Noch einmal Rock on Ruby
Andere zählen die noch verbliebenen Sandbahnrenntage bis zum Frühlingsbeginn, für mich beginnt der Frühling Mitte März mit dem Cheltenham Festival (12. bis 15. März), dem Gipfeltreffen der besten Hindernispferde aus England/Irland. Wie in den Jahren zuvor blickt diese Kolumne auf die wichtigsten Rennen des Festivals. Den Anfang macht die Champion Hurdle, der Höhepunkt des Dienstags. Im letzten Jahr dachte ich, der Sieger steht mit dem Unter-Pari-Favoriten Hurricane Fly fest und wettete Rock on Ruby auf Ita (Platz 2) – etwas, was ich sonst nie mache. Die gerechte Strafe: Rock on Ruby gewann – und ich ging leer aus. Die wichtigsten Kandidaten im Überblick.

Hurricane Fly (Trainer W.P. Mullins): Auch in diesem Jahr der deutliche Favorit. Der 2011-Champion Hurdler gewann seine drei Starts in dieser Saison mit unglaublicher Leichtigkeit, die Bilanz von 15 Siegen bei 17 Starts ist grandios. Ein Rennen, wo der Montjeu-Sohn „patzte“, war die 2012-Champion Hurdle, als er als „Unverlierbarer“ nur Dritter wurde. Die Gegner sind aber deutlich stärker als in den irischen Rennen und da wieder Halb-Irland ihn als „Bankpferd des Festivals“ spielen wird, wird die Quote viel zu niedrig sein. Das gibt es interessantere Alternativen.

Zarkandar (Paul Nicholls): „Er ist klein, er ist hart, er ist im richtigen Alter und er hat in dieser Saison noch nichts falsch gemacht“, sagt Trainer Paul Nicholls. Drei Starts, drei Siege lautet die Bilanz des so makellos gezogenen Wallachs und dabei besiegte er die Mitbewerber Grandouet und Rock on Ruby (von denen er jedoch Gewicht bekam) auf dem neuen Kurs in Cheltenham. In der letztjährigen Champion Hurdle machte Zarkandar die beste Arbeit zum Schluss – nur da war das Rennen schon entschieden. Und dieser Fakt bereitet Nicholls ein wenig Bedenken, denn die Champion Hurdle wird auf dem alten Kurs gelaufen, der fast einen Furlong (ca. 200 Meter) weniger sei und entsprechend „schärfer“ wäre. Das ist in der Tat ein Nachteil.

Rock on Ruby (Harry Fry): Der Sieger des Vorjahres – und das sah schon großartig aus, wie er auf der Zielgeraden noch mal zulegte und sich von den Gegnern löste. Damals war noch Paul Nicholls der Trainer; Harry Fry Assistent. Jetzt hat Fry die volle Verantwortung und seine Pferde laufen erstaunlich gut in seiner Rookie-Saison. Rock on Ruby ist natürlich das Aushängeschild des Stalles, steigerte sich in der Vorbereitung Stück für Stück, profitierte zuletzt aber in Doncaster vom Sturz des unglücklichen Darlan. „Das Rennen war perfekt für die Vorbereitung“, berichtet Harry Fry. „Er liebt Cheltenham“, meint Jockey Noel Fehily. Fünf Starts, 2 Siege, drei Plätze lautet die eindrucksvolle Bilanz auf der Bahn.

Grandouet (Nicky Henderson): Nach dem Ausfall von Darlan wohl die beste Chance aus dem Henderson-Stall. Das 6-to-follow-Pferd dieser Kolumne gab ein starkes Comeback nach über einjähriger Pause hinter Zarkandar in Cheltenham, verpasste aber seinen letzten Start in der Kingswell Hurdle in Wincanton wegen einer leichten Verletzung. Nichts Ernstes, versicherte umgehend sein Trainer. Chancenreicher Teilnehmer, nur die ganzen Verletzungen stören mich etwas.

Binocular (Nicky Henderson): Der Sieger aus dem Jahr 2010, gab ein ordentliches Jahresdebüt in der Irish Champion Hurdle, ohne Hurricane Fly gefährden zu können. Die Formen nach dem Champion Hurdle-Triumph lesen sich alle ganz ordentlich, doch so gut wie 2010 ist er nicht mehr. Das liegt auch an mehreren Verletzungen.

Khyber Kim (Nicky Henderson): Zufriedenstellendes Comeback nach fast zweijähriger Pause, obwohl chancenlos gegen Zarkander. 2010 schon Zweiter hinter Binocular. Zu diesem Zeitpunkt wurde Khyber Kim, der immer als hoch veranlagtes Pferd galt, noch trainiert von Nigel Twiston-Davies. Jetzt ist der Wallach wieder in der Obhut von Nicky Henderson, der ihn auch schon mal betreut hat. Es wäre allerdings ein mittleres Wunder, wenn der Wallach im zarten Alter von elf Jahren gewinnen würde.

Cinders and Ashes (Donald Mc Cain): In der letzten Saison imponierender Sieger in der Supreme Novices Hurdle gegen Darlan, in diesem Jahr gab es allerdings zwei eher schwache Vorstellungen auf schwerem Boden. Ob es nur der Boden war oder die zeitweise etwas schwache Gesamtform von Trainer Mc Cain – ganz würde ich ihn auf normalem Geläuf nicht abschreiben. Außenseiter mit Perspektive.

Countrywide Flame (John Quinn): Vielseitiger Haafdh-Sohn, hat auch gutes Format auf der Flachbahn (unter anderem Zweiter im Cesarewitsch), triumphierte im letzten Jahr als 33.1-Außenseiter in der Triumph Hurdle und bestätigte diese Form unter anderem gegen Cinders and Ashes in Newcastle. Vielleicht fehlt ihm aber etwas der Speed, um gegen die besten Hürdler zu bestehen.

Urteil:
Rock on Ruby liebt Cheltenham und läuft zur Höchstform auf, wenn er die Hügel dort sieht. Das wird auch in diesem Jahr so sein, auch wenn es gefährliche Gegner wie Grandouet oder Zarkander gibt. Hurricane Fly muss erst mal beweisen, ob wirklich noch so gut ist wie vor zwei Jahren.

Quellen: Sporting Life, ATR



Rückblick ins Jahr 1971: Bula schlägt Persian War und triumphiert eindrucksvoll in der Champion Hurdle. Ein Jahr später wiederholt der Wallach diesen Erfolg.