Ein Derbytraum zum Kurs 200
Im Frühjahr reifen im Galopprennsport die Träume vom Derbysieger, dem Rennen aller Rennen für Vollblüter. Es ist zweifellos die spannendste Zeit im ganzen Rennjahr. nurpferdeundfussball wagt einen ersten Ausblick auf das Deutsche Derby 2011 in Hamburg-Horn.
Noch sind die wichtigsten Vorprüfungen – bis auf den Frankfurter Metzler-Preis – noch nicht gelaufen, noch ist vieles Spekulation im Vorfeld. Aber offensichtlich hat das Gestüt Schlenderhan nach einem schwächeren Jahrgang in diesem Jahr wieder einige chancenreiche Anwärter auf das wichtigste Rennen in Deutschland. Ich favorisiere allerdings einen 200:10-Schuss. Das sind die wichtigsten Kandidaten 2011.

Arrigo (Gestüt Schlenderhan/Jens Hirschberger): Der derzeit Führende im Wettmarkt war erst einmal auf der Bahn, gewann sein Maidenrennen in Hannover über lange 2200 Meter ganz leicht mit acht Längen Vorsprung. Keine Ahnung, wen der Schlenderhaner dort geschlagen hat (der Zweite Glam Rock startet Sonntag in Hannover), aber die Vorstellung sah schon sehr nach Rennpferd aus. Nächste Bewährungsprobe für den Halbbruder des Derbysiegers Adlerflug sind die Bavarian Classic in München.

Sundream (Gestüt Graditz/Andreas Wöhler): Die derzeitige Nummer 2 im Wettmarkt, gewann eimmal gegen Ibicenco und verlor dann zum Saisonauftakt gegen den Schlenderhaner. Das Pferd aus dem Wöhler-Stall konnte allerdings trotz der Niederlage gefallen, zumal die Wöhler-Pferde den ersten Lauf in diesem Jahr meist noch benötigten. Sundream läuft am Sonntag in Hannover. Sollte mit 2400 Metern keine Problem haben.

Ibicenco (Gestüt Schlenderhan/Jens Hirschberger): Beeindruckend wie der Schlenderhaner bei seinem zweiten Lebensstart mit viel Kampfgeist und Stehvermögen gewann. Bei seinem ersten Lebensstart im Oktober 2010 war ein noch ziemlich rückständiger Ibicenco noch chancenlos gegen Sundream, diesmal drehte er den Spieß gegen die Derbyhoffnung aus dem Wöhler-Stall um. Das Bremer Rennen gewannen im übrigen in den letzten Jahren Adlerflug und Wiener Walzer – und sie triumphierten später auch in Hamburg-Horn. Das nötige Stehvermögen sollte da sein.

Earl of Tinsdal (Sunrace Stables/Andreas Wöhler): Drei Starts, drei Siege lautet die bislang makellose Bilanz von Earl of Tinsdal, den damals auf der Auktion niemand haben wollte. Dabei ist er so ein schönes Pferd, das auch noch richtig laufen kann. Besonders beim Erfolg im Frühjahrs-Preis des Bankhauses Metzler in Frankfurt (Gr. 3) imponierte der Black Sam Bellamy-Sohn, als er sich immer wieder erfolgreich gegen Saltas wehrte. Die Mutter gewann zwar nur über 1400 Meter, brachte allerdings mit Easy Tiger ein Pferd mit viel Stamina.

Lindenthaler (Gestüt Ebbesloh/Peter Schiergen): Ebenfalls bereits dreifacher Sieger bei drei Starts und wie Earl of Tinsdal auch zweijährig schon zweifacher Sieger. Zuletzt gewann Lindenthaler das Busch-Memorial (Gr. 3) in Krefeld über 1700 Meter, jetzt geht es nach Frankreich in den Prix Hocquart, einem Gruppe II-Rennen über 2200 Meter in Paris-Longchamp. Die Frage nach dem Stehvermögen ist noch nicht ganz zu beantworten, weil die Mutter nur über 1500 Meter siegte.

Silvaner (Margot Herbert/Peter Schiergen): Der Winterfavorit, enttäuschte allerdings etwas zum Saisonauftakt im Busch-Memorial als Vierter, wo ihm auch das flaue Tempo zum Verhängnis wurde. Nach Abstammung sollte Silvaner die Derby-Distanz können.

Gereon (Christian Zschache/Christian Zschache): Besitzertrainer Christian Zschache träumt von der Triple Crown aus 2000 Guineas, Derby und St. Leger. Die Geschichte von Gereon, vom Gestüt Ebbesloh für 10000 Euro an den ehemaligen Jockey in Hoppegarten, hat schon märchenhafte Züge: Dreimal war er zweijährige am Start und immer erfolgreich, zuletzt triumphierte der Next Desert-Sohn im November im Herzog Ratibor-Rennen in Krefeld. Saisonauftakt im Mehl-Mülhens-Rennen in Köln, den deutschen 2000 Guineas. Die Mutter Golden Time gewann einst für Trainer Norbert Sauer über Hürden, beim Stehvermögen sind aber beispielsweise die Experten von Turf-Times etwas skeptisch.

Sindiaco (Stall Meerbusch/Trainer Waldemar Hickst): Einmal gelaufen, einmal erfolgreich: Sindiaco gewann sein Maidenrennen in Frankfurt überlegen, schlug mit Ametrin und Salut zwei weitere Derbykandidaten und erhielt ein hohes GAG von 79 kg. Jetzt muss der Hengst am Sonntag in Hannover gegen bessere Konkurrenz Farbe bekennen.

Sommernachstraum (Lars-Wilhelm Baumgarten u.a/Waldemar Hickst): Bei zwei Versuchen noch sieglos, aber hier macht der Ton die Musik: Beim ersten Mal unterlag der Hengst über zu kurze 2050 Meter dem sehr guten Impostor (der keine Derbynennung hat), beim zweiten Mal landete Sommernachstraum über 2400 Meter hinter dem speedstarken Dekan (der nach dem Rennen leider tödlich verunglückte). In Bremen hatte der Hickst-Schützling allerdings einen völlig verkorksten Rennverlauf, stellte sich noch reichlich grün an, mehrfach war der Weg versperrt. Als er dann endlich freie Bahn hatte, war es zu spät. Steigerungsfähig und Stehvermögen ohne Ende.

Urteil
Noch sind viele Derbystarter leistungsmäßig nicht richtig erkannt, bleibt vieles noch Spekulation. Deshalb gehe ich mit dem Außenseiter Sommernachtstraum (steht zur Zeit noch 200 bzw. 220:10). Natürlich gewinnen Sieglose nicht das Derby, aber bis Anfang Juli sollte sich Sommernachtstraum zumindest ein Maiden-Rennen geschnappt haben. Und danach kommt dann das Derby..

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