Dienstag, 11. Juni 2013
„Gentleman und Meistertrainer“: Henry Cecil ist tot
Sir Henry Cecil, der große englische Trainer von Galopprennpferden, ist am Dienstag im Alter von 70 Jahren gestorben.
Überall Nachrufe und Würdigungen in der englischen Presse – und nicht nur in der Fachpresse. „Der Tod von Sir Henry hat dem Rennsport einen seiner begabtesten und fähigsten Trainer genommen“, schreibt etwa Chris Cox im Guardian. „Er gehörte zu den herausragenden Trainer des 20 Jahrhunderts“, titelte der Telegraph in seinem Nachruf. „Es war ein Privileg, für ihn zu reiten. Ein wahrer Gentleman und Freund“, so Jockey Ian Mongan in der Racing Post. „Sir Henry Cecil war ein Meistertrainer, aber noch wichtiger, ein wahrer Gentleman. Einer meiner lebenslangen Helden ist gegangen“, so der australische Top-Trainer Lee Freedman.
Der Mann zählte wahrlich zu den Großen seiner Zunft. Seine klassischen Siege kann man hier noch mal nachlesen, dazu feierte er unter anderem große Erfolge während der königlichen Rennwoche Royal Ascot.

Blaublüter
Mein erstes Erlebnis mit den Henry Cecil-Pferden hatte ich zu Beginn der neunziger Jahre: Zu diesem Zeitpunkt begannen die Übertragungen der englischen Rennen beim Buchmacher und die Fachgazetten Racing Post und Sporting Life waren in Dortmund erhältlich. Cecil trainierte damals viele Pferde in den rot-weißen Sheikh Mohammed-Farben, sein Stalljockey hieß Steve Cauthen und ich hatte den Eindruck, dass er kein Pferd unter 100000 DM (oder Guineas oder Pfund oder Dollar) Kaufsumme im Stall hatte. Oder sie waren so blaublütig gezogen, dass sie schlicht unbezahlt waren. Wetten konnte man die meistens nicht, weil sie viel zu tief am Toto standen. Zum Glück boten die Herren Stoute, Dunlop oder Hills immer wieder Alternativen.
Aber ich habe mich trotzdem geärgert, als ich damals doch nicht den Cecil-Schützling Commander in Chief im englischen Derby 1993 gewettet habe, obwohl irgendein englisches Boulevardblatt am Derbytag die Schlagzeile „Hail the Commander“ brachte und mich das wirklich beeindruckte.
Irgendwann waren jedoch die goldenen Zeiten vorbei, als die rot-weißen Farben auf einmal blau wurden und die Sheikh Mohammed-Pferde zu Goldolphin mit eigenem Trainer wechselten. Cecil traf das hart, er hatte eine richtig schlechte Phase, aber kam nach einer Durststrecke wieder – auch dank der permanenten Unterstützung seines Besitzers Khaled Abdullah.
Und das Beste erlebten er und die Turfwelt bekanntlich zum Schluss: Frankel, der Ausnahmegalopper der Jahre 2011 und 2012 und nicht nur für Henry Cecil „das beste Rennpferd aller Zeiten“.



Montag, 3. Juni 2013
Epsom zu lang für Chopin
Das war dann doch etwas viel Optimismus meinerseits im Vorfeld: Chopin verkaufte sich im englischen Derby zwar teuer, doch am Ende fehlte dem deutschen Teilnehmer das letzte Stehvermögen über die langen 2400 Meter in Epsom. Platz 7 klingt schlechter als es ist, denn soweit war der Hengst gar nicht geschlagen. Aber das „Wunder" fand doch nicht statt.
„Chopin ist nicht der Steher wie es vielleicht vor seinem Start im Epsom-Derby den Anschein hatte“ hieß es nach dem Rennen auf der Homepage des Stalles Wöhler. „Ich denke, kürzere Distanzen sind besser für ihn“, zitierte die Sporting Life Trainer Andreas Wöhler. Zukünftig solle der Hengst auf Distanzen bis etwa 2000 Meter laufen, ein Start im Deutschen Derby Anfang Juli stehe nicht mehr auf dem Programm.
Ansonsten war es das übliche Drama auf dem hügeligen Epsom-Kurs: Es gab einen großartigen Sieger Ruler of the World aus dem Aidan O’Brien-Quartier nach einem fantastischen Ritt von Ryan Moore. Ebenso gefallen konnte der Zweite Libertarian mit famosem Speed (nur leider etwas spät) und auch der Außenseiter Galileo Rock imponierte durch sein Stehvermögen. Das schlechteste Rennen hatte der französische Gast Ocovango, für den mehrmals kein Raum da war.
Deutsche Turf-Fans kritisierten nach der Prüfung auch den Ritt von Jamie Spencer auf Chopin. Zwischendurch musste Spencer schon mal „kurz vom Gas“, aber
entscheidend war das nicht.

Trost
Bitter enttäuscht waren hingegen die Anhänger des großen Favoriten Dawn Approach. Auch diese Kolumne hatte im Vorfeld die Coolness des bis dato ungeschlagenen Hengstes gelobt, doch am Samstag eiferte der Schützling von Jim Bolger auf einmal seinem Vater New Approach (der aber bekanntlich das Epsom-Derby gewann) nach und zeigte sich übereifrig im Rennen. Kevin Manning schickte den stark pullenden Dawn Approach früh nach vorne und es verwunderte nicht, dass der Top-Favorit früh geschlagen war. Selbst No-Hoper Ocean Applause endete vor dem einstigen Jahrgangs-Primus. Es gibt eben so Tage, an denen geht eben alles schief.
Immerhin gab es für einige „Verlierer“ in Epsom schnell Trost: Andre Fabre, der Trainer des unglücklichen Ocovango, triumphierte mit Intello im Prix Du Jockeyclub, dem französischen Derby über 2200 Meter. Trainer Andreas Wöhler gewann mit Akua’da die 93. German 1000 Guineas in Düsseldorf. „Eine echte Kampfsau“, kommentierte der Trainer auf der Homepage und meinte damit die Stute, die erst gar nicht ihre Box beziehen wollte. Und ich kann endlich mal die hervorragende Homepage des Rennstalles Wöhler loben.

Das englische Derby gibt es hier noch einmal

Korrektur: Das französische Derby ist nur 2100 Meter und nicht wie oben beschrieben 2200 Meter.



Donnerstag, 30. Mai 2013
Ich mag Chopin
Es ist ein historisches englisches Derby am Samstag auf dem Berg- und Talkurs zu Epsom. Denn erstmals läuft mit Chopin ein in Deutschland trainiertes Pferd in dieser prestigereichen Prüfung. Wenn man sich die Starter so anschaut, dann erkennt man schon den Wandel im englischen Rennsport: Ein starkes irisches Kontingent mit sieben Pferden (allein fünf aus dem Stall von Aidan O’Brien) trifft auf zwei starke Gäste aus Frankreich und Deutschland sowie nur drei Pferde aus England. Die zählen allesamt zu den Außenseitern. Zudem fehlen die großen englischen Trainernamen: Sir Michael Stoute, Henry Cecil, John Gosden usw. Immerhin hat Goldolphin einen Starter, jedoch trainiert von Jim Bolger und von diesem auch im letzten Jahr erst erworben. Die Teilnehmer im Überblick

Battle of Marengo (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Joseph O’Brien/ Besitzer M.Tabor/D. Smith/ Mrs. John Magnier)
Einer aus der O’Brien-Streitmacht und vielleicht die erste Wahl. Sechs Starts, fünf Siege, zuletzt erfolgreich in den Derrinstown Stud Derby Trial Stakes über 2000 Meter. Das ist eine Prüfung, in der Trainer O’Brien immer hoch eingeschätzte Pferde seines Quartiers laufen lässt. Der Erfolg sah allerdings mehr nach einem Arbeitssieg aus. Über die Distanz von 2400 Meter sollte er als Galileo-Sohn kommen, für mich wirkt er aber wie ein reiner Galoppierer ohne viel Speed.

Chopin (Trainer Andreas Wöhler/Jockey Jamie Spencer/Besitzer Qatar Racing Limited)
Nach dem hochüberlegenen Sieg im Krefelder Dr. Busch-Memorial kaufte Qatar Racing Limited den Hengst vom Gestüt Graditz. Einer der ersten Maßnahmen des neuen Besitzers war es, den talentierten Wöhler-Schützling für das Epsom Derby nachzunennen – gegen eine knackige Gebühr versteht sich.
Das spricht für einiges Vertrauen. Dabei ist das Stehvermögen zumindest theoretisch nicht sicher: Der bislang wenig frequentierte Deckhengst Santiago war als Mehl-Mülhens-Sieger eher ein Pferd für die Meile, sein Bruder Sordino war immerhin Derby-Zweiter. Allerdings hat die Mutter über lange Strecken gewonnen. Chopin war bislang deutlich kürzer unterwegs, läuft aber wie ein Steher. Damit der Hengst sich an den hügeligen Epsom-Kurs gewöhnt, ließ ihn Trainer Andreas Wöhler auf dem Düsseldorf Grafenberg linksherum galoppieren.

Dawn Approach (Trainer Jim Bolger/Jockey Kevin Manning/Besitzer Godolphin)
Ganz klar der Primus der englisch-irischen Dreijährigen 2013. Sieben Starts, sieben Siege lautet die eindrucksvolle Bilanz, zuletzt überlegene Ware in den englischen 2000 Guineas. Was mir gefällt, ist seine entspannte Art: Der Hengst wirkt völlig unkompliziert, pullt nicht, lässt sich im Rennen quasi Fahren wie ein Auto. Dazu besitzt er den typischen Speed eines Klassepferdes.
Trainer Jim Bolger gewann mit dem Vater New Approach das Derby 2008. Der stammt von Galileo, väterlicherseits ist also Stehvermögen vorhanden. Mütterlicherseits ist das eher fraglich, weil aus dieser Linie überwiegend Sprinter und Mittelstreckler kommen. Bolger kennt diese Bedenken, glaubt aber, dass der Hengst dank seiner ruhigen Art und seiner Klasse über die Derbydistanz kommt.


Eines dieser legendären Derbies: Shergar gewinnt 1981. Später wurde der Hengst dann gekidnappt.

Festive Cheer (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Seamie Heffernan/ Besitzer M.Tabor/D. Smith/ Mrs. John Magnier)
Zuletzt knapp geschlagener Dritter im Prix Hocqard in Longchamp (Gr. 2), davor gewann er sein Maidenrennen auf der Allwetter-Bahn in Dundalk. Erst sein dritter Start, aber andere aus dem O’Brien-Stall haben bessere Voraussetzungen.

Flying the Flag (Aidan O’Brien/ Jockey Colm O’Donoghue/Besitzer Mrs John Magnier/M. Tabor/D. Smith)
Tolle Abstammung (Mutter klassische Siegerin in den irischen 1000 Guineas), aber größter Außenseiter aus dem Ballydoyle-Quartier.

Galileo Rock (Trainer David Wachman/Jockey W.M. Lordan/Besitzer Michael O’Flynn)
Noch nicht ausgereifter Hengst, drei Starts, zweimal in besserer Gesellschaft geschlagen. Die letzte Form sah aber gut aus, als Galileo Rock noch viel Boden machte. Dennoch reichen die bisherigen Leistungen nicht aus.

Libertarian (Trainer Mrs K.Burke/Jockey William Buick/Besitzer Hubert John Strecker)
Überraschte als 33:1-Sieger in den Dante Stakes in York, immer noch die wichtigste Derbyvorprüfung. Erst drei Mal am Start, offensichtlich stark verbessert. Wenn der Hengst mit der Bahn in Epsom zurechtkommt, ist er ein chancenreicher Kandidat zu einer attraktiven Quote. An mangelndem Stehvermögen wird er nicht scheitern.

Mars (Trainer Aidan O’Brien/Jockey Richard Hughes/ Besitzer M.Tabor/D. Smith/ Mrs. John Magnier)
Erst zwei Starts und so etwas wie die Wundertüte aus dem O’Brien-Quartier. Wirkte in den englischen 2000 Guineas noch reichlich grün, lief aber gar nicht schlecht. So ganz sicher ist das Stehvermögen auch noch nicht, aber Mars muss sich so und so verbessern, um eine Chance zu haben.

Mirsaale (Trainer James Tate/Jockey Neil Callan/Besitzer Saif Ali)
Immerhin schon Bahnsieger, gewann eine Conditions Stakes und bewies, dass er mit dem Kurs zurechtkommt. Das ist immer ein Vorteil, dennoch reichen die bisherigen Formen nicht aus.

Ocean Applause (Trainer J.Ryan/Jockey D J O'Donohoe/Besitzer W.Mc Luskey)
Schon 15 mal gelaufen – und immer noch sieglos. Ein Kandidat der unteren Handicapklasse gegen die Blaublüter. Hier hilft nur die Abkürzung, aber eine große…. Zumal die Distanz auch noch zu lang ist.

Ocovango (Trainer Andre Fabre/Jockey Pierre Charles Boudot, Besitzer Prince AA Faisal)
2011 gewann Trainer Andre Fabre mit Pour Moi und das möchte der Altmeister mit Ocovango 2013 wiederholen. Auch diesen schickte er zu einem Rennbahn-Galopp nach Epsom, das Ergebnis überzeugte durchaus. Der Monsun-Sohn ist in drei Rennen noch ungeschlagen, gewann zuletzt ein Gruppe 2-Rennen und könnte noch etwas im Tank haben.

Ruler of the World ((Trainer Aidan O’Brien/Jockey Ryan Moore/Besitzer M.Tabor/D. Smith/ Mrs. John Magnier)
Sieger der Chester Vase, erst zweimal gelaufen, hochtalentiertes Pferd, aber ziemlich unerfahren. Halbbruder zum Duke of Marmalade, einem mehrfachen Gruppe I-Sieger und Steher.

Urteil
Natürlich dominierte Dawn Approach bislang den Jahrgang eindeutig. Wenn er über den Weg kommt, ist er das ideale Pferd für so ein großes Rennen. Allerdings glaube ich an Wunder: CHOPIN ist zumindest eine Sieg-/Ita (Platz 2)-Wette wert. So überragend waren die englischen Derbyjahrgänge in den letzten Jahren auch nicht und der Wöhler-Schützling macht den Eindruck, dass er eine ganze Menge Potenzial hat und über den Weg kommt. Das ist zwar viel Spekulation, aber mit meinem Bauchgefühl lag ich häufig richtig. Außerdem gefallen mir Ocovango und Libertarian noch ganz gut.



Donnerstag, 18. April 2013
Black Caviar: Australiens Stolz sagt Bye
Nach 25 Erfolgen in Serie ist Schluss: Black Caviar, Sprinterin aus Australien, beendet ihre großartige Karriere ungeschlagen. Der Ruhestand sei ihr gegönnt, dennoch schade: Ich hätte sie gerne noch einmal in Europa gesehen
Zugegeben, so viel weiß man hier in Deutschland nicht über Galopprennen in Australien. Anfang November schaue ich immer neidisch auf den fünften Kontinent, wenn beim Melbourne Cup eine ganze Nation zum Stillstand kommt – leider undenkbar in Deutschland. Zudem sind in den letzten Jahren einige gute deutsche Pferde nach Australien gewechselt – Lucas Cranach etwa oder Mawingo, beides Kandidaten für Distanzen über 2000 Meter.
Großartige Sprinter haben sie hingegen in Down under schon immer gehabt. Besonders gerne erinnere ich mich an Choisir, der einst Royal Ascot stürmte und mir zwei lukrative Siegwetten brachte. Aber Black Caviar toppte sie alle: Die Wunderstute, trainiert von Bill Moody in Melbourne, von Pedigree eher unspektakulär – der Vater Bel Espirit in Europa kaum bekannt, die Mutter Helsinge lief überhaupt nicht. Am ehesten noch bekannt in Europa ist Black Caviars Großmutter mütterlicherseits: Desert Sun platzierte sich immerhin in den englischen Craven Stakes (Newmarket) und der Sandown Mile.
Es dauerte etwas, bis Black Caviar ins Rollen kam, zumal sie dreijährig mit einer Verletzung pausieren musste. Erst mit vier Jahren wurde sie richtig gut, das erste Gruppe 1-Rennen gewann sie im November 2010.
Bald hatte sie keine Rivalen mehr auf höchster Ebene, mit jedem Erfolg wuchs ihr Legenden-Status. Der „Stolz Australiens“ distanzierte mühelos die Gegner, es war Zauber pur. Schwer zu beschreiben – einfach das Video genießen.

Zittersieg in Europa
Nur einmal musste ihr Anhang zittern. Es war der 23. Juni 2012, der einzige Start in Europa: Black Caviar, in 21 Rennen vorher ungeschlagen, war die große Favoritin in den Diamond Jubilee Stakes über 1200 Meter in Ascot. Eine Nation blickte auf die Stute: In Melbourne versammelten sich 10 000 Menschen mitten in der Nacht, um Black Caviar gewinnen zu sehen. Eine Niederlage in dieser Gruppe 1-Prüfung gegen einige von Europas Top-Sprintern – undenkbar. In Melbourne waren Plakate mit der Aufschrift „Black Caviar vs. England“ zu sehen, der Start des besten australischen Pferdes sorgte für einen ausverkauften Samstag am letzten Tag des königlichen Festivals.
Doch dann bewahrheitete sich die alte These, dass es keine Unverlierbaren im Turf gibt. Was auch viel mit Jockey Luke Nolen zu tun hatte. Nolen, der die Stute in fast jedem Rennen steuerte, hörte auf einmal auf zu reiten, weil er dachte, er hätte das Rennen schon sicher. Die beiden französischen Gäste Moonlight Cloud und Restiadargent kamen bedrohlich nahe, am Ende aber konnten Nolen und Anhang aufatmen: Black Caviar siegte mit einem Kopf. „Nolen war Sekunden davon entfernt“, schrieb damals der Guardian, „einen der größten unentschuldbaren Jockey-Fehler in der Turf-Geschichte zu begehen".
Es war eher ein Ausrutscher: Zuletzt in Australien triumphierte die Stute wieder dreimal in gewohnter Manier. Natürlich saß Luke Nolen im Sattel.
Manche träumten im letzten Jahr vom Duell mit Frankel, dem europäischen Superstar. Glücklicherweise kam dieser Schwachsinn nicht zustande – Black Caviar ist Sprinter, Frankel liebt Strecken ab der Meile. Vielleicht treffen sich die beiden dennoch irgendwann einmal und produzieren einen Nachkommen. Der dürfte allerdings unbezahlbar sein…



Knappe Sache: Der Erfolg in Royal Ascot



Donnerstag, 4. April 2013
Lieber BVB als Grand National 2013
Samstag um 16:15 Ortszeit (und damit 17:15 deutscher Zeit) ist es wieder so weit: Rund 40 Pferde werden sich an der Startstelle der Galopprennbahn in Aintree bei Liverpool versammeln. Und dann gehen sie auf eine Reise von über sieben Kilometern, springen über Hindernisse, die die meisten noch nie gesehen haben und wenn sie Glück haben, schaffen sie es unversehrt ins Ziel. Und einer wird sich Grand National-Gewinner 2013 nennen dürfen.
Es ist ein rund siebenminütiges Drama, das sich in Aintree abspielt. Mit allen Elementen, die ein gutes Schauspiel auszeichnen: Spannung, Schmerz und am Ende manchmal sogar ein Happy-End.
Schon die ersten beiden Sprünge können zum Desaster werden: Weil die Pferde noch nicht richtig konzentriert sind, passieren Fehler, die diese gnadenlosen Hindernisse sofort bestrafen. Schon dort verabschieden sich häufig mehrere Kandidaten.
Und so geht es weiter. Namen wie Bechers Brook oder Foinavon mögen zwar poetisch klingen, sind aber gefährliche Hindernisse, die Ross und Reiter alles abverlangen. Dabei sind das erfahrene Pferde, die schon manche Schlacht geschlagen haben.
Das Grand National ist das umstrittenste Rennen der Turfwelt. Zu lang, zu schwere Hindernisse, zu viele Starter und damit zu gefährlich sind die bekannten Vorwürfe. Wenn ich Besitzer eines Rennpferdes wäre, würde ich es im National nicht laufen lassen. Obwohl ich ansonsten ein großer Freund des Hindernissports bin.
Mein Verhältnis zu dem Spektakel war schon immer zwiespältig. Das Aintree-Festival generell bietet guten Sport und ist nach Cheltenham das zweite wichtige Hindernismeeting in England. Generell sind ja nur drei Rennen über die großen National-Hindernisse und die beiden an den ersten Tagen finde ich auch in Ordnung. Zum einen ist die Distanz nicht so lang, zum anderen sind die Felder nicht ganz so voll. Das große Spektakel am Samstag ist das Problem.

Das große Gemetzel
Und spätestens nach den Ereignissen der letzten Jahre hatte ich endgültig die Nase voll. „Keine Lust mehr auf das National“ lautete die Überschrift 2012. Ein Grund war der Tod von Synchronised und According to Pete, ersterer gewann rund vier Wochen vorher noch den Cheltenham Gold Cup, das wichtigste Jagdrennen des Jahres. Zitat aus dem Text vor einem Jahr: „Dieser Anblick, wenn stürzende Pferde durch die Luft wirbeln – ich konnte ihn schon früher nicht ertragen und kann das auch jetzt nicht. Ein Bekannter von mir hat früher das Rennen immer als „das große Gemetzel“ bezeichnet. Er hat sich vom Rennsport inzwischen ziemlich entfernt und natürlich brechen sich auch Pferde auf der Flachen die Beine, aber dennoch hat er mit dieser zynisch klingenden Einschätzung Recht.“ Diese Sätze haben immer noch ihre Richtigkeit.
Also wer von mir einen Tipp erwartet, wartet vergeblich. Das Rennen ist ja sowieso ein Umsatzprogramm für die Buchmacher. Also irgendeinen Außenseiter auswählen und hoffen, dass er den Mon Mome macht und für über 1000-Toto triumphiert. Nicht gewinnen wird Cappa Bleu, denn das sind immer die Kandidaten, die ich im National gespielt habe. Und ich drücke die Daumen, dass Imperial Commander, Gold-Cup Sieger 2010, das Rennen heil übersteht. Allerdings ist sein Trainer Nigel Twiston-Davies dafür bekannt, gut springende Pferde in das Rennen zu schicken.
Außerdem spielt der BVB zeitgleich gegen Augsburg und da werde ich mich Richtung Stadion begeben. Es gab schon Jahre, da bekam das National den Vorzug.



Montag, 31. Dezember 2012
14 Jahre und kein bischen leise
Mein Rennsportmoment des Jahres: Der 14jährige Wallach Hello Bud gewinnt die Becher Handicap Chase in Aintree über die Grand National-Hindernisse. Dabei hüpfte der Wallach über die furchterregenden Sprünge als wenn es Spielzeughürden wären.
Ich mag eigentlich die Prüfungen über den Grand National-Kurs überhaupt nicht. Besonders das Grand National war in den letzten Jahren ein Image-Fiasko für den Hinderrnissport. Die Strecke ist zu lang, die Teilnehmerzahl zu groß, die Sprünge zu schwer und zu ungewohnt - es lässt sich einiges an Kritikpunkten finden. Doch wenn ich sehe, wie Hello Bud über diese Sprünge hüpft, dann ist das ganz großes Kino. Und zum Glück ist die Becher Chase kürzer als das Grand National.
Ein großer Moment auch für Trainer Nigel Twiston-Davies und Sohn Sam, der im Sattel saß. Denn Hello Bud gehört quasi zur Familie und genießt jetzt nach einer bemerkenswerten Rennlaufbahn seinen Ruhestand. Gänsehaut-Feeling pur - das Rennen gibt es hier noch einmal.



Dienstag, 25. Dezember 2012
The Giant Bolster kann die Favoriten ärgern
Es ist das Jahr Eins nach Kauto Star. Der fünffache Gewinner der William Hill King George VI Chase läuft bekanntlich nicht mehr. Wer wird sein Nachfolger in Kempton am zweiten Weihnachtstag? Wir stellen die Kandidaten 2012 dieser Prestige-Prüfung vor. Was deren Trainer und Besitzer sagen, lesen Sie hier.

Captain Chris: Im letzten Jahr 3. hinter Kauto Star und Long Run, aber deutlich geschlagen. Zum Saisonauftakt gewann er gegen For Non Stop auf schwerem Boden in Ascot. Kann also den Boden, das letzte Stück Klasse für so eine Prüfung fehlt aber. Drei Meilen sind zudem die Grenzen seines Stehvermögens.

Champion Court: Durchweg gute Formen als Novice, aber immer respektvoll geschlagen. Außenseiter mit Platzchancen.

Cue Card: Der Stolz der Tizzards. Vater Colin trainiert, Sohn Joe sitzt im Sattel. Der Wallach zählte schon als Hürdler zur absoluten Spitze und auch über die Jagdsprünge zeigte er ausgezeichnete Leistungen, etwa als Zweiter zu Sprinter Sacre. Zuletzt gewann er eindrucksvoll in einem Grade 2 in Exeter. Drei Meilen zumal auf schwerem Boden sind aber Neuland. Trainer Colin Tizzard ist überzeugt, das der King’s Theatre-Son über den Weg kommt.


"The crowd is going absolutely wild": In der King George Chase 1990 triumphiert der berühmte Schimmel Desert Orchid.

For Non Stop: In dieser Saison offenbar weiter verbessert, zuletzt hinter Captain Chris. Dennoch nur Außenseiter, zumal deutliche Fragezeichen beim Stehvermögen.

Grands Crus: Im letzten Jahr als Novice sehr überzeugend über die schweren Sprünge, doch dann gab es eine erste Enttäuschung in der RSA Chase. Es folgte der Flop in der Paddy Power Chase in Cheltenham, wo das Pferd laut Jockey Tom Scudamore bereits nach dem zweiten Hindernis geschlagen war. In Bestform ein heißer Kandidat, zumal die Distanz keine Probleme bereiten dürfte. Nicht ganz so sicher bin ich mir, ob er den schweren Boden mag.

Junior: Stehvermögen ist seine große Stärke, für 10 000 Pfund nachgenant, dennoch ist dieser Rennen ein zu großer Sprung.

Kauto Stone: Der Halbbruder des großen Kauto Star, zuletzt guter Sieger in Down Royal auf schwerem Boden gegen First Lieutenant, der danach Dritter im Hennessy Gold Cup wurde. Das war Kauto Stones erster Versuch über drei Meilen. Offenbar verbessert in diesem Jahr, nachdem er davor ein paar Mal enttäuschte.

Long Run: King George-Sieger 2011 (das Rennen wurde damals im Januar nachgeholt), Cheltenham Gold Cup-Gewinner zwei Monate danach im März – ganz klar der Kandidat mit den besten Formen. Im letzten Dezember Zweiter hinter Kauto Star, das Jahresdebüt in Haydock als Zweiter war ebenfalls in Ordnung. Beim zweiten Start der Saison wird er weiter verbessert sein.

Riverside Theatre: Mag die Bahn in Kempton, 5 Starts, 4 Siege lautet die Bilanz. Drei Meilen auf einer flachen Bahn sind die absolute Grenze seines Stehvermögens, im Januar 2011 Zweiter hinter Long Run. „Sein erster Lauf sei immer fast sein Bester“, sagt sein Trainer Nicky Henderson. Darum sei man direkt ohne Vorbereitungsrennen in die King George Chase gegangen.

The Giant Bolster: Lief das Rennen seines Leben, als er als 50:1-Außenseiter Zweiter im Cheltenham Gold Cup 2012 wurde. Hat sich deutlich verbessert, das Jahresdebüt (hinter Long Run) war ausbaufähig. David Brigdewater, sein Trainer, kann das Rennen kaum erwarten, so gut sei Giant Bolster inzwischen drauf. Ein mehr als chancenreicher Außenseiter.

Urteil
Long Run ist ein würdiger Favorit, aber nicht unschlagbar, zumal er manchmal zu Flüchtigkeitsfehlern beim Springen neigt. Bei Cue Card gefällt mir nicht, dass er noch nie so eine weite Strecke gelaufen ist, Grands Crus steht erstmal unter Beobachtung nach der letzten Form. Warum nicht also The Giant Bolster? Das Pferd ist deutlich verbessert, mit Mc Coy sitzt ein Top-Mann im Sattel. Auf dem schweren Boden ist Stamina gefragt – und das hat unser Kandidat ohne Ende. Gefährlich ist natürlich auch Kempton-Spezialist Riverside Theatre.



Donnerstag, 29. November 2012
Sechs für die englische Hindernis-Saison
Wer diese Seiten schon länger verfolgt, kennt meine Vorliebe für den englischen Hindernissport. Oder sagen wir es so: Die englische National-Hunt-Saison macht den Winter einigermaßen erträglich. Jedenfalls konzentriert sich darauf mein Turf-Interesse bis zum Grand National-Meeting in Aintree – abgesehen von gelegentlichen Besuchen der Dortmunder Sandbahn. Höhepunkt ist natürlich das Cheltenham-Festival im März.
Die Saison ist schon voll in Schwung, erste gute Rennen sind schon Geschichte und am Wochenende gibt es unter anderem den Hennessy Gold Cup in Newbury
Also höchste Zeit, unsere neue kleine Serie zu starten: Diese Kolumne wird die Saison von sechs ausgewählten Pferden bis zum Saisonende in Sandown begleiten. Die Auswahl: völlig subjektiv, zu manchen gibt es eine persönliche Geschichte, andere haben einen deutschen Hintergrund. Ansonsten empfehle ich das exzellente Angebot von attheraces zur Hindernissaison auf der Insel.

Al Ferof (Trainer Paul Nicholls/Besitzer John Hales): Der schmucke Schimmel war im März in Cheltenham mein Tipp im Arkle, dem Rennen für die Nachwuchssteepler über 2 Meilen. Dort war er aber chancenlos gegen Sprinter Sacre. Das war allerdings eine der wenigen schwachen Formen, für zwei Meilen fehlt ihm doch etwas der Speed. Imponierende Vorstellung zum Saisonauftakt gegen die älteren Handicapper im Paddy Power Gold Cup, nächste Station soll die King George Chase am 26. Dezember in Kempton sind. Sicherer Springer, ob er allerdings in die Spuren seiner ehemaligen Stallgefährten Kauto Star und Denman passt, wird sich noch zeigen.

Grandouet (Nicky Henderson/M.S. Munir): In der letzten Saison lange ein Kandidat für die Champion Hurdle, ehe eine Verletzung einen Start verhinderte. Jetzt wieder fit, „stärker als im letzten Jahr und sehr talentiert. Top-Class“, meint sein Trainer. Also einer für die Top-Rennen über die Hürden.

Hinterland (Paul Nicholls/ Chris Giles & Potensis Limited): Guter Nachwuchs-Handicapper über die Hürden, jetzt geht es über die Jagdsprünge. Das Debüt in Exeter als Zweiter hinter Theatre Guide war ausbaufähig.

Lovcen (Alan King/ The Barbury Apes): Eisenharter Tiger Hill-Sohn, dessen größte Stunde im April in Aintree schlug, als er den großen Favoriten Fingal Bay in den Sefton Novices Hurdle über drei Meilen schlug. Auch vorher in den Nachwuchs-Steherrennen gut placiert, doch in den Handicaps weht ein rauerer Wind. Die letzte Form in November in Cheltenham als 5. hinter Goulanes war aber ganz ordentlich.

Peddlers Cross (Donald Mc Cain jr/T.G. Leslie): 2011 Zweiter hinter Hurricane Fly in der Champion Hurdle, über die Jagdsprünge lief es nicht ganz so gut, auch wenn der Schützling von Donald Mc Cain eigentlich nur in Cheltenham die Erwartungen nicht erfüllte. Aber jetzt soll es wieder über die Hürden gehen und sein Trainer war zumindest im Oktober noch ziemlich optimistisch.

Tistory (Nicky Henderson/Judy Wilson): Nachwuchs-Hürdler aus dem Henderson-Stall, einmal erfolgreich in einem National Hunt-Flachrennen gegen Court Ministrel, der diese Form in dieser Saison über Hürden durchaus bestätigt hat. Gute Meinung im Henderson-Stall und natürlich aus deutscher Sicht interessant als Sohn von Epalo.



Donnerstag, 15. November 2012
Dettori, die Drogen und der Rennsport
Es ist zweifellos nicht das Jahr des Lanfranco, besser bekannt als „Frankie“, Dettori. Erst verlor er seinen langjährigen Stalljockey-Posten bei Godolphin und jetzt auch noch dieses Malheur: Der 41jährige Jockey wurde am 16. September in Longchamp positiv auf eine verbotene Substanz gestestet. Genaueres ist noch nicht unbekannt, auch wenn manche Zeitung von Kokain als verbotene Substanz spricht. Dettori will sich erst in der nächsten Woche auf einer Anhörung äußern, erklärte sein Rechtsanwalt. Wenn er für schuldig befunden wird, droht ihm eine weltweite lange Sperre.
Nun könnte es dem gebürtigen Italiener doch eigentlich egal sein: Er befindet sich quasi im Herbst seiner Karriere, hat fast alle wichtigen Rennen der Welt gewonnen, Millionen dabei verdient und ist einer der besten Jockeys der Welt. Eigentlich könnte er doch Schluss machen, ein gemütlicheres Leben führen und sich um seine Kinder kümmern.
Wer allerdings den Dettori der letzten Jahre erlebt hat, der hat von Müdigkeit wenig gespürt. Gut, die Trefferquote ist in diesem Jahr nicht mehr so hoch wie in den Jahren zuvor. Das mag aber auch daran liegen, dass er bei Godolphin nicht mehr automatisch die erste Wahl hatte, sondern Mikael Barzalona und Silvestre da Sousa gleiche Rechte haben. Und jetzt der fehlgeschlagene Test: Das mit dem Wendepunkt der Karriere (Guardian) hat schon seine Richtigkeit.

Moralapostel
Schon wetzen viele die Messer. Natürlich sollten Jockeys keine Drogen nehmen - wie jeder andere Sportler auch. Allerdings gibt es mildernde Umstände: zum Beispiel, dass Jockeys einen Stressjob haben und es ziemlich ungesund ist, wenn sie bei einer Größe von 1,70 Gewichte um die 50 kg auf die Waage bringen müssen und permanent Hunger haben. Noch 'mal: Das ist keine Absolution für etwaiges Fehlverhalten.
Jockeys und Drogen sind kein neues Problem. Gerüchte gibt es viele, konkrete Fälle weniger. 2008 stand der englische Top-Jockey Kieren Fallon 18 Monate am Zaun, weil er Kokain genommen hatte.
Dennoch kein Vergleich zum Profi-Radsport, wo in den letzten Jahren wohl jeder Top-Fahrer verbotene Substanzen nahm. Auch wenn Fallon damals das englische Turfzentrum Newmarket als „hotbed of drug abuse“ bezeichnete.
Das sei aber definitiv nicht so, zitiert der englische Independent Graham Locking, Geistlicher der Rennsport-Gemeinde. Auch in Newmarket sei der Gebrauch von Alkohol und Drogen eher durchschnittlich. „Die große Mehrheit der Leute, die im Rennsport arbeiten, führen normale Leben, arbeiten hart…“, so der Kaplan. Er fordert Fairness gegenüber Newmarkets bekanntestem Einwohner. Locking: „Niemand sollte mit dem Finger auf Frankie Dettori zeigen.“ Aber so sei das mit den Stars: Wenn sie sich als menschlich erwiesen und Fehler machen, werden viele Menschen zu Moralaposteln.



Dienstag, 30. Oktober 2012
Fünf Strategien für den Breeders’ Cup
Der November kommt, der Breeders’ Cup naht. Freitag beginnt es, Samstag folgt dann das große Finale in Santa Anita/Kalifornien, unter anderem mit Turf und Classic. Deutsche Pferde sind leider nicht am Start – also niemand auf den Spuren von Shirocco, der 2005 im Turf triumphierte.
Natürlich hat der Wettbewerb eine großartige Internetpräsenz mit Infos aller Art. Erwarten Sie jetzt bitte keine fundierten Wettprognosen, weil mir die amerikanischen Pferde wenig sagen und ich mich ihren Leistungen einmal im Jahr widme. Nun mag das an Arroganz grenzen, aber selbst das Kentucky Derby geht so ziemlich an mir vorbei. Kleiner Trost: Vielen Amerikanern geht es ähnlich, nur gilt das für den europäischen Turf.
Allerdings ist die von den Amis selbsternannte „Weltmeisterschaft des Turfs“ schon ein ziemliches Spektakel. Und wer zum Beispiel in den vergangenen Jahren die Zenyatta-Huldigung erlebt hat, der war schon beeindruckt.

Europas Superstar fehlt
Die europäische Bilanz sieht in Santa Anita gar nicht so übel aus, allerdings hat man sich in Europa auch schon mal euphorischer gegeben. Das mag auch daran liegen, dass Frankel etwa in Ascot seinen Abschied gegeben hat.
Außerdem: Die Pferde sind am Ende einer langen Saison, der Breeders’ Cup ist oftmals nicht unbedingt das Ziel, auf das man hingearbeitet hat. Das Argument mit den „Apotheken“, die so manches US-Pferd ist, weil dort die Doping-Bestimmungen deutlich laxer sind, stelle ich jetzt einmal hinten dran.
Allerdings: Meine persönliche Wettbilanz der letzten Jahre war durchaus in Ordnung – besser sogar als bei manchen europäischen Meetings. Ein paar Strategien (die jedoch für andere Meetings ebenfalls anwendbar sind):
1. Bloß nicht in jedem Rennen wetten. Wenn Sie keine Meinung zu einem Rennen haben, ist das völlig in Ordnung. Nur Zuschauen kann auch Freude bereiten.
2. Keine Pferde spielen, die unter 20:10 am Toto stehen. Gerade beim Breeders Cup werden „Heiße“ oftmals so gepuscht, dass sie unter-pari stehen. Aber es gibt sie nicht, die Unverlierbaren – außer sie heißen Frankel.
3. Keine Europäer auf Sand/Dirt wetten. Das ist das Refugium der US-Pferde, Europas Elite läuft nicht auf diesem Untergrund.
4. In jede Stallform reinhängen. Hat ein Trainer beispielsweise schon zwei Rennen gewonnen, unbedingt die anderen Starter auch spielen. Oft zahlt sich das aus.
5. Sprints sind in der Regel etwas was für die Amerikaner, die Pferde aus Europa tun sich schwer gegen die schnelle einheimische Brigade.

Wichtig sind zudem zuverlässige Quellen in den USA. Und da hat diese Kolumne diesmal einen ganz besonderen Leckerbissen. Mike Watchmaker ist „National Handicapper“ der Daily Racing Form, seine Einschätzungen der genannten Teilnehmer gibt es hier. Den Kurs für Exelebration in der Mile wird es wohl leider nicht in Europa geben.


Das waren noch Zeiten: Shirocco triumphierte im Turf 2005, damals trainiert von Andre Fabre in Frankreich. Und danach gab der große Mann des französischen Turfs ein Interview in Englisch, ich dachte immer, der spricht nicht mit Journalisten. Und Baron von Ullmann freut sich mit.