In Dortmund war es ihm nicht vergönnt, ein Tor zu schießen. Dafür trifft Wolfgang Feiersinger hier im Dress von Austria Salzburg beim FC Linz.
„Eigentlich kann ich besser Ski fahren als Fußball spielen“, flachste Wolfgang Feiersinger locker auf einer Pressekonferenz im Spätsommer 1996. Verständlich – der Mann ist eben Österreicher und war vor kurzem von Austria Salzburg zu Borussia Dortmund gewechselt. Den Schmäh verstanden die humorresistenten Dortmunder Journalisten allerdings nicht: Der BVB ging kurz darauf 1:5 am Mönchengladbacher Bökelberg unter und Dortmunds österreichischer Neuzugang wurde permanent überlaufen. Nach 46 Minuten war für ihn Schluss – und die Dortmunder Journaille rieb dem Nationalspieler obigen Spruch hämisch unter die Nase.
Doch die Pressevertreter erkannten schnell, dass der gelernte Gendarm auch ordentlich Fußball spielen kann. Allerdings nicht auf der Außenposition, sondern als Libero und damit als Vertreter für den schon damals häufig verletzten Matthias Sammer.
Besonders in der Champions League offenbarte er seine Qualitäten. Feiersinger war nicht besonders antrittsschnell, antizipierte aber gut und bestach durch sein ausgezeichnetes Stellungsspiel. Im Gegensatz zu Sammer, der das Spiel unermüdlich antrieb, beschränkte sich sein Stellvertreter auf die Defensive
Von der Tribüne wirkt das häufig etwas lässig. Lässig kann aber nur der spielen, der das nötige Handwerkszeug hat – und der Österreicher hatte es. Die Südtribüne feierte ihn mit „Feiersinger, Feiersinger“-Chören, wenn er mal wieder elegant und scheinbar ohne großen Aufwand die Situation klärte und Dortmund ins Spiel brachte.
Schlag auf den Schädel
Doch Borussias Dortmunds Triumph in der Champions League 1997 war einer der bittersten Momente in der Karriere des Wolfgang Feiersinger. Im Finale gegen Juventus Turin saß er noch nicht einmal auf der Bank. „Es war die schwerste Entscheidung meiner Karriere“, erklärte sein damaliger Trainer Ottmar Hitzfeld später. „Feiersinger hatte super gespielt, doch Matthias Sammer war wieder fit. Und auf der Bank brauchte ich Rene Tretschok als Joker.“
„Es war wie ein Schlag auf den Schädel, ich hatte ja vorher jedes Spiel gemacht“, erinnert er sich jetzt in der kicker-Rubrik „Hallo,…, was machen sie jetzt“ (Seite 47). Erst im Laufe der Zeit fühlte er sich auch als Champions League-Sieger. Die Wunden sind verheilt: „Mit Ottmar Hitzfeld habe ich mich längst ausgesprochen“, betont Feiersinger.
1996 kam der österreichischer Nationalspieler und UEFA-Cup-Finalist von Austria Salzburg nach Dortmund. 2000 wechselte er zurück nach Österreich.
Heute bewirtschaftet er mit seiner Lebensgefährtin eine Hütte in den Kitzbühler Alpen. Im Westfalenstadion war er seit seiner aktiven Zeit nicht mehr, demnächst sei aber „wirklich mal wieder ein Besuch fällig“.
Die aktuelle Entwicklung beim BVB gefällt ihm gut. „Nach all den Turbulenzen spielt da wieder ein junges Team, mit dem sich die Leute identifizieren können. Das ist wichtig, wenn man in diesem Stadion spielt, dem schönsten der Welt“, sagt Feiersinger.