„Früher waren es die Fans und die Spieler, heute sind es Kunden und Produkte“, sagt Torro und schaut dabei leicht resigniert. Die Welt hat sich verändert, auch im beschaulichen Hoffenheim – Torro ist Uraltfan der TSG 1899 Hoffenheim und einer der Hauptfiguren des
Films „Hoffenheim – Das Leben ist kein Heimspiel“ von Frank Martin Pfeiffer und Rouven Rech.
Der Streifen begleitet den Verein von 2006 bis 2008: Es sind sportlich glorreiche Zeiten für den Klub des SAP-Gründers Dietmar Hopp. Vor nicht langer Zeit kickte der Verein noch in Bezirks- oder Kreisliga. doch Hopps Millionen tragen so langsam Rechnung. 2007 steigt 1899 in die 2. Liga auf, ein Jahr später folgt der Sprung in die Bundesliga. Zudem entsteht das neue Stadion in Sinsheim.
Der Film endet mit dem Spiel in die München, als Hoffenheim als Tabellenführer die Bundesliga rockte und zum Spitzenspiel bei den mächtigen Bayern gastierte. „Das Beste der Liga“, frohlockt Jochen A. Rotthaus über den DSF/Sport 1-Trailer – und kann den kometenhaften Aufstieg kaum fassen.
Gekränkt
An den besten Stellen fühlt sich der Zuschauer wirklich „mitten drin statt nur dabei“ – wenn die Geschäftsführung mit Sponsoren verhandelt, wenn sich die einzelnen Fangruppen über die zukünftige Entwicklung des einstigen Dorfklubs streiten und dieser Spagat zwischen Herz und Kalkül deutlich wird.
Natürlich spielt Dietmar Hopp – Hassobjekt vieler gegnerischer Anhänger – eine Rolle im Film, allerdings nicht die dominierende. „Dietmar Hopp, du Sohn einer H…“, skandieren die Gladbacher Fans – und aus Hopps Blick spricht das reine Entsetzen. Er ist offenbar tief gekränkt, es sieht so aus, als wenn er zum ersten Mal die Schmähungen der gegnerischen Anhänger mitbekommt - höchst eindrucksvoll.
Überhaupt keine Einblicke gibt es in den sportlichen Bereich. Trainer Ralf Rangnick äußert sich kurz im Auto, die Spieler erlebt man nur bei einem Besuch in der Tankstelle vor einem Auswärtsspiel, wo sie sich mit Süßigkeiten für die Fahrt eindecken. Darf man das als Profifußballer?
Und heute? Hopp ist immer noch sehr unbeliebt, auswärtige Fans werden allerdings per Lautsprecher übertönt und sportlich ist der Verein im Mittelmaß der Liga angekommen. Schon in der Rückrunde 2009 war der Höhenflug beendet, von den Helden von damals ist kaum noch einer im Verein. Die TSG auf dem Weg zu einem ganz normalen Bundesligisten?
Der Film lief am 4. Juni im ZDF und wie das leider auch so ist bei den Öffentlich-Rechtlichen: Gutes wird gerne sehr spät versendet. Das Ganze lief um 23.45. Zum Glück gibt es ja eine Mediathek, wo man diesen Beitrag ca. eine Woche lang noch einmal sehen kann.