige Mainzer, die drei Tage später dann ihren Trainer Jörn Andersen feuerten, mit dem sie im Mai noch aufgestiegen waren.