Freitag, 30. April 2010
Allererste Chancen für Ronja

Erster Erfolg beim ersten Lebensstart: Ronja gewinnt beeindruckend zweijährig in Krefeld. Ein größerer Sieg könnte folgen: Sie ist die Favoritin dieser Kolumne für die German 1000 Guineas.

Wer hat an der Uhr gedreht? Noch sind die Hindernis-Festivals in Punchestown und Aintree nicht ganz verarbeitet, stehen schon auf der Flachen die ersten Klassiker auf dem Programm. Den Auftakt in Deutschland machen wie immer die dreijährigen Stuten, die sich auf dem Düsseldorfer Grafenberg zu den 90. German 1000 Guineas (Gr. II, 1600 Meter) versammeln.
Es ist eine Prüfung, in der es hinterher bei den Favoritenwettern oftmals lange Gesichter gab, weil ein Außenseiter triumphierte. 2008 etwa hatte Briseida als vermeintlich dritte Schiergen-Farbe zum Kurs von 212 die Nase vorn, Shapira aus dem Stall von Trainer Andreas Löwe gewann 2004 sogar zum Kurs von 524.
Kein Zweifel: Das Rennen ist schwierig. Dreijährige Stuten, von denen sich viele über Winter verbessert haben, sind schwer prognostizierbar. Hinzu kommt der enge Düsseldorfer Kurs, der nicht jedem Pferd behagt.
Frontrenner haben auf der Grafenberger Bahn eine gute Bilanz. Siehe 2009, als Penny’s Gift den Sieg nach England ins Quartier von Richard Hannon mitnahm. Noch eindrucksvoller war 2007 der Erfolg von Mi Emma, die ihre Gegnerinnen regelrecht aus den Hufen galoppierte.
Andreas Wöhler trainierte Mi Emma und Wöhler ist auch zuständig für die wahrscheinliche Favoritin Neon Light. Die Stute aus dem Stall Titan ist nach zwei Starts noch ungeschlagen und imponierte 2009 besonders im Preis der Winterfavoritin, dem wohl besten deutschen Rennen für zweijährige Ladies. Und genauso wie Mi Emma mag Neon Light Rennen von der Spitze. Wenig aussagekräftig ist die Tatsache, dass die Stute Jahresdebütantin ist. Denn die Dreijährigen aus dem Wöhler-Quartier zeigten sich bei ihrem ersten Start bislang in großartiger Verfassung – nicht nur optisch.

Top-Zweijährige gegen Aufsteigerinnen
Danach folgt im Wettmarkt Vanjura aus dem Quartier von Roland Dzubasz in Hoppegarten. Auch sie zählte zweijährig zu den Spitzenstuten des Jahrgangs, gewann drei Rennen und unterlag in Baden-Baden nur Zazou, dem zur Zeit wohl besten Hengst des Jahrganges und zuletzt leicht im Busch-Memorial erfolgreich.
Zu den Aufsteigerinnen im Jahrgang gehört hingegen Ronja aus dem umtriebigen Stall Domstadt. Zweijährig einmal überzeugende Siegerin, gewann sie mit viel Speed den Henkel-Stutenpreis und schlug dabei mit dem englischen Gast Kinky Afro, Reine Heureuse, Prakasa, Devilish Lips, Artica sowie Genovesa Gegnerinnen, auf die sie am Samstag wieder trifft. Zugegeben, es war höllisch knapp auf den ersten Plätzen, doch wie Ronja aus fast unmöglicher Position beschleunigte, das sah richtig nach Rennpferd aus. Von den Kandidatinnen, die hinter ihr waren, schätze ich Reine Heureuse ziemlich hoch ein, zumal die Ostmann-Pferde ihren ersten Start traditionell meist noch brauchen.
Urteil: Was Egon nicht für den Stall Domstadt schaffte, könnte Ronja gelingen – einen Sieg in einem klassischen Rennen. Die Gegnerinnen sehe ich in Neon Light, Vanjura und Reine Heureuse. Für den Kurs von 140:10 ist der englischen Gast Kinky Afro definitiv eine kleine Wette wert.