Es läuft die 8. Minute im Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und dem 1.FC Nürnberg: Sven Bender spielt einen überlegten Pass hinter die aufgerückte Club-Deckung und auf einmal hat Kevin Großkreutz auf der linken Seite viel Platz, läuft ein paar Meter und schiebt den Ball dann platziert in die lange rechte Ecke zum 1:0.
Damit wurde ein
Traum wahr: Denn es war das erste Bundesligator des gebürtigen Dortmunders, der im letzten Jahr noch selber auf der Südtribüne stand. „Wir sind alle Dortmunder Jungs“, skandierte die Südtribüne. Einziger „Wermutstropfen“: Das Tor fiel vor den Nürnberger Fans auf der Nordtribüne. „Eigentlich wollte ich spontan zur Südtribüne rennen und dort auf den Zaun klettern. Aber dann hätte ich Gelb und später Gelb-Rot gesehen“, erzählte der BVB-Akteur dem Fachblatt
kicker.
Großkreutz kommt aus Dortmund-Eving, einem Stadtteil im sozialschwachen Dortmunder Norden. Eving grenzt direkt an die Dortmunder Nordstadt, die als
sozialer Brennpunkt gilt.
Fußballerisch spielte Eving immer eine sehr gute Rolle im Dortmunder Fußball. Da ist zum einen der Traditionsverein TuS, der schon in den siebziger Jahren in der damaligen höchsten Spielklasse in Westfalen kickte. Derzeit strebt die erste Mannschaft den Aufstieg in die Westfalenliga an, ist aktueller Tabellenführer der Landesliga 5 Westfalen und hat sein Team vor der Saison ziemlich aufgerüstet, unter anderem mit dem ehemaligen BVB-Profi Francis Bugri. Ein Sponsor der Truppe ist Patrick Owomoyela aus der aktuellen Mannschaft.
Wo auch Zorc, Klos und Ricken kickten
Der TuS Eving ist die Talentschmiede für Borussia: Aus dem Vorortverein schafften mit Michael Zorc, Stefan Klos und Lars Ricken drei Spieler den Sprung zu den Profis, die die Geschichte des BVB ziemlich mitprägten.
Der Lokalrivale Phönix hielt sich lange Zeit mit bescheidenem Etat in der Landesliga, besonders gefürchtet bei den Gegnern aus der Landesliga 3 war der Aschenplatz am Grävingholz. In diesem Jahr stieg Phönix allerdings aus der Landes- in die Bezirksliga ab.
Kevin Großkreutz spielte jedoch nie beim TuS oder bei Phönix, sondern unter anderem beim FC Merkur 07 Dortmund, einem Verein aus der nördlichen Dortmunder Innenstadt, der jahrelang für seine gute Jugendarbeit bekannt war und der lange Zeit mit einer Mannschaft fast nur aus Eigengewächsen in der Landesliga kickte. Eine beachtliche Leistung, wenn man sieht, welche Summen viele Vereine in diesen Ligen ihren Spieler zahlen.
Der Angreifer wechselte frühzeitig in den Jugendbereich von Borussia Dortmund, wurde dort aber mit 14 Jahren aussortiert, weil er angeblich körperlich zu schwach war. 2002 ging er zu RW Ahlen, spielte dort sieben Jahre in der Jugend und bei den Senioren, stieg 2008 mit RW Ahlen aus der Regionalliga in die 2. Liga auf und erzielte dort in 32 Spielen 6 Toren. Im Sommer schloss sich der Kreis, als Großkreutz zurück zu seinem Traumverein wechselte.