Dienstag, 1. September 2009
Iffezheimer Impressionen vom Dienstag
Dritter Renntag der Großen Woche in Baden-Baden – und diesmal hatte ich sogar Zeit und Muße, die Rennen zu verfolgen. Sportlich bietet die Große Woche immer noch eine Fülle an Highlights, am Dienstag setzten das Kronimus-Rennen für zweijährige Pferde und das 75. Darley-Oettingen-Rennen (Gr. II) über die Meile die sportlichen Ausrufezeichen. Meine Notizen des Tages:
• Nicht unbedingt ein Ruhmesblatt für die deutsche Meiler-Elite war der souveräne Sieg des englischen Gastes Premio Loco im 75. Darley-Oettingen-Rennen. Denn das Pferd von der Insel ist eigentlich nicht mehr als ein (allerdings sehr guter) Handicapper, dessen beste Form zudem von der Allwetterbahn stammt. Da hätte schon etwas mehr von Aspectus, Earl of Fire, Glad Panther oder Caro Jina kommen müssen. Am besten schlug sich noch der Außenseiter König Concorde als Zweiter.
• Zudem, so Trainer Chris Wall, war Premio Loco vorher nicht ganz gesund. Sportlich stehen ganz klar die Rennen in Dubai im Mittelpunkt, Baden-Baden war so eine Art Aufbaurennen. Der Sieg war ein schönes Geburtstaggeschenk für Jockey George Baker, für den es der erste Gruppe II-Erfolg in seiner Karriere war.
• Früher dachte ich immer, Kronimus wäre ein Rennpferd aus vergangenen Zeiten gewesen. Stimmt aber nicht – das Rennen wird nach der gleichnamigen Unternehmensgruppe für Betonsteine benannt. Bereits zum 25. Mal sponsert die Unternehmerfamilie Kronimus die Prüfung. Respekt, zumal schon sehr gute Pferde wie etwa Germany oder im letzten Jahr Smooth Operator die Listenprüfung gewonnen haben. Die diesjährige Siegerin heißt Diatribe, die auf der Linie die Favoritin Aslana noch übersprintete, aus dem Gestüt Röttgen. Für Trainer Hans-Albert Blume war das ein willkommener Erfolg in einer bislang höchst mäßigen Saison.
• Auch Handicaps können in Iffezheim von der Spitze aus gewonnen werden. Das bewies Adrie de Vries mit Gangster im Preis vom Oberrhein, der Start-Ziel knapp erfolgreich war und auch mein Tipp war.
• Haben Daniel Delius und Andreas Sauren im Talk der Sport-Welt vor den Rennen eigentlich irgendwann mal unterschiedliche Meinungen? Immer, wenn ich den beiden zuhöre, tippt Delius ein Pferd, das meist der Favorit ist, und Sauren sagt dann, dass das Pferd auch sein Tipp sei. Dabei sind die Rennen in Iffezheim schwer genug und zumindest in den Handicaps starten genügend Pferde, die zu hohen Quoten gewinnen bzw. in die Placierung laufen können, weil die Prüfung ihr Saisonhöhepunkt ist.
• Gibt es in Baden-Baden und der Landkreis Rastatt noch eine Monarchie? Oder warum kündigt Rennbahnsprecher Sven Wissel den Präsidenten des Internationalen Clubs, Bernhard Prinz von Baden, als königliche Hoheit an.



Das Kreuz mit den Noten
Derzeit läuft am Montag immer das gleiche Ritual ab: Ich nehme den kicker aus dem Briefkasten und noch auf der Treppe blättere ich die ersten Seiten des Innenteils durch. Was mich so brennend interessiert, sind die Noten der Bundesligaspieler. Ich spiele mit beim Bundesligatrainer der Ruhr-Nachrichten. Die Zensuren sind die Basis des Wettbewerbs – und bislang kann ich mich nicht beklagen. Platz 102 mit 335 Punkten bei über 6 000 Teilnehmern ist schon ganz ordentlich. Fleißigste Punktesammler des von mir zusammengestellten Teams waren bislang die Sportkameraden Simunic, Özil, Ze Roberto und Amanatidis, meine BVB-Akteure wie Santana, Sahin und Valdez blieben bislang etwas unter den Erwartungen.
Ob Kicker, Ruhr-Nachrichten, Reviersport oder Bild – alle spielen sie nach dem jeweiligen Bundesligaspieltag den Lehrer und benoten die Leistungen der Akteure. Und da stellt sich die Frage: Sind Journalisten überhaupt fachlich in der Lage, die Leistungen der Spieler richtig einzuschätzen? Wenn man sich mit so manchem altgedienten Sportredakteur unterhält oder einigen Journalisten beim DSF-Doppelpass lauscht, dann kommen schon einige Zweifel.
Die Noten des kickers gelten in der Branche als die meist objektiven. Die Redakteure des Fachblatts haben eine Notenskala von 1 bis 6 zur Verfügung und können Zensuren im 0,5-Abstand festlegen. Warum Spieler XY nun eine 4,5 und Spieler ZY eine 3,5 erhält, erscheint mir – wenn ich das gleiche Spiel gesehen habe – manchmal mehr als rätselhaft. Zudem werden Abwehrspieler in der Regel besser bewertet als Stürmer (warum eigentlich), die besten Zensuren erhalten allerdings die Torhüter – außer sie patzen spielentscheidend, dann gibt es die 5. Keine Rolle bei der Bewertung spielt die Tatsache, dass der Schlussmann vorher beispielsweise 5 hundertprozentige Torchancen des Gegners verhindert hat.
Die SportBild errechnet ihre Noten aus den Werten des Kickers, der Bild (wo der emotionale Aspekt eine wichtige Rolle spielt und es schon mal eine kollektive 6 gibt) und von Impire. Deren Werte errechnen sich nach eigenen Angaben aus den „Fakten“ wie Zweikämpfen, Passgenauigkeit oder Toren. Und es ist manchmal erstaunlich, wie die Werte differenzieren. Mario Gomez vom FC Bayern München bekam beispielsweise von Impire für seine Leistung in Mainz eine 2,9, von Bild erhielt der Bayern-Neuzugang eine glatte 6, der kicker entscheid sich für eine 5,0.
Offiziell sind Spielern und Trainern die Noten egal, inoffiziell haben sie schon daran Interesse. So mancher Sport-Redakteur erzählt von sonntäglichen Telefonanrufen, in denen Spieler um ihre Zensuren hart feilschten.