Mittwoch, 23. September 2009
Immer etwas im Schatten des Arc
Im September 1986 war ich zum ersten Mal auf der Rennbahn in Köln-Weidenpesch und was ich dort sah, beeindruckte mich durchaus. Zugegeben: Es war ein herrlicher Herbsttag und das sportliche Programm an diesem Sonntag war natürlich um Längen besser als das Winterprogramm auf der Dortmunder Allwetterbahn. Auch ansonsten wirkte alles etwas mondäner, sah mehr nach Geld aus als im bodenständigen Westfalen. Sportlicher Höhepunkt war der Preis von Europa, der vor 23 Jahren mit 400.000 DM höher dotiert war als heute, wo es nur um 155.000 Euro geht.
An das Rennen selbst kann ich mich überhaupt nicht mehr erinnern. Es siegte der 132:10-Schuss Allez Milord aus England vor Baby Turk und Moon Madness – keine Ahnung, was ich damals gewettet habe, getroffen habe ich jedenfalls nicht. Im Sattel der Erstplacierten saßen damals Greville Starkey, Steve Cauthen und Pat Eddery – drei internationale Topjockeys, mit deren Namen ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so viel anfangen konnte. Woran ich mich aber erinnere, ist das Rennen danach, als Erwin Schindler einen Ausgleich gewann und laute „Erwin-Sprechchöre“ über die Bahn schallten.
Seit 1963 gibt es den Preis von Europa über die Derbydistanz von 2400 Metern, seit 1972 hat die Prüfung Gruppe 1-Status, zählt also zur höchsten Kategorie in Europa. Neben Mehl-Mülhens- und Union-Rennen ist die Prüfung über die Derbydistanz von 2400 Metern einer der Höhepunkte im Kölner Turfkalender.
In der Anfangsphase prägte ein Pferd aus der damaligen Sowjetunion das Rennen: Dreimal - 1965, 1966 und 1967- durfte sich Anilin den Siegerkranz überstreifen lassen.



Erstaunlicherweise kann ich mich sofort an einige Sieger aus Mehl-Mülhens und Union erinnern, beim Preis von Europa muss ich oftmals nachdenken, spontan fiel mir keiner ein. Das mag auch daran liegen, dass ich das Drama von 1987, als Kamiros II auf der Ziellinie noch an Le Glorieux vorbeilauf, nicht mitbekommen habe, weil ich in diesem Jahr meinen Grundwehrdienst mehr oder weniger motiviert weit weg in Schleswig-Holstein absolvierte.
Zudem war der Kölner September-Showdown nie das große Wettrennen. Meist gab es einen klaren Favoriten, der oft die Nase vorn hatte.

Viel Prominenz
Die Siegerliste liest sich dennoch wie ein „Who is Who“ des deutschen Turfs: Mondrian (1990, 14:10), Lomitas (1991, 12:10), Monsun (1993 und 1994, 32:10 bzw. 27:10), Lavirco (22:10, 1996), Belenus (41:10, 1999), Schiaparelli (2007, 22:10, siehe Video) oder im vergangenen Jahr die excellente Stute Baila Me (66:10) gewannen unter anderen in den letzten 20 Jahren.
Aus dem Ausland kommen häufig Pferde, die etwas unter der Jahrgangsspitze in ihren Ländern standen und hier ein Gruppe I-Rennen gewinnen konnten. Dazu zählen Namen wie der Doppelsieger Taipan (1997 und 1998) aus dem Quartier von John Dunlop, Apple Tree (1992) oder die Godolphin-Galopper Mamool (2003) und Kutub (2001). Die Toppferde aus Irland, Frankreich, England und auch Deutschland laufen allerdings eine Woche später im Prix D’Arc de Triomphe in Paris-Longchamp, Europas Nummer 1-Rennen über 2 400 Meter.
2009 ist das nicht anders, dennoch ist die Besetzung nicht schlecht: Aus England wurden Bronze Cannon (Gr. II-Sieger in Royal Ascot), Eastern Anthem (Zweiter im Großen Preis von Baden), Schiaparelli (zuletzt Zweiter im Irish St. Leger) und Enroller genannt, aus heimischen Ställen kommen Poseidon Adventure (Zweiter 2007 und 2008), der Derby-Zweite Toughness Danon, der Derby-Vierte Eliot, Ambassador (Sieger im großen Preis der badischen Wirtschaft) und Schiller Danon (4. im Rheinland-Pokal). Auf dem Paper sieht das nach einer durchaus offenen Angelegenheit aus.



Wer zuletzt lacht - Derbyfieber Teil 1


Erinnerungen an ein denkwürdiges Revierderby aus dem September 2008: 3:0 führte Schalke beim BVB, war gegen desolate Dortmunder völlig überlegen und wollte den Gegner jetzt vorführen. Doch dann kam Alex Frei - und Schalke hatte zum Schluss Glück, dass Borussia nicht noch das 4:3 gelang. Idee und Film stammen von Sebastian Landeskroener und Uwe Sittig.