Was lehren uns die Qualifikationsspiele zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010, nachdem die Mehrheit der Teilnehmer in Südafrika feststeht? Fußball ist viel wichtiger als alles andere, siehe Honduras, das sich zum zweiten Mal nach 1982 für eine WM qualifizieren konnte. Putsch, politische Krise, Armut – alles vergessen. Die Kicker aus Mittelamerika spielen in Südafrika und sorgten für einen nationalen Freudentaumel.
Die Qualifikation war hochdramatisch, denn bis zur Nachspielzeit fuhr Costa Rica direkt zur WM. Doch dann schoss die USA den Ausgleich und Costa Rica trifft nun in einem Qualifikationsspiel auf den 5. der Südamerika-Qualifikation. Der Gegner heißt Uruguay, die Argentinien mit 0:1 unterlagen. Und damit erspart sich Argentinien die Schmach des Entscheidungsspieles.
Dennoch lieferte das Team des großen Diego Maradona, der als Trainer offensichtlich aber noch einiges lernen muss, eines der größten Dramen dieser Qualifikation. Mit Ach und Krach schaffte die Großmacht den Sprung nach Afrika, der Bauchklatscher von Diego Maradona im Regen von Buenos Aires nach dem 2:1-Zittersieg gegen Peru am Samstag war eines der Bilder der Woche.
Diegos Bauchklatscher im Regen: Palermo hat getroffen gegen Peru
In Europa jubelten am lautesten die Slowaken, die zum ersten Mal in ihrer noch jungen Geschichte an einer Fußball-WM teilnehmen. Dafür bleiben die ehemaligen Brüder aus Tschechien zuhause, dort hat man den Generationswechsel noch nicht geschafft. Zu den Verlierern gehörten die Schweden, die Türkei (bei denen unter anderem Jürgen Klinsmann als Nachfolger von Fatih Terim gehandelt wird, allerdings hat er nur Außenseiterchancen), Kroatien, Rumänien (bei denen lief gar nichts, Rang 5, 9:17 Tore) oder Schottland (deren letzte WM-Qualifikation auch schon lange zurückliegt).
Souveräner Europameister
Einige der Großmächte kamen mit einem blauen Auge davon und müssen jetzt in den Relegationsspielen nachsitzen: Portugal mit Cristiano Ronaldo sicherte sich erst ganz zuletzt den zweiten Platz vor Schweden, Frankreich setzte die schwachen Leistungen der EM fort. Neben diesen beiden Teams müssen Griechenland, Ukraine, Russland, Irland, Slowenien und Bosnien-Herzegowina noch zittern, wobei für die beiden letzten Teams schon die Teilnahme an den Spielen ein großer Erfolg ist und entsprechend frenetisch gefeiert wurde. Einer von den Großen ist fällig in der Qualifikation – ich setze mal auf die Franzosen, damit sie endlich ihren unfähigen Trainer Domenech feuern können.
Und Deutschland? Neben Dänemark, der Schweiz, der Slowakei, Spanien (ohne Punkteverlust), England, Serbien, Italien und den Niederlanden löste das Team von Joachim Löw mit acht Siegen und nur zwei Unentschieden die Fahrkarte nach Südafrika ziemlich souverän. Auch wenn sie inzwischen das Motto „Jedes Pferd springt nur so hoch wie es muss“ ziemlich verinnerlicht hat. Gegen Finnland ging es um nichts mehr, entsprechend pomadig präsentierte sich die Mannschaft vor eigenem Publikum in Hamburg und schaffte nach einer unterirdischen Leistung gerade mal ein 1:1 gegen die Skandinavier.
Es gibt ein Gen, das offenbar jeder deutsche Fußballer in sich trägt: Das Sieges-Gen in den Qualifikationsspielen zu Welt- oder Europameisterschaften. So war es auch diesmal: Durch einen 1:0-Sieg in Russland, dem schärfsten Rivalen um den Gruppensieg, qualifizierte sich die deutsche Fußball-Nationalmannschaft direkt für die Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika und spart sich damit zwei nervenaufreibende Relegationsspiele.
Undenkbar, dass Deutschland bei solchen Großereignissen mal fehlt – andere Großmächte des Fußballs wie England oder die Niederlande (beide diesmal allerdings schon für Südafrika qualifiziert) kennen hingegen das Gefühl des Scheiterns. In Moskau bewahrheitete sich zudem mal wieder der alte Spruch von Gary Lineker, dass am Ende immer die Deutschen gewinnen.
Russenfrust dank Adler
Es war nämlich ein mehr als enges Spiel, in dem die Mannschaft von Joachim Löw ziemlich viel Glück hatte. Nach 35 Minuten brachte der in der Bundesliga chronisch erfolglose Klose Deutschland nach einer schönen Kombination über Özil und Podolski in Führung, während die Russen beste Möglichkeiten vergaben bzw. am herausragenden Oliver Adler im deutschen Tor scheiterten. Wie immer in den letzten Jahren, wenn es darauf ankam, zeigte sich das DFB-Team hochkonzentriert und zeigte von Beginn an, dass man nach Moskau kam, um zu gewinnen.
Verlief die erste Hälfte noch ziemlich ausgeglichen, änderte sich das Bild in der zweiten Halbzeit: Die spielstarken Russen um den herausragenden Arshavin drehten jetzt richtig auf, doch wie bei der Europameisterschaft 2008 bewiesen sie eindrucksvoll, dass sie das Tore schießen nicht erfunden haben. Und wenn ein Bild mal auf das Tor kam, stand da immer noch ein Rene Adler in Überform. Zehn Deutsche – der Debütant Jerome Boateng sah nach 69. Minuten Gelb-Rot – kamen kaum noch zu Entlastungsangriffen und hatten zudem Glück, dass der Schweizer Schiedsrichter ein elfmeterreifes Foul von Friedrich gegen Bystrov nicht ahndete.
Das letzte deutsche Qualifikationsspiel gegen Finnland am Mittwoch ist damit nur noch Schaulaufen. Nach den letzten Leistungen der Mannschaft in solchen Spielen, in denen es um nichts mehr geht, kann man sich das als Zuschauer durchaus schenken.
Als „Basti Fantasti“ feierte ihn einst die Boulevardpresse. Doch Sebastian Deisler wollte nie ein Liebling der Massen sein, hatte regelrecht Angst vor dieser Rolle. Der technisch herausragende Mittelfeldspieler galt als Ausnahmetalent im kriselnden deutschen Fußball der Nach-Bosman-Ära. Er war der Hoffnungsträger, der die deutsche Nationalmannschaft als Spielmacher zum Weltmeistertitel im eigenen Land führen sollte.
Daraus wurde nichts, beim Sommermärchen fehlte Deisler. Im Januar 2007 war dann Schluss: Mit nur 27 Jahren beendete der einstige Hoffnungsträger, der in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach, Hertha BSC Berlin und Bayern München spielte, seine Karriere. Zahlreiche schwere Verletzungen an Knie und Leiste forderten ihren Tribut. Zudem litt Deisler unter schweren Depressionen und gab dies zu – ein Novum in der Männerwelt des Fußballs, in der man Schwächen nicht zeigt.
Auf einmal war das einstige Ausnahmetalent von der Bildfläche verschwunden. Zweieinhalb Jahre später kommt nun seine Biografie (Michael Rosentritt: Sebastian Deisler.Zurück ins Leben) in die Buchläden. Dazu hat der einstige Fußballprofi der Wochenzeitung Die Zeit ein Interview gegeben, das tiefe Einblicke in das System des Profifußballs mit all seinen Eitelkeiten bietet.
Es waren nicht die Wochen der Schweizer Trainer in der Fußball-Bundesliga: Letzte Woche feuerte der VfL Bochum nach der Heim-Niederlage gegen Mainz 05 Marcel Koller, am Montag musste Lucien Favre bei Hertha BSC Berlin gehen.
Sportlich war die Saison für den Hauptstadtclub bislang eine einzige Katastrophe: Ein Sieg und sechs Niederlagen bedeuten den letzten Platz in der Tabelle, für das Torverhältnis von 6:17 klingt das Wort verheerend noch beschönigend. Zuletzt kassierte die Hertha mit 0:4 gegen Freiburg und 1:5 in Hoffenheim zwei demütigende Niederlagen, Trainer sind schon für weniger schlechte Leistungen geflogen.
Bei Favre nimmt das Ganze allerdings einen besonderen Charakter ein. Noch im Frühjahr verlängerten die Hertha-Verantwortlichen seinen Vertrag bis zum 30. Juni 2011, weil der Verein sportlich so erfolgreich war. Berlin huldigte den Schweizer Trainer, weil die Hertha seit ewigen Zeiten mal wieder vorne mitspielte und bis kurz vor Saisonende noch Chancen auf die Meisterschale besaß. Favres Berliner waren in der letzten Spielzeit nur ganz schwer zu besiegen, der Systemfußball des Fußballlehrers, der in der Schweiz den FC Zürich zweimal zum Meistertitel führte, feierte große Erfolge. Die Mannschaft präsentierte sich als defensiv starke Einheit, die die Räume perfekt verengte und dem Gegner quasi keine Luft zur Entfaltung bot. Im Angriff sorgten dann die starken Individualisten wie Voronin oder Pantelic (wenn er mal spielte) für die entscheidenden Tore. Doch der Trainer mochte keine Stars.
Fehleinkäufe
„Favre verstand sich stets als Projektleiter einer Fußballmannschaft, die im Kollektiv seinen Kurzpassfußball spielen sollte, ohne dass darin viel Platz für Individualisten oder gar Stars gewesen wäre“, analysierte die FAZ treffend. Der exzentrische Stürmer Marko Pantelic, der aber hohes Ansehen im Mannschaftskreis genoss und in vier Jahren für Hertha 45 Tore erzielte, passte überhaupt nicht ins System des Schweizers und durfte am Ende der Saison abdanken.
Im Sommer verließen weitere wichtige Stützen den finanziell klammen Verein: Andrey Voronin, vom FC Liverpool ausgeliehen, war zu teuer für eine Verpflichtung, der herausragende Abwehrspieler Josip Simunic ging nach Hoffenheim. Manager Dieter Hoeneß – seit 1996 verantwortlich – verließ ein Jahr vor Ende seines Vertrages den Klub, auch weil er den Machtkampfes mit Favre und Präsident Gegenbauer überdrüssig war.
Die Neuen konnten die Abgänge in keiner Weise kompensieren. Heimkehrer Artur Wichniarek, schon einmal in Berlin gescheitert, blieb auch beim zweiten Anlauf bislang alles schuldig (kicker-Durchschnittsnote 4,80) und die für wenig Geld gekommenen Bengtsson, Janker, Cesar, Pejcinovic und Ramos zeigen bisher wenig Bundesligareife. Hinzu kommen Verletzungen und Formkrisen bei vielen Spielern des Vorjahres. Zur Misere passt auch, dass der erfahrene Florian Kringe, Neuzugang von Borussia Dortmund und absolut bundesligatauglich, sich bereits bei seinem ersten Einsatz verletzte und wochenlang ausfällt.
Der Fußball ist schnellebig: Hertha-Manager Dieter Hoeneß verkündet die Verlagsverlängerung mit Trainer Lucien Favre bis zum 30. Juni 2011. Nun ist keiner mehr im Amt. Hoeneß ging im Sommer, Favre am Montag.
Gerade habe ich seit Ewigkeiten mal wieder in den DSF-Stammtisch reingezappt und dabei nur den Kopf geschüttelt: „Eine gute Leistung“ attestierte die Runde dort dem BVB. Besonders Udo Lattek muss ein anderes Revierderby zwischen Dortmund und Schalke gesehen haben als ich und die meisten anderen Zuschauer im Stadion.
Dann mal Klartext: Schalke war von zwei schlechten Mannschaften die Glücklichere, das reichte allerdings, um das emotionsgeladene Derby zu gewinnen. Natürlich hatte Borussia Pech, dass der Schuss von Barrios unter die Latte nicht im Tor war. Ob er jetzt die Linie überschritten hat oder nicht, war selbst in der dritten TV-Wiederholung nicht eindeutig zu erkennen. Zudem foulte Farfan Schmelzer vor dem 1:0, der Treffer hätte also nicht zählen dürfen. Die Schalker wären aber gar nicht aus der eigenen Hälfte Richtung Dortmunder Strafraum gekommen, wenn ein Borusse mit einem taktischen Foul den Spielzug unterbunden hätte. Gelegenheiten gab es genügend dazu.
Selten war ich nach einem Stadionbesuch so geknickt wie nach diesem Spiel. Einfallslos versuchte Schwarz-Gelb meist mit hohen Anspielen auf die Stürmer zum Erfolg zu kommen. Am Anfang konnte Barrios noch ein paar Mal gut ablegen gegen Bordon und Höwedes, ansonsten aber bedankten sich die hoch gewachsenen Schalker Abwehrspieler für diese Bälle. Besonders in der zweiten Halbzeit fehlte im Spielaufbau jegliche Kreativität, zumal auch die Außen Owomoyela und Schmelzer schwach spielten.
Völlig verkrampft
Von der Spielkultur, die das Klopp-Team in der erfolgreichen Rückrunde im letzten Jahr zeigte, ist nichts mehr zu sehen. Das Team agierte gestern über weite Strecken völlig verkrampft.
Gründe für die Misere gibt es einige: Der verletzte Sebastian Kehl ist im Mittelfeld nicht zu ersetzen. Im Angriff war es reichlich naiv von den Verantwortlichen zu glauben, dass ein Barrios aus der chilenischen Liga sofort die Tore macht und einen Torjäger wie Alex Frei ersetzen kann. Zidan ist zu verspielt, Valdez kein Knipser und war gestern nach seiner Einwechslung ein Totalausfall. Und auch Rangelov ist derzeit keine Alternative. Nachteilig macht sich zudem bemerkbar, dass Borussia mit Lee und Kringe (der diese Position auch spielen kann) wertvolle Alternativen für die Außenbahn verkauft hat.
Dortmund in der gestrigen Form befindet sich im Steilflug Richtung Tabellenkeller. Schon tauchen die ersten Diskussionen um Trainer Jürgen Klopp auf, der im letzten Jahr noch als „Messias“ gefeiert wurde. Klopp ist jetzt als Psychologe gefordert. Doch er wird die Probleme in den Griff bekommen – da bin ich mir sicher. Ich hoffe, die Verantwortlichen auch...
Morgen gibt es das große Revierderby – und alle drehen mal wieder am Rad, wenn Borussia Dortmund auf den Erzrivalen Schalke 04 trifft. So befürchtet die Dortmunder Polizei Auseinandersetzungen, weil 5000 Schalker Fans vom Dortmunder Hauptbahnhof über den Wall und die Hohe Straße geschlossen Richtung Stadion marschieren möchten.
Das Revierderby war schon immer voller Emotionen. Die Stimmung wurde allerdings in den letzten Jahren immer aggressiver, im Vorfeld gab es diesmal einige Befürchtungen. Darauf haben BVB-Fanabteilung und auch Sponsor Evonik reagiert, der in seiner neuesten Anzeige vor dem Derby auf Versöhnung zwischen den Parteien setzt.
Auch nurpferdeundfussball ignoriert das ganze „Mutter aller Schlachten“-Gerede und beschränkt sich pädagogisch wertvoll auf eine rein sportliche Vorschau.
Dortmund: Doppelpack gibt Mut
Ein Sieg, drei Unentschieden und zwei deftige Niederlagen in Hamburg und gegen Bayern zuhause – Borussia Dortmund hat den Start in der Bundesliga kräftig vermasselt. Die Mannschaft, die in der letzten Rückrunde noch so souverän auftrumpfte, produzierte Fehler in allen Mannschaftsteilen. Roman Weidenfeller im Tor patzte mehrmals, die Abwehr mit Owomoyela, Santana, Subotic und Dede bzw. Schmelzer wirkte in vielen Situationen richtig fahrig, im Mittelfeld überzeugte eigentlich nur Nuri Sahin und im Angriff herrschte nach dem Abgang von Alex Frei oft die große Flaute. Der Abgang des Schweizer Nationalspielers war doch nicht so leicht zu kompensieren.
Schmerzlich vermissen die Dortmunder zudem den verletzten Kapitän Sebastian Kehl auf der 6er-Position, der nicht zu ersetzen ist, auch wenn auf dieser Position mit Mats Hummels und Sven Bender Alternativen für die Zukunft da sind.
Im Vergleich zu früheren Jahren blieb es allerdings im BVB-Umfeld ruhig, Trainer Jürgen Klopp und die Verantwortlichen trotzten allem Krisen-Gerede, werteten das matte 1:1 in Hannover als Schritt in die richtige Richtung. In dieser Woche folgte am Dienstag ein souveräner 3:0-Erfolg im DFB-Pokal beim Zweitligisten Karlsruhe. Und zumindest Lucas Barrios, Neuzugang von Colo Colo aus Chile und Nachfolger von Frei, tankte mit zwei Treffern Selbstvertrauen. Verständlicherweise hatte der „Welttorjäger“ zu Beginn einige Umstellungsprobleme, das Tempo in der Liga war für ihn um einiges zu schnell. Allerdings zeigte er schon, dass er weiß, wo das Tor steht – und das zeichnet einen Torjäger aus.
Schalke: Der neue Messias
Die Fans und den Boulevard hat er schon überzeugt: „Magath bei den Fans schon Meister der Herzen“ titelte BILD vor kurzem. Besonders gut bei den Anhängern kam dabei an, dass „Quälix“ die hochdotierten Schalker Profis in der Vorbereitung mit Medizinbällen malochen ließ. Auf Schalke kann man eben immer noch mit einfachen Gesten das Volk erfreuen. Vielleicht schweißt aber auch die Finanzmisere des Clubs Anhang und Mannschaft zusammen.
Felix Magath, der Meistertrainer aus Wolfsburg, soll die Blauen wieder nach oben führen. Erwartungsgemäß ließ er dabei keinen Stein auf dem anderen und überraschte mit vielen jungen Spielern, die vorher kaum einer kannte: Zambrano, Moritz, Kenia, Schmitz oder Pliatsikas – sie alle könnten am Samstag in der Startformation stehen. Und zumindest seinem „Stürmerstar“ Farfan hat der Fußball-Lehrer offensichtlich richtig Beine gemacht, denn der Peruaner trumpft in dieser Saison richtig stark auf.
Mit drei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen fiel der Gelsenkirchener Start durchaus zufrieden stellend aus, spielerisch konnte die Mannschaft aber kaum überzeugen. Das, so Magath, sei allerdings auch noch nicht zu erwarten. Mal sehen, wer am Ende wen schafft – Magath Schalke oder Schalke Magath.
In den Niederlanden führt übrigens nach sieben Spielen der PSV Eindhoven ungeschlagen die Tabelle an: Trainer dort ist ein gewisser Fred Rutten, „als spielerischer Impulsgeber“ (kicker) überzeugt Orlando Engelaar.
Tipp
Es wird nichts für Fußball-Ästheten, Dortmund gewinnt 2:1.
Erinnerungen an ein denkwürdiges Revierderby aus dem September 2008: 3:0 führte Schalke beim BVB, war gegen desolate Dortmunder völlig überlegen und wollte den Gegner jetzt vorführen. Doch dann kam Alex Frei - und Schalke hatte zum Schluss Glück, dass Borussia nicht noch das 4:3 gelang. Idee und Film stammen von Sebastian Landeskroener und Uwe Sittig.
Der 17. September 2009 dürfte zukünftig ein denkwürdiges Datum im österreichischen Fußball werden. Am 1. Spieltag der neuen Europa League waren es die Kicker aus unserem fußballerisch oft belächelten Nachbarland, die für die Schlagzeilen sorgten. Rapid Wien schlug den Hamburger SV mit 3:0, die Plastikbullen aus Salzburg gewannen durch ein Last-Minute-Tor mit 2:1 beim italienischen Vertreter Lazio Rom. Da fällt es weniger ins Gewicht, dass Austria Wien (0:3 bei Athletic Bilbao) und Sturm Graz (0:1 gegen Dinamo Bukarest) den Platz als Verlierer verließen. Zumal es schon ein Erfolg ist, dass vier österreichische Klubs überhaupt die Gruppenphase der Europa League erreicht haben.
Besonders die Anhänger des Wiener Traditionsclubs Rapid werden später noch ihren Enkeln vom großartigen 3:0 gegen den Hamburger SV, immerhin Tabellenführer der Bundesliga, erzählen. Siege gegen den großen Nachbarn – siehe Cordoba 1978 – schmecken eben besonders gut. „Rapid marschiert, Wien regiert, der HSV wurde paniert“, titelte ein poetisch durchaus begabter Redakteur auf der Rapid-Homepage. Der Rapid-Sieg war hochverdient, der pomadig wirkende HSV fand nie ein Mittel gegen das gut eingestellte Team von Peter Pacult, früher schlitzohriger Stürmer in Diensten des TSV 1860 München.
Herausragend bei Rapid war ein Deutscher: Steffen Hofmann, einst bei Bayern Münchens zweiter Mannschaft und nochmals kurz beim TSV 1860 München aktiv, dirigierte die Grün-Weißen meisterlich und brachte mit einem direkt verwandelten Freistoss, bei dem die komplette HSV-Abwehr einschließlich Torwart Rost ganz schlecht aussah, die Österreicher in Führung.
Der Prater bebte
Ironie des Schicksals: Der HSV erlebte diese schwarze Stunde seiner Vereinsgeschichte ausgerechnet im Ernst-Happel-Stadion, benannt nach dem Trainer, mit dem die Hanseaten die größten Erfolge ihrer Vereinsgeschichte feierten. Aber Happel war auch eine Rapid-Legende und hätte zweifellos seinen Spaß an der Darbietung seiner Mannschaft gehabt – wie die grün-weißen Fans, die einen unglaublichen Support hinlegten und den „Prater zum Beben brachten“.
Ob die Anhänger von Red Bull Salzburg ihr Stadion auch in einen solchen Hexenkessel verwandeln können, ist hingegen mehr als fraglich. 2:1 gewann die Limonaden-Firmenelf überraschend bei Lazio Rom. Nur einer wird sich ärgern: Trainer Huub „Die 0 muss stehen“ Stevens, der die Salzburger eigentlich in die Champions League führen sollte. Das gelang nicht, weil sich die Israelis von Maccabi Haifa als zu stark erwiesen. Ansonsten sind mir die Plastikbullen einfach nur suspekt, weil sie dem Ursprungsverein Austria Salzburg die Identität nahmen und das ganze Red Bull-Konzept nur dazu dient, mehr von dem klebrigen Zeug zu verkaufen. Der wahre Verein in Salzburg heißt immer noch Austria, ist Tabellenführer der 1. Landesliga und trifft am Samstag auf den UFC Maria Alm.
Es war so wie immer: Nach fünf Minuten gab es den ersten Werbeblock. ran ist wieder da – unter dem Namen seiner einstigen Bundesliga-Sendung überträgt SAT 1 ab dieser Saison die Spiele der Champions League und der neuen Europa League, dem Nachfolger des UEFA-Cups. Im letzten Jahr war SAT 1 zwar auch schon Free-TV-Sender der europäischen Königsklasse, doch da war man nur Abspielstation für Premiere: Bilder, Moderatoren und Reporter kamen vom Pay-TV.
Jetzt setzt der Privatsender wieder auf eigenes Personal und hat dafür tief in die Schatulle griffen: Moderieren wird neben Oliver Welke der unvermeidliche Johannes B. Kerner, frisch vom ZDF verpflichtet, als Experte wird ein gewisser Franz Beckenbauer seinen Senf dazu geben.
Gestern war die „richtige“ Premiere, nachdem SAT 1 schon die Qualifikation des VfB Stuttgart gegen die Rumänen aus Timisoara übertragen hatte. Der excellente Wolf Fuß kommentierte den Auftritt der Stuttgarter gegen die Glasgow Rangers und sparte nicht an Kritik, nachdem die Schwaben nach gutem Beginn und schneller 1:0-Führung harmlose Schotten richtig stark machten. Am Ende hatte der VfB sogar Glück, dass die Rangers nicht noch das 2:1 schossen.
Der sachliche Stil von Reporter Fuß passte eigentlich nicht zum ran-Stil, mit dem der Privatsender in den neunziger Jahren die Fußball-Präsentation ziemlich veränderte oder „revolutionierte“, so der damalige ran-Chef Reinhold Beckmann.
Boulevard
1992 erwarb der Privatsender die Erstverwertungsrechte der Fußball-Bundesliga und was dann folgte, war eine ziemliche Kulturrevolution in der Art, wie über Fußball berichtet wird. Glich die Sportschau in ihrem sachlichen und manchmal drögen Stil dem kicker, kam SAT 1 mit ran im Boulevard-Stil von Bild oder Sport-Bild in die Wohnzimmer: bunt, schrill – und meist ziemlich nervend.
Der erste Schock für den Zuschauer waren die zahlreichen Werbeunterbrechungen, die sich über die Sendung verteilten. Das kannte der nämlich nicht von den öffentlich-rechtlichen Sendern. In der ARD-Sportschau waren in 60 Minuten die Spiele ohne Werbung durch, ran am Samstag dauerte über zwei Stunden.
Einer der größten Nervensägen bei ran war Reporter Jörg Dahlmann. Hier flippt er allerdings mal zu recht aus – das Tor von Jay Jay Okocha war wirklich sehenswert.
Beckmann und seine Truppe machten den Fußball zur bunten Unterhaltungsshow, blähten jeden noch so müden Kick zum Wahnsinnsevent auf. Zahlreiche Kameras dokumentierten nicht nur das Geschehen auf dem Spielfeld. Tore wurden in unzähligen Wiederholungen regelrecht zelebriert – inklusive Tor- und Trainerjubel. „Wer genau hinschaut und konditionell auf der Höhe des Privatfernsehens ist, der kann zwischen Werbespots, dem organisierten Frohsinn im ran-Studio und all den nichtssagenden Interviews Rudimente von Fußball entdecken“, urteilte 1996 die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ).
Mich nervte die Sendung irgendwann so sehr, dass ich sie am Samstag gar nicht mehr geschaut habe, dafür die Spiele abends im ZDF-Sportstudio bzw. am Sonntag bei Bundesliga pur im DSF guckte. Eine Dauerlösung war das allerdings nicht – irgendwann landete ich als damaliger Fußballjunkie wieder in der bunten ran-Welt.
2001 gab es den ersten Dämpfer: Damit Premiere mehr Abos verkauft, begann ran zu Beginn der Saison 2001/2002 erst um 20:15 Uhr. Nur die Zuschauer machten nicht mit – die Einschaltquoten waren katastrophal, nach drei Spieltagen begann die Sendung um 19 Uhr und endete um 20:15 Uhr. Nur 75 Minuten Sendezeit hatten den großen Vorteil, dass man sich auf das Spiel konzentrieren musste und nicht irgendwelche Nebensächlichkeit aufgebauscht werden konnten.
2003 verlor SAT 1 die Rechte für die Bundesliga, Geld verdient hatte der Sender mit ran in keinem Jahr. Doch wer heute eine Sportsendung in Deutschland sieht, der merkt schnell, dass der ran-Stil inzwischen inzwischen fast überall in die Berichterstattung eingeflossen ist.
Ich habe keine Lust, groß etwas über das 1:5-Debakel von Borussia Dortmund gegen den FC Bayern München zu schreiben. Schnell abhaken und vergessen sollte die Devise sein. Dafür geht der BVB jetzt in Klausur, um danach wiedererstarkt die Bundesliga aufzumischen. Nur zwei Anmerkungen:
• Das Ergebnis fiel zu hoch aus, obwohl der FC Bayern in der zweiten Halbzeit schon deutlich besser war und es enttäuschend war, wie lethargisch sich sowohl das Dortmunder Team als auch die BVB-Fans präsentierten. In der ersten halben Stunde war Borussia hingegen das bessere Team.
• Wenn der FC Bayern München mit diesen Individualisten im Offensivbereich nicht Deutscher Meister wird, dann sollten sich Trainer van Gaal und die Verantwortlichen ernsthaft fragen, ob sie nicht in anderen Berufen besser aufgehoben wären. Gomes, Olic, Ribery, Robben, dazu die fehlenden Toni und Klose - besser ist keine Mannschaft in Deutschland im Offensivbereich besetzt. Und dann haben sie noch einen Thomas Müller aus dem eigenen Nachwuchs, der dem BVB mit zwei Toren endgültig den Garaus machte.
Ja, die Bayern, manchmal verursachen sie doch mehr als nur Pickel. Auch bei Norbert Dickel, Stadionsprecher, Radiokommentator und ehemaliger "Held von Berlin": Sein Kommentar aus dem BVB-Netradio stammt aber nicht vom Samstag, sondern aus dem Februar, als der BVB in München gastierte.