Von glücklichen und unglücklichen Stuten in Longchamp
Nun ist er auch schon wieder Geschichte, der Prix de l’Arc de Triomphe 2018. Das Finish war Dramatik pur, Enable verteidigte hauchdünn ihren Titel gegen die anstürmende Sea Of Class. Die Stute aus dem John Gosden-Quartier ist schon ein Ausnahmepferd, dennoch wurde nach dem Rennen mehr über die Zweite als über die Siegerin gesprochen.

Es sollte nicht sein an diesem Tag für Jockey James Doyle. Mit großen Schritten kam Sea Of Class aus dem Hintertreffen nach vorne, zeigte enormen Speed. Doch der Zielpfosten kam zu früh, 50 Meter weiter hätte die Stute aus dem Stall von William Haggas Enable geschlagen.
War jetzt der Jockey schuld? Bei Facebook etwa gingen die Meinungen weit auseinander. Einige gaben dem Jockey die Schuld, andere lobten ihn, weil er das Optimale herausgeholt habe. Ich tendiere auch zu letzterem, ohne den Ritt gut zu finden. Dafür hätte Sea Of Class gewinnen müssen.
Aber versaut hat es Doyle nicht. „Man kann den Rennstil eines Pferdes nicht ändern“,sagte der Jockey im Interview mit Attheraces-Moderator Matt Chapman. Seine Stute kommt immer mit Speed aus den hinteren Bereichen, die äußere Startbox 15 und die Größe des Feldes waren für diese Taktik keine Hilfe. Auch von Trainer William Haggas gab es keine Kritik: „Er musste sie so reiten“.
Aus den hinteren Regionen kam auch Waldgeist noch angeflogen, am Ende war es für den französischen Mitfavoriten aus dem Gestüt Ammerland Platz 4. Davor endete sein Stallgefährte Cloth Of Stars, der damit bestes französisches Pferd war und ähnlich gut lief wie bei seinem zweiten Platz aus dem Vorjahr. Nur dass er diesmal näher an Enable als im Vorjahr war.
Meine Wette war also kaputt, trotzdem verdient Enable große Anerkennung. Frankie Dettori hatte ihr aus Startbox 5 ein optimales Rennen aus dem Vordertreffen serviert. Der Pfosten stand genau richtig.

Vorbild Mabs Cross
Vielleicht gibt es im nächsten Jahr die Revanche. Sea Of Class wird im Training bleiben, bei Enable gibt es noch keine Entscheidung. Trainer John Gosden könnte sich aber durchaus vorstellen, dass seine Stute zum dritten Mal im Arc antritt. Zumal es in diesem Jahr verletzungsbedingt erst ihr zweiter Start war.
Vielleicht macht es ja Sea Of Class so wie Mabs Cross, die in diesem Jahr im Gruppe 1-Sprint Prix de l’Abbaye siegte. Auch diese Stute hatte zuletzt nur mit einer Nase in den Nunthorpe Stakes in York gegen Alpha Delphini verloren, jetzt drehte sie den Spieß um und triumphierte mit einem Kopf vor Gold Vibe, Archie Watson und dem Favoriten Battaash. Ihre letzte Bezwingerin landete im geschlagenen Feld.
Mabs Cross ist eine sehr beständige Sprinterin, die dennoch regelmäßig unterschätzt wird. Weil im Vorfeld der großen Sprints alle über Battaash sprechen. Dieses Pferd von Trainer Chris Hills ist in Bestform brillant, aber er hat auch seine Eigenheiten. Es kann schon mal sein, dass ihn die Zuschauermenge zu sehr aufregt und er alle Energie im Führring und beim Aufgalopp lässt. Dann ist er nicht mehr unschlagbar.
Michael Dods, der Trainer von Mabs Cross, ist ein sehr erfolgreicher Trainer von Sprintern, für die es in England eine Menge Startmöglichkeiten gibt. Eines seiner besten Pferde war Mecca’s Angel, die zweimal unter anderem in den Gruppe 1-Nunthorpe Stakes in York siegte. Er trainiert in County Durham im hohen Norden Englands.



Maßarbeit: Mabs Cross holt sich mit Jockey Gerald Mosse auf den letzten Metern den Abbaye

Longchamp verpatzt Premiere
Service-Desaster auf dem neuen Rennplatz Longchamp. Dabei waren weniger Besucher als früher da. Aber sie erlebten lange Schlangen vor Wettschaltern, Imbissbuden und Toiletten – und das bei Eintrittspreisen bis zu 75 Euro. Zumindest berichten dies seriöse Blätter wie die Racing Post und der Guardian.