Donnerstag, 13. Dezember 2018
Drei starke Veteranen des Hindernissports
Sie haben Herz und Mut, sind eisenhart und schon lange dabei im Hindernissport. Und stehen stellvertretend für viele andere Pferde in diesem Metier, das doch angeblich so viele Kandidaten verschleißt. My Tent or Yours, Pete The Feat, Harry The Viking – drei Pferde, die zuletzt für Schlagzeilen sorgten. Und beste Beispiele für Nachhaltigkeit im Sport.

Letzte Woche gab es mal wieder einen dieser schwarzen Tage für den Hindernissport: In Musselburgh verloren vier Pferde an einem Tag ihr Leben. Natürlich ist das traurig, unser Mitgefühl gehört allen, die ihnen verbunden waren. Und leider ist ein Beinbruch in den meisten Fällen ein Todesurteil. Jedes tote Pferd ist ein totes Pferd zu viel. Aber das passiert ja nicht immer – die große Mehrzahl der Veranstaltungen bleibt ohne Fatalitäten. Kommentare wie „Mördersport! Ohne Herz für Pferde, reine Sensationsgier!“ oder „Das hat nichts mit Pferdesport und Tierliebe zu tun! Nur noch Profit und Prestige“ klingen zwar schön emotional, sind aber falsch. Allein in der letzten Woche gab es genügend Beispiele, dass der Hindernissport nachhaltig ist und viele Pferde nach einer langen Karriere auch im fortgeschrittenen Alter erfolgreich laufen. Drei Beispiele.

My Tent Or Yours
Da wäre etwa My Tent Or Yours, dessen Karriere-Ende vor kurzem sein Trainer Nicky Henderson verkündete. Elf Jahre ist er inzwischen, lief in 25 Rennen, siegte neun Mal, wurde elfmal Zweiter und dreimal Dritter. Er hatte als Hürdler höchstes Format, doch eigentlich ist er mehr für seine zweiten Plätze als Siege berühmt.
„Die Leute sagen, er ist das beste Pferd, das nie eine Champion Hurdle gewann und ich denke, sie haben Recht. Er war Zweiter in drei Champion und einmal in den Supreme Novices“, sagt sein Trainer. „Viermal nacheinander Zweiter in Grade 1-Rennen in folgenden Cheltenham Festivals – das ist selbst ein Rekord“. Niederlagen gegen Top-Pferde wie Buveur D’Air, Annie Power oder Jezki sind wahrlich keine Schande. Jetzt geht es nach Martinstown, wo viele ehemalige Athleten von Besitzer JP McManus ihren Ruhestand verbringen.

Pete The Feat
Nicht in ganz so hochklassigen Sphären ist Pete The Feat unterwegs, aber der 14jährige ist ein Muster an Mut und Härte. „Er bestimmt selbst, wann Schluss ist“, meint sein Trainer Charlie Longsdon. Noch verspürt der Wallach aber Lust auf Rennen und Rennbahn. So wurde er am Freitag Dritter in Sandown. 65 Starts absolvierte er bislang, zwölf Mal davon konnte er siegen, 17 mal war er platziert.
Dabei war sein Start ins Rennleben alles andere als verheißungsvoll: Fast drei Jahre und 19 Versuche dauerte es, bis die Besitzer, eine Partnerschaft mit dem schönen Namen Don Sebastiao, endlich den ersten Erfolg feiern konnten. Der Wallach gewann ein harmloses Hürdenrennen in Fontwell. Über die Jagdsprünge aber entwickelte Pete The Feat sich besser: Für Trainerin Anna Newton-Smith schaffte er zwei Erfolge in Folkestone. Doch erst mit dem Wechsel zum jetzigen Coach Charlie Longsdon kam Ende 2012 der endgültige Durchbruch: Fünf Erfolge in Serie folgten, Longsdon hatte den Wallach noch mal gut gesteigert.
Die letzten drei Siege im Januar und Dezember 2017 sowie im März 2018 geschahen alle in Sandown. Auf der Bahn im Großraum London zählt er zu den Lieblingen, das Publikum feierte ihn im März frenetisch, als er Horatio Hornblower niederrang.

Harry The Viking
Quasi zum Inventar der großen Steher-Handicaps in Schottland und Nordengland zählt Harry The Viking. Ein 13jähriger Wallach, der am Sonntag in der Scottish Borders National Handicap Chase in Kelso mal wieder Großes leistete. Rachel Mc Donald steuerte den Wallach fast Start-Ziel zu einem hart umkämpften Sieg gegen Calett Mad. Damit wiederholte Harry The Viking in diesem über 6400 Meter langem Marathon seinen Erfolg aus dem Jahr 2016. „Er ist ein erstaunliches Pferd und überrascht uns immer wieder“,lobte Trainer Sandy Thomson seinen Crack. „Er ist ein wirklicher Star“, sagte Reiterin Rachel Mc Donald. „Er gibt immer alles, streckt seinen Hals raus und arbeitet so hart für dich.“ Kein Wunder, dass das Publikum den „Wikinger“ mit viel Beifall empfang.
In seinen jungen Jahren galt Harry The Viking als Hoffnung im Stall von Paul Nicholls, einer seiner Mitbesitzer war Manager-Legende Alex Ferguson. Doch mit dem anvisierten Grand National wurde es nichts, 2014 wechselte er zu Trainer Sandy Thomson nach Schottland. Dort entpuppte er sich nicht gerade als Gewinner-Typ, holte aber viele Platzierungen in gutdotierten Steher-Steeplechases. 2016 platzte dann in Kelso wieder der Knoten. Die Bilanz: 43 Starts, sieben Siege, zwölf Platzierungen.
Nur das Grand National blieb ein Traum. Sein Mitbesitzer Jim Beaumont weiß immerhin, wie sich so ein Sieg anfühlt. In seinen Farben gewann Auroras Encore das berühmte Handicap.



Freitag, 7. Dezember 2018
Kein Spaziergang für Altior
Einer der Top-Stars des englischen Hindernissports gibt sein Saisondebüt: Altior aus dem Stall von Nicky Henderson läuft am Samstag in der Tingle Creek Chase (Grade 1) in Sandown. Er trifft zwar nur auf drei Gegner, doch die zählen zu den besten Zwei Meilen-Steeplern des Landes: Un De Sceaux, Sceau Royal und Saint Calvados. Es könnte ein Spektakel werden.

Altiors Bilanz spricht für sich: 17 Starts, 15 Siege, 14 davon in Serie. Die beiden Niederlagen gab es in Flachrennen, über Hürden und die großen Hindernisse ist der Wallach noch ungeschlagen. Im März gewann er die Queen Mother Chase in Cheltenham, das beste Rennen für die Zweimeilen-Steepler. Manchmal denkt der Beobachter während des Rennens, jetzt schwächelt er ein wenig, doch wenn die Entscheidung naht, dann legt der High Chaparral-Sohn richtig los und zieht scheinbar mühelos an seinen Gegnern los.
Dabei trat Altior in große Fußstapfen: Denn er folgte Sprinter Sacre, einen weiterem Seriensieger aus dem Quartier von Nicky Henderson und für manche Beobachter das beste Hindernispferd der letzten Jahre. Ein sicherer und gleichzeitig eleganter Sprinter, bei dem alle Erfolge unglaublich leicht wirkten. Auch er lief in den Jagd-Rennen um die zwei Meilen, siegte unter anderem in Arkle, Queen Mother Champion Chase und Tingle Creek (2012), Bilanz: 22 Starts, 16 Siege, Gewinn fast 1,4 Mio. Euro. Der Sohn des einst in Deutschland gelaufenen Hengstes Network hatte nach seiner ersten großen Siegesserie eine kleine Schwächephase, doch er kam im Stil eines Champions zurück. 2016 endete die große Karriere von Sprinter Sacre.



Einfach nur Klasse: Sprinter Sacre deklassiert das Feld in der Tingle Creek Chase 2012

Herausforderer
Hält also Altiors Serie? Er wird als Favorit an den Start kommen und wahrscheinlich unter 20:10 stehen. Aber die Gegner sind alles andere als Statisten. Da wäre zum Beispiel Un De Sceaux aus dem irischen Champion-Quartier von Willie Mullins. Zehn Jahre ist der Wallach inzwischen, doch nach Bestform sollte er ein ernstzunehmender Gegner für Altior sein. 2016 gewann er die Tingle Creek und auch 2017/2018 lief er zu großen Leistungen auf. Der Höhepunkt kam zum Schluss im April, als er den Stallgefährten Douvan in der Champion Chase in Punchestown besiegte. Der Frontrenner mag weichen und schweren Boden und braucht keine Anlaufzeit: Seine ersten Starts gewann er nach einer Pause fast immer.
Dagegen ist der erst sechsjährige Sceaux Royal (Trainer Alan King) noch ein Talent, der in der letzten Saison in der Novice-Klasse unterwegs war. Dort überzeugte er eigentlich in jedem Rennen und auch der Saisonstart in den Shloer Chase in Cheltenham (Grade 2) fiel überzeugend aus. Der King-Schützling ist in guter Form, steht aber jetzt vor einer neuen Herausforderung. „Altior ist ein sehr, sehr gutes Pferd und unser Pferd muss sich verbessern, wenn er ihn schlagen will. Aber Samstag wird uns eine ganze Menge sagen, wo wir sind und wohin die Reise geht“, sagt Jockey Daryl Jacob.
Nicht zu unterschätzen ist der vierte Starter Saint Calvados aus dem Quartier von Harry Whittingham. Auch er zählte im letzten Jahr zu den Top-Novices, die einzige schwache Form kam in der Arkle Chase in Cheltenham. Zum Saisondebüt siegte er in einer Gruppe 3-Prüfung in Naas. Das war eine starke Form, auch wenn er vom Fall des hohen Favoriten Footpad profitierte. Natürlich muss sich auch Saint Calvados, der ebenfalls gerne von der Spitze läuft, weiter verbessern. Potenzial hat er wie Sceau Royal, aber reicht das am Samstag gegen Altior und Un De Sceaux?

Tipp
Eher ein Rennen zum Gucken. Altior ist ein Gigant, aber die anderen werden ihm den Sieg schwermachen. Ich mache eine kleine Wette auf Sceaux Royal, vielleicht ist er ja der kommende Champion.



Donnerstag, 22. November 2018
Sechs Empfehlungen über englische Hindernisse
Die englische Hindernissaison 2018/2019 kommt in Schwung. Letzte Woche war das November-Meeting in Cheltenham, allmählich laufen die großen Namen aus den Ställen. nurpferdeundfussball nennt sechs Pferde, die nach unseren bescheidenen Maßstäben in dieser Saison besondere Beachtung verdienen.

Summerville Boy (Trainer Tom George)
Geschwister können so verschieden sein: Der Bruder Desert Retreat kam bei 16 Starts nicht über einige zweite Plätze hinaus, der jüngere Summerville Boy triumphierte hingegen im März in einem der Top-Rennen der Nachwuchshürdler, der Supreme Novices‘ Hurdle in Cheltenham. Dabei besiegte der Schützling von Trainer Tom George den alten Rivalen Kalashnikov, den er schon im Januar in Sandown hinter sich ließ.
„Er ist sehr schnell“, charakterisiert ihn sein Trainer und schnelle Pferde starten im Hindernissport über zwei Meilen (ca. 3400 Meter). Ziel ist die Champion Hurdle während des Cheltenhams-Festivals. Dort wird es dann wahrscheinlich ernst gegen die großen Jungs: Buveur D’Air, Melon, Faugheen oder Mit-Youngster Samcro. Schon der Saisonauftakt Anfang Dezember in der Fighting Fifth in Newcastle könnte ein Kracher werden: Auch Buveur D’Air und Samcro sollen starten.

Santini (Trainer Nicky Henderson)
Manche Experten nennen ihn das „interessanteste Nachwuchs-Jagdpferd über Steher-Distanzen“ in Großbritannien. Viel Ehre für Santini bereits vor seinem Debüt über die großen Sprünge, aber für Trainer Nicky Henderson waren Jagdrennen schon immer das Ziel.
Dabei war der sehr große Milan-Sohn ein sehr guter Hürdler: Nach seinem siegreichen Debüt in Newbury besiegte er den guten Black Op in der Ballymore Classic Novices‘ Hurdle (Grade 2) in Cheltenham und holte sich in Aintree die Sefton Novices‘ Hurdle (Grade 1). Einziger kleiner „Makel“ war der dritte Platz in Cheltenhams Albert Bartlett Novices‘ Hurdle, als er auf schwerem Boden trotz aller Unreife noch gut ins Rennen fand.
Santini ist ein harter Geselle, der noch lange nicht alle Karten aufgedeckt hat. Er ist ein nimmermüder Galoppierer mit viel, viel Stamina. Das macht ihn zu einem interessanten Kandidaten für Prüfungen wie die RSA Insurances Novices‘ Chase des Cheltenham Festivals.



Alles harte Arbeit: Santini behält in der Doom BarSefton Novices‘ Hurdle in Aintree die Oberhand.

Mister Whitaker (Trainer Mick Channon)
Diese Kolumne hatte Mister Whitaker schon zum Cheltenham Festival 2018 empfohlen und dieser gewann dann auch die Close Brothers Handicap Chase. Ein kontinuierlich verbessertes Jagdpferd, das mit sechs Jahren noch weitere Reserven haben sollte. Dies zeigte der Court Cave-Sohn zum Saisonauftakt in Carlisle mit einem überzeugenden Erfolg in der Colin Parker Memorial Chase.
Auch Platz 4 zuletzt in der gutbesetzten BetVictor Gold Cup Handicap Chase (Grade 3) in Cheltenham war in Ordnung, auch wenn der Sieger Baron Alco schon weit entfernt war. Aber vielleicht war der gute Boden ein wenig unpassend, auf weicherem Untergrund könnte Mister Whitaker noch mal zulegen.

White Moon (Trainer Colin Tizzard)
Auch unser nächster Kandidat hat deutsche Wurzeln, denn er wuchs im Gestüt Etzean auf. Doch der Sholokhov-Sohn startete nie in Deutschland, er kam über die irischen Point-To-Point-Rennen in den Stall von Trainer Colin Tizzard. Dort konnte er sehr gefallen: Der imposante Schimmel gewann seine ersten beiden Rennen über Hürden in Wincaton und Exeter wie ein Pferd anderer Klasse.
Dann kam im Dezember 2017 der Rückschlag – White Moon wurde als Mitfavorit Letzter in der Grade Two Ballymore Novices' Hurdle. Ein Grund für das schlechte Laufen war eine Verletzung, das Comeback gab es jetzt in der Steel Plate And Sections Novices' Chase in Cheltenham.
Es war das Debüt über die schweren Sprünge, Trainer Colin Tizzard zeigte sich sehr vorher durchaus optimistisch. Tizzard lag nicht falsch: White Moon lief ein gutes Rennen gegen talentierte Gegner, war bis zum letzten Hindernis sehr gut dabei. Doch dann wurde es sehr eng, der Wallach fiel. Eine sehr unglückliche Aktion, die Racing UK-Experten waren sich einig, dass der Tizzard-Schützling gewonnen hätte. Immerhin stand er sofort wieder auf und kam nur mit dem Schrecken davon.
Hindernisrennen haben auch immer etwas mit Aufstehen zu tun: White Moon ist ein weiterer Steepler, der in den Nachwuchs-Jagdrennen einiges verspricht.

Lalor (Trainer Kayleigh Wollacott)
Manchmal schreiben Rennsport und das Leben wunderbare Geschichten. Eine solche war der Erfolg von Lalor in der Arkle Trophy Trial am letzten Sonntag in Cheltenham. Das Pferd bot eine tadellose Vorstellung in dieser Prüfung für talentierte Nachwuchssteepler, gewann gegen gute Gegner und demonstrierte Mut, Sprungvermögen und Speed.
Doch es sind die besonderen Umstände, die den Erfolg von Lalor so emotional machten. Richard Wollacott, sein vorheriger Trainer, nahm sich im Januar das Leben – er litt unter starken Depressionen. Kayleih Wollacott, seine Witwe, übernahm das Training und führte den Wallach im April zu einem Grade 1-Erfolg in Aintree.
Jetzt kam es noch besser: „Lalor war Richard’s Lieblingspferd und er sagte immer, das ist das beste Ding, wo wir unsere Hände daran haben“, sagte Kayleigh Wollacott und dankte den Besitzern David und Bunty Stanton, dass sie das Pferd weiter trainieren durfte.
Ziel ist natürlich die Arkle Trophy während des Cheltenham Festivals. Die Geschichte würde noch wunderbarer, wenn Lalor auch dort triumphieren würde.

Ecco (Trainer Paul Nicholls)
Als Pferd aus Deutschland, dass es sogar in die Top-Rennen Derby und Union schaffte, interessiert Ecco, der ehemalige Schützling von Peter Schiergen, besonders. Sein neuer Trainer heißt Paul Nicholls und auch wenn dieser nicht mehr ganz die großen Namen wie früher betreut, ist sein Quartier immer noch eine sehr gute Adresse im englischen Hindernissport.
Der Maxios-Sohn lief auf der Flachen wie ein Pferd mit einer Menge Stamina. Jetzt ist er Wallach und seine Zukunft sind erstmal die Hürdenrennen für die Neulinge. „Es wird immer schwerer, interessante junge Hürdler zu finden und ich denke, mit ihm haben wir einen gefunden“, sagt sein neuer Betreuer. „Wir lernen ihn noch kennen, aber im neuen Jahr wird er ein spannender Kandidat über Hürden sein.“ Dann schauen wir mal.



Donnerstag, 18. Oktober 2018
Champions Day in Ascot: Die besten Tipps
Noch mal großer Sport auf der Flachen in England. Champions Day in Ascot, fünf Prüfungen locken viele der besten Pferde der Insel. Am Mittwoch lautete die Bodenangabe weich bis schwer bzw. schwer bis weich auf dem Rundkurs. Auch wenn es bis Samstag weitgehend trocken bleiben soll, wird der Boden zumindest weich sein. Eine kleine Vorschau auf die wichtigsten Prüfungen des Tages.

British Champions Sprint Stakes
In dieser Saison fehlt der Ausnahmesprinter und so ist dieser Champion Sprint eine offene Sache. Favorit ist The Tin Man, mit sechs Jahren im besten Sprinter-Alter und zuletzt Gewinner der Gruppe 1-Sprint Cup Stakes in Haydock. Dabei schlug er auf schwerem Boden einige seiner Gegner von Samstag, zudem mag er die Bahn in Ascot. Zum vierten Mal läuft der Schützling von James Fanshawe in den Champions Sprints Stakes, 2016 siegte er bereits dort.
Die Konkurrenz aber ist stark. Vorjahressiegerin Librisa Breeze hat jetzt endlich weichen Boden, Brando (zuletzt Zweiter in Haydock) ist ein weiterer gefährlicher Kontrahent. Harry Angel hat ausreichend Talent und Klasse, zuletzt enttäuschte er jedoch und seine Bilanz in Ascot ist dürftig. Mir gefällt jedoch Tasleet am besten, der weichen Boden kann, in diesem Jahr wenig lief und mit frischen Reserven alle schlagen kann. Im Vorjahr scheiterte er nur an Librisa Breeze.
Tipp: Tasleet

British Champions Fillies & Mares Stakes
Wie gut ist Lah Ti Dar? Die Tochter der Dar Re Mi konnte zuletzt auch in der Niederlage gegen Kew Gardens im englischen St. Leger überzeugen, ihre Grenzen sind noch lange nicht erfasst. Die Gegnerinnen? Die Stallgefährtin Coronet war zuletzt immer in besten Aufgaben aktiv, blieb zwar sieglos, ist aber durchaus gefährlich, zumal sie weichen Boden kann. Kitesurf ist ein Gast aus Frankreich, bei ihrem letzten Auftritt war sie mit einem Hals vor Magic Wand. Diese hat auch noch eine Nennung, kommt mit guten Formen aus Frankreich – Zweite im Opera in Longchamp hinter Wild Illusion – und steht derzeit doppelt so hoch wie ihre damalige Bezwingerin im Wettmarkt. Einen Hinweis verdient Hydrangea aus dem O’Brien-Stall: In diesem Jahr hat sie bislang immer enttäuscht, 2017 gewann sie dieses Rennen in Ascot.
Tipp: Vielleicht erinnert sich Hydrangea ja an alte Klasse, aber Lah Ti Dar ist das zu schlagende Pferd.

Queen Elizabeth II Stakes
John Gosden hat gesprochen und damit kommt es nicht zum Duell der Stallgefährten Roaring Lion und Cracksman in den Champion Stakes. Roaring Lion ist vielleicht der beste Dreijährige auf der Insel. Nach seinem dritten Platz im englischen Derby folgten Gruppe 1-Triumphe in den Coral Eclipse Stakes, den Juddmonte Stakes und den Irish Champion Stakes. Bei jedem dieser Erfolge imponierte er mit seinem Speed, die Duelle gegen Saxon Warrior in Sandown und Leopardstown waren ganz großes Kino. Jetzt kommt das Aber: Das war alles über 2000 Meter, in den QE II geht es jedoch über die Meile.
Und da warten die Räuber: Etwa die brillante Stute Laurens, die bei ihrem vorletzten Start die grandiose Alpha Centauri entzauberte und zu den großen Entdeckungen der Saison zählt. Sowohl Roaring Lion als auch Laurens sind bislang nur auf maximal gut bis weichem Boden gestartet, richtig weicher Undergrund wäre Neuland. Der starke französische Gast Recoletos hat dagegen auf schwerem Geläuf schon gewonnen, er ist ebenso wie der ungemein formbeständige Lord Glitters ein Kandidat mit guten Möglichkeiten. Aber Spielverderber für alle könnte Addeybb werden. Der Haggas-Schützling mag weichen Boden und lief immer wie ein Pferd, das noch Luft nach oben hat.
Tipp: Tolle Besetzung. Roaring Lion, Laurens, Lord Glitters oder Recoletos habe alle erste Chancen, aber die Empfehlung lautet Addeybb. Es ist erst sein vierter Start in dieser Saison, Gruppe 1 hat er noch nicht geholt, aber hinter den Konkurrenten liegt eine harte Saison. Das könnte zu seinem Vorteil werden.



Champions Day 2012: Der große Frankel triumphiert in den Champion Stakes, aber Cirrus des Aigles leistet lange Widerstand

Champion Stakes
Die große Frage: Wie gut ist Cracksman noch? Das sah bei seinen letzten Starts immer nach harter Arbeit aus. Es reichte immerhin, den ewig unterschätzten Salouen im Coronation Cup zu besiegen, gegen Poet’s Word gab es aber in Royal Ascot eine deutliche Niederlage. Auch wenn man zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht richtig wusste, wie gut dieser Stoute-Schützling eigentlich ist. Jetzt kommt Cracksman aus einer Pause und er hat seinen weichen Boden. Vielleicht beflügelt ihn das noch mal zu alter Klasse.
Ich gehe allerdings mit Crystal Ocean, dem beinahe King George-Sieger, als ihm ein gewisser Poet’s Word den Sieg noch entriss. Zuletzt unterlag er in Kempton auf der Allwetterbahn Enable, aber er musste John Gosdens Super-Stute auch einige Kilos geben. Jedenfalls wird der Sea The Stars-Sohn eventuelle Schwächen des Favoriten nutzen. Weichen Untergrund kann er jedenfalls.
Bei Capri wundere ich mich, dass man in der Distanz heruntergeht. Er machte zuletzt im Arc über 2400 Meter noch gut Boden. 2017 schlug er sowohl Cracksman (Irisches Derby) als auch Crystal Ocean (englisches St. Leger), aber das war über 2400 bzw. 2800 Meter.
Von den Außenseitern verdient Monarchs Glen einen Hinweis. Ein sehr talentiertes Pferd, das im letzten Jahr zu dieser Zeit zu großer Form auflief. Jetzt hat er nach seinem Sieg im Wolferton-Handicap pausiert, der Sprung ist groß, aber so unverwundbar sind die Konkurrenten am Ende einer oft harten Saison nicht.
Tipp: Crystal Ocean

British Champions Long Distance Cup
Stradivarius war in diesem Jahr ganz klar der König der Steher auf der Insel. Der Hengst aus dem Gosden-Quartier triumphierte 2018 im Yorkshire Cup (York), Gold Cup (Ascot), Goodwood Cup und im Lonsdale Cup (York) – bei vier Starts ist er noch ungeschlagen. Dabei fallen die Siege des Sea The Stars-Sohn nie überlegen aus, aber er ist ein großer Kämpfer und Steher mit viel Herz. Unschlagbar ist er aber nicht, zumal er auf gutem Boden deutlich besser ist.
Größter Gegner auf dem Papier ist Flag of Honour aus dem Aidan O’Brien-Stall. Der Galileo-Sohn kam so richtig ins Rollen, seitdem er auf Steher-Distanzen läuft. Zuletzt schlug er im irischen St. Leger Latrobe. Es sieht nach einem Duell dieser Kandidaten aus, an Thomas Hobson, Desert Skyline oder Sir Eric glaube ich so recht nicht.
Tipp: Stradivarius, aber eher ein Rennen zum Gucken.



Mittwoch, 10. Oktober 2018
Von glücklichen und unglücklichen Stuten in Longchamp
Nun ist er auch schon wieder Geschichte, der Prix de l’Arc de Triomphe 2018. Das Finish war Dramatik pur, Enable verteidigte hauchdünn ihren Titel gegen die anstürmende Sea Of Class. Die Stute aus dem John Gosden-Quartier ist schon ein Ausnahmepferd, dennoch wurde nach dem Rennen mehr über die Zweite als über die Siegerin gesprochen.

Es sollte nicht sein an diesem Tag für Jockey James Doyle. Mit großen Schritten kam Sea Of Class aus dem Hintertreffen nach vorne, zeigte enormen Speed. Doch der Zielpfosten kam zu früh, 50 Meter weiter hätte die Stute aus dem Stall von William Haggas Enable geschlagen.
War jetzt der Jockey schuld? Bei Facebook etwa gingen die Meinungen weit auseinander. Einige gaben dem Jockey die Schuld, andere lobten ihn, weil er das Optimale herausgeholt habe. Ich tendiere auch zu letzterem, ohne den Ritt gut zu finden. Dafür hätte Sea Of Class gewinnen müssen.
Aber versaut hat es Doyle nicht. „Man kann den Rennstil eines Pferdes nicht ändern“,sagte der Jockey im Interview mit Attheraces-Moderator Matt Chapman. Seine Stute kommt immer mit Speed aus den hinteren Bereichen, die äußere Startbox 15 und die Größe des Feldes waren für diese Taktik keine Hilfe. Auch von Trainer William Haggas gab es keine Kritik: „Er musste sie so reiten“.
Aus den hinteren Regionen kam auch Waldgeist noch angeflogen, am Ende war es für den französischen Mitfavoriten aus dem Gestüt Ammerland Platz 4. Davor endete sein Stallgefährte Cloth Of Stars, der damit bestes französisches Pferd war und ähnlich gut lief wie bei seinem zweiten Platz aus dem Vorjahr. Nur dass er diesmal näher an Enable als im Vorjahr war.
Meine Wette war also kaputt, trotzdem verdient Enable große Anerkennung. Frankie Dettori hatte ihr aus Startbox 5 ein optimales Rennen aus dem Vordertreffen serviert. Der Pfosten stand genau richtig.

Vorbild Mabs Cross
Vielleicht gibt es im nächsten Jahr die Revanche. Sea Of Class wird im Training bleiben, bei Enable gibt es noch keine Entscheidung. Trainer John Gosden könnte sich aber durchaus vorstellen, dass seine Stute zum dritten Mal im Arc antritt. Zumal es in diesem Jahr verletzungsbedingt erst ihr zweiter Start war.
Vielleicht macht es ja Sea Of Class so wie Mabs Cross, die in diesem Jahr im Gruppe 1-Sprint Prix de l’Abbaye siegte. Auch diese Stute hatte zuletzt nur mit einer Nase in den Nunthorpe Stakes in York gegen Alpha Delphini verloren, jetzt drehte sie den Spieß um und triumphierte mit einem Kopf vor Gold Vibe, Archie Watson und dem Favoriten Battaash. Ihre letzte Bezwingerin landete im geschlagenen Feld.
Mabs Cross ist eine sehr beständige Sprinterin, die dennoch regelmäßig unterschätzt wird. Weil im Vorfeld der großen Sprints alle über Battaash sprechen. Dieses Pferd von Trainer Chris Hills ist in Bestform brillant, aber er hat auch seine Eigenheiten. Es kann schon mal sein, dass ihn die Zuschauermenge zu sehr aufregt und er alle Energie im Führring und beim Aufgalopp lässt. Dann ist er nicht mehr unschlagbar.
Michael Dods, der Trainer von Mabs Cross, ist ein sehr erfolgreicher Trainer von Sprintern, für die es in England eine Menge Startmöglichkeiten gibt. Eines seiner besten Pferde war Mecca’s Angel, die zweimal unter anderem in den Gruppe 1-Nunthorpe Stakes in York siegte. Er trainiert in County Durham im hohen Norden Englands.



Maßarbeit: Mabs Cross holt sich mit Jockey Gerald Mosse auf den letzten Metern den Abbaye

Longchamp verpatzt Premiere
Service-Desaster auf dem neuen Rennplatz Longchamp. Dabei waren weniger Besucher als früher da. Aber sie erlebten lange Schlangen vor Wettschaltern, Imbissbuden und Toiletten – und das bei Eintrittspreisen bis zu 75 Euro. Zumindest berichten dies seriöse Blätter wie die Racing Post und der Guardian.



Freitag, 5. Oktober 2018
Sea of Class und Kew Gardens die Arc-Tipps
Nach zwei Jahren Chantilly ist der Qatar Prix de l'Arc de Triomphe wieder in seiner alten Heimat: Longchamp. Oder besser ParisLongchamp, wie der Kurs jetzt offiziell heißt. Neuer Name, neue Tribüne und die Eintrittspreise nähern sich englischem Niveau, aber dafür gibt es zwei Tage tollen Sport. Und der Arc ist der Höhepunkt. Starter und Chancen.

1. Defoe (Trainer Roger Varian/Jockey Andrea Atzeni): Im letzten Jahr stark verbesserter Dalakhani-Sohn, in diesem Jahr gewann er seine ersten beiden Rennen. Zuletzt in Deutschland unterwegs, im Großen Preis von Baden unterlag der Hengst knapp Best Solution. Die Gegner in Longchamp sind aber noch mal eine Klasse stärker.

2. Saluonen (Trainer Sylvester Kirk/Jockey Oisin Murphy): Zäher Bursche, der oft unterschätzt wird, aber in sehr guter Gesellschaft einige ganz starke Vorstellungen zeigte. So zum Beispiel in Epsom, als er Cracksman am Rand einer Niederlage hatte. Hat aber noch nie ein Gruppe-Rennen gewonnen. Sein Erfolg im Arc wäre eine Sensation.

3. Capri (Trainer Aidan 0’Brien/Jockey Donnacha O‘Brien): 2017 irischer Derbysieger und englischer St. Leger-Gewinner. Im letzten Jahr 17 von 18 im Arc, erst zwei Starts in diesem Jahr. Das Comeback nach einer Schulterverletzung als 5 von 6 im Prix Foy (Sieger Waldgeist) war mäßig, aber es war der erste Start nach Pause. Könnte überraschen.

4. Way To Paris (Trainer Antonio Marcialis/Jockey Gerald Mosse): Champs Elysses-Sohn, der immer in guter Gesellschaft lief, dort schon platziert war, aber eigentlich kaum eine Siegchance hatte. Klarer Außenseiter, auch wenn sein Jockey zuletzt in England mit scheinbar chancenlosen Pferden erfolgreich war.

5. Waldgeist (Trainer Andre Fabre/Jockey Pierre Charles Boudot): Galileo-Sohn in deutschem Besitz und nach Formen der Beste der heimischen Kandidaten. Zuletzt vier Siege in Serie, in diesem Jahr noch weiter verbessert. Top-Trainer, dessen letzter Arc-Erfolg aber auch schon ein paar Jahre zurückliegt. Sehr interessant und so leicht wie er meist die Nase vorne hatte, sollte er noch weitere Reserven haben.

6. Cloth Of Stars (Trainer Andre Fabre/Jockey Vincent Cheminaud): In diesem Jahr noch ohne Erfolg, zuletzt dreimal hinter dem Stallgefährten Waldgeist. So recht sieht es nicht nach einer Formumkehr aus. 2017 allerdings Zweiter im Arc hinter Enable. Je weicher der Boden, desto bessere Chancen.

7. Talismanic (Trainer Andre Fabre/Jockey Mickael Barzelona): Godolphin-Vetreter mit markantem weißen Gesicht. Schon sehr erfolgreich, 2017 etwa Triumphator im Breeders Cup Turf. Zuletzt Zweiter hinter Waldgeist, auch hier sieht es nicht unbedingt nach einer Formumkehr aus.

8. Tiberian (Trainer Alain Couetil/Jockey William Buick): Sechsjähriger Hengst, der 2017 seine beste Zeit erlebte. Die aktuellen Formen reichen nicht, kann nur überraschen.

9. Clincher (Trainer Miyamoto/Jockey Yutaka Take): Gast aus Japan, der zu Beginn des Jahres drei gute Leistungen in japanischen Gruppe-Rennen zeigte. Im Prix Foy gegen Waldgeist, Talismanic und Cloth Of Stars chancenlos. Es gab schon stärkere Herausforderer aus Fernost.



Arc 2002: Marienbard in den Godolphin-Farben siegt mit Frankie Dettori. Der deutsche Vertreter Boreal war leider ohne Chance

10. Enable (Trainer John Gosden/Jockey Frankie Dettori): Die überlegene Siegerin aus dem Vorjahr. 2017 schaffte sie das Doppel King George/Arc und war das überragende Pferd auf Distanzen über 2000 Meter. In dieser Saison erst ein Start, aber wie sie bei ihrem Comeback den Fast-King George-Sieger Crystal Ocean in die Schranken verwies, war schlichtweg grandios. Das zu schlagende Pferd, der Kurs ist aber entsprechend tief.

11. Neufbosc (Trainer Pia Brandt/Jockey Cristian Demuro): Einer der stärksten französischen Dreijährigen des Jahrgangs über 2400 Meter, Zweiter im Grand Prix de Paris hinter Kew Gardens und Dritter im Prix Niel vor Royal Youmzain aus dem Wöhler-Stall. Muss sich noch mal verbessern, könnte aber noch Reserven haben. Beste Leistungen auf gut bis weichem Boden.

12. Patascoy (Trainer Xavier Thomas-Demeaulte/Jockey Olivier Peslier): Knapp besiegter Zweiter im französischen Prix de Jockey Club über 2100 Meter als großer Außenseiter, bestätigte danach diese Form halbwegs als Zweiter in Deauville. 2400 Meter sind Neuland, aber nach seinem bisherigen Laufen sollte er sie können. Dennoch Außenseiter.

13. Kew Gardens (Trainer Aidan O‘Brien/Jockey Ryan Moore): Großer Steher, der zudem viel Speed besitzt. Englischer St. Leger-Gewinner, aber auch Erster im Grand Prix De Paris über 2400 Meter. Lief auch ordentlich, als die O’Brien-Form im Sommer nicht stimmte. Jetzt läuft es wieder im Quartier und Kew Gardens kann die Favoriten durchaus überraschen.

14. Study Of Man (Trainer Pascal Bary/Jockey Stephane Pasquier): Französischer Derbysieger, der danach aber zweimal enttäuschte. Vielleicht scheiterte er in Leopardstown auch am festen Boden, dennoch überzeugen andere Kandidaten mehr.

15. Louis D’Or (Trainer Tony Castanheira/Jockey Antoine Hamelin): Beste Leistung war Platz 3 im Prix Du Jockey Club, als er als 66:1-Chance alle überraschte und nicht weit vom Sieger Study Of Man entfernt war. Danach wieder meist unter ferner liefen, müsste sich schon gewaltig steigern.

16. Hunting Horn (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan): Chester, Chantilly, Ascot, Belmont Park, Arlington und zuletzt Longchamp – weitgereister O’Brien-Dreijähriger, chancenlos im französischen Jockey Club, zuletzt Zweiter. Diese Formen reichen aber nicht.

17. Nelson (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Michael Hussey): Der nächste aus der O’Brien-Armada. Frankel-Sohn aus einer irischen Oaks-Siegerin, nach bisherigen Vorstellungen wäre ein Erfolg eine Sensation.

18. Magical (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Wayne Lordan): Dreijährige Galileo-Stute, für die zuletzt die Meiler in den Matron Stakes in Leopardstown zu schnell waren. Erster Versuch über 2400 Meter, weiter als 1800 Meter ist sie noch nie gelaufen. Ihre Mutter (Gruppe 1-Siegerin) hat immerhin über 2000 Meter gewonnen. Tempomacherin?

19. Sea of Class (Trainer William Haggas/Jockey James Doyle): Brillant verbesserte Stute, die vier ihrer fünf Starts gewann und zuletzt zweimal in Gruppe 1-Gesellschaft dominierte. Jetzt geht es gegen die „großen Jungs“, dreijährige Stuten haben eine gute Bilanz im Arc. Die Gegnerin für John Gosdens Stute.

Urteil
Schon komisch: 19 Starter im Arc, aber eigentlich wird nur über drei Pferde gesprochen, wenn es um den Sieg geht. Vorjahressiegerin Enable setzt die Maßstäbe, Sea of Class und Waldgeist folgen. Das Pferd von William Haggas ist das Pferd mit dem meisten Potenzial nach oben und die Alternative gegen Enable. Kew Gardens hat Speed und Stehvermögen und ist daher nicht zu unterschätzen. Von den heimischen Kandidaten verdient noch Neufbosc einen Hinweis.



Donnerstag, 23. August 2018
Kein Ende der „Winxmania“ in Sicht
Die Galoppwelt braucht große Stars und der Größte läuft derzeit im fernen Australien. Winx heißt die famose Stute, gewann 26 Rennen in Serie und ist seit dem 16. März 2015 ohne Niederlage. Damit übertraf die Stute die Sprinterin Black Caviar, die 25-mal in Folge triumphierte. Annäherungen an ein Ausnahmepferd.

Zuerst erst einmal heißt es, in Demut zu versinken. Weil wir auf diesen Seiten dieses Pferd noch nicht einmal erwähnt haben. Aber irgendwann hat auch jede Ignoranz ein Ende. Dabei ist Winx der Superstar der Szene und laut Timeform mit 130 das höchst eingeschätzte Pferd der Welt.
Natürlich hat Winx ihre eigene Homepage. Eine Biografie soll im Oktober auf den Markt kommen, eine Briefmarke in Australien zu ihren Ehren gibt es schon. Ihr Foto wird auf Bahnhöfe projiziert. Winxmania überall, das Rennen, das sie am letzten Samstag in Randwick gewann, trug ihren eigenen Namen. Und nicht nur in Down Under ist das Pferd Kult, auch in Europa stieg die Begeisterung von Sieg zu Sieg.
Sieben Jahre ist die Stute inzwischen und Trainer Chris Waller und ihre Besitzer verdienen großes Lob, dass sie Winx in diesem für Flachpferde schon reifem Alter noch laufen lassen. Das Ende ist nicht absehbar. „Sie bewegt sich gut, sieht gut aus, sie ist stärker und ihre Körpersprache ist so gut wenn nicht sogar besser als sie jemals war“, sagte Trainer Waller nach dem letzten Erfolg. „Das sind viele Zeichen, dass sie vielleicht sogar noch besser ist.“
Die Fakten sprechen für sich: 36 Starts, davon 30 Siege, 19 in Gruppe 1-Prüfungen, Preisgeld über 12,2 Mio Euro. Chris Waller trainiert das Pferd, Besitzer sind die Partnerschaft Magic Bloodstock (Manager Peter Tighe), Debbie Kepitis und Richard Treweeke. Der Vater heißt Street Cry, die Mutter Vegas Showgirl. Die Mutter wurde in Neuseeland trainiert, siegte in immerhin sieben Rennen bei 35 Starts. Der Halbbruder El Divino (2013) gewann beim Debüt immerhin ein Gruppe 3-Rennen und schaffte danach noch zwei Platzierungen in guten Rennen.

Immer noch etwas im Tank
Aber so gut wie seine Schwester ist er natürlich nicht. Ihr Rennstil ist einzigartig: Am Anfang hält sich Winx in der Regel im hinteren Feld, kurz vom Erreichen der Geraden verbessert ihr Jockey (in den meisten Fällen war und ist das Hugh Bowman) die Position. Dabei bleibt er oft außen und geht in der Kurve längere Wege. Das heißt mehr Meter, hat aber den Vorteil, dass Winx nicht von innenliegenden Pferden behindert werden kann.
So Mitte der Zielgeraden lässt Bowman dann die Stute los. Und diese reagiert und lässt die Gegner stehen. Als wenn diese Statisten wären bei der großen Show. Das sieht alles so leicht aus, ihr Speed ist einfach nur phänomenal. Zudem braucht Bowman fast nie die Peitsche, die meisten Siege sind überlegen. Irgendwie scheint sie immer noch was im Tank zu haben.
Außergewöhnlich für europäische Verhältnisse ist zudem ihre Vielseitigkeit: Winx siegte auf Distanzen von 1100 bis 2200 Metern. In Europa sind die Pferde entweder Sprinter, Meiler oder Steher. Winx ist hingegen der Allrounder: Sie hat das Tempo für 1400 Meter als auch Stehvermögen für Distanzen über 2000 Meter.
Ob die Formen jetzt Weltklasse sind, lässt sich schwer beurteilen. Aus europäischer Sicht wohl nicht, aber Winx gewinnt ihre Rennen so leicht, dass sie noch einige Kilos in der Hand hat. In Europa werden wir sie wahrscheinlich nie sehen, der Versuch etwa, sie nach Ascot zu holen, misslang. Leider. Aber vielleicht startet sie ja beim Breeders Cup im Spätherbst. Und da sie so vielseitig ist, bieten sich dort viele Optionen. Das Gipfeltreffen in den USA hätte jedenfalls eine große Attraktion. Ihre Legende würde auch bei einer Niederlage fernab der Heimat bleiben.



Ein Traum: Betreuerin Candice Persijn über Winx



Donnerstag, 16. August 2018
Roaring Lion empfiehlt den Derby-Jahrgang
Natürlich ist es für ein endgültiges Urteil noch zu früh. Aber es gibt schon erste Indizien, wie gut die dreijährigen Pferde in diesem Jahr sind. In England kann man sogar schon mehr sagen. nurpferdeundfussball nennt ein paar Fakten.

Ganz zum Sieg hat es nicht gereicht, aber es war eine starke Vorstellung: Lange sah Royal Youmzain im Großen Preis von Berlin wie der Sieger von der Spitze aus, aber am Ende konnten es Best Solution und Sound Check ein wenig besser. Aber der Wöhler-Schützling blieb vor Dschingis Secret (leicht behindert in der Zielgerade) und dem letztjährigen Derbysieger Windstoß (der allerdings unter Form blieb), zwei der besten deutschen Pferde über Distanzen ab 2000 Metern.
Es ist jedes Jahr eine beliebte Frage: Wie halten sich die Dreijährigen gegen die Älteren, wenn die Klassiker erst einmal gelaufen sind. Nun ist das Deutsche Derby in Hamburg-Horn gerade mal fünf Wochen alt, zumindest in Deutschland ist es für ein endgültiges Urteil noch viel zu früh. Am Start waren neben Royal Youmzain bereits der Derby-Zweite Destino und der Vierte Salve Del Rio. Es war wie in Union und Derby: Destino besiegte Salve Del Rio, Platz 1 und 2 im Fritz Henkel Stiftung-Rennen (Gruppe 3) in Düsseldorf. Natürlich hatten die beiden Dreijährigen deutliche Gewichtsvorteile, aber der sehr konstante Devastar auf Platz 3 ist schon ein guter Prüfstein.
Aus dem Derby-Feld waren Zargun (unplatziert in einem Listen-Rennen in Deauville) und Capone (Platz 3 in einem Maidenrennen in Düsseldorf) ebenfalls wieder aktiv. Zudem lief Chimney Rock (im Derby Nichtstarter) unplatziert, aber stark gewettet im Düsseldorfer Rennen mit den Derbyplazierten. Weltstar, der Derbysieger 2018, soll Anfang September im Großen Preis von Baden erstmals nach seinem Triumph starten.

Marke schon gesetzt
In England kann man nach über zwei Monaten schon eher ein Fazit ziehen. Leider verletzte sich Derbysieger Masar vor seinem Auftritt in den Coral Eclipse Stakes. Doch andere sprangen in die Bresche: Roaring Lion (3. im GB-Derby) siegte in eben dieser Gruppe 1-Prüfung über 2000 Meter in Sandown, dahinter folgte Saxon Warrior (4. im GB-Derby) aus dem Quartier von Aidan O’Brien – damit blieben zwei dreijährige Starter vor älteren Pferden. Schöner Erfolg, auch wenn die älteren Teilnehmer im Eclipse schon mal stärker erschienen als in diesem Jahr.
Ansonsten enttäuschte Hazapour gegen die Älteren als Dritter in den Meld Stakes (Gruppe 3) in Leopardstown über 1800 Meter. Gar zwei Siege nach dem englischen Derby feierte Kew Gardens in Royal Ascot (Queen‘s Vase, über 2800 Meter) und im Grand Prix De Paris. Beides gelang aber gegen Altersgenossen, ein Start im King George gegen die älteren Cracks um Poet‘s Word und Crystal Ocean verhinderte eine Verletzung. So kam nur Rostropovich (Zweiter im Irischen Derby) als Dreijähriger an den Start und war letztlich chancenlos.
Bereits drei Starts nach dem Derby absolvierte Dee Ex Bee, der Überraschungs-Zweite aus Epsom. Die Bilanz war durchwachsen: Siebter im Irischen Derby, Dritter im Grand Prix De Paris und Zweiter von Vier in den Gordon Stakes, Gruppe 3 in Goodwood.
Fast schon traditionell rücken einige Kandidaten – besonders aus dem großen Aidan O’Brien-Stall – im Irischen Derby in die Startboxen. Saxon Warrior (3.), Delano Roosevelt (4.) und The Pentagon (5.) blieben wie der englische Gast Knight to Behold ohne Chance. Immerhin kam der Sieger auch aus der O’Brien-Familie – Latrobe, trainiert von Joseph O’Brien und geritten von Donnacha O‘Brien
In den nächsten Wochen bleibt es jedoch spannend im Kampf der Generationen: In York steht das Juddmonte International auf dem Programm, dort könnten Roaring Lion und Saxon Warrior auf einige hochkarätige ältere Pferde wie Cracksman oder Poet‘s Word treffen. In Deutschland rückt der Große Preis von Baden in den Fokus: Die ersten Drei aus dem Derby – Weltstar, Destino und Royal Youmzain – vielleicht gegen ältere Kandidaten wie Iquitos oder Walsingham.



Freitag, 10. August 2018
Polarisierend, aber gut: Spencer im Klub der besten 20
Herzlichen Glückwunsch Jamie Spencer. Der englische Jockey feierte seinen 2069. Erfolg in Großbritannien und schaffte damit den Sprung in die illustre Liste der 20 erfolgreichsten Jockeys auf der Insel. Doch sein Stil gefällt nicht jedem.

Late Change hieß das Pferd, das Spencer am Mittwoch in Yarmouth zum Erfolg steuerte. Mit diesem Sieg reihte der 38järige sich unter die Turf-Größen ein: Sir Gordon Richards (4870 Siege), Pat Eddery (4633), Lester Piggott (4493) oder Willie Carson (3828). Von den noch aktiven Jockeys sind Frankie Dettori (3131), Joe Fanning (2349) und Ryan Moore (2117) vor ihm platziert.
Doch kaum ein anderer Jockey polarisiert so sehr wie Spencer. Man betrachte nur die Kommentare auf der Facebook-Seite der Racing Post. „Fakt ist: Diese Marke hätte er viel eher erreicht, wenn er seine Ritte danach ausrichten würde, was wirklich in einem Rennen passiert“, schreibt User Gabs Silva. Andere nennen ihn den „schlechtesten Jockey aller Zeiten“.
Letzteres ist natürlich Unfug, denn kein „Unfähiger“ gewinnt so viele Rennen und hält sich so lange in der Spitzengruppe gegen starke Konkurrenz. Ohne die Unterstützung eines absoluten Top-Quartiers – ohne etwas Ballydoyle (für die er eine Saison ritt), Godolphin, Gosden, Stoute oder Mark Johnston. Spencer feiert seine Erfolge für die Trainer, die nicht ganz so im Rampenlicht stehen: David Simcock, Michael Bell, James Fanshawe oder Altmeister Luca Cumani.
Es ist der Stil des Jamie Spencer, der vielen Kritikern nicht gefällt. Spencer kommt gerne spät, am liebsten hält er sein Pferd am Ende des Feldes und gewinnt dann von hinten mit viel Speed. Das sieht immer ungemein stilvoll aus, geht aber manchmal auch daneben, wenn er zu spät kommt. Und dann wirkt das oft arrogant – zumindest auf manche Betrachter.

Der Pferdeversteher
Sein Jubiläumsgewinner Late Change am Mittwoch in Yarmouth war ein typischer Spencer-Ritt. Zuerst hielt er das Pferd von Trainer David Simcock an letzter Stelle und schob sich dann in der Zielgerade an den Gegnern vorbei.
Simcock setzt gerne Spencer ein – ebenso Altmeister Luca Cumani, bei dem Simcock mal Assistent war. Es ist eine lange Zusammenarbeit. „Er ist genauso gut von der Spitze als von hinten“, sagt der Trainer. „In neun von zehn Fällen reitet er meine Pferde wie ich es will.“ Eben, weil er nicht mit Gewalt den Erfolg wolle, wenn ein Pferd mal nicht so gut in Form sei. Und das „ist so wichtig für das Wohlbefinden und die langfristige Karriere des Pferdes.“
„Jamie ist ein Pferdemann und er hat den Überblick. Wetter mögen das nicht immer, aber Trainer“, meint Richard Hughes, heute Trainer, vor gar nicht langer Zeit noch Top-Jockey und in seiner aktiven Zeit auch jemand, der gerne wartete und spät zum Angriff ansetzte. Spencer mache Pferde besser, betont Hughes.
Wie viele Top-Jockeys kommt auch Jamie Spencer aus Irland. Sein Vater George trainierte erfolgreich Rennpferde, sein Schützling Winning Eye triumphierte 1963 in der Champion Hurdle. Sein Sohn wurde Jockey, gewann Ende 1996 sein erstes Rennen und holte sich im zarten Alten von 18 Jahren den ersten Klassiker mit Tarascon in den irischen 1000 Guineas. Schnell galt er als eine Art Wunderkind des Turfs. Doch sein Gastspiel als Ballydoyle-Jockey dauerte nur eine Saison und es war ein relativ schlechtes Jahr für Aidan O' Brien.

Zidane
2004 war Spencer Champion-Jockey in Irland, 2006 und 2007 holte er sich den Meistertitel in England. 2014 kündigte er den Rücktritt aus dem Sattel an, denn er später im Jahr wieder revidierte.
Mir hat Jamie Spencer mal wunderbar die Wette versaut. 2007 war es im Stewards Cup, diesem unglaublich schwerem Sprint-Handicap in Goodwood. In diesen auf dem Papier unmöglich erscheinenden Aufgaben einen Sieger zu treffen, ist das Nonplusultra für den sportiven Zockers. Egal, ob er 100 oder nur 1 Euro eingesetzt hat.
Jedenfalls sah es bis kurz vor Schluss günstig aus, als mein Tipp Borderlescott schon in Sicherheit vor den anderen 25 Mitstreitern schien. Doch dann kam er angeflogen – Zidane mit Jamie Spencer. Zielfoto und am Ende hatte Zidane gewonnen. Ein perfekt abgestimmter Spencer-Ritt, der mir das Herz brach. Aber perfekt gemacht war es schon, auch wenn ich immer noch meine, dass die Stewards in Goodwood falsch entschieden haben. Aber das ist ein anderes Thema.

Jamie Spencer im Detail



Einer der größten Spencer-Erfolge: 2009 der Sieg in den englischen Oaks mit Sariska für Trainer Michael Bell. Auch wenn der Erfolg gegen Midday ein wenig glücklich ausfällt.



Dienstag, 24. Juli 2018
Ganz großer Sport in Ascot und Goodwood
Der Galopprennsport in England kam in dieser Kolumne zuletzt ein wenig kurz. Royal Ascot etwa wurde quasi ignoriert. Das soll sich ändern – denn gerade Ende Juli und Anfang August geht es auf der Insel hoch her: In Ascot steht die King George VI and QE Stakes, ein Gruppe 1-Rennen über 2400 Meter, auf dem Programm. Fast nahtlos darauf folgt Glorious Goodwood mit vielen Gruppe-Prüfungen und oftmals wahnsinnig schwierigen Handicaps. nurpferdeundfussball macht schon mal ein wenig Appetit auf drei Höhepunkte.

King George VI and QE Stakes, Samstag 28.07.2018, Ascot
Der Sommer-Showdown über 2400 Meter: 2012 und 2013 triumphierten hier Danedream und Novellist für deutsche Interessen. Im Vorjahr distanzierte die famose Enable das Feld, die Siegerliste ist gespickt mit großen Namen des Turfs.
In diesem Jahr sorgte ein Pferd aus dem mächtigen Quartier von Aidan O’Brien für die größte Bewegung bei den Buchmachern. Der dreijährige Kew Gardens gewann am vorletzten Samstag den Gruppe 1-Grand Prix de Paris in Longchamp. Es war ein Test, ob er auf 2400 Metern mit den Besten mithalten kann. Test bestanden, denn eigentlich galt der Hengst nach seinem überlegenem Erfolg in den Queens Vase Stakes in Royal Ascot (Gr.2, 2800 Meter) als Kandidat für das englische St. Leger. Das mag sich nicht ausschließen, denn das St. Leger ist ja erst im September.
Im Wettmarkt notiert das O’Brien Pferd hinten den beiden Schützlingen von Sir Michael Stoute, Crystal Ocean und Poet’s Word. Crystal Ocean ist einer dieser Kandidaten von Trainer Stoute, die erst mit vier Jahren oder älter ihren Zenit erreichen. Dreijährig Zweiter im englischen St. Leger, ist er in dieser Saison noch ungeschlagen und gewann zuletzt die Gruppe 2-Hardwicke Stakes. Der Sieg fiel sehr souverän aus, auch wenn der vermeintlich stärkste Gegner Idaho enttäuschte.
Poet’s Word rang zuletzt in den Prince of Wales’s Stakes den hohen Favoriten Cracksman nieder und ist ein sehr konstantes Pferd. Cracksman hat in diesem Jahr noch nicht ganz an seine famose Form aus dem Vorjahr angeknüpft, vielleicht bereitet ihn Trainer John Gosden ja auch auf eine erfolgreiche Herbstkampagne vor. Interessant finde ich noch Waldgeist, der Sohn der Monsun-Tochter Waldlerche. Im Grand Prix de Saint Cloud (Gruppe 1) besiegte er die gute Gosden-Stute Coronet (ebenfalls noch eine Nennung) und untermauerte mit dem dritten Erfolg in Serie seinen Aufwärtstrend. Am liebsten wäre mir in seinem Fall jedoch, dass es vorher noch etwas regnet, damit der Boden wenigstens gut bis weich wäre.
Tipp Waldgeist

Goodwood Cup, Dienstag 31. Juli 2018, Goodwood
Eines dieser in England so beliebten Rennen über ganze lange Distanzen, in diesem Fall sind es über 3200 Meter. Klarer Favorit ist Stradivarius aus dem Stall von John Gosden, zuletzt knapp erfolgreich im Ascot Gold Cup und davor souveräner Sieger im Yorkshire Cup. Das war alles überzeugend, aber der Kurs ist entsprechend tief. Alternativen? Torcedor lief in Ascot das wohl beste Rennen seines Lebens und war als Dritter mit einer Länge Rückstand gar nicht weit geschlagen. Seit 2017 wird der Fastnet Rock-Sohn von Jessica Harrington trainiert, seitdem ist er – bis auf den Flop in Meydan – ein sehr beständiges Pferd.



Das Wetter war schlecht, der Sieg grandios: Big Orange siegt Start-Ziel im Goodwood Cup 2016.

Mir aber gefällt Withhold besser. Der Schützling von Trainer Roger Charlton gewann im letzten Jahr völlig souverän das Cesarewitsch-Handicap in Newmarket über weite 3600 Meter und siegte bei seinem Jahresdebüt in der Northumberland Plate in Newcastle ebenfalls überzeugend. Das sind zwei der schwersten Handicaps des britischen Turfjahres und es bedarf schon eines sehr guten Pferdes, diese so zu dominieren. Der Sprung in die Gruppe 1-Klasse ist groß, aber Withhold ist deutlich besser als ein Handicapper. Sein Trainer hatte immer ein gutes Händchen für diese Art Pferde.
Tipp Withhold

Sussex Stakes, Mittwoch 1.8.2017 Goodwood
1600 Meter, Gruppe 1 – und alles dreht sich um Without Parole. Der Frankel-Sohn ist nach drei Starts noch ungeschlagen und gewann zuletzt die St. James Palace Stakes in Royal Ascot. Gustav Klimt fand da noch gut ins Rennen, erreichte aber den Sieger nicht. Das Rückspiel folgt in Goodwood, doch es wird nicht einfach: Im Feld sind noch mehrere bewährte ältere Pferde wie Beat The Bank, Lightning Spear oder Rhododendron. Letztere hat jedoch noch Nennungen in anderen Prüfungen des Festivals, zum Beispiel in den Nassau Stakes (Gruppe 1, 2000 Meter). Beat The Bank hat in diesem Jahr wieder zu guter Form gefunden und ist unsere Empfehlung.
Nachgenannt wurde Expert Eye, überlegener Sieger in den Jersey Stakes. Im Stall von Sir Michael Stoute hatte man immer eine hohe Meinung, sein Erfolg zweijährig in Goodwood bestätigte diese auch. Doch danach folgten einige Enttäuschungen in Top-Prüfungen, bis der Knoten in Ascot wieder platzte. Ein interessanter Kandidat, der dem Rennen zusätzliche Würze gibt.

Tipp Beat The Bank

26.07. Nachtrag zum King George
Unser Tipp Waldgeist wird nicht im King George laufen. Trainer Andre Fabre nahm ihn aus dem Rennen, weil der Boden zu trocken ist. Nichtstarter wird ebenfalls Kew Gardens sein, dafür soll Cracksman starten, wenn es vorher geregnet hat. Das bestätigte Trainer John Gosden.