Ziel erreicht: Labbadia muss gehen
Kein Wunder nach dem 1:5-Debakel von Hoffenheim: Der Hamburger SV hat seinen Trainer Bruno Labbadia entlassen – drei Tage vor dem Halbfinale in der Europa League beim FC Fulham in London.
Und irgendwie habe nicht nur ich den Eindruck, dass die Akteure des HSV an diesem Sonntag bewusst gegen ihren ungeliebten Coach gespielt haben. Das wird zwar kein Profi jemals zugeben, doch viel Gegenwehr leisteten die Hanseaten nicht bei einem Gegner, der selber in der Rückrunde meist desolate Leistungen bot.
Wenn ich nur die ersten drei Tore sehe: Beim 0:1 nach zwei Minuten verstolpert Mathijsen auf fast schon groteske Weise den Ball, beim 0:2 springt „Nationalspieler“ Jerome Boateng auch eher halbherzig mit hoch – Ibisevic sagt zweimal danke. Beim 3:0 laufen zwei Hamburger neben 1899-Verteidiger Eichner her, ohne auch nur den Ansatz zu machen, ihn ernsthaft zu stören. „Bei denen (den Hamburgern) stimmten die Zuordnungen nicht, fast allen Hamburgern fehlte es an Engagement“ schrieb der kicker in seiner Analyse. „Da fehlen mir die Worte“, kommentierte Piotr Trochowski nach dem Spiel.

Ein Mann für eine Serie
Dass das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaften zerrüttet war, war allerdings kein großes Geheimnis. Bruno Labbadia mag ein akribischer Arbeiter sein und einiges von Taktik verstehen, im Bereich Menschenführung muss der der einstige Vollblutstürmer noch einiges lernen. Spielzeiten unter Labbadia verlaufen ähnlich: Schon beim Zweitligisten Greuther Fürth lobten alle am Anfang seine Arbeit, die Mannschaft spielte sehr gut. Im Laufe der Zeit ebbten die Lobeshymnen jedoch ab, zum Schluss waren die Fürther Verantwortlichen froh, dass Labbadia den Verein Richtung Leverkusen verließ.
Das Gleiche bei der Werkself: Bayer bekam zu Beginn Komplimente ohne Ende für spektakuläre Spiele und mischte an der Tabellenspitze mit. Ihr Fußball-Lehrer galt als einer der zukünftigen Top-Trainer in Deutschland.
In der Rückrunde folgte dann jedoch der Absturz, das Verhältnis zwischen Mannschaft und Übungsleiter verschlechterte sich von Spiel zu Spiel und selbst der ansonsten eher zurückhaltende kicker schoss sich auf Labbadia ein.
Auch in Hamburg begann Labbadia viel versprechend, doch spätestens als die Tage kürzer wurden, setzten die ersten Konflikte ein. Die Hamburger Truppe ist zudem völlig überbewertet – einige große Namen, einige Talente, aber fast alle blieben in dieser Spielzeit unter den Erwartungen.
Der Traditionsverein wirkt wie ein Schiff ohne fähigen Kapitän: In den letzten sieben Jahren verschliss der HSV sieben Trainer. Und im Sommer feuerte Vereinsboss Bernd Hoffmann mit dem Sportlichen Leiter Dietmar Beiersdorfer denjenigen, der noch über den meisten Fußball-Sachverstand im Verein verfügte.