Dienstag, 8. Dezember 2009
Mick Kinane sagt Tschüss


Legendärer Endkampf im Juddmonte International in York: Giant's Causeway (Mick Kinane) gegen Kalanisi (Pat Eddery). Wer die Nase vorn hat? Natürlich die blaue Farben....`

Das Ende einer großen Karriere im Sattel: Jockey Michael Kinane (50) hat heute seinen Rücktritt vom aktiven Rennsport verkündet. Sea The Stars bescherte dem irischen Topjockey noch einmal ein wunderbares Jahr mit Erfolgen in den englischen 2000 Guineas, im englischen Derby und im Arc.
Die Schlagzeile werde ich nie vergessen. „Hail The Commander” titelte im Juni 1993 eine der englischen Tabloids, ich glaube, es war der Mirror. Es war der Tag des englischen Derbys in Epsom, das 1993 noch an einem Mittwoch ausgetragen wurde, und das Blatt meinte natürlich seinen Derbytipp Commander in Chief, trainiert von Henry Cecil und geritten von einem gewissen Michael J. Kinane.
Damals begann ich mich gerade für den englischen Rennsport zu interessieren, der Name Kinane war mir noch gar nicht so bewusst. Das verwunderte nicht, denn meistens ritt er in seiner irischen Heimat und kam nur zu den großen Renntagen nach England.
So auch 1993: Hoher Favorit im Derby war Tenby, ebenfalls im Training bei Cecil und geritten vom Amerikaner Steve Cauthen, damals Stalljockey des Trainers aus Newmarket. Kinane steuerte die zweite Hoffnung des Cecil-Quartiers, eben jenen Commander in Chief.
Die Experten behielten Recht, die am Stehvermögen des Favoriten zweifelten: Tenby scheiterte auf dem anspruchsvollen Kurs in Epsom, dafür triumphierte Commander in Chief nach einem perfekten Ritt seines Jockeys. Und ich ärgerte mich schwarz, dass ich den Sieger nicht gewettet hatte und mich für ein anderes Pferd entschieden hatte.
Es war der erste Sieg im englischen Derby für Kinane und von nun an achtete ich besonders auf seine Einsätze. Denn er ritt oftmals die zweite Farbe von Trainern wie Henry Cecil, Michael Stoute oder John Dunlop – und für die gab es oft lukrative Quoten, obwohl die Pferde meist nicht viel schlechter waren als ihre höher eingeschätzten Stallgefährten. Jedenfalls verdanke ich Kinane einige schöne Treffer.
Der Ire erwarb sich schnell den Ruf eines Big Race-Jockeys mit großer Nervenstärke.
Im Galoppsport gewann er eigentlich alles, was zählt. Die Liste seiner Erfolge ist beeindruckend. Die Namen der Pferde, mit denen er unter anderem als späterer Stalljockey bei Aidan O’Brien große Erfolge feierte, lesen sich wie das „Who is Who“ des europäischen Turfs: Pilsudski, Galileo, Rock of Gibraltar, Giant’s Causeway, Vintage Crop (mit dem er den Melbourne Cup gewann) oder Montjeu – um nur einige zu nennen.
Und natürlich Sea The Stars, mit dem er in diesem Jahr seine Karriere krönte. „Das beste Pferd, das ich je geritten habe“, sagt Kinane. Und besonders im Arc zeigte er noch einmal seine ganze Klasse als Jockey.