hier schreibt Dein alter Kumpel Excelebration. Dieser Zweibeiner von einem Blogbetreiber hat mich lange genug bekniet, Dir ein paar Zeilen zu widmen – mach ich ja sonst nich’, aber der Typ war wirklich hartnäckig. Und da meine große Laufbahn ja quasi in Deutschland begann, als ich deren Elite im Mehl-Mülhens-Rennen mal eben schnell die Hacken zeigte, habe ich zugesagt. Auch um zu demonstrieren, dass ich ein guter Verlierer bin.
In Deutschland trainierte mich noch der Marco, doch schon lange bin ich bei Aidan in Irland. Dort habe ich ein cooles Leben, doch manchmal möchten mich meine Kollegen richtig ärgern. Dann sagen sie einfach Frankel – Camelot dieses dreijährige Großmaul etwa, dem zu Glück zuletzt etwas das große Maul gestopft wurde. Dachte schon, er wäre so wie Du.
Aber sie haben schon recht – fünf Mal bin ich gegen Dich gelaufen, fünf Mal bist Du locker an mir vorbeigezogen. Jedes Mal, wenn ich Dich auf den letzten 200 Metern attackieren wollte, hast Du einfach nur gelacht und bist mit dem Kollegen Tom an mir vorbei gezogen. Zuletzt waren es 11 Längen – als wenn ich ein mittelmäßiger Handicapper wäre. Das tat schon weh.
Dabei bin ich der weltbeste Meiler – zumindest immer dann, wenn Du nicht dabei warst. Du hast mir vieles versaut, aber ich bin Dir nicht böse. Na ja, vielleicht etwas: Warum ist Dein Trainer nicht früher auf die Idee gekommen, Dich über 2000 Meter einzusetzen. Mein Stallkollege St. Nicholas Abbey litt nach York jedenfalls unter posttraumatischen Zuständen.
Jedenfalls bist Du – das gebe ich gerne zu trotz Sea The Stars– das beste Rennpferd gewesen, das in den letzten 30 Jahren eine Rennbahn betreten hat. Meint auch der Henry, Dein Trainer, und der muss es wissen, weil er schon viele Klassepferde trainiert hat. Das hat er aber schon sehr früh gesagt und dich hat das extern überhaupt nicht beeinflusst. Intern hat er Dir wohl manchmal die Ohren lang gezogen, weiß ich aus verlässlichen Quellen.
Jedenfalls laufe ich am Samstag eine halbe Stunde vor Dir und vielleicht können wir nach den Rennen mal zusammen einen trinken. Ist ja wohl das Ende deiner großartigen Karriere. Auch ich darf mich danach um die Ladies kümmern. Vielleicht sollten wir uns mal jährlich treffen und an die alten Zeiten erinnern. Du bezahlst jedoch die Drinks, Grund: siehe oben, hat was mit dem besten Meiler zu tun. Unsere Drinks nach dem Rennen gehen allerdings auf den Deckel der Jungs aus Ascot. Denn wer sorgt dafür, das am Samstag ihre Kassen voll sind?
So …wer? war meine erste Reaktion, als ich die blau-weißen Wertheimer Farben erstmals prominent erblickte. Pferderennen auf schwerem Boden ergeben oft die kuriosesten Ergebnisse. So auch im Prix de l'Arc de Triomphe 2012 in Longchamp: Die Siegerin Solemia hätte ich nach Vorformen nie gespielt, in meiner Analyse hatte ich sie gar nicht erwähnt. Als 415:10-Außenseiterin rückte die Stute aus dem Quartier von Carlos Laffon-Parias in die Boxen. Aber wie heißt es so schön nach BVB-Legende Adi Preißler: „Entscheidend ist auf’m Platz“.
Im Vorfeld sprach wenig für die Stute: Zwar war sie mal vor der stark beachteten Shareta, aber da stand sie günstiger im Gewicht. Unter gleichen Gewichten hatte sie gegen Shareta keine Chance. Auf weichem Boden unterlag die Poliglote-Tochter Anfang Mai mit drei Längen Allied Powers – einem 7jährigen Wallach, der davor und danach meist weit in Grupperennen geschlagen war, am Samstag etwa mit 21 Längen in einer Gruppe 3-Prüfung in Ascot. Pferderennen sind schon ein komischer Zeitvertreib.
Höchstens mit einem Platz hatte Trainer Carlos Laffon-Parias gerechnet. „Weicher Boden ist wichtig für sie“, erklärte er nach dem Triumph. „Aber manchmal macht der Jockey den Unterschied und Olivier Peslier war derjenige, der das Rennen gewonnen hat.“ In der Tat war es eine großartige Leistung von Peslier, der Solemia noch einmal schnell machte und auf den letzten Metern den führenden Orfevre noch passierte.
Olivier Peslier wäre der einzige Grund gewesen, die Stute zu wetten. Denn mit dem französischen Meisterjockey habe ich fast immer Erfolg gehabt. Peslier saß bereits 1997 auf Borgia, meinem ersten Derbytreffer. Unvergessen auch sein Ritt auf Cockney Rebel, den er 2007 in den englischen 2000 Guineas als Außenseiter zum Sieg steuerte. Es war sein vierter Erfolg im Arc, mit 39 könnte der Jockey noch ein paar großartige Jahre im Sattel haben.
Armer Orfevre
Trotzdem verdient der unglückliche Zweite Orfevre Mitgefühl. Wieder war es nichts mit einem japanischen Erfolg, der Richterspruch "Hals" sorgte für kollektive Trauer bei der japanischen Fangemeinde. Dennoch zeigte der Triple Crown-Gewinner aus Fernost, warum diese Hymnen auf ihn durchaus Berechtigung haben. Wie er auf der Geraden aus hinterer Position mal eben beschleunigte und außen scheinbar mühelos fast am gesamten Feld vorbeimarschierte, das war schon Weltklasse. Doch dann wanderte der Hengst quasi über die halbe Bahn, lief hinterher fast noch in die Rails und wurde auf den letzten Metern noch gestellt.
Immerhin hatten die ersten Zwei deutlichen Vorsprung auf den Rest des Feldes, angeführt von Masterstroke, dem Monsun-Sohn mit der ach so noblen Abstammung.
Mein Tipp Great Havens wurde Sechste, hatte eigentlich einen sehr guten Rennverlauf, war aber chancenlos. Der Sprung in diese Klasse war doch ein gewaltiger.
Einen Platz dahinter, auf 7, endete Camelot, der englische und irische Derbysieger und „Fast“-Triple Crown-Sieger von der Insel. Nächster Dämpfer für den so hoch gehandelten O’Brien-Schützling, zumal er diesmal Frankie Dettori im Sattel hatte und nicht am Rennverlauf scheiterte. Vielleicht ist er doch nicht so gut wie ursprüngliche viele dachten. Der Primus in einem schwachen Jahrgang. Ich plädiere aber etwas für Milde: zum einen wegen des schweren Bodens, zum anderen hat Aidan O’Brien noch nie seine Dreijährigen so trainiert, dass sie im Herbst den Arc gewonnen. Ihr Saison-Höhepunkt sind die Frühjahrs-Klassiker. Vielleicht kommt die große Stunde von Camelot ja im nächsten Jahr? Immerhin bleibt der Montjeu-Sohn vierjährig im Training.
Ansonsten gab es noch weitere Enttäuschungen in Longchamp: Shareta, die Zweite aus dem Vorjahr etwa. Oder Saonois, der französische Derby-Sieger. Das Pferd des wackeren Bäckermeisters endete völlig abgeschlagen.
Es war eine Woche der schlechten Nachrichten – nicht nur bezogen auf den Prix de l'Arc de Triomphe in Paris-Longchamp. Zuerst meldete Trainer Ed Dunlop seine famose Stute Snow Fairy ab. Dann kam am Montag die Schock-Nachricht von einer infektiösen Anämie auf der Kölner Rennbahn. Folge: Die Pferde aus den Kölner Ställen stehen unter Quarantäne und dürfen für drei Monate das Gelände nicht verlassen. Dazu zählt auch die deutsche Vorzeigestute Danedream, im letzten Jahr bekanntlich noch überlegene Siegerin in Longchamp. Und zu allem Überfluss teilte Trainer John Gosden am Dienstag noch mit, dass Nathaniel das Rennen ebenfalls verpasst. Drei meiner Favoriten und damit ist eine ganze Menge Reiz aus dem Arc. Aber die Besetzung ist immer noch gut, die Prüfung bleibt der Höhepunkt des Turf-Herbstes über die Derby-Distanz. nurpferdeundfussball stellt die wichtigsten Teilnehmer vor.
Orfevre (Besitzer Sunday Racing Co. Ltd/Trainer Yasutoshi Ikee/ Jockey Christophe Soumillon)
Der japanische Triple Crown Sieger 2011 und derzeitige Favorit bei den Buchmachern. Der Stay Gold-Sohn verdiente bereits 9,6 Millionen Euro Preisgeld und trägt die Hoffnungen einer ganzen Nation. Nur wie gut sind seine heimatlichen Formen? Sein Vorbereitungsrennen in Europa, den Qatar Prix Foy, gewann er leicht und locker gegen Meandre. Was mich stört: Orfevre gilt als schwierig, nur schwer zu beruhigen und das kann er sich gegen diese Gegner nicht leisten. Andererseits: Der Hengst ist „schlachtenerprobt“ in den japanischen Klassikern.
Camelot (Derrick Smith &Mrs. John Magnier & Michael Tabor/Aidan O’Brien/Frankie Dettori)
Das überragende Pferd des klassischen Jahrgangs in England und Irland, verpasste die Triple Crown im englischen St. Leger nach unglücklichem Rennverlauf und Ritt. Jetzt sitzt Routinier Frankie Dettori statt Trainersohn Joseph (der das Gewicht nicht reiten kann) im Sattel des englischen und irischen Derbysiegers. Aber auch für den Montjeu-Sohn gilt die Frage, wen er bislang geschlagen hat. So stark scheinen die Dreijährigen auf der Insel nicht zu sein. Diese Woche stark gewettet bei den englischen Buchmachern.
Von wegen, es regnet nie in Japan: Orfevre triumphiert im Regen im japanischen Derby.
Saonois (Pascal Treyve/J.P. Gauvin/……)
Gewann als 25:1-Außenseiter das französische Derby, das über 2200 Meter geht. Zuletzt war Saonois aber über 2400 Meter erfolgreich, als er den guten Bayrir besiegte. Zudem lief er auch immer wie ein Pferd mit viel Stehvermögen. Seine schlechtesten Formen hat der Hengst auf sehr weichem Boden, hat auf diesem aber auch schon gewonnen. Startete als Youngster in kleinen Prüfungen in der französischen Provinz, sein Besitzer ist ein Bäckermeister, der sich bislang standhaft weigert, sein Pferd zu verkaufen..
Shareta (H H Aga Khan/Alain de Royer-Dupre/…..)
Im letzten Jahr sensationelle Arc-Zweite als 66-1-Chance. In diesem Jahr ist die Stute offenbar weiterhin verbessert (denkt auch ihr Trainer), überzeugende Erfolge im Prix Vermeille und den Yorkshire Oaks. Das waren aber reine Stutenrennen, gegen die Hengste hängen die Trauben höher. Dennoch eine sehr interessante Teilnehmerin.
Sea Moon (Khaled Abdulla/Sir Michael Stoute/….:)
So richtig bewiesen, dass er Gruppe 1-Format hat, hat Sea Moon noch nicht. In den King George hatte er letztlich keine Chance gegen Danedream, Nathaniel und St. Nicholas Abbey, die Form aus den Hardwicke-Stakes war gut. Aber das war Gruppe 2. Hat schon auf schwerem Boden gewonnen,
St. Nicholas Abbey (Derrick Smith &Mrs. John Magnier & Michael Tabor/Aidan O’Brien/Joseph O’Brien)
Die größte Stunde von St. Nicholas Abbey schlug im November 2011, als er in Churchills Down den Breeders`Cup Turf gegen Sea Moon gewann. In diesem Jahr eigentlich immer ordentlich gelaufen, gegen Frankel über 2000 Meter in York gab es natürlich keine Opposition. Besonders der Schlussakkord als Dritter im King George sah ganz gut aus.
Masterstroke (Godolphin SNC/Andre Fabre/…)
Stark verbesserter Monsun-Sohn, dessen beste Leistung zuletzt der Erfolg im Grand Prix de Deauville war. Auf so gute Gegner traf er allerdings noch nie, er muss sich noch um einiges steigern. An seiner Verwandtschaft sollte er nicht scheitern: Die Mutter Melikah stammt aus der Arc-Siegerin Urban Sea und ist damit Halbschwester unter anderer zu Sea The Stars (Arc-Sieger 2009) und Galileo. Großvater Lammtarra triumphierte 1995 im Arc.
Meandre (Rothschild Family/Andre Fabre/….)
Im Juli siegte der Fabre-Schützling leicht im Großen Preis von Berlin in Hoppegarten, immerhin auch ein Gruppe 1-Rennen. Aber das war nur der Aufgalopp für den Arc, im letzten Vorbereitungsrennen Zweiter hinter Orfevre. Hochinteressanter Starter zu einem attraktiven Preis.
Bayrir (H H Aga Khan/Alain de Royer-Dupre/…)
Nachgenannter dreijähriger Hengst, noch sehr wenig geprüft, aber schon Gruppe 1-Sieger in den USA. Die Form ist nur schwer einzuschätzen, schon eher der zweite Platz hinter Saonois, den er am Sonntag wieder trifft. So recht kann ich mir eine Formumkehr nicht vorstellen.
Great Heavens (Rothschild Family/John Gosden/William Buick)
Nachgenannte dreijährige Halbschwester von Nathaniel. Bislang eher wenig geprüft, beste Leistung war der Sieg in der irischen Oaks in The Curragh auf weichem Boden. Das war aber schon Ende Juli, so richtig bestätigt wurde die Form auch nicht, dreijährige Stuten haben jedoch eine sehr gute Bilanz in dem Rennen. Ihren Boden hat sie auch.
Urteil
Der Boden in Longchamp wird wahrscheinlich weich sein und da habe ich etwas Bedenken bei meinen ursprünglichen Tipps Shareta und Meandre. Warum also nicht die Nathaniel-Halbschwester Great Heavens mit dem leichten Gewicht? Die Stute kann den Boden, der Kurs lohnt sich und der Stall von Trainer Gosden ist sehr gut in Form. Natürlich muss sie sich weiter steigern.
Totoschock in England: Die Außenseiterin Semayyel gewann am Mittwoch zum Kurs von 126:1 die At The Races John Musker Fillies' Stakes (For The John Musker Trophy) in Yarmouth, ein Listenrennen über etwas mehr als 2000 Meter. Wer also 10 Euro auf die Stute placiert hatte, durfte sich über 1260 Euro für den Sieg freuen.
Das Erstaunliche: Die Green Desert-Tochter, trainiert von Clive Brittain und geritten von Freddie Tylicki, siegte mit satten fünf Längen, also eher wie eine Favoritin. Ich kann mich an keine ähnlich hohe Eventualquote in diesem Jahr erinnern. Ansonsten fällt mir noch Zweigelt ein, der vor einiger Zeit auf der Dortmunder Sandbahn für Toto 1440 erfolgreich war.
Mit diesem Erfolg rückte Clive Brittain, Jahrgang 1934 und dienstältester Trainer im englischen Newmarket, mal wieder in die Schlagzeilen. Im Sommer hatte er seine Biographie „The Smiling Pioneer“ veröffentlicht. Bekannt ist er unter anderem dafür, dass seine Pferde frühmorgens als erste auf den diversen Trainingsbahnen in der englischen Turf-Zentrale in Aktion sind. Das hat ihm allerdings in letzter Zeit wenig genutzt, denn aktuell lief es gar nicht mehr so gut.
Die Zeiten der großen Sieger schienen Vergangenheit zu sein. In Deutschland kennt man den Trainer gut. Dafür sorgten Pferde wie Luso, in den 90er Jahren erfolgreicher Dauergast in den deutschen Gruppe 1-Rennen über Distanzen von 2000 Metern und länger; Air Express, 1997 Sieger im Mehl-Mülhens-Rennen oder die Stute Crimplene, die im Jahr 2000 nach ihrem Erfolg in den deutschen 1000 Guineas den Düsseldorfer Grafenberg zum Schweigen brachte und später zur Gruppe 1-Siegerin wurde.
Dabei hatte Brittain nie Bedenken, auch sieglose Pferde in klassischen Rennen starten zu lassen. In neun von zehn Fällen waren diese Starter erwartungsgemäß überfordert, den einen, der sich aber zu einer Riesenquote placierte, feierten die englischen Turfjournalisten dann aber immer begeistert.
Wett-Coup
Die erfolgreiche Semayyel wäre mit Sicherheit auch ein Thema im Buch des Newmarket-Trainers gewesen. Ihre letzte gute Form war ein zweiter Platz aus einem Listenrennen im Herbst 2011 in Newmarket, in diesem Jahr war sie in Handicaps und Listenrennen immer deutlich geschlagen. Das war allerdings über die Meile und kürzere Distanzen. Jetzt folgte der erste Versuch über eine längere Distanz – und erstaunlicherweise löste sie diese Aufgabe hoch überlegen, was vorher rechnerisch unmöglich schien. Denn eigentlich schien diese Prüfung für Timepeace aus dem Henry Cecil-Stall maßgeschneidert zu sein. Doch diese wurde angaloppiert und fiel damit aus dem Rennen. Die meisten Bookies auf der Insel wird es gefreut haben.
Und wer neben Semayyel in einem Anflug von Wahn auch noch Emerald Wilderness in eine Sieg-Schiebe gepackt hätte und damit auf ein Freddy Tylicki-Double spekuliert, hätte richtig die Korken knallen lassen können. Denn der Wallach aus dem Stall vom Mark Rimmer, einst sehr erfolgreicher Jockey beim legendären Bruno Schütz in Deutschland, gewann zum Kurs von 340. Bei einem Einsatz von 10 Euro hätte er oder sie sich über fast 43 000 Euro freuen dürfen. Das wäre mal ein Coup gewesen…
Wer sich das englische St. Leger-Feld in der Sporting Life anschaut, reibt sich verdattert die Augen: 15/2 (85:10) steht dort als Quote für den großen Favoriten Camelot. Das wäre eine mehr als lukrative Angelegenheit, doch leider haben sich die Kollegen vertan. Der mehrfache klassische Sieger steht bei den meisten Buchmachern weit unter 20, die anderen Kurse stimmen übrigens auch nicht. (Nachtrag 14.9.: Die Sporting Life hat die Kurse geändert)
Camelot könnte nach 42 Jahren das erste Pferd sein, dass die englische Triple Crown – 2000 Guineas, Derby und St. Leger – gewinnt. Zuletzt schaffte der große Nijinsky im Jahre 1970 dies, in den alten Zeiten des Turfs war dieser Triumph eher mal üblich.
Aber es ist in England ähnlich wie in anderen Ländern: Das St. Leger in Doncaster über die Steherdistanz von 2800 Metern zählt schon lange nicht mehr zu den Top-Rennen des Jahrgangs. Für einen Derby-Sieger gibt es lukrativere und prestigeträchtigere Alternativen wie etwa den Arc. Immerhin ist die Prüfung auf der Insel immer noch beschränkt auf dreijährige Pferde.
Und jetzt der Paukenschlag: Ein Triple Crown Sieger macht sich auch in der Zucht gut, dachten sich die Herren Magnier, Tabor und Smith. Damit begab sich Camelot auf die Spuren von Nijinsky.
Nach Ranking steht der noch ungeschlagene Montjeu-Sohn weit über der Konkurrenz, zu dominant waren seine Erfolge beispielsweise im englischen Derby. Camelot hat das Pech, dass ein Zeitgenosse namens Frankel derzeit die Turf-Öffentlichkeit fasziniert und damit ihm etwas das Rampenlicht nimmt.
Trainer Aidan O’Brien hat durchaus Respekt vor der längeren Distanz, allerdings machte sein Schützling den Eindruck, dass ihm die längere Strecke nichts ausmachen werde.
Nijinsky gewinnt mit dem berühmten “Finger in der Nase” das St. Leger in Doncaster und darf sich damit Triple Crown-Sieger nennen. Das war 1970.
Dreifache Gosden-Attacke
Wer sind die Gegner? Es spricht schon für das St. Leger 2012, dass der Erste und Zweite des Epsom Derbys in Doncaster an den Start kommen. Main Sequence ist ein tolles Pferd und war nicht umsonst Derby-Tipp dieser Kolumne. Gegen Camelot war er allerdings chancenlos, danach in Frankreich hatte er ein etwas unglückliches Rennen, in York zuletzt hätte er aber eigentlich gewinnen müssen. So recht traue ich ihm aber die Formumkehr gegen den O’Brien-Schützling nicht zu.
Sein Bezwinger in York hieß nach einem sehr klugen Ritt von William Buick Thought Worthy. Dessen Trainer John Gosden hat in den letzten fünf Jahren dreimal das St. Leger gewonnen, auch in diesem Jahr läuft es richtig rund am Stall. Immerhin war der Sohn von Dynaformer auch Vierter im englischen Derby, allerdings schon respektabel geschlagen.
Neben dem Außenseiter Dartford schickt Gosden mit Michelangelo einen sehr interessanten Kandidaten ins Rennen. Erst vier Mal am Start und damit ein Kandidat, dessen Grenzen noch lange nicht erkannt sind. Rein rechnerisch aber ein ziemlicher Sprung gegen Camelot oder Main Sequence. Zumal die letzte Form in Goodwood nicht überzeugend war.
Ein ähnlicher Fall wie Michelangelo ist Guarantee, trainiert von William Haggas. Er kommt aus Handicaps, hat über 2800 Meter schon gewonnen und sollte als wenig gelaufenes Pferd noch einiges im Tank haben. Sein Trainer versteht es zudem sehr gut, solche Kandidaten erfolgreich zu platzieren. Aber auch hier gilt: Der Sprung ist groß.
Wer unbedingt ein Pferd mit hoher Quote will, sollte sich Encke aus dem Goldolphin-Stall anschauen. Nun sind die Blauen schon mit viel prominenteren Namen in Doncaster gescheitert, aber ich habe den Eindruck, dass das Pferd noch Reserven hat.
Urteil
Geld verdient wird in anderen Rennen. Camelot steht über dem Feld und schnappt sich die Dreifach-Krone.
Er war einer der Großen des englischen Hindernissports der letzten Jahre: Denman gewann unter anderen den Cheltenham Gold Cup und dominierte gemeinsam mit seinem Stallkollegen Kauto Star die Szene. Doch irgendwann endet jede erfolgreiche Karriere und was Denman heute macht, das kann man im Blog von Charlotte Alexander in der horse and hound nachlesen. Also Lesebefehl!
1200 Meter, gerade Bahn, 27 Pferde, der Favorit steht um die 100. Stewards’ Cup in Goodwood/England – eines dieser Handicaps, die die britischen Buchmacher so mögen. Viele Starter, viele Möglichkeiten, viele Chancen – verständlich, dass bei Ladbrokes, William Hill und den anderen großen Buchmachern die Kassen klingeln, wenn es über die kurze Distanzen geht. Der Stewards’ Cup ist das Wettrennen während „Glorious Goodwood“, einem Höhepunkt der englischen Rennsaison.
Die Rennen über die Kurzstrecken von 1000 und 1200 Metern erscheinen oft wie eine andere Welt verglichen mit den Prüfungen über längere Distanzen. Weil Faktoren eine Rolle spielen, die bei Strecken ab 1400 Metern wenig aussagekräftig sind. Die Position der Startbox beispielsweise: Auf welcher Seite ist der bessere Boden, wo sind die Tempomacher. Das sieht dann in der Praxis so aus, dass zwei Pulks über die Bahn jagen. Wer als Rennkommentator seine Reifeprüfung ablegen möchte, der sollte so eine Prüfung mit 30 Pferden mal kommentieren.
Große Felder, große Gelder
Sprints sind populär auf der Insel. Kaum ein Renntag kommt ohne Rennen über 1000 oder 1200 Meter aus. Und fast immer geht es über die gerade Bahn – in Deutschland kenne ich das nur noch aus Iffezheim oder Hoppegarten, früher bestand die Möglichkeit auch in Dortmund. Die Rennen für die schnelle Brigade genießen in Großbritannien einen deutlich höheren Stellenwert als hier. Und während die kleineren Rennen in England sehr dürftig dotiert sind, gilt das nicht für die großen Sprint-Handicaps wie etwa das Wokingham (Royal Ascot), der Epsom Dash (Epsom) oder den Ayr Gold Cup in Ayr/Schottland. Über 62 000 Pfund bekam zum Beispiel der Gewinner im Stewards’ Cup. Hawkeyethenoo heiß der Held des Tages an diesem Nachmittag, der knapp die Nase vorn hatte. Ich ärgerte mich, weil ich das Pferd ursprünglich auf Sieg wetten wollte, dann aber davon absah, weil der Trainer des Starters, Jim Goldie, ziemlich außer Form war. Ich entschied mich für meinen alten Freund Borderlescott, der leider drei Längern hinter dem Sieger endete.
Beide Pferde sind typische Vertreter dieses Genres. Beide sind schon etwas älter, beide werden zudem von eher „kleineren“ Trainern betreut. Sie wurden mit zunehmendem Alter immer besser. Vielen dieser Starter begleiten einen schon seit Jahren, manches Pferde wie der jetzt seinen Ruhestand genießende The Tatling sind regelrecht Kult. Das Pferd hat seine eigene Facebook-Seite. Hawkeyethenoon stammt immerhin vom einstigen Ballydoyle-Flaggschiff Hawk Wing und hat auch schon über die Meile gewinnen. Das war noch für Mick Easterby, doch so richtig kam er für den Altmeister aus Sheriff Hutton nicht ins Rollen. Nach 12 Starts wechselte der Wallach zu Trainer Jim Goldie nach Schottland und dort platzte der berühmte Knoten: Hawkeyethenoo siegte sofort in seinem ersten Einsatz für Goldie im September 2009 über 1000 Meter in Musselburgh und arbeitete sich Schritt für Schritt im Handicap hinauf.
34 Starts, acht Siege lautet die aktuelle Bilanz. Höhepunkte war – neben dem aktuellen Erfolg – der Triumph im Victoria Cup in Ascot über 1400 Meter. Allerdings war das Pferd auch schon Zweiter im Epsom Dash über schnelle 1000 Meter. „Er hat uns nie enttäuscht“, sagte Goldie nach dem Erfolg in Goodwood. Im Sattel saß im übrigen Graham Lee, der derzeit gerade einen erstaunlichen Wandel vom erfolgreichen Hindernis- zum erfolgreichen Flachjockey vollzieht.
Dandy Nicholls statt Stoute
Es sind nicht die großen Trainernamen, die die Siegerlisten in den Sprint-Handicaps prägen. Die Herren Cecil, Stoute oder Gosden sucht man ergeblich und auch Aidan O’Brien oder Saeed Bin Suroor fehlen. Weil sie eben andere Typen von Pferden trainieren, für die nur der klassische Erfolg ab 1600 Metern zählt.
Die Kurzstrecken dominieren andere Betreuer. Dandy Nicholls zum Beispiel, der scheinbar nur Sprinter in seiner Obhut hat. Mit 641 Starts in den letzten 12 Monaten zählt er allerdings nicht zu den kleinen Trainern im Lande. Und auch Goldies Stall ist nicht klein: 506 Mal sattelte der schottische Coach in Flach- und Hindernisrennen. Aber es sind überwiegend Handicaps, in denen ihre Pferde laufen.
Deutlich weniger Vollblüter liefen immer für Robin Bastiman: Dessen bestes Pferd und „ganzer Stolz“ ist Borderlescott, inzwischen 10 Jahre alt. Schon seine Bilanz liest sich nicht schlecht: 58 Starts, 13 Siege, 17 zweite Plätze, sieben dritte Plätze. Höhepunkt seiner Karriere war der Gruppe 1-Erfolg 2009 in den Nunthorpe Stakes in York. Spätestens nach dem Erfolg im Stewards’Cup 2006 zählte der Wallach zu meinen absoluten Favoriten. Das änderte sich auch nicht nach dem Drama im Stewards’Cup ein Jahr später, als ich mich schon über den lukrativen Sieg zum Toto 130 freute, doch die Zielrichter in Goodwood Zidane mit einem kurzen Kopf vorne sahen. Ich bin ja der Meinung, dass die Stewards in Goodwood mir dafür immer noch einen schulden.
Heute ist Borderlescott nicht mehr ganz so gut wie in seinen Glanzzeiten. Er kann aber immer noch mitmischen, zumal er im Handicap Nachlass gefunden hat. Zudem gab es vor dem Rennen fast schon euphorische Töne aus dem Bastiman-Camp. Schlecht lief er dann auch nicht, aber eine echte Siegchance hatte er nicht. Aber es sind solche Pferde, die lang genug dabei sind, die die Faszination Sprint ausmachen. Weil sie eben nicht wie ihre blaublütigen Verwandten spätestens mit vier Jahren in die Zucht gehen und man lange genug mit ihnen seinen Spaß hat.
Ein
Interview mit Jim Goldie nach dem Stewards’ Cup
Ascot statt Hoppegarten: Danedream, die deutsche Arc-Heldin, läuft am Samstag in den King George VI Stakes in Ascot und nicht im Großen Preis von Berlin in Hoppegarten. Sportlich eine mutige Entscheidung, denn die Gegner in England sind doch um einiges stärker als die in der Hauptstadt. Vielleicht kann sie ja Orsini übertreffen. Denn dessen Platz 5 war bislang die beste Placierung eines deutschen Pferdes, wie ich dem Blog des Feldmarschalls entnehmen kann. Das ist jedoch schon Ewigkeiten her. In den letzten 20 Jahren, in denen ich das Rennen verfolge, kann ich mich an keinen deutschen Starter erinnern. Das sind die Gegner von Danedream.
Brown Panther: (Trainer Tom Dascombe/Jockey Kieren Fallon): Im letzten Jahr Favorit im Deutschen Derby, zuletzt leichter Sieger in einem Listenrennen in Pontefract. Auch der zweite Platz hinter Masked Marvel im englischen St. Leger (immerhin vor Sea Moon) liest sich gut, aber das King George ist noch eine andere Liga.
Dunaden (Trainer M. Deszangles/Craig A. Williams): Christophe Lemaire wird sich an seinen letzten Ritt auf Dunaden in den Hardwicke Stakes in Royal Ascot nur ungern erinnern. Denn irgendwie lief alles schief an diesem Tag: Erst behinderten zurückfallende Pferde ihn, dann war mehrmals die Lücke zu – Widrigkeiten, die Dunaden an diesem 23. Juni das Leben schwer machten. Dass das Pferd zum Schluss noch mal beschleunigte und Platz 2 erreichte, spricht für sein Können. 2011 war Dunaden, der seine Laufbahn einst auf der Dortmunder Sandbahn begann, einer der Aufsteiger mit Erfolgen im Melbourne Cup und in Hongkong. Sein Trainer meint, dass er den Speed für 2400 Meter hat – ich teile seine Meinung
Masked Marvel (John Gosden/Frankie Dettori): Immerhin Sieger im englischen St. Leger 2011, in dieser Saison war die Form bislang eher flau. Zudem sollte der gut bis weiche Boden nicht ideal sein.
Nathaniel (John Gosden/ William Buick): Der Vorjahressieger, der nach Aussage seines Trainers John Gosden die Bahn in Ascot liebt. Zuletzt überzeugender Sieger in den Eclipse Stakes in Sandown vor 14 Tagen und gerade diese Zeit ist das Fragezeichen: Nur 14 Tage zwischen beiden Rennen ist eine kurze Pause für einen Mittelstreckler und auch Trainer Gosden hat da seine Bedenken. Ansonsten sind Boden und Distanz ideal.
Reliable Man (Alain de Royer-Dupre/Olivier Peslier): Ein durchaus formbeständiges Pferd, das nur im Arc abgeschlagen eintrudelte. Aber eher ein Kandidat für 2000 Meter, zuletzt letztendlich chancenlos in Royal Ascot gegen So You Think, Carlton House oder Farhh.
Deep Brillante (oben) gewinnt das japanische Derby mit einer Nase oder ähnlich. Jetzt stehen Europa und das King George auf dem Programm
Robin Hood (Aidan O’Brien/J A Heffernan): Tempomacher für den Stallgefährten St. Nicholas Abbey.
Sea Moon (Sir Michael Stoute/Ryan Moore): Gut gesteigerter Schützling von Trainer Stoute, der früher für diese Art von Pferden berühmt war. Zuletzt überzeugender Sieger in den Hardwicke Stakes, im letzten Jahr Zweiter hinter St. Nicholas Abbey im Breeders Cup Turf. Die Gegner sind am Samstag noch mal etwas stärker als in den Hardwicke Stakes, aber ich traue dem Hengst noch weitere Steigerung zu, zumal der weiche bis gute Boden ihm entgegenkommt.
St. Nicholas Abbey (Aidan O’Brien/Joseph O'Brien: Die erste Ballydoyle-Waffe, dessen größte Stunde als Gewinner des Breeders Cup Turf schlug. In diesem Jahr schon erfolgreich im Coronation Cup in Epsom. Hier trifft er aber bessere Gegner, im letzten Jahr enttäuschte der Hengst zudem im King George. Zudem ist seine Bilanz auf Rechtskursen wie Ascot nicht besonders gut.
Windsor Palace (Aidan O’Brien/Nichtstarter): Wahrscheinlich ebenfalls Tempomacher für St. Nicholas Abbey. Allerdings hat er diesen 2012 schon einmal als 66:1-Schuss überrascht.
Danedream (Peter Schiergen/Andrasch Starke): Nach Timeform-Rating steht Danedream an der Spitze des Feldes. In diesem Jahr kam die Arc-Siegerin etwas schleppend vom Start, wobei die letzte Form aufgrund des fehlenden Tempos zu ignorieren ist. Auch im letzten Jahr dauerte es etwas, bis der Knoten geplatzt war. In der Arc-Form wäre die Stute kaum zu schlagen, der Boden könnte aber nicht optimal sein.
Shareta (Alain de Royer-Dupre/Nichtstarter): Sehr konstante Stute aus Frankreich, aber das letzte Stück Klasse in dieser Kategorie fehlt.
Deep Brillante (Trainer Yoshito Yahagi/Yasunari Iwata): Der große Unbekannte aus Japan, kommt aber mit fast perfekten Referenzen als japanischer Derbysieger und Dritter in den dortigen 2000 Guineas nach Europa. Was diese Formen wert sind, weiß ich nicht. Landsmann Heart’s Cry war 2006 immerhin mal Dritter hinter Hurricane Run.
Urteil Danedream steht derzeit natürlich bei Kursen um 10:1 sehr verlockend im Rennen, zumal sie auch im letzten Jahr erst in Spätsommer und Herbst richtig ins Rollen kam. Es sind allerdings schon sehr gute Gegner. Seit dem verpatzten Lauf in den Hardwicke Stakes habe ich Dunaden auf meiner Liste ganz oben. Und immerhin gibt es zu ihm auch eine Verbindung nach Deutschland.
Nachtrag 19.07.2012
Zwei Korrekturen im Text, vielen Dank für die Hinweise. Erst einmal deutsche Starter der letzten 20 Jahre: Übersehen habe ich Prince Flori, der 2007 chancenlos war. Platini lief 1993, wie hier zweifellos zu sehen ist.
Und dann habe ich noch Dunaden in den Wallach-Status befördert. Das wollte ich natürlich nicht, aber: Bei einem sechsjährigen mit so einer wechselhaften Karriere denkt man nicht unbedingt, dass er noch Hengst ist.
Campbell Gillies, britischer Hindernisjockey, ist am Dienstag nach einem Unfall in Kavos auf der griechischen Insel Korfu gestorben. Gillies machte dort mit einigen Jockeykollegen wie Nathan Moscrop, Henry Brooke und Harry Haynes Urlaub. Heute wäre er 22 Jahren alt geworden.
Gillies ritt hauptsächlich für den Stall von Lucinda Russell und zählte zu den großen Nachwuchshoffnungen im englischen National Hunt-Sport. Gerade in diesem Jahr bekam seine Karriere einen richtigen Schub: So ritt er mit Brindisi Breeze in der Albert Bartlett Novices Hurdle seinen ersten Sieger während des Cheltenham-Festivals. Es war ein fantastischer Ritt - von der Spitze aus mit unheimlich viel Tempogefühl. Eine großartige Leistung von Pferd und Jockey. Hier kann man die Albert Bartlett Novices Hurdle noch einmal sehen, in Erinnerung an Campbell Gillies. Quellen: Independent, Sporting Life
Ich gebe es zu: Royal Acot ist in diesem Jahr in unserem Familien-Blog etwas kurz gekommen. Dabei liefen die zwei aktuell größten vierbeinigen Superstars während der königlichen Verkleidungsshow: Frankel und Black Caviar.
Frankel, der Stolz der Insel, startete bereits im ersten Rennen des Festivals am Dienstag und wurde seinem exponiertem Status mal wieder mehr als gerecht. Mein Eindruck: Der Hengst wird von Start zu Start noch besser. Auch diesmal distanzierte er in den Queen Anne Stakes die Gegner mit einer Leichtigkeit, dass einem fast schwindlig wird. Diese Beschleunigung ist unglaublich, nur gehen einfach irgendwann die Superlative aus, das zu beschreiben.
Samstag folgte der nächste Vollblut-Gigant: Black Caviar, die australische Wunderstute, in 21 Rennen vorher ungeschlagen und natürlich große Favoritin in den Diamond Jubilee Stakes über 1200 Meter. Eine Nation blickte auf die Stute: In Melbourne versammelten sich 10 000 Menschen mitten in der Nacht, um Black Caviar gewinnen zu sehen. Eine Niederlage in dieser Gruppe 1-Prüfung gegen einige von Europas Top-Sprintern – undenkbar. In Melbourne sind Plakate mit der Aufschrift „Black Caviar vs. England“ zu sehen, der Start des besten australischen Pferdes ist ein großes Spektakel und sorgte für einen ausverkauften Samstag am letzten Tag des königlichen Festivals.
Doch dann bewahrheitete sich die alte These, dass es keine Unverlierbaren im Turf gibt. Was auch viel mit Jockey Luke Nolen zu tun hatte. Denn der hörte auf einmal auf zu reiten, weil er dachte, er hätte das Rennen schon sicher. Die beiden französischen Gäste Moonlight Cloud und Restiadargent kamen bedrohlich nahe, am Ende gewann Black Caviar mit einem Kopf.
Mühlensteine um den Hals
„Nolen war Sekunden davon entfernt“, schrieb der Guardian, „einen der größten unentschuldbaren Jockey-Fehler in der Turf-Geschichte zu begehen.“ Hätte wenn aber – Nolen und Black Caviar rauften sich ins Ziel. Dennoch war die Stimmung eher abgekühlt, zumal viele in Europa dachten, dass die Stute deutlicher gewinnt. Man musste sich nur die entsprechenden Videos auf Youtube anschauen.
„Enttäuschender Gewinn in Royal Ascot“, titelte die australische Herald Sun. Allerdings gab es viel Verständnis, obwohl Black Caviars Vorstellung nicht mit der von Frankel standhalten konnte. „Pferde sind Tiere, keine Maschinen und Rennen auf der anderen Seite der Welt sind nicht einfach“, so das Blatt von Downunder weiter. Nach dem Rennen stellte sich zudem heraus, dass die Stute eine leichte Muskelverletzung hatte.
Das Beste wäre, schreibt Kolumnist Stephen Romei im Australian: Black Caviar hätte verloren. „Natürlich nicht in Royal Ascot. Das wäre eine Schande gewesen, aber auch keine nationale Katastrophe“, schränkt er ein. Früher in ihrer so eindrucksvollen Karriere, dann wären die Erwartungen an Black Caviar nicht so hoch gewesen. Der Nimbus der Ungeschlagenen hänge wie „ein Mühlenstein um die Hälse ihrer Umgebung“ – Trainer, Jockey und Besitzer.
Aus deutscher Sicht war es ein starkes Royal Ascot: Indormito wird guter Vierter in Frankels Rennens und dann war noch Energizer aus dem Gestüt Schlenderhan. Der dreijährige Monsun-Sohn triumphierte in den Tercentenary Stakes (Gruppe 3) - sicher mit über zwei Längen. Respekt!