Dienstag, 16. Februar 2010
Das Mc Coy-Denman-Desaster
Der 13. Februar 2010 dürfte ein Tag sein, den National Hunt-Championjockey Tony Mc Coy vielleicht später einmal als den Tiefpunkt seiner ansonsten tadellosen Karriere bezeichnen wird: Sein erster Ritt auf Denman, zweiter Favorit für den Cheltenham Gold Cup am 18. März, endete in der Aon Chase in Newbury mit einem Desaster. Der 11:10-Favorit beförderte nach einem Fehler am drittletzten Hindernis seinen Jockey zu Boden.
Und Mc Coy stand nach dem Rennen im Kreuzfeuer der Kritik. „…als wenn ein vollbeladener Öltanker Feuer gefangen hat“, formuliert es etwas dramatisch ein unbekannter Schreiber im englischen Racingforum.
Denn bereits im Vorfeld war eine lebhafte Debatte ausgebrochen: Die Entscheidung von Trainer Paul Nicholls und der Besitzer Harry Findlay und Paul K. Barber traf auf heftige Kritik. Mc Coy hatte Sam Thomas abgelöst, der „The Tank“ unter anderem zum Sieg im Cheltenham Gold Cup 2008 gesteuert hatte, allerdings inzwischen im Nicholls-Camp in Ungnade gefallen war.
„Mc Coys aggressiver, no-nonsense Stil passt nicht zum Stil von Denman“, sagt obiger Schreiber aus dem englischen Racingforum. Auch ich bin der Meinung, dass der Wallach keinen Jockey braucht, der ihn groß antreibt, sondern den sicheren Springer einfach im Rhythmus hält. Die große Stärke des Wallachs ist sein Galoppiervermögen, mit denen er an guten Tagen seine Gegner demoralisiert – gut zu sehen im Hennessy Gold Cup 2007.

Schuldlos
Nach dem Rennen war der Championjockey für viele der Buhmann. Allerdings: Lange sah es am Samstag so aus, dass Mc Coy und Denman ein neues Traumpaar bilden. Der Nicholls-Schützling sprang fast fehlerfrei, alles deutete auf einen lockeren Sieg des Favoriten hin.
Erst vier Hindernisse vor Schluss passierte das erste Malheur: Denman touchierte das Hindernis, sein Reiter konnte sich nur noch mit Mühe im Sattel halten. Niche Market zog vorbei und Mc Coy fing an zu reiten. Das gefiel Denman überhaupt nicht: Am nächsten Sprung verlor er völlig die Balance und beförderte seinen Jockey zu Boden. Beide verletzten sich glücklicherweise nicht.
Und Mc Coy trifft keine Schuld, wie das Rennvideo zeigt. Das Pferd war einfach müde war, die Konzentration fehlte. Ähnlich war es in Aintree im April 2009: Als Sam Thomas begann, den müden Denman energisch zu reiten, patzte dieser am Hindernis und warf seinen Reiter ab.
Für Trainer Paul Nicholls war der Verlauf der Aon Chase kein Grund zur Panik. „Denman ist 100 Prozent ok“, sagte er nach dem Rennen. In fünf Wochen im Gold Cup werde man ein anderes Pferd sehen. Nicholls gewann übrigens das Rennen mit seinem zweiten Starter Tricky Trickster, der Niche Market noch auf der Linie im Stile eines großen Stehers abfing.
Und auch für Tony Mc Coy war nicht nur Düsternis angesagt: Mit Get Me Out Of Here siegte er in der hochdotierten Totesport Trophy.