Viele Anhänger von Borussia Dortmund blicken seit einiger Zeit interessiert nach Cottbus. Besonders die Leute, die kontinuierlich die zweite Mannschaft und den Nachwuchsbereich verfolgen. Denn beim Zweitligisten Energie kicken mit Markus Brzenska, Marc Andre Kruska (beide seit 2009) sowie Uwe Hünemeier (seit 2010) drei Spieler aus dem Dortmunder Nachwuchsbereich. Während Brzenska (27) und Kruska (24) immerhin beide fast 100 Bundesligaspiele für den BVB bestritten, kam Hünemeier (25) nur auf ganze fünf Bundesligaspiele. Dabei hatte der Innenverteidiger von den dreien eigentlich die besten fußballerischen Voraussetzungen.
Der gebürtige Ostwestfale, der mit 14 Jahren nach Dortmund kam, ist das klassische Beispiel, dass der Prophet im eigenen Land nichts gilt. Oder er hatte einfach das Pech, zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Denn spätestens seit Beginn der Ära Jürgen Klopp ist der BVB auf der Innenverteidiger-Position mit Mats Hummels und Neven Subotic sehr gut aufgestellt. Da bleibt selbst einem Spieler wie Felipe Santana, der fast in jeder anderen Bundesliga-Mannschaft im Zentrum gesetzt wäre, nur die Ersatzbank.
Gegen diese Hochkaräter, die zudem jünger waren, hatte Hünemeier keine Chance – trotz herausragender Leistungen in der 2. Mannschaft in Liga 3 und Regionalliga. Dennoch schaut er nicht im Zorn zurück. Er sei weder „traurig noch neidisch“ etwa auf Mats Hummels, verriet er im
Spox-Interview. „Ich verfolge den Weg der Jungs (
vom BVB) mit Freude. Man muss ja auch festhalten, dass er (
Hummels) und Subotic ein überragendes Niveau haben. Sie sind zu Recht dort, wo sie sind.“
Offensivstark
In Cottbus fühlt sich Hünemeier wohl. Nach kurzen Anfangsschwierigkeiten akklimatisierte er sich schnell: Mit einem Notenschnitt von 3,27 im Fachblatt
kicker zählt er zu den besten Abwehrspielern in Liga 2. Besondere Stärke: die Torgefährlichkeit bei Standardsituationen. Neun Tore in 30 Spielern sind für einen Defensivspieler außergewöhnlich.
In dieser Saison läuft es bislang ganz ordentlich, obwohl sein Partner Brzenska derzeit nach einem Achillessehnen-Abriss ausfällt. Energie steht auf Platz 4 mit vier Siegen, einem Remis und einer Niederlage. Nur die 0:5-Heimniederlage gegen 1860 München stimmte Energie-Trainer Klaus-Dieter, genannt „Pele“, Wollitz etwas missmutig. Vielleicht schafft ja Cottbus mit den drei Ex-Dortmunder Nachwuchskickern wieder den Sprung in die Bundesliga. Zumal mit Dimitar Rangelov ein weiterer ehemaliger Borusse das Energie-Trikot trägt. Der Bulgare spielte allerdings nie beim BVB-Nachwuchs, dafür aber schon mal von 2007 bis 2009 in der Lausitz.