Mein Gott Lothar
„Irgendwo erwartest du auch ein mal ein bisschen Hilfe. Irgendwo mal so einen kleinen Zuspruch“: Lothar Matthäus glaubt nicht immer an Gott – sagt er zumindest dem kicker. Das Gespräch mit dem deutschen Rekordnationalspieler (nicht online), der derzeit mal wieder private Schlagzeilen macht, bildet den Auftakt einer neuen Serie im Fachblatt. Klaus Smentek, seit kurzem dort Chefredakteur, „interviewt Spieler und Trainer, die im deutschen Fußball Geschichte geschrieben haben“ und möchte auch den Menschen hinter dem Spieler oder Trainer zeigen.
Boulevard-Geschichten wie diese sind ein Grund, warum der Name Lothar Matthäus oft für unfreiwillige Erheiterung sorgt. Sein Image ist im Keller: Während Leute wie Franz Beckenbauer oder Uwe Seeler quasi Heldenverehrung genießen, bekommt der gebürtige Franke als Trainer in Deutschland kein Bein auf die Erde. Dabei hat der Mann sportlich außergewöhnliches geleistet: 150 Länderspiele für Deutschland, Weltmeister 1990, UEFA-Pokalsieger 1991 und 1996, sieben Mal Deutscher Meister, Italienischer Meister 1989 mit Inter Mailand, Weltfußballer 1990 und 1991, Europas Fußballer des Jahres 1990…..



Mein Tagebuch vertont

„Ich weiß, dass in Deutschland viele Leute wissen, was ich geleistet habe. Aber ganz klar, in anderen Ländern würde man sich gegenüber solchen Leuten, die so viel geleistet haben, ganz anders verhalten“, sagt Matthäus. Auf die Frage, ob er nicht ganz schuldlos an seinem Image sei, antwortet er: „Sicher habe ich auch viele Fehler gemacht. Ich habe mich vielleicht zu oft zu allen möglichen Dingen geäußert. Entscheidend ist aber auch, dass ich total als Spieler von Bayern München gelte. Ich habe zwar auch für woanders gespielt, aber für die Leute generell ist Lothar Matthäus nicht Mönchengladbach, nicht Inter Mailand, sondern er ist Bayern München.“ Deswegen seien auch Engagements als Trainer in Frankfurt und Nürnberg am Widerstand der Fans gescheitert.

Gute Freunde stehen zusammen
Vielleicht liegt es aber an der Nähe zu Bild und Sport-Bild: Zu den Blättern aus dem Springer-Verlag pflegte Matthäus schon als Spieler ein inniges Verhältnis. Auf die Freunde beim Boulevard kann er sich immer noch verlassen: Immer wenn in der Bundesliga ein Trainerjob frei wurde, brachte Bild den Trainer Matthäus ins Gespräch – und schreckte damit eventuelle Interessenten ab, denn welcher Verein möchte seine Interna am nächsten Tag brandaktuell bei Bild lesen.
So beschränkt sich seine Tätigkeit in Deutschland bislang nur auf das Jux-Team Borussia Banana für den Fernsehsender RTL 2; ansonsten trainierte Matthäus Teams in Österreich, Serbien, Ungarn, Brasilen und zuletzt Israel. Dabei sei er „jemand, der ganz professionell arbeitet, ins Detail geht, versucht die Mannschaft zu erreichen, die Mannschaft zu verbessern.“
Immerhin hat er die Wurzeln zu seinem erlernten Beruf Raumausstatter noch nicht verloren. „Wenn ich zum Beispiel in ein Hotelzimmer komme, gefällt mir oft die Anordnung der Möbel oder Lampen nicht. Da nehme ich mir schon ein paar Minuten, um einige Sachen so zu verändern, wie es mir optisch besser gefällt.“