Am Abend Deutschland gegen Dänemark bei der EM, am Nachmittag Galopprennen in Dortmund-Wambel – nette Kombination für einen Sonntag. Vereinzelt waren dann auch Deutschland-Trikots zu sehen, doch dieser Nachmittag gehörte dem Galopprennsport. Der Renntag um den Großen Preis der Wirtschaft, ein Gruppe 3-Rennen dotiert mit 55 000 Euro, zählt zu den Traditionsterminen der Dortmunder Galopprennbahn. So lange ich Rennbahnen besuche, gibt es diesen Renntag – leider einer der wenigen Termine im Dortmunder Sommer.
Mancher Name, der heute als Deckhengst wieder im Rennprogramm auftaucht, konnte sich einst in die Siegerliste eintragen:
Lord of England etwa oder
Soldier Hollow. Ich erinnere mich hingegen mit Freude an eine meiner lukrativsten Zweiterwetten, die ich in Deutschland gemacht habe:
Iron Fighter vor
Enharmonic zu Beginn der neunziger Jahre.
Gefeierter Gewinner: All Shamar nach seinem Erfolg im Großen Preis der Wirtschaft
Sieger des Tages
Spätestens nach seinem zweiten Platz zum großen Derbyfavoriten
Novellist in Frankfurt zählte
All Shamar zur Creme des Derby-Jahrgangs. So wie er in Dortmund die keinesfalls schlechte Gegnerschaft besiegte, sollte der Dreijährige seinen Besitzern, dem Stall Pregel, noch einige Freude bereiten. Jockey Andrasch Starke hatte den Schützling von Trainer Waldemar Hickst immer im Vorderfeld placiert. Als es dann ernst wurde, löste sich All Shamar leicht und gewann mit zwei Längen vor
Theo Danon, Russian Tango und
Scalo. Als „sehr, sehr guten Dreijährigen“
charakterisierte Jockey Starke den Shamardal-Sohn. Extra für diesen Ritt brachte er einige Opfer: Denn 53,5 Kilogramm sind sein Gewichtsminimum.
Comeback des Tages
So recht war danach keiner klug. „Das war noch nicht der
Scalo, wie man ihn kennt“,
sagte nach dem Rennen sein Trainer Andreas Wöhler. Nur Platz 4 in einem Gruppe 3-Rennen klingt auf den ersten Blick für einen Gruppe 1-Sieger, der vor
Danedream das beste deutsche Pferd über längere Distanzen war, enttäuschend – allerdings: 2000 Meter sind für Scalo einfach zu kurz, auch wenn er einst eine Gruppe 2-Prüfung im französischen Deauville über diese Strecke für sich entscheid. In Dortmund fehlten die letzten Reserven – und so weit war er auch nicht geschlagen. Für das erste Rennen nach elfmonatiger Verletzungspause auf nicht passender Distanz sah das so übel nun auch wieder nicht aus.
Im Führring sah Scalo übrigens gut aus, rennfit wirkte er schon. Am besten gefiel mir aber
Tesey - nur das der Hengst abgeschlagen Letzter wurde. Da muss doch irgendetwas mit dem Pferd sein.
Ist das Glas jetzt halb voll oder halb leer? Scalo nach seinem Comeback...
Mann des Tages
Vier Siege und dazu noch zwei zweite Plätze: Nicht nur im Hauptereignis des Tages ritt Starke mit viel Erfolg. Der Kölner Jockey ist derzeit groß in Form, denn auch am Samstag in Düsseldorf war er mehrfach erfolgreich. Was mir immer wieder auffällt: Starke ist kein Reiter, der gerne von hinten mit viel Speed kommt (wie etwa Ryan Moore und Kieran Fallon, die Kollegen aus England). Starke postiert seine Pferde fast immer im erweiterten Vorderfeld und sucht relativ früh die Entscheidung. Diese Taktik beherrscht er wie kein anderer in Deutschland; dazu kommt, dass er für deutsche Verhältnisse ein starker Endkampf-Reiter ist. Und derzeit reitet er eben auf einer Welle des Vertrauens.
Stimmung des Tages
6000 Besucher waren nach Angaben des Dortmunder Rennvereins auf der Bahn. „Bei diesem schönen Wetter hätten wir uns ein paar Tausend mehr erhofft“, sagte hinterher Markus Sträter, Präsident des Rennvereins. Na ja, zu voll war die Bahn jedenfalls nicht.
Die Dortmunder Rennbahn ist wahrlich nicht schön, sie hat eher diesen herben westfälischen Charme, bei dem Schönheit eher nur lästiges Beiwerk ist. Immerhin habe ich Bekannte wieder getroffen, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe und von denen ich dachte, es gibt sie gar nicht mehr. Aber verändert haben sie sich nicht: Nach dem Rennen muss ein Sündenbock her, wenn die Wette nicht getroffen wurde. Und das ist in diesem Falle fast immer der Jockey….
Zu wenig Zuschauer? Himmelfahrt ist es erheblich voller auf der Dortmunder Rennbahn
Bilanz des Tages
Ich war reichlich spät auf der Bahn und wettete das erste Rennen nicht. Das war ein Fehler, denn eigentlich wollte ich
Diyalani spielen und der gewann für 69. Danach lief nicht mehr viel, ein paar zweite Plätze waren die beste Ausbeute. Nur einmal habe ich mich richtig geärgert: Beim Erfolg von
Manguinho über 2000 Meter, weil ich dachte, diese Strecke ist zu lang für das Pferd. Von wegen zu lang – das Pferd von Trainer Sascha Smrczek siegte zum lukrativen Toto von 92. Dumm gelaufen!