Dienstag, 9. Februar 2010
Harte Zeiten für Trainer im Galopprennsport
Es ist wieder die Zeit der Stallparaden in der Sport-Welt. In der Freitag-Ausgabe stellte das Fachblatt die aktiven Galopprennpferde der Trainer Andreas Trybuhl (Köln), Reiner Werning (Dortmund) und John David Hillis (München) vor. Wenn man die Daten mit den Vorjahren vergleicht, dann wird einem erst richtig bewusst, wie ernst die wirtschaftliche Situation im deutschen Galopprennsport ist.
Zum Beispiel bei der Anzahl der im Training befindlichen Vollblüter: Andreas Trybuhl in Köln-Weidenpesch hat 2010 laut aktueller Stallparade nur noch 32 Pferde im Stall, zum Vergleich: 2004 waren es noch 52 Pferde (Quelle Sport-Welt Special 2004), 2007 sogar 56 (Quelle Sport-Welt Special 2007). Das sind mehr als 20 weniger als vor drei Jahren – 2007, einem Jahr, wo viele dachten, schlechter kann die Lage gar nicht mehr werden. Logische Konsequenzen dieser Entwicklung: geringere Trainingsgelder durch die Besitzer, sinkende Einnahmen für den Trainer. Wie Trybuhl geht es vielen seiner Kollegen.

Lucky Strike
Dabei ist das ein Quartier, das durchaus erfolgreich agiert: In den Jahren 2000 bis 2005 ging es aus kleinen Anfängen richtig aufwärts; besonders die Sprinter wie Areion, Soave und natürlich der unverwüstliche Lucky Strike sorgten für Furore. Die Zahl der Siege 2009 lag zwar deutlich hinter dem Top-Jahr 2005, dennoch weist Trybuhl immer noch ein gutes prozentuales Verhältnis Starts – Siege auf (Quelle DVR).
Noch ein Trend zeigt sich im Trybuhl-Stall deutlich, der die mangelnde wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit des Galoppsports hierzulande dokumentiert: Fünf seiner 26 Erfolge 2009 feierte der 47jährige in Frankreich. Wirtschaftlich lohnt sich das für Trainer und Besitzer, weil die Preisgelder auf den französischen Bahnen deutlich höher sind.
Für die Attraktivität der Rennen auf Deutschlands Bahnen ist das allerdings schlecht: Denn die Pferde, die in unserem Nachbarland triumphieren, haben oft Ausgleich I und Ausgleich II-Niveau. Diese Handicaps der höheren Kategorie waren früher häufig richtige Wettrennen mit einer Vielzahl von Formpferden. Heute kommen sie hingegen oft gar nicht mehr zustande, weil sie durch die geringeren Preisgelder wenig attraktiv sind und es für Vollblüter dieser Klassen Alternativen gibt. Und darum sind in Deutschland eigentlich nur noch die Handicaps der unteren Kategorien quantitativ ausreichend besetzt.