Freitag, 8. Juni 2018
Zum Tode des großen Denman
Eine sehr betrübliche Nachricht: Der großartige Denman ist tot. Er starb im Alter von 18 Jahren und war ein Pferd, das zu meinen absoluten Favoriten zählte.

Seine Duelle mit dem Stallgefährten Kauto Star prägten eine ganze Hindernis-Zeit. „Er kam zur rechten Zeit und war einer unser Superstars in einer goldenen Zeit für Team Ditcheat“, sagte Trainer Paul Nicholls, der beide Pferde trainierte.
Denman steht für alle Tugenden, für den ich den Hindernissport so liebe: Mut, Sprungvermögen, Kampfgeist und viel, viel Herz. Ein Pferd, das immer alles gab, ein Gigant der Rennbahn, eine Legende. „The Tank“ (der Panzer) war sein Spitzname, eine etwas martialische Beschreibung, aber auf der Insel hat man zu diesen Dingen eine etwas weniger rigide Sicht.
„Es war seine schiere Größe, die herausstand“, zitierte diese Kolumne 2011 zum Denman-Rennbahnabschied Sam Thomas, der im erfolgreichen Gold Cup 2008 sein Reiter war. Ein herausragender Springer und ein Kraftpaket, an guten Tagen sprang er so präzise wie ein Uhrwerk. Thomas: „Kein anderes Pferd gab mir so ein Gefühl von Stärke, so wie er sprang und sich im Rennen bewegte.“ Und auch zur Charakterisierung „mürrischer Typ“ hat Sam Thomas was zu sagen: „Wenn Denman ein Mensch wäre, wäre er der Typ, den du als besten Freund haben möchtest, weil er immer für dich da ist.“

Lese- und Filmtipps
Würdigungen in der Racing Post und bei Racing UK. Von letzterem gibt es auch eine längere Version.



Donnerstag, 7. Juni 2018
Das Godolphin-Imperium schlug zurück


Trainer und Team feiern den Derbysieger Masar

Dass ich das noch erleben darf: Godolphin triumphiert im Epsom Derby. Mit Masar, den auch diese Kolumne nicht auf der Rechnung hatte. Immerhin hatten wir den Zweiten Dee Ex Bee als chancenreichen Außenseiter prognostiziert. Das Traditionsrennen wurde zum Doppel-Triumph für die Maktoum-Familie: Denn der Zweite steht im Besitz von Scheich Mohammeds Sohn Hamdan.

Irgendwie war Masar das vergessene Pferd – auch in unserer Derby-Vorschau. Doch Pferderennen laufen oft anders als vorgesehen. Und am Samstag gegen 17:32 deutsche Zeit tauchten auf einmal die berühmten blauen Farben an der Spitze auf und blieben auch dort. Dabei hatten wir das Pferd von Trainer Charlie Appleby als sehr gutes Pferd eingeschätzt: Dritter in den 2000 Guineas, davor überlegener Sieger in den Craven Stakes .
Charlie Appleby hatte schon im Vorjahr eine Vorahnung. Im September siegte sein Schützling in den Gruppe 2 Solario Stakes in Sandown. „Er wird dreijährig noch besser“, sagte er nach dem Rennen. „Und die 2000 Guineas sind die beste Derby-Vorprüfung.“
Der Trainer hat eine richtig gute Saison, jeder Dritte seiner Starter kommt als Gewinner zurück. Schon 2017 war die Bilanz ausgezeichnet, besonders die Zweijährigen gefielen. Saeed Bin Suroor, der andere Goldolphin-Trainer in England, hatte vorher schon Böses geahnt und sich über die Zweijährigen-Verteilung mokiert. Er habe die Spätentwickler, Appleby hingegen die besseren Typen bekommen. Damit ging Bin Suroor in die Öffentlichkeit, darauf trat Racing Manager John Ferguson zurück, immerhin 25 Jahre im Dienste von Scheich Mohammed.

Bessere Tage
In der Godolphin-Organisation werden viele richtig aufgeatmet haben. Seitdem die Pferde in den blauen Farben liefen, hatte es noch nie einen Erfolg im Prestige-Derby gegeben. Lammtara trug bei seinem Erfolg 1994 noch andere Farben und schlug ausgerechnet Tamure, der in den traditionellen Scheich Mohammed-Farben Weinrot und Weiß unterwegs war.
Es folgten später harte Jahre. Während die Coolmore-Leute mit Trainer Aidan O’Brien einen Klassiker nach dem anderen abräumten, spielte Godolphin nur die zweite Geige. Manchmal hatte Godolphin überhaupt keinen Vertreter in den Top-Rennen. Traurig für eine Organisation mit diesen gewaltigen finanziellen Möglichkeiten. Da nutzen auch vielen Erfolge beim heimischen Dubai Carnival im Winter in Dubai nicht viel.
Godolphin hat turbulente Zeiten hinter sich. Der Doping-Skandal 2013 um Trainer Mahmood al-Zarooni traf die Organisation bis ins Mark. Das Imperium wankte nicht nur aufgrund der fehlenden sportlichen Erfolge.
Manchmal zeigte sich die gesamte Hilflosigkeit der Godolphin-Organisation darin, dass man scheinbar wahllos jedes halbwegs talentierte Pferd aufkaufte, das aber unter den Godolphin-Trainern meist schlechter wurde. Das hat sich in den letzten Jahren verändert: Pferde wie Barney Roy, Harry Angel und Ribchester laufen in Blau, werden aber trainiert von ihren bisherigen Trainern Richard Hannon, Clive Cox und Richard Fahey. Und waren sehr erfolgreich.



Samstag, 2. Juni 2018
Epsom Derby: Die Besten der letzten 25 Jahre
Es begann an einem Dienstag im Juni 1993 bei einem Dortmunder Buchmacher, der Sieger hieß Commander in Chief und wurde trainiert von Henry Cecil. Es war das erste bewusst erlebte englische Derby des Autors. Am Samstag ist es erneut soweit: Das Epsom Derby 2018 steht an. Zeit für eine kleine Bilanz: meine besten Derbysieger der letzten 25 Jahre. Welche Pferde das waren, lesen Sie hier.



Freitag, 1. Juni 2018
Young Rascal kann Saxon Warrior stoppen
Es ist wie so oft im englischen Derby, das am Samstag um 17:30 Uhr gestartet wird. Aidan O’Brien sattelt den klaren Favoriten Saxon Warrior und vier weitere Kandidaten. Das bietet taktisch viele Varianten. Doch nicht immer gewinnt der Meistertrainer. Starter und Chancen im Epsom Derby 2018

1. Dee Ex Bee (Trainer Mark Johnston/Jockey Silvestre Da Sousa): Sehr solides Pferd aus dem Mark Johnston-Quartier, das zweijährig schon in Epsom erfolgreich und Dritter auf zu kurzem Weg im Epsom Derby Trial (2000 Meter) war. Zuletzt noch besser als Zweiter in der Chester Vase (2400 Meter), ohne den Sieger Young Rascal gefährden können. Großer Steher, muss sich aber weiter verbessern.

2. Delano Roosevelt (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan): Galileo-Sohn aus der irischen 1000 Guineas-Siegerin Again, der bislang nur beim Lebensdebüt siegreich war. Ansonsten immer platziert, zuletzt Zweiter hinter Hazarpour im Derrinstown Stud Derby Trial in Leopardstown, machte dabei noch einige Meter gut und fing den Stallgefährten The Pentagon ab. Noch längst nicht ausgereift, vielleicht kommt das Derby zu früh.

3. Hazapour (Trainer Dermot K. Weld/Jockey Frankie Dettori): Noch relativ wenig geprüfter Sharmardal-Sohn, der sich dreijährig noch mal verbessert hat. Jedenfalls fiel das Jahresdebüt sehr souverän aus: Sicherer Erfolg im Derrinstown Stud Derby Trial gegen Delano Roosevelt und The Pentagon, diese Form macht ihn zu einem Mitfavoriten. Dermot Weld machte vor zwei Jahren Harzand zum Derbysieger.

4. Kew Gardens (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Donnacha O’Brien): Der nächste aus dem O’Brien-Stall. Schon deutlich geschlagen von Knight To Behold im Lingfield Derby Trial, auch wenn er zum Schluss noch etwas anzog. Außenseiter.

5. Knight To Behold (Trainer Harry Dunlop/Jockey Richard Kingscote): Talentierter Sea The Stars-Sohn, noch wenig geprüft. Gewann trotz Unreife von der Spitze das Lingfield Derby Trial gegen Kew Gardens. Weitere Verbesserung möglich, aber das Derby ist noch mal eine Stufe höher. Und er wird kein ungestörtes Rennen an der Spitze bekommen.

6. Masar (Trainer Charlie Appleby/Jockey William Buick): Einziger Godolphin-Vertreter, sehr gutes Pferd, Dritter in den englischen 2000 Guineas und davor überlegener Erster in den Craven Stakes, 2400 Meter sind aber neu, Vater New Approach gewann das Derby, die Mutter war über 1900 Meter erfolgreich. Andere haben dennoch bessere Referenzen.

7. Roaring Lion (Trainer John Gosden/Jockey Oisin Murphy): Beeindruckte in den Dante Stakes mit seinem Speed und distanzierte das Feld im Stile eines Klassepferdes. Zählte zweijährig zur Spitze des Jahrgangs (knappe Niederlage gegen Saxon Warrior), floppte beim Jahresdebüt in den Craven Stakes und lief dann passabel in den Guineas. Wenn er 2400 Meter auf vielleicht klebrigem Boden kann, dann ist er ein ernsthafter Sieg-Anwärter.

8. Saxon Warrior (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore): Der große Favorit und die Nummer 1 im O’Brien-Stall. Galt immer als Pferd für Mitteldistanzen, die englischen 2000 Guineas dienten eigentlich nur als Vorspiel. Der Sieg in Newmarket war beeindruckend, hatte vorher auch immer alles richtig gemacht – vier Starts, vier Siege. Erstmals über 2400 Meter, nach Abstammung sollte er das können. Man möchte die dreifache Krone: 2000 Guineas, Derby, St. Leger.

9. Sevenna Star (Trainer John Gosden/Jockey Robert Havlin): Starter aus dem deutschen Gestüt Ammerland, Kampfsieger im Sandown Classic Trial. Zeigte viel Kampfgeist und verdiente sich den Platz im Derby-Feld. Dennoch Außenseiter, gilt im Gosden-Stall als St. Leger-Kandidat. Weicher Boden von Vorteil.

10. The Pentagon (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Wayne Lordan): Früh gehandelt als potenzielles Derby-Pferd. Gute Leistung zuletzt hinter Hazarpour und Delano Roosevelt, dennoch ist eine Formumkehr eher unwahrscheinlich.

11. Young Rascal (Trainer William Haggas/Jockey James Doyle): Erst drei Lebensstart, dabei von Rennen zu Rennen verbessert. Die Leistung in der Chester Vase gegen Dee Ex Bee war stark, trotz Unreife und nicht optimalem Rennverlauf lief er wie ein Pferd mit Zukunft. Großer Steher, sehr gute Möglichkeiten.

12.Zabriskie (Trainer Aidan O’Brien/Jockey P.B Beggy): Größter Außenseiter aus dem O’Brien-Stall, im Sattel sitzt aber der Reiter des letztjährigen Siegers Wings Of Eagles. Nach allen Vorformen aber nur mit geringen Chancen.



Derby 1996: Shaamit mit Michael Hills triumphiert im Epsom Derby 1996. Jockey-Legende Lester Piggott hatte ihn angesagt, sein Schwiegersohn William Haggas trainierte den Hengst. 22 Jahre später soll es ihm Young Rascal für Trainer Haggas nachmachen.

Urteil
Gegen einen O’Brien-Favoriten zu spielen, zahlte sich in den letzten Jahren meistens nicht aus. Und wieder hat der Meister aus Ballydoyle mit Saxon Warrior ein Pferd mit großem Potenzial am Start. Bislang hat der Deep Impact-Sohn alles richtig gemacht, die 2400 Meter sind zwar Neuland, aber das ursprüngliche Ziel. Dennoch halte ich mit Young Rascal dagegen: Großer Steher, dessen Grenzen noch lange nicht ausgelotet sind. Dazu kommt er aus einem Top-Quartier, das seine Pferde auch auf den Punkt genau vorbereiten kann. Bester Außenseiter: Dee Ex Bee.



Freitag, 20. April 2018
Cue Card: Ein Held der Rennbahn geht
Das Ende einer toller Karriere: Hindernispferd Cue Card geht in den Ruhestand. Das Pferd von Trainer Colin Tizzard und Besitzerin Jean Bishop war der Publikumsliebling der letzten Jahre im englischen Hindernissport. Oder wie man dort sagt: a people’s horse.

März 2018 Cheltenham: „Hoffentlich war es das jetzt“, dachte ich nach dem Lauf von Cue Card. In der Ryanair Chase hatte Jockey Paddy Brennan den Wallach angehalten, schon früh war klar, dass er diese Grade 1-Prüfung nicht zum zweiten Mal in seiner Karriere gewinnen würde. Trainer Colin Tizzard wirkte geschockt, doch eine Entscheidung wollte er noch nicht treffen. In dieser Woche kam diese dann: Cue Card beendet mit 12 Jahren seine großartige Laufbahn. Damit geht eines der profiliertesten Pferde der letzten Jahre im englischen Hindernissport in den Ruhestand. Ein Pferd, das seit 2010 immer irgendwie dazugehörte.
Einen Monat zuvor – im Februar 2018 in der Betfair Ascot Chase – blitzte noch mal die alte Klasse auf. Cue Card lief ein famoses Rennen und lieferte dem halb so alten Waiting Patiently einen hartnäckigen Kampf. Am Ende setzte sich der junge Herausforderer durch, aber die Öffentlichkeit feierte den Zweiten gleichfalls frenetisch. „Nicht siegreich, nicht sein zehnter Grade 1-Erfolg, aber vielleicht seine größte Stunde“, jubelte Racing UK-Moderator Nick Luck.
Komischerweise habe ich nie eine Wette mit Cue Card getroffen. Das mag daran liegen, dass ich nicht gerne Favoriten wette, weil die Quote mir zu mickrig erscheint. Der Sohn von King’s Theatre ging häufig als Favorit an den Start. Wenn ich ihn dann doch mal getippt habe, dann hatte er einen schlechten Tag. Wie im Cheltenham Gold Cup 2016, als er fiel, bevor das Rennen entschieden wurde. Es ist ihm schon lange verziehen.


Trainer Colin Tizzard und seine besten Erinnerungen an Cue Card.

Stehaufmännchen
„Er war so gut zu uns“, sagte Colin Tizzard nicht nur einmal über seinen Stallcrack. „Er war das Pferd, das die Tizzards richtig auf die Landkarte brachte“,
meint Jockey Richard Johnson.
Richtig erkannt vom Championjockey, der Cue Card nie ritt: Dass Colin Tizzard später erfolgreich Cracks wie Thistlecrack oder Native River trainierte und sein Stall immer größer wurde, verdankte er auch den Erfolgen von Cue Card.
Neun Grade 1-Siege feierte der Wallach – vom Erfolg im Cheltenham Bumper 2010 als 40:1-Außenseiter bis zum Erfolg in der Ascot Betfair Chase im Februar 2017. Über 1,4 Millionen Pfund Preisgeld erkämpfte er. Mich beeindruckte besonders sein Triumph in der King George Chase 2015, als er auf den letzten Metern noch Vautour abfing. Die Bahn bebte vor Begeisterung, es war ein gigantisches Duell zweier Top-Pferde. Ein paar Tage später verstarb Bob, Ehemann von Besitzerin Jean Bishop.
„Für den Hindernissport war Cue Card eine Rarität“, erklärt Cornelius Lysaght, Renn-Korrespondent der BBC. „Ein Pferd der Leute, hochtalentiert und einfach nur bewundert von der Öffentlichkeit.“ Aber es waren nicht nur die Erfolge und sein spektakulärer Laufstil von der Spitze, die das Publikum begeisterten. Cue Card kämpfte sich auch nach Verletzungen und Stürzen wieder zurück.
„Etwas, das ihn von anderen Pferden unterschied, war seine Fähigkeit zurückzukommen“, sagt sein langjähriger Erfolgsjockey Paddy Brennan. Und das innerhalb kürzester Zeit: Keine drei Wochen nach seinem Sturz im Cheltenham Gold Cup 2016 – der schlimmste Tag in seiner Karriere, so Brennan – deklassierte er Don Poli in der Aintree Bowl Chase. „Das war ein weiteres Markenzeichen dieses Pferdes: Die Zweifler verstummen zu lassen.“
Seinen Abschied von der Rennbahn wird Cue Card am letzten April-Samstag auf der Rennbahn in Sandown Park feiern. Noch einmal werden die Emotionen groß sein, doch danach sind ruhigere Zeiten angesagt. Bei den Tizzards, die ihm so viel verdanken.



Donnerstag, 12. April 2018
Fünf Empfehlungen für das Grand National Meeting 2018
Das Grand National 2018 steht bevor, das zweite große Hindernismeeting in England. Im Mittelpunkt natürlich: das berühmte Grand National am Samstag, das größte Wettspektakel auf der Insel. Fünf Tipps für die drei Tage.

Es gab mal eine Zeit, da habe ich das National durchaus kritisch gesehen. Die Distanz zu lang, die Hindernisse zu schwer, die Zahl der Teilnehmer zu groß – Aspekte, die gegen das Rennen sprachen. Seit den Entschärfungen aus dem Jahr 2012 habe ich allerdings meinen Frieden gemacht. In den letzten Jahren haben meist sehr gute Pferde gewonnen, dazu gab es keine tödlichen Unfälle. Nichtsdestotrotz sind die Rennen über die National Fences (eines an jedem Renntag) immer noch eine besondere Herausforderung an Ross und Reiter.



Der letzte National-Erfolg für Trainer Nigel Twiston-Davies: Bindaree schlägt den tapferen What's Up Boys. Das war 2002

Die Tipps
Blaklion (Trainer Nigel Twiston-Davies/Grand National): Nigel Twiston-Davies weiß, wie man das National gewinnt. Und mit Blaklion sattelt er auch in diesem Jahr einen veritablen Kandidaten. Sein Starter galt schon im letzten Jahr als chancenreich, lief lange sehr gut, wurde am Ende Vierter. Im November imponierte der eher schmächtige Wallach bei seinem Erfolg in der Becher Handicap Chase über den National-Kurs. Er lasse die National-Hindernisse „erscheinen wie Hürden“, sagt der ehemalige Top-Jockey und heutige Experte Mick Fitzgerald. Die schwache Form auf schwerem Boden in Haydock sei ihm verziehen. Trotz hohem Gewicht ein sehr chancenreicher Starter – trotz aller Unwägbarkeiten.
Dazu empfehle ich als chancenreiche Außenseiter Gas Line Boy (hat ebenfalls Form über den Kurs) und Seeyouatmidnight (im letzten Jahr wenig gelaufener Steher, der noch Reserven haben sollte).
Das Grand National 2018

Mia’s Storm (Trainer Alan King, Mildway Novices‘ Chase): Toll gesteigerte Stute mit deutschem Vater, denn September Storm lief einst in den Ullmann-Farben. Ich mag es, wenn Pferde geschont nach Aintree kommen. So eine Kandidatin ist Mia’s Storm: Nach ihrem Sturz in Kempton in der Kauto Star Novices‘ Chase im Dezember, als sie als Mitfavoritin fiel, gab ihr Trainer King eine Pause. Davor aber imponierte die Stute mit Sprungtalent und Stehvermögen. In Bestform sollte sie Black Corton, Elegant Escape und Ballyoptic, die sie alle in Kempton traf, schlagen.
Mildway Novices‘Chase

Scarlet Dragon (Trainer Alan King, Top Novices‘ Hurdle): Er war ein etwas verwegener Tipp für die Supreme Novices‘ Hurdle in Cheltenham, doch leider kam Scarlet Dragon nicht an den Start. Jetzt also Aintree – und vielleicht hat ihm die längere Pause gut getan. Der „Drache“ verfügt über sehr gute Flachklasse, gewann Top-Handicaps und war gruppenplatziert. Bei seinem Debüt in Kempton fand der Sir Percy-Sohn noch gut ins Rennen, nur der überlegenen Sieger Global Citizen war schon in Sicherheit. Den trifft er wieder und vielleicht kann der King-Schützling seinem damaligen Bezwinger diesmal schlagen. Natürlich gibt es auch andere gefährliche Gegner, aber das Rennen in Cheltenham war deutlich besser besetzt.
Top Novices‘ Hurdle

Santini (Trainer Nicky Henderson, Sefton Novices‘ Hurdle): Wie Scarlet Dragon war Santini schon einer meiner Tipps für Cheltenham, doch er startete in der Albert Bartlett Novices‘ Hurdle. Dort lief der Milan-Sohn ein gutes Rennen, zum Sieg reichte es jedoch nicht. Vielleicht scheiterte er an fehlender Erfahrung, denn es war erst sein dritter Start. Dieser Start wird das Henderson-Pferd nach vorne gebracht haben, an seinem Stehvermögen gibt es keine Zweifel. Vielleicht dreht er ja den Spieß gegen den Stallgefährten OK Corral um.
Sefton Novices‘ Hurdle

Ultragold (Trainer Colin Tizzard, Topham Chase): Im letzten Jahr war die Stallform von Trainer Colin Tizzard in Aintree überragend. Eine der größten Überraschungen war der Erfolg von 50:1-Chance Ultragold in der Topham Chase über die National Fences. Auch sein nächster Versuch im November 2017 über diesen einzigartigen Kurs endete erfolgreich: Platz 2 hinter Gas Line Boy. Über die schweren National-Hindernisse scheint der erfahrene Kapgarde-Sohn ein anderes Pferd zu sein. Die Formen danach waren nicht so gut und natürlich stellt die Topham Chase große Anforderungen, aber bei Kursen um 25:1 verdient der Tizzard-Schützling einen dicken Hinweis.
Topham Chase



Samstag, 24. März 2018
Held der australischen Picknick-Rennen
Einst galt Sommernachtstraum auf diesen Seiten als Geheimtipp für das Deutsche Derby 2011. Daraus wurde nichts. Später führte sein Weg nach Australien, wo er sich mit zehn Jahren immer noch auf den dortigen Rennbahnen tummelt. Durchaus erfolgreich. Jetzt gab es ein Wiedersehen mit ihm in diesem netten Video.

Der Kolumnist war im Mai 2011 ganz hingerissen und witterte – Traum eines jeden Kleinzockers – viel Gewinn für wenig Einsatz. „Ein Derby-Traum zum Kurs von 200“, betitelte er seinen Text, in dem er hoffnungsvolle Kandidaten für das wichtigste Rennen des deutschen Turfkalenders vorstellte. Der Traum trug den Namen Sommernachtstraum: „Bei zwei Versuchen noch sieglos, aber hier macht der Ton die Musik...Steigerungsfähig und Stehvermögen ohne Ende“ lautete die Analyse.
Das war nach zwei Rennen, es folgte das Iffezheimer Derby-Trial Anfang Juni. Dort unterlag er nur dem späteren Derbysieger Waldpark, ohne jedoch eine Chance gegen diesen zu haben. Im Derby allerdings bleib der Shirocco-Sohn ohne Möglichkeiten und landete als 13. im geschlagenen Mittelfeld. Der Wunsch des Kolumnisten vom Derby-Sieger war dann doch ein wenig verwegen.
Sportliche Spitzenklasse besaß der in Deutschland von Waldemar Hickst trainierte Sommernachtstraum leider nicht. Nach einem Sieg in einem harmlosen Sieglosen-Rennen in Düsseldorf bliebi er ohne weiteren Treffer, traf aber oft auf gute Gegner.
Erst am 30. Juni 2013 machte der Nun-Wallach wieder auf sich aufmerksam und siegte über weite 3000 Meter im Prix Conseil de Soil im französischen Chantilly, einem Altersgewichtsrennen. Australische Interessenten wurden auf ihn aufmerksam, Australian Bloodstock wurde Mitbesitzer und schickten ihn zu Trainer Kris Lees ins Training. Ein Pferd mit Stehvermögen aus deutscher Zucht, ein Kandidat für den Melbourne Cup, das australische Mega-Rennen Anfang November.

Melbourne-Cup blieb unerreicht
Doch diese hohen Ansprüche konnte der Shirocco-Sohn nicht erfüllen. Seine beste Form war ein Erfolg in einem mit 40 000 AuD dotierten Ausgleich in Kensington am 26. Februar 2014 über 2500 Meter. Danach aber lief nicht mehr viel zusammen, der Melbourne Cup blieb ein Wunschtraum. Sein letzter Start für Lees war ein dritter Platz in einem Handicap in Moonie Level.
Im Jahr 2015 folgte dann der Wechsel zu Trainer Robert Kingston. Ein kleineres Quartier – und dort schlägt sich der ehemalige Deutsche auf niedrigerem Level sehr ordentlich. Am 11. März siegte der Wallach im australischen Balnarring über 2000 Meter. „Er sah nie besser aus“, sagt sein Trainer Robert Kingston. „Er hat zwar nie den Top-Level erreicht, aber er bereitet uns und seinen Besitzern große Freude.“ Heute läuft Sommernachtstraum in den Farben der Eheleute Gilbert und Pitcher sowie den Herren Frain und Smith, dazu ist sein Trainer Mitbesitzer.
Sein neues Betätigungsfeld sind die Picnic Races auf kleineren Rennbahnen in Australien. Dort können die Besucher direkt mit ihrem Auto auf die Bahn fahren, die Pferde sind quasi Teil des Barbecues.
Ein Sieger-Typ ist ihr Schützling aber nicht unbedingt: Bei 55 Starts für Kingston schaffte er fünf Erfolge, immerhin gab es mal eine kleine Serie mit Treffern im Mai, Juni und Juli 2016. Aber sein Team liebt ihn auch aufgrund seines tollen Charakters, nur sein Name ist eine echte Herausforderung für australische Zungen.



Rennen und Barbecue: Schönes Video zu den Picnic Races auf dem Kurs von Balnarring. Auf diesem Kurs feierte Sommernachtstraum seinen letzten Erfolg.



Donnerstag, 22. März 2018
Toller Sport und alles andere als ein Gemetzel
In England und Irland ist das Cheltenham-Festival eine sportliche Institution. Kritik gibt es eher selten, in Deutschland ist der Widerstand da größer. Manche Zeitgenossen möchten die Rennen sogar verbieten. Weil sie zu gefährlich seien. Mich nervt diese Einstellung schon seit Jahren. Warum Hindernisrennen und speziell das Cheltenham Festival großartiger Sport und keine Tierquälerei sind.

Cheltenham nicht schon wieder, werden vielleicht manche jetzt sagen. Leider. Gerade in Deutschland ist der Zahl der Gegner dieser Art von Rennen groß. Darf man also eine Veranstaltung gut finden, bei der Pferde tödlich verunglücken? Turfteufel Nika S. Daveron hat das Dilemma im Racebets-Blog ganz treffend dargestellt. Ich sehe das allerdings noch dezidierter: Man darf diese Rennen gut finden. Hindernisrennen sind keine Tierquälerei, die Pferde sind nicht überfordert. Unfälle passieren auch in anderen Rennen oder auf der Koppel.
Die Festival-Fakten sprechen für sich: Über 240 000 Zuschauer an den vier Festivaltagen, dazu Millionen Zuschauer vor TV (natürlich läuft das Festival im Free-TV), Computern, Smartphones oder beim Bookie. Das sind Zahlen, von denen wir in Deutschland nur träumen können.
Schon der Blick auf die grandiose Kulisse ist filmreif: Vollbesetzte Tribünen, im Hintergrund die sanften Hügel der Cotswolds. Selbst am Bildschirm spürt der Betrachter die große Freude der Beteiligten, wenn sie ein Rennen gewonnen haben. Die Tränen der Lizzie Kelly, die Freude der Bridget Andrews und der Skeltons (Jockey Harry, Trainer Dan) oder ein Trainer Gordon Elliott, der seine Serie von neun Siegen kaum fassen kann – emotionale Momente, die auch einem Cheltenham-Routinier immer wieder Tränen der Rührung in die Augen treiben.

Irische Dominanz
Sportlich gab es grandiose Leistungen: Footpad im Arkle, Altior in der Champion Chase, Samcro in der Ballymore Novices' Hurdle oder Native River im Gold Cup waren nur einige. Meine persönlichen Höhepunkte waren Summerville Boy in der Supreme Novices' Hurdle, der an dieser Stelle angesagte Mr. Whitaker in der Food Brothers Novices' Chase, Shattered Love in der JLT Novices' Chase und Farclas in der Triumph Hurdle.
Die irischen Trainer Willie Mullins und Gordon Elliott dominierten, die Pferde aus Irland haben ihre englischen Kollegen ein wenig abgehängt. Der Trend ist jedoch nicht neu. Fazit: Das Festival ist immer noch das Nonplusultra des Hindernissports, die Besten aus England und Irland treffen sich dort.
Leider gab es auch sechs tödlich verunglückte Pferde. Drei Starter verloren dabei ihr Leben im letzten Rennen der Veranstaltung, der Grand Annual Chase. Das sind sechs Pferde zu viel, Besitzern und Trainer gehört nicht nur mein Mitgefühl.

Privilegierte Wesen
Sind diese Rennen also zu brutal? Sind sie vielleicht doch Tierquälerei, wie manche Gruppen behaupten? Tatsache: Hindernisrennen sind gefährlicher als Flachrennen. Aber Pferde und Reiter sind keinesfalls überfordert mit den Hindernissen. Zumal der schwere Boden eigentlich dafür sorgte, dass das Tempo nicht übermäßig schnell war und somit die Rennen sicherer waren. Aber Pferde und Jockeys verstehen ihr Handwerk, sind routiniert, bestens ausgebildet. Schlichtweg die Besten ihres Fachs.
Zudem: Es gab sechs tödliche Verletzungen bei 489 Starter in den 28 Rennen, die große Mehrheit der Pferde kam also intakt nachhause. Das letzte Rennen mit den drei tödlich verunglückten Pferden hat auch mir ein wenig die Stimmung vermiest. Es waren Unglücke, die einfach passieren können. So traurig sie sind.
Wenn manche Aktivisten von Tierquälerei sprechen, ist das Unfug. Das Tierwohl wird in anderen Bereichen vielmehr beschädigt. In der Fleischproduktion etwas. Hindernispferde haben in der Regel ein langes Leben auf der Rennbahn, werden gut versorgt und bestens betreut. Sie sind privilegierte Wesen. Zudem würde manche Meinung hier anders aussehen, wenn der Hindernissport in Deutschland eine größere Rolle spielen würde. Aber das wird ein Traum bleiben.



Sonntag, 11. März 2018
Acht Pferde für den großen Cheltenham-Moment
Spannung, Verzückung, Ekstase oder Ärger – für Freunde des Hindernissports beginnt ab Dienstag der Ausnahmezustand. Das Cheltenham Festival 2018 steht vor der Tür. Die besten Hindernispferde aus England und Irland treffen sich in Cheltenham. Autor Ulrich König hat sich acht Pferde ausgesucht, auf die er mit besonderem Interesse blickt. Und nicht nur, weil er sie wettet.

Black Corton (Trainer Paul Nicholls, RSA Chase): Einer der Aufsteiger der Saison, von seinen 10 Starts über die großen Hindernisse gewann er acht Mal, zwei Mal belegte er den zweiten Platz. Wer Black Corton sagt, der muss spätestens jetzt Bryony Frost nennen. Die Reiterin war bislang eine der Entdeckungen der englischen Hindernissaison und versteht sich mit ihrem vierbeinigen Partnern blendend. Oft wirkt das so, als wenn diese für Frost noch mal einen Gang zulegen würden. Black Corton hat Stamina ohne Ende, mag Cheltenham (schon zweimal dort gewonnen) und kann sowohl weichen als auch guten Boden. Und er hat Bryony im Sattel.

Cue Card (Trainer Colin Tizzard, Ryanair Chase): Cue Card gehört schon fast zum Inventar des englischen Hindernissports, seit er 2010 den Cheltenham Festival Bumper gewann. Trainer Colin Tizzard verdankt dem Wallach einiges, voller Stolz spricht er über seinen Schützling. Über eine Million Pfund Preisgeldern erkämpfte der 12jährige Cue Card bislang in seiner grandiosen Karriere. Und Cheltenham wird beben, wenn der King’s Theatre-Sohn in der Ryanair-Case siegen würde. Gänsehaut-Momente wie zuletzt, als er in der Ascot Chase gegen Waiting Patiently ein großartiges Rennen lief und nach hartem Kampf unterlag. Das war seine beste Form seit langem, in Cheltenham ist die Bilanz aber eher wechselhaft. Zudem wäre für Cue Card weicher Boden von Vorteil.

Lil Rockefeller (Trainer Neil King, Stayers Hurdle): Es gibt offensichtlichere Kandidaten in der Stayers Hurdle als Lil Rockefeller. Aber wer den eisenharten Schützling von Neil King unterschätzt, ist selber schuld. So wie der Kolumnist im letzten Jahr, als Lil Rockefeller zum Kurs von 34:1 lange Zeit wie der Sieger aussah und nur Nichols Canyon unterlag. In der Stayers Hurdle 2018 wird er wahrscheinlich zu einem ebenfalls hohen Kurs starten. Der Wallach ist an guten Tagen ein eisenharter Kämpfer, an dem die Konkurrenten erstmal vorbeikommen müssen. Eines dieser Pferde, die den Puls auf Hochtouren bringen. Und daher die Empfehlung für eine kleine Wette. Sieg und Platz.

Mister Whitaker (Trainer Mike Channon, Brown Advisory Plate oder Close Brothers Novice Handicap Chase): Eigentlich kennt die Turf-Welt Mike Channon eher als Trainer von Flachpferden. Aber nachdem Trainerin Henrietta Knight ihre Lizenz zurückgab, betreut ihr Nachbar Channon auch einige Hindernispferde. Knight jedoch spielt dabei eine große Rolle und so strahlten Channon und die ehemalige Betreuerin von Gold Cup-Sieger Best Mate im Januar in Cheltenham um die Wette: Ihr Schützling Mister Whitaker hatte gerade am sogenannten Trials Day eine bemerkenswerte Vorstellung abgeliefert. Souverän siegte er in der Timeform Novices Chase und empfahl sich für bessere Aufgaben. Wo er in Cheltenham laufen wird, steht noch nicht endgültig fest. Denn Mister Whitaker hat noch Nennungen in der Brown Advisory Plate am Donnerstag als auch in der Close Brothers Novice Handicap Chase am Dienstag. Ein Hinweis ist er aber wert, auch wenn die Handicaps des Cheltenham Festivals hart umkämpft sind und ich in solchen Rennen ungerne frische Sieger spiele. Aber dies ist ein Kandidat mit weiteren Reserven.

My Tent Or Yours (Trainer Nicky Henderson, Champion Hurdle): Nicky Henderson sattelt mit Buveur D’Air den klaren Favoriten in der Champion Hurdle. Das wissen auch die Bookies, entsprechend tief steht der Sieger von 2017 im Kurs. Alternativen? Nicht unbedingt für den Sieg, aber für Ita oder Wetten ohne den Favoriten gibt es einen Kandidaten. My Tent Or Yours kommt ebenfalls aus dem Henderson-Quartier. 11 Jahre alt ist der Desert Prince-Sohn inzwischen: Vier Mal lief er beim Cheltenham-Festival, jedes Mal rannte er auf Platz 2. Dreimal davon in der Champions Hurdle – im letzten Jahr hinter dem Stallgefährten. Das zeigt schon Konstanz und Klasse, nur ein Siegertyp ist er nicht unbedingt. In diesem Jahr kommt das Pferd mit dem komischen Namen aber als frischer Sieger und wenig strapaziert ins Rennen. Im Dezember besiegte er The New One in der International Hurdle in Cheltenham.



Dreimal Zweiter in der Champion Hurdle: My Tent Or Yours, hier 2016 hinter der Siegerin Annie Power

Samcro (Trainer Gordon Elliott, Ballymore Novices Hurdle): Er ist der Newcomer in Irland, der allen imponierte. Samcro ist noch ungeschlagen in Hürden- und Flachrennen, die Erfolge fielen alle ungemein leicht aus. Der Sohn des einstigen deutschen Top-Pferdes Germany wird wahrscheinlich in der Ballymore Novice Hurdle starten. Sein Kurs ist entsprechend niedrig, aber der Schützling von Gordon Elliott ist auch mehr ein Pferd zum Genießen als zum Wetten. Vielleicht werden wir einen künftigen Super-Star der Hindernis-Szene bewundern.

Santini (Trainer Nicky Henderson, Albert Bartlett Novices Hurdle): Einer meiner Favoriten der Saison 2017/2018 – und nicht nur deshalb, weil er mir zweimal schöne Wetttreffer bescherte. Zwei Starts, zwei Erfolge in Newbury und Cheltenham und in beiden Rennen lief der Milan-Sohn wie ein Routinier mit viel Stehvermögen. Das war auf weichem bzw. schwerem Boden, sein Trainer Nicky Henderson sagt allerdings, dass er auf gutem Boden noch besser sei. Der weitere Weg in der Albert Bartlett wird ihm liegen, aller guten Dinge sind also drei.

Scarlet Dragon (Trainer Alan King, Supreme Novices Hurdle): Mein Außenseiter-Mumm für die Supreme Novices Hurdle zum Festival-Auftakt. Scarlet Dragon verfügt über sehr gute Flachklasse, gewann Top-Handicaps und war gruppenplatziert. Jetzt ist Alan King sein Trainer, das Hürden-Debüt in der Grade 2-Dovecote Hurdle in Kempton sah vielversprechend aus. Nach etwas unsicherem Beginn fand der Sir Percy-Sohn gut ins Rennen, nur der überlegenen Sieger Global Citizen war schon in Sicherheit. Die Supreme Novice Hurdle wird immer von sehr guten Pferden gewonnen und ist auch in diesem Jahr gespickt mit hoffnungsvollen Kandidaten. Die Favoriten Getabird und Kalashnikov haben deutlich bessere Vorformen, aber Scarlet Dragon wird sein Debüt noch steigern. Definitiv.

Dieser Text ist bereits am Freitag im Racebets-Blog erschienen.



Donnerstag, 22. Februar 2018
12 Teams kämpfen um den Turf-Champion
Championship Horse Racing heißt eine neue Serie in England, die ab 2019 neue Zielgruppen für den Turf begeistern soll. Die Resonanz in der Turfwelt ist überwiegend negativ. Auch der Kolumnist hat so seine Zweifel. Aber die Serie soll ja auch neue Freunde unseres Lieblingssports anlocken.

Das Konzept: Zwölf gesponserte Firmenteams laufen in einer Serie an acht Donnerstagen auf verschiedenen Gruppe 1-Rennkursen um die Wette. Termin soll der Frühsommer sein, alle Rennen werden im TV übertragen. Sechs Handicaps mit je 12 Pferden stehen auf dem Programm, jede Prüfung ist dotiert mit mehr als 100.000 Pfund. Ein Team besteht aus 30 Pferden, einem Trainer und vier Jockeys.
Gewertet wird nach einem Punktesystem wie in der Formel 1. 25 Punkte erhält der Sieger eines Rennen bzw. sein Team, selbst ein zehnter Platz wird noch mit einem Punkt belohnt. Eine Tabelle zeigt Erfolg bzw. Misserfolg. Am Ende wird es dann einen Champion geben.
Der Initiator steht natürlich hinter seinem Konzept. „Die Zuschauer werden Fans werden und sich mit den Marken identifizieren wie nie zuvor“, meint Jeremy Wray, verantwortlich bei Championship Horse Racing. „Wir müssen Stars für den Sport und sein Prestige aufbauen", so Wray weiter. Das sei einfacher mit Personen wie Trainern und Jockeys als mit Pferden.
Hintergrund: Auch der englische Rennsport tut sich schwer, Sponsoren zu gewinnen. Die Serie sei da eine neue Chance. Eben wie die Formel 1 biete sie unter anderem, so ihr Chef, Exklusivität und permanente TV-Präsenz.

Kritik und Häme
Wie darf ich mir nun das vorstellen? Team BMW tritt gegen Team Vodafone und weitere zehn Mannschaften an, die alle Firmennamen tragen. (Die Namen der Sponsoren sind natürlich alle fiktiv). Die Zuschauer jubeln dann, wenn ihre Truppe die Nase vorn hat. Wie beim Fußball – nur das die Liebe zwischen den Fans und ihren Klubs eine andere als die zu einem Wirtschaftsunternehmen ist. Obwohl die besten Fußball-Vereine ebenfalls hochkapitalistische Profitunternehmen sind.
Die Turf-Gemeinde reagiert vorwiegend mit Kritik und Häme. „Dumme Idee“, „die Teamsport-Idee auf den Turf zu übertragen ist eine Katastrophe“ undundund – Ausschnitte aus der Diskussion im englischen Theracingforum. Auch in den sozialen Netzwerken wie Facebook stößt das Konzept auf wenig Zustimmung.
Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass so eine Serie in der Praxis Erfolg hat. Pferderennen haben ihren eigenen Charakter, unter anderem weil sie von Lebewesen bestritten werden. Mich stört zum Beispiel, dass die Pferde als Motoren gesehen werden. Dabei sind sie es, die Erfolg oder Misserfolg ausmachen. Ebenso schwer denkbar: Zuschauer identifizieren sich kurzfristig mit Team und Sponsor und feuern diese an.
Aber wie gesagt: Ich bin nicht die Zielgruppe. Vielleicht gibt es ja wirklich Leute, die das toll finden.



Ganz so neu ist das mit dem Team-Wettbewerb im Turf nicht: Seit 1999 gibt es den Shergar Cup, der seit 2000 in Ascot stattfindet. Sein Vorbild ist der Ryders Cup der Golfer, seit 2012 kämpfen vier verschiedene Jockey-Teams - England/Irland, Europa, Rest der Welt, Frauen – um die Trophäe, die den berühmten Galopper zeigt (Foto Ascot Racecourse).