Freitag, 30. September 2011
Stuten an die Macht im Arc


So war es 2010: England vor Japan, Workforce besioegt knapp Nakayama Festa, das Pferd aus Asien (Foto: France Galop).

Der gute alte Prix de l'Arc de Triomphe! Satte vier Millionen Euro Preisgeld gibt es in diesem Prestigerennen über 2400 Meter in Paris-Longchamp - nur ich bin wahrscheinlich nicht dabei: Lang geplanter Kurzurlaub, wahrscheinlich kein Internet und damit keine Möglichkeit, das Rennen zu sehen. Schade ist, dass meine ursprüngliche Idee eines Siegers – nämlich Nathaniel – nicht an den Start kommt, weil der Boden zu trocken ist.
Der fantastische Spot des Veranstalters macht aber richtig Appetit auf die Prüfung. Deutsche Interessen sind zudem dabei: Danedream wurde für viel, viel Geld ebenso wie Masked Marvel und Meandre nach genannt. Ob jedoch ganz Turf-Deutschland mit der Stute zittert, sei mal dahingestellt...

Die Franzosen
Ganz vorne im Wettmarkt steht Sarafina. Eine hochklassige Stute im Besitz des Aga Khan, die im letzten Jahr klassische Siegerin im Prix De Diane und Dritte im Arc war. In diesem Jahr gab es drei Siege bei vier Starts, zuletzt im Prix Foy schlug die Stute von Trainer Alain De Royer-Dupre knapp den japanischen Gast Hiruno D’Amour. Den wird sie im Arc wieder treffen, ebenso St. Nicholas Abbey und Nakayama Festa. So richtig kann ich diese französischen Formen wie zuletzt im Prix Foy nicht einschätzen: kleine Felder, wenig Tempo und hinterher wird das Rennen zum Sprint. Speed hat sie zweifellos, aber der Kurs ist mir einfach zu niedrig.
Die dreijährige Galikova gewann zuletzt eindrucksvoll auf sehr weichem Boden den Prix De Vermeille. Allerdings sollte man Formen auf diesem Untergrund mit etwas Skepsis betrachten, dennoch war ich von ihrem Speed sehr beeindruckt. Am Sonntag wird der Boden eher das Gegenteil sein, dennoch glaubt Trainer Freddy Head, dass die Halbschwester der großen Goldikova genau der richtige Typ für den Arc ist. Zumal sie deutliche Gewichtsvorteile hat.
Reliable Man gewann im Juni etwas überraschend das französische Derby, enttäuschte dann im Grand Prix de Paris als Dritter hinter Meandre, drehte dann aber gegen diesen den Spieß im Prix Niel um. Trainer Alain De Royer-Dupre ist skeptisch wegen des festen Bodens, erst am Sonntag entscheidet sich, ob der Hengst überhaupt in die Boxen einrückt.
Kein Bedenken wegen des Bodens hat man hingegen im Lager von Meandre, der nach genannt wurde. Offensichtlich ein deutlich verbessertes Pferd: Im Mai gewann er noch ein Listenrennen unter anderem gegen den Schlenderhaner Ibicenco, dann kam der Triumph im Gruppe 1-Grand Prix De Paris. Normalerweise sollte zwischen ihm und Reliable Man nicht viel liegen.

Die Starter von der Insel
Drei Starter schickt wahrscheinlich Ballydoyle ins Rennen: Nummer 1 unter den Pferden von Aidan O’Brien ist So You Think, hinzu kommen St. Nicholas Abbey und Treasure Beach. O’Brien denkt ja Wunderdinge von Australien-Import So You Think, in den Irish Champion Stakes musste er gegen die tapfere Snow Fairy ziemlich kämpfen. Das war über 2000 Meter, zweifelhaft ob die 400 Meter längere Distanz im Arc ideal ist. Der interessanteste Starter ist quotenmäßig Treasure Beach, immerhin klassischer Sieger im Irischen Derby und Zweiter auf gut bis festem Boden im englischen Pendant in Epsom. Ich befürchte, dass er den Tempomacher für den Stallkollegen So You Think spielen muss. Er lief aber in Epsom von der Spitze aus ein großes Rennen, nur Pour Moi fing ihn noch ab.
Eigentlich wäre der Vorjahressieger Workforce der ideale Kandidat gewesen. 2400 Meter ist seine beste Distanz, sein ständiger Reiter Ryan Moore ist wieder fit und Trainer Sir Michael Stoute weiß genau, wie man in großen Rennen die Nase vorn hat. Nur: Der feste Boden ist nicht passend, Sir Michael äußert große Bedenken.
Richtig angesagt bei den englischen Buchmachern war in den letzten Wochen b>Snow Fairy. Der Kurs fiel auf 10:1. Dreijährig war die Stute aus dem Quartier von Ed Dunlop die überragende Stute ihres Jahrgangs; vierjährig dauerte es aber etwas, bis sie ins Rollen kam. Die letzte Form, als sie über 2000 Meter So You Think fast noch überraschte, war sehr gut. Die 2400 Meter sollten optimal sein.
Masked Marvel tat dieser Kolumne kürzlich einen großen Gefallen, als er im englischen St. Leger die Nase vorn hatte. Offensichtlich ist er noch in blendender Form, sonst hätte man ihn nicht nach genannt. Ein sehr interessanter Starter mit einigem Potenzial nach oben, aber hat er die Qualität gegen diese Gegner?

Deutschland und Japan
Nicht unterschätzen sollte man die beiden japanischen Teilnehmer Nakayama Festa und Hiruno D’Amour. Erstgenannter war im letzten Jahr immerhin Zweiter zu Workforce, ist in diesem Jahr aber weit von dieser Form entfernt. Der stärkere Teilnehmer sollte Hiruno D’Amour sein, Trainer Mitsugui Kun ist jedenfalls mehr als nur zuversichtlich. Beide Starter wird offensichtlich zielgerichtet auf den Start in Europa vorbereitet.
Und dann ist da natürlich noch Danedream, aktuell wohl das beste deutsche Pferd und als dreijährige Stute günstig im Gewicht. Die letzten Erfolge in Baden-Baden und Hoppegarten waren hoch überlegen, nur sind die Gegner im Arc deutlich stärker als die in den deutschen Grupperennen. Das Schiergen-Pferd ist eine gefährliche Außenseiterin, mehr aber nicht. Immerhin kennt sie die Bahn in Longchamp, weil sie 2010 (unplaciert) im Prix Marcel Boussac startete.

Urteil: Ein offene Angelegenheit, aber es könnte ein großer Stutentag werden. Snow Fairy war immer ein Pferd mit viel Potenzial und zeigte zuletzt großen Aufwärtstrend. Größte Gegner sind Galikova und Sarafina. Freunde einer sehr hohen Quote sollten sich mit Treasure Beach beschäftigen.

Quellen:
Racing Post
Galopponline

Videos der letzten Rennen von Sarafina und Galikova.