Ab Sonntag blickt die Fußball-Öffentlichkeit zum ersten Mal nach Afrika: Am 10. Januar startet in Angola mit dem Eröffnungsspiel der Gastgeber gegen Mali der 27. Afrika-Cup. Im Juni folgt bekanntlich die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika.
Für den Kontinent eine große Chance, am Image zu arbeiten. „Die wichtigste Aufgabe wird 2010 sein, das Bild zu ändern, das die Menschen von Afrika haben, wir müssen dem Rest der Welt zeigen, was Afrika kann", zitiert die taz Anthony Baffoe, einst Bundesligaspieler in Köln und Düsseldorf und heute Teammanager Ghanas.
Angola steht im Januar im Blickpunkt des Interesses: eine noch junge Nation, erst 1975 unabhängig geworden und bis 2002 von einem blutigen Bürgerkrieg geplagt. Es grenze fast ein Wunder, schreibt der kicker in seiner Print-Ausgabe vom Montag, „dass die vier Spielstätten in der Hauptstadt Luanda, in Cabinda, in Benguela und Lubango rechtzeitig fertig geworden sind“. Für die Gastgeber ist die Organisation eine Herkules-Aufgabe, aber sie sind optimistisch und hoffen, von der verbesserten Infrastruktur zu profitieren – ähnlich wie Mali, Veranstalter 2002.
Sportlich wird es für Angola, immerhin 2006 in Deutschland bei der WM dabei, schwierig. In der Afrika-Qualifikation scheiterten die „Palanca Negras (Schwarze Antilopen)“ bereits in Runde 2 an Benin. Die Favoriten tragen andere Namen: Da wären zum einen die fünf WM-Teilnehmer Elfenbeinküste, Kamerun, Ghana, Nigeria und Algerien. Ägypten gewann die letzten beiden Turniere, scheiterte in der WM-Qualifikation aber an Algerien. Auch mit Tunesien sollte zu rechnen sein. Für Freunde interessanter Aussenseiter empfehlen sich Mali, Benin und Burkina Faso; drei Nationen, die sich in der WM-Qualifikation ganz achtbar schlugen.
Exodus
Aufschlussreich ist ein Blick in die offizielle Spielerliste: Es gibt eigentlich keine Profiliga in Europa, in denen afrikanische Fußballer nicht am Ball sind. Sie kicken in Moldawien, Bulgarien, Norwegen oder Kroatien, in der zweiten französischen oder zweiten deutschen Liga – aber auch in den Top-Ligen wie die großen Namen Samuel Eto’o (Kamerun/Inter Mailand), Didier Drogba (Elfenbeinküste/Chelsea London), Michael Essien (Ghana/Chelsea London) und Frederic Kanoute (Mali/FC Sevilla), die selbstverständlich bei dieser Prestige-Veranstaltung dabei sind. Aus Deutschlands Profiligen kommen 21 Spieler, darunter vom BVB Mohammed Zidan, der für Ägypten auf Torjagd geht.
Die Liste dokumentiert auch ein großes Problem: Es gibt keine funktionierenden Profiligen (Ausnahme vielleicht Ägypten oder Südafrika) auf dem Kontinent, irgendwann landet fast jeder talentierte Spieler - oftmals mit Hilfe dubioser Berater - in Europa.
Interessant dürfte zudem sein, wie sich das sportliche Niveau entwickelt. Immer wenn ich mir bei den Veranstaltungen zuvor Spiele angeschaut haben, waren das Begegnungen, bei denen sich die Mannschaften taktisch quasi selbst neutralisierten. Nur die oftmals unsicheren Torhüter sorgten für Unterhaltung.
Afrikas Fußball stagniert. Die Prognosen, dass beispielsweise Nigeria oder Kamerun bei einer WM in naher Zukunft ein Finale erreichen werden, erwiesen sich als falsch. Was nicht verwundert: Nigeria hatte zum Beispiel immer wunderbare Fußballer, doch es fehlt einfach an Kontinuität und Strategie. Wer jedes halbe Jahr einen neuen Trainer (am besten irgendeinen Europäer) für viel Geld holt, der nach kurzer Zeit wieder fliegt, darf sich nicht wundern, das sein Team nur aus eitlen, egoistischen Diven besteht. Und auch Shaibu Amodu, einheimischer aktueller Coach der Super Eagles, steht schon wieder zur Diskussion, falls er nicht mindestens das Halbfinale erreicht.
Ein Land fehlt übrigens: WM-Gastgeber Südafrika scheiterte frühzeitig. Wenigstens dort dürfte es drei ruhige Wochen geben.